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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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nahmen sie zur selben Zeit und mit denselben verbun-
den ein 1; worauf aber, da Korkyra damals Korinth
unterworfen war, kein Anrecht der letztern Stadt auf
die Kolonie begründet werden konnte; Themistokles hatte
Unrecht, ihr ein solches beizulegen 2, und die Leuka-
dier hielten sich mit Recht fortwährend an die eigent-
liche Metropolis. Weiter folgt Korkyra selbst, des-
sen Pflanzung durch den Bakchiaden 3 Chersikrates als
ein Nebenzweig der Kolonie nach Syrakus vorgestellt
wird 4: aber sehr frühzeitig hatte es sich schon der
Mutterstadt als Nebenbuhlerin im Jonischen Meere ent-
gegengestellt; ja wahrscheinlich schon vor den Perserkrie-
gen deren alte Macht gebrochen. Noch jenseits liegt
Epidamnos, das zwar meist von Korkyräern, aber
unter Anführung eines Korinthischen Herakliden, Pha-
lios, Eratokleides Sohn, den jene mit einigen seiner
Landsleute nach altem Kolonialrechte zugezogen hatten,
(Ol. 38, 2. nach Euseb.) gegründet, und nachmals
noch durch Einwohner von Dyspontion in Pisatis ver-
stärkt worden war. Apollonia endlich legte ein Ko-
rinther, Gylax, noch unter Periander mit 200 seiner
Landsleute und einer größeren Anzahl Korkyräer an.

1 Petrizzopulo Saggio storico sulle prime eta dell' isola
di Leucadia
theilt eine angeblich fehr alte Inschrift mit, die
Boeckh so liest: pair o tou Menesikratous tou Koreitiou (Ko-
rinthiou) kai ouk Akarein (Akarnan) ieron t Apollonos kai
polein omonomatein materos keitisa tan en to Leukato, aber
auch zugleich den größten Zweifel an der Aechtheit des seltsamen
Monuments äußert.
2 Plut. Them. 24. aber die ganze Ge-
schichte ist schief dargestellt.
3 So Schol. Apoll. 4, 1212. und
aus Timäos zu V. 1216.
4 Doch setzte Timäos a. O. den
Chersikrates 600 Jahr nach dem Troerkriege, diesen aber nach Cen-
sorin de d. nat. 21. 417 Jahre vor Ol. 1. folglich jenen Ol. 46, 3.
in die Kypselidenzeit. -- vgl. Mustoxidi Illustrazioni Corciresi
1, 5. S. 65.

nahmen ſie zur ſelben Zeit und mit denſelben verbun-
den ein 1; worauf aber, da Korkyra damals Korinth
unterworfen war, kein Anrecht der letztern Stadt auf
die Kolonie begruͤndet werden konnte; Themiſtokles hatte
Unrecht, ihr ein ſolches beizulegen 2, und die Leuka-
dier hielten ſich mit Recht fortwaͤhrend an die eigent-
liche Metropolis. Weiter folgt Korkyra ſelbſt, deſ-
ſen Pflanzung durch den Bakchiaden 3 Cherſikrates als
ein Nebenzweig der Kolonie nach Syrakus vorgeſtellt
wird 4: aber ſehr fruͤhzeitig hatte es ſich ſchon der
Mutterſtadt als Nebenbuhlerin im Joniſchen Meere ent-
gegengeſtellt; ja wahrſcheinlich ſchon vor den Perſerkrie-
gen deren alte Macht gebrochen. Noch jenſeits liegt
Epidamnos, das zwar meiſt von Korkyraͤern, aber
unter Anfuͤhrung eines Korinthiſchen Herakliden, Pha-
lios, Eratokleides Sohn, den jene mit einigen ſeiner
Landsleute nach altem Kolonialrechte zugezogen hatten,
(Ol. 38, 2. nach Euſeb.) gegruͤndet, und nachmals
noch durch Einwohner von Dyspontion in Piſatis ver-
ſtaͤrkt worden war. Apollonia endlich legte ein Ko-
rinther, Gylax, noch unter Periander mit 200 ſeiner
Landsleute und einer groͤßeren Anzahl Korkyraͤer an.

