Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

niß treten: so theilte man zu Olympia diese Periode
in zwei ungleiche von 50 und 49 Monaten, so daß das
Fest auch in verschiedene Monate, einmal in den Apol-
lonios, das anderemal in den Parthenios, traf. Nicht
minder mußte der eingeführte Dienst des Apollon auf
die Weissagerfamilien wirken, welche die Opferaltäre
der Olympischen Götter verwalteten. Es waren dies
die Klytiaden, Jamiden und Telliaden 1, von
denen uns aber nur die beiden ersten näher bekannt
sind. Die Klytiaden betrachteten sich als Abkömm-
linge des Amythaon und Melampus 2, worauf sich
mehrere Mythen beziehn, z. B. daß Amythaon einst
die Olympische Festfeier verwaltet, daß Melampus am
Alpheios die Weissagung von Apollon empfangen habe 3:
daher er auch in den Eöen überhaupt Freund Apol-
lons hieß 4. Sonst findet man indeß in den zahlrei-
chen Mythen, die sich auf die Opfer- und Vögelschauer
des hochberühmten Melampodidengeschlechts beziehn, das
die Eöen, die Melampodie und die Odyssee 5 selbst feier-
ten, und das man noch geschichtlich in den Klytiaden
und Akarnanischen Weissagern 6 fortbestehend glaubte,
keine Spuren der Symbole und Gebräuche des Apollo-
cults. -- Was aber die Abstammung der Jamiden be-
trifft, so ist diese eben so dunkel, als dies Weissager-
geschlecht unter den Doriern und andern Peloponnesiern
erlaucht und herrlich war. Denn die Pindarische Fa-
bel, welche Apollon als ihren Ahn nennt, scheint nicht
eben alt; auch giebt sie außerdem fast nichts als einen
ältern Wohnort des Geschlechts an, der kaum erdich-

1 S. besonders Philostrat Leb. Apoll. 5, 25. p. 208. Cic.
de div. 1, 41. Ueber die Telliaden Herod. 9, 37. 8, 27.
2 Paus.
6, 17, 4.
3 P. 5, 8, 1.
4 Schol. Apoll. 1, 118.
5 15,
242. vgl. Pherek. bei den Schol.
6 S. oben S. 61. N. 1.
vgl. noch Xenoph. Anab. Fabric. Biblioth. ed. Harles p. 137.

niß treten: ſo theilte man zu Olympia dieſe Periode
in zwei ungleiche von 50 und 49 Monaten, ſo daß das
Feſt auch in verſchiedene Monate, einmal in den Apol-
lonios, das anderemal in den Parthenios, traf. Nicht
minder mußte der eingefuͤhrte Dienſt des Apollon auf
die Weiſſagerfamilien wirken, welche die Opferaltaͤre
der Olympiſchen Goͤtter verwalteten. Es waren dies
die Klytiaden, Jamiden und Telliaden 1, von
denen uns aber nur die beiden erſten naͤher bekannt
ſind. Die Klytiaden betrachteten ſich als Abkoͤmm-
linge des Amythaon und Melampus 2, worauf ſich
mehrere Mythen beziehn, z. B. daß Amythaon einſt
die Olympiſche Feſtfeier verwaltet, daß Melampus am
Alpheios die Weiſſagung von Apollon empfangen habe 3:
daher er auch in den Eoͤen uͤberhaupt Freund Apol-
lons hieß 4. Sonſt findet man indeß in den zahlrei-
chen Mythen, die ſich auf die Opfer- und Voͤgelſchauer
des hochberuͤhmten Melampodidengeſchlechts beziehn, das
die Eoͤen, die Melampodie und die Odyſſee 5 ſelbſt feier-
ten, und das man noch geſchichtlich in den Klytiaden
und Akarnaniſchen Weiſſagern 6 fortbeſtehend glaubte,
keine Spuren der Symbole und Gebraͤuche des Apollo-
cults. — Was aber die Abſtammung der Jamiden be-
trifft, ſo iſt dieſe eben ſo dunkel, als dies Weiſſager-
geſchlecht unter den Doriern und andern Peloponneſiern
erlaucht und herrlich war. Denn die Pindariſche Fa-
bel, welche Apollon als ihren Ahn nennt, ſcheint nicht
eben alt; auch giebt ſie außerdem faſt nichts als einen
aͤltern Wohnort des Geſchlechts an, der kaum erdich-

