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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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die alles vernehmende Kunde wollten auch die alten
Lakedämonier in ihrem vierhändigen und vierohrigen
Apollon zu Amyklä bezeichnen 1. Aber das Hauptbild
am genannten Orte war ein Säulenpfeiler, der außer
dem Bogen noch Helm und Lanze trug; und von der-
selben Art war die Statue auf dem Berge Thornax,
der die Lakedämonier das Angesicht vergoldet hatten 2.
Einen lanzenbewaffneten Apoll weiheten auch die Me-
garer nach Delphi 3, und zu Tenedos sah man ihn
mit der allergewaltigsten Waffe, dem Doppelbeil, ge-
rüstet 4, wie den Labrandenischen Zeus