1 Petrizzopulo Saggio storico sulle prime eta dell’ isola
di Leucadia
theilt eine angeblich fehr alte Inſchrift mit, die
Boeckh ſo liest: παιϱ ὁ του Μενεσικϱατους του Κοϱειτιου (Κο-
ϱινϑίου) και ουκ Ακαϱειν (Ἀκαϱνάν) ἱεϱον τ̕ Απολλωνος και
πολειν ομωνοματειν ματηϱος κειτισα ταν εν τῳ Λευκατῳ, aber
auch zugleich den groͤßten Zweifel an der Aechtheit des ſeltſamen
Monuments aͤußert.
2 Plut. Them. 24. aber die ganze Ge-
ſchichte iſt ſchief dargeſtellt.
3 So Schol. Apoll. 4, 1212. und
aus Timaͤos zu V. 1216.
4 Doch ſetzte Timaͤos a. O. den
Cherſikrates 600 Jahr nach dem Troerkriege, dieſen aber nach Cen-
ſorin de d. nat. 21. 417 Jahre vor Ol. 1. folglich jenen Ol. 46, 3.
in die Kypſelidenzeit. — vgl. Muſtoxidi Illustrazioni Corciresi
1, 5. S. 65.
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[118/0148] nahmen ſie zur ſelben Zeit und mit denſelben verbun- den ein 1; worauf aber, da Korkyra damals Korinth unterworfen war, kein Anrecht der letztern Stadt auf die Kolonie begruͤndet werden konnte; Themiſtokles hatte Unrecht, ihr ein ſolches beizulegen 2, und die Leuka- dier hielten ſich mit Recht fortwaͤhrend an die eigent- liche Metropolis. Weiter folgt Korkyra ſelbſt, deſ- ſen Pflanzung durch den Bakchiaden 3 Cherſikrates als ein Nebenzweig der Kolonie nach Syrakus vorgeſtellt wird 4: aber ſehr fruͤhzeitig hatte es ſich ſchon der Mutterſtadt als Nebenbuhlerin im Joniſchen Meere ent- gegengeſtellt; ja wahrſcheinlich ſchon vor den Perſerkrie- gen deren alte Macht gebrochen. Noch jenſeits liegt Epidamnos, das zwar meiſt von Korkyraͤern, aber unter Anfuͤhrung eines Korinthiſchen Herakliden, Pha- lios, Eratokleides Sohn, den jene mit einigen ſeiner Landsleute nach altem Kolonialrechte zugezogen hatten, (Ol. 38, 2. nach Euſeb.) gegruͤndet, und nachmals noch durch Einwohner von Dyspontion in Piſatis ver- ſtaͤrkt worden war. Apollonia endlich legte ein Ko- rinther, Gylax, noch unter Periander mit 200 ſeiner Landsleute und einer groͤßeren Anzahl Korkyraͤer an. 1 Petrizzopulo Saggio storico sulle prime eta dell’ isola di Leucadia theilt eine angeblich fehr alte Inſchrift mit, die Boeckh ſo liest: παιϱ ὁ του Μενεσικϱατους του Κοϱειτιου (Κο- ϱινϑίου) και ουκ Ακαϱειν (Ἀκαϱνάν) ἱεϱον τ̕ Απολλωνος και πολειν ομωνοματειν ματηϱος κειτισα ταν εν τῳ Λευκατῳ, aber auch zugleich den groͤßten Zweifel an der Aechtheit des ſeltſamen Monuments aͤußert. 2 Plut. Them. 24. aber die ganze Ge- ſchichte iſt ſchief dargeſtellt. 3 So Schol. Apoll. 4, 1212. und aus Timaͤos zu V. 1216. 4 Doch ſetzte Timaͤos a. O. den Cherſikrates 600 Jahr nach dem Troerkriege, dieſen aber nach Cen- ſorin de d. nat. 21. 417 Jahre vor Ol. 1. folglich jenen Ol. 46, 3. in die Kypſelidenzeit. — vgl. Muſtoxidi Illustrazioni Corciresi 1, 5. S. 65.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/148>, abgerufen am 30.04.2024.