1 S. beſonders Philoſtrat Leb. Apoll. 5, 25. p. 208. Cic.
de div. 1, 41. Ueber die Telliaden Herod. 9, 37. 8, 27.
2 Pauſ.
6, 17, 4.
3 P. 5, 8, 1.
4 Schol. Apoll. 1, 118.
5 15,
242. vgl. Pherek. bei den Schol.
6 S. oben S. 61. N. 1.
vgl. noch Xenoph. Anab. Fabric. Biblioth. ed. Harles p. 137.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0283" n="253"/>
niß treten: &#x017F;o theilte man zu Olympia die&#x017F;e Periode<lb/>
in zwei ungleiche von 50 und 49 Monaten, &#x017F;o daß das<lb/>
Fe&#x017F;t auch in ver&#x017F;chiedene Monate, einmal in den Apol-<lb/>
lonios, das anderemal in den Parthenios, traf. Nicht<lb/>
minder mußte der eingefu&#x0364;hrte Dien&#x017F;t des Apollon auf<lb/>
die Wei&#x017F;&#x017F;agerfamilien wirken, welche die Opferalta&#x0364;re<lb/>
der Olympi&#x017F;chen Go&#x0364;tter verwalteten. Es waren dies<lb/>
die <hi rendition="#g">Klytiaden, Jamiden</hi> und <hi rendition="#g">Telliaden</hi> <note place="foot" n="1">S. be&#x017F;onders Philo&#x017F;trat Leb. Apoll. 5, 25. <hi rendition="#aq">p.</hi> 208. Cic.<lb/><hi rendition="#aq">de div.</hi> 1, 41. Ueber die Telliaden Herod. 9, 37. 8, 27.</note>, von<lb/>
denen uns aber nur die beiden er&#x017F;ten na&#x0364;her bekannt<lb/>
&#x017F;ind. Die Klytiaden betrachteten &#x017F;ich als Abko&#x0364;mm-<lb/>
linge des Amythaon und Melampus <note place="foot" n="2">Pau&#x017F;.<lb/>
6, 17, 4.</note>, worauf &#x017F;ich<lb/>
mehrere Mythen beziehn, z. B. daß Amythaon ein&#x017F;t<lb/>
die Olympi&#x017F;che Fe&#x017F;tfeier verwaltet, daß Melampus am<lb/>
Alpheios die Wei&#x017F;&#x017F;agung von Apollon empfangen habe <note place="foot" n="3">P. 5, 8, 1.</note>:<lb/>
daher er auch in den Eo&#x0364;en u&#x0364;berhaupt Freund Apol-<lb/>
lons hieß <note place="foot" n="4">Schol. Apoll. 1, 118.</note>. Son&#x017F;t findet man indeß in den zahlrei-<lb/>
chen Mythen, die &#x017F;ich auf die Opfer- und Vo&#x0364;gel&#x017F;chauer<lb/>
des hochberu&#x0364;hmten Melampodidenge&#x017F;chlechts beziehn, das<lb/>
die Eo&#x0364;en, die Melampodie und die Ody&#x017F;&#x017F;ee <note place="foot" n="5">15,<lb/>
242. vgl. Pherek. bei den Schol.</note> &#x017F;elb&#x017F;t feier-<lb/>
ten, und das man noch ge&#x017F;chichtlich in den Klytiaden<lb/>
und Akarnani&#x017F;chen Wei&#x017F;&#x017F;agern <note place="foot" n="6">S. oben S. 61. N. 1.<lb/>
vgl. noch Xenoph. Anab. Fabric. <hi rendition="#aq">Biblioth. ed. Harles p.</hi> 137.</note> fortbe&#x017F;tehend glaubte,<lb/>
keine Spuren der Symbole und Gebra&#x0364;uche des Apollo-<lb/>
cults. &#x2014; Was aber die Ab&#x017F;tammung der Jamiden be-<lb/>
trifft, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;e eben &#x017F;o dunkel, als dies Wei&#x017F;&#x017F;ager-<lb/>
ge&#x017F;chlecht unter den Doriern und andern Peloponne&#x017F;iern<lb/>
erlaucht und herrlich war. Denn die Pindari&#x017F;che Fa-<lb/>
bel, welche Apollon als ihren Ahn nennt, &#x017F;cheint nicht<lb/>
eben alt; auch giebt &#x017F;ie außerdem fa&#x017F;t nichts als einen<lb/>
a&#x0364;ltern Wohnort des Ge&#x017F;chlechts an, der kaum erdich-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0283] niß treten: ſo theilte man zu Olympia dieſe Periode in zwei ungleiche von 50 und 49 Monaten, ſo daß das Feſt auch in verſchiedene Monate, einmal in den Apol- lonios, das anderemal in den Parthenios, traf. Nicht minder mußte der eingefuͤhrte Dienſt des Apollon auf die Weiſſagerfamilien wirken, welche die Opferaltaͤre der Olympiſchen Goͤtter verwalteten. Es waren dies die Klytiaden, Jamiden und Telliaden 1, von denen uns aber nur die beiden erſten naͤher bekannt ſind. Die Klytiaden betrachteten ſich als Abkoͤmm- linge des Amythaon und Melampus 2, worauf ſich mehrere Mythen beziehn, z. B. daß Amythaon einſt die Olympiſche Feſtfeier verwaltet, daß Melampus am Alpheios die Weiſſagung von Apollon empfangen habe 3: daher er auch in den Eoͤen uͤberhaupt Freund Apol- lons hieß 4. Sonſt findet man indeß in den zahlrei- chen Mythen, die ſich auf die Opfer- und Voͤgelſchauer des hochberuͤhmten Melampodidengeſchlechts beziehn, das die Eoͤen, die Melampodie und die Odyſſee 5 ſelbſt feier- ten, und das man noch geſchichtlich in den Klytiaden und Akarnaniſchen Weiſſagern 6 fortbeſtehend glaubte, keine Spuren der Symbole und Gebraͤuche des Apollo- cults. — Was aber die Abſtammung der Jamiden be- trifft, ſo iſt dieſe eben ſo dunkel, als dies Weiſſager- geſchlecht unter den Doriern und andern Peloponneſiern erlaucht und herrlich war. Denn die Pindariſche Fa- bel, welche Apollon als ihren Ahn nennt, ſcheint nicht eben alt; auch giebt ſie außerdem faſt nichts als einen aͤltern Wohnort des Geſchlechts an, der kaum erdich- 1 S. beſonders Philoſtrat Leb. Apoll. 5, 25. p. 208. Cic. de div. 1, 41. Ueber die Telliaden Herod. 9, 37. 8, 27. 2 Pauſ. 6, 17, 4. 3 P. 5, 8, 1. 4 Schol. Apoll. 1, 118. 5 15, 242. vgl. Pherek. bei den Schol. 6 S. oben S. 61. N. 1. vgl. noch Xenoph. Anab. Fabric. Biblioth. ed. Harles p. 137.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/283
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/283>, abgerufen am 29.04.2024.