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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Elftes Kapitel.

Die Schatten bedeckten schon beinahe den ganzen breiten spanischen Platz, als der Marquis und der Professor Arm am Arm die Treppe des Monte Pincio hinunterstiegen. Während sie auf einem Absatze derselben rasteten und der alte Herr nach einem heftigen Anfalle seines Hustens wieder Athem schöpfte, zeigte ihm sein unermüdlicher Cicerone gerade gegenüber das Hotel des spanischen Gesandten. Sehen Sie dort die beiden Fenster rechts auf der Ecke der obersten Etage, bemerkte er dabei; da hat der junge Floridias gewohnt.

Floridias! Floridias! wiederholte, in sich zusammenfahrend, der Marquis und stützte sich, zitternd an Händen und Füßen, auf die Schulter seines Führers. Floridias! hab' ich recht gehört? Um Gottes willen, sagen Sie mir, lieber Professor, wie kommen Sie auf diesen Namen?

Ich habe Sie erschreckt, Herr Marquis, wie ich sehe; aber es ist ohne meine Schuld geschehn. Ich durfte nach dem, was der Herr Doctor mir gesagt hat, voraussetzen, daß dieser Name nichts Ueberraschendes für Sie haben könnte.

Was hat Ihnen gesagt der Doctor? Was weiß er von dem Namen? Nichts weiß er.

Daß Sie schon in Bologna von dem jungen Spanier gehört hätten und gern etwas Näheres über ihn zu wissen wünschten. Das fiel mir jetzt eben ein,

Elftes Kapitel.

Die Schatten bedeckten schon beinahe den ganzen breiten spanischen Platz, als der Marquis und der Professor Arm am Arm die Treppe des Monte Pincio hinunterstiegen. Während sie auf einem Absatze derselben rasteten und der alte Herr nach einem heftigen Anfalle seines Hustens wieder Athem schöpfte, zeigte ihm sein unermüdlicher Cicerone gerade gegenüber das Hotel des spanischen Gesandten. Sehen Sie dort die beiden Fenster rechts auf der Ecke der obersten Etage, bemerkte er dabei; da hat der junge Floridias gewohnt.

Floridias! Floridias! wiederholte, in sich zusammenfahrend, der Marquis und stützte sich, zitternd an Händen und Füßen, auf die Schulter seines Führers. Floridias! hab' ich recht gehört? Um Gottes willen, sagen Sie mir, lieber Professor, wie kommen Sie auf diesen Namen?

Ich habe Sie erschreckt, Herr Marquis, wie ich sehe; aber es ist ohne meine Schuld geschehn. Ich durfte nach dem, was der Herr Doctor mir gesagt hat, voraussetzen, daß dieser Name nichts Ueberraschendes für Sie haben könnte.

Was hat Ihnen gesagt der Doctor? Was weiß er von dem Namen? Nichts weiß er.

Daß Sie schon in Bologna von dem jungen Spanier gehört hätten und gern etwas Näheres über ihn zu wissen wünschten. Das fiel mir jetzt eben ein,

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[0081] Elftes Kapitel. Die Schatten bedeckten schon beinahe den ganzen breiten spanischen Platz, als der Marquis und der Professor Arm am Arm die Treppe des Monte Pincio hinunterstiegen. Während sie auf einem Absatze derselben rasteten und der alte Herr nach einem heftigen Anfalle seines Hustens wieder Athem schöpfte, zeigte ihm sein unermüdlicher Cicerone gerade gegenüber das Hotel des spanischen Gesandten. Sehen Sie dort die beiden Fenster rechts auf der Ecke der obersten Etage, bemerkte er dabei; da hat der junge Floridias gewohnt. Floridias! Floridias! wiederholte, in sich zusammenfahrend, der Marquis und stützte sich, zitternd an Händen und Füßen, auf die Schulter seines Führers. Floridias! hab' ich recht gehört? Um Gottes willen, sagen Sie mir, lieber Professor, wie kommen Sie auf diesen Namen? Ich habe Sie erschreckt, Herr Marquis, wie ich sehe; aber es ist ohne meine Schuld geschehn. Ich durfte nach dem, was der Herr Doctor mir gesagt hat, voraussetzen, daß dieser Name nichts Ueberraschendes für Sie haben könnte. Was hat Ihnen gesagt der Doctor? Was weiß er von dem Namen? Nichts weiß er. Daß Sie schon in Bologna von dem jungen Spanier gehört hätten und gern etwas Näheres über ihn zu wissen wünschten. Das fiel mir jetzt eben ein,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/81>, abgerufen am 06.05.2024.