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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.

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Elasticität, ich möchte sagen, der Seele bemeistern kann,
die den Metallen erst Leben und organisches Wachsthum, und
organische Beweglichkeit einhaucht -- so leuchtet hier von
neuem, und zwar durch das große Beyspiel von Großbritta-
nien
bekräftigt, die Nothwendigkeit ein, das eigentliche Geld
in der ewigen Vermittelung zwischen beyden Geldformen, der
persönlichen und der sächlichen, das heißt: wie den unsicht-
baren zwischen zwey Polen schwebenden Mittelpunct anzu-
schauen. Jeder Kaufmann, jeder Wirth begehrt bey seinem
Geschäft diesen mittleren schwebenden Standpunct, zwischen
dem allgemeinen Credit und der allgemeinen Waare zu erlan-
gen; und der Brittische Kaufmann ist, wenn er in seiner be-
sonderen Haushaltung dasselbe Gleichgewicht zwischen Credit
und Waare, zwischen dem Persönlichen und Sächlichen zu er-
richten und zu behaupten weiß, welches der Staat im Großen
glücklich zu Stande gebracht und behauptet, in dieser glück-
lichen Lage, vor allen andern Kaufleuten der Welt.

Um also die große Frage zu beantworten, was der eigent-
liche Werthmaaßstab für Großbrittanien, und aus dem Stand-
puncte der Brittischen Verfassung sey, wird die Erwägung eines
einzelnen Statutes oder Münzgesetzes so wenig hinreichen,
als die Erklärung eines einzelnen Engländers. Wie aber die
Vorzüglichkeit der Brittischen Verfassung überhaupt, in dem
Gleichgewichte des Persönlichen und Sächlichen liegt, und wie
das, durch das Parliament dargestellte Gleichgewicht zwischen
dem Geldinteresse und dem Landinteresse, zwischen dem Talent
und dem Besitz, zwischen dem Seyn und dem Haben, sich
in jeder besondern Haushaltung wiederholt; ja wie jeder

Theoret. Theil R

Elaſticitaͤt, ich moͤchte ſagen, der Seele bemeiſtern kann,
die den Metallen erſt Leben und organiſches Wachsthum, und
organiſche Beweglichkeit einhaucht — ſo leuchtet hier von
neuem, und zwar durch das große Beyſpiel von Großbritta-
nien
bekraͤftigt, die Nothwendigkeit ein, das eigentliche Geld
in der ewigen Vermittelung zwiſchen beyden Geldformen, der
perſoͤnlichen und der ſaͤchlichen, das heißt: wie den unſicht-
baren zwiſchen zwey Polen ſchwebenden Mittelpunct anzu-
ſchauen. Jeder Kaufmann, jeder Wirth begehrt bey ſeinem
Geſchaͤft dieſen mittleren ſchwebenden Standpunct, zwiſchen
dem allgemeinen Credit und der allgemeinen Waare zu erlan-
gen; und der Brittiſche Kaufmann iſt, wenn er in ſeiner be-
ſonderen Haushaltung dasſelbe Gleichgewicht zwiſchen Credit
und Waare, zwiſchen dem Perſoͤnlichen und Saͤchlichen zu er-
richten und zu behaupten weiß, welches der Staat im Großen
gluͤcklich zu Stande gebracht und behauptet, in dieſer gluͤck-
lichen Lage, vor allen andern Kaufleuten der Welt.

Um alſo die große Frage zu beantworten, was der eigent-
liche Werthmaaßſtab fuͤr Großbrittanien, und aus dem Stand-
puncte der Brittiſchen Verfaſſung ſey, wird die Erwaͤgung eines
einzelnen Statutes oder Muͤnzgeſetzes ſo wenig hinreichen,
als die Erklaͤrung eines einzelnen Englaͤnders. Wie aber die
Vorzuͤglichkeit der Brittiſchen Verfaſſung uͤberhaupt, in dem
Gleichgewichte des Perſoͤnlichen und Saͤchlichen liegt, und wie
das, durch das Parliament dargeſtellte Gleichgewicht zwiſchen
dem Geldintereſſe und dem Landintereſſe, zwiſchen dem Talent
und dem Beſitz, zwiſchen dem Seyn und dem Haben, ſich
in jeder beſondern Haushaltung wiederholt; ja wie jeder

Theoret. Theil R
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[257/0271] Elaſticitaͤt, ich moͤchte ſagen, der Seele bemeiſtern kann, die den Metallen erſt Leben und organiſches Wachsthum, und organiſche Beweglichkeit einhaucht — ſo leuchtet hier von neuem, und zwar durch das große Beyſpiel von Großbritta- nien bekraͤftigt, die Nothwendigkeit ein, das eigentliche Geld in der ewigen Vermittelung zwiſchen beyden Geldformen, der perſoͤnlichen und der ſaͤchlichen, das heißt: wie den unſicht- baren zwiſchen zwey Polen ſchwebenden Mittelpunct anzu- ſchauen. Jeder Kaufmann, jeder Wirth begehrt bey ſeinem Geſchaͤft dieſen mittleren ſchwebenden Standpunct, zwiſchen dem allgemeinen Credit und der allgemeinen Waare zu erlan- gen; und der Brittiſche Kaufmann iſt, wenn er in ſeiner be- ſonderen Haushaltung dasſelbe Gleichgewicht zwiſchen Credit und Waare, zwiſchen dem Perſoͤnlichen und Saͤchlichen zu er- richten und zu behaupten weiß, welches der Staat im Großen gluͤcklich zu Stande gebracht und behauptet, in dieſer gluͤck- lichen Lage, vor allen andern Kaufleuten der Welt. Um alſo die große Frage zu beantworten, was der eigent- liche Werthmaaßſtab fuͤr Großbrittanien, und aus dem Stand- puncte der Brittiſchen Verfaſſung ſey, wird die Erwaͤgung eines einzelnen Statutes oder Muͤnzgeſetzes ſo wenig hinreichen, als die Erklaͤrung eines einzelnen Englaͤnders. Wie aber die Vorzuͤglichkeit der Brittiſchen Verfaſſung uͤberhaupt, in dem Gleichgewichte des Perſoͤnlichen und Saͤchlichen liegt, und wie das, durch das Parliament dargeſtellte Gleichgewicht zwiſchen dem Geldintereſſe und dem Landintereſſe, zwiſchen dem Talent und dem Beſitz, zwiſchen dem Seyn und dem Haben, ſich in jeder beſondern Haushaltung wiederholt; ja wie jeder Theoret. Theil R

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/271>, abgerufen am 14.05.2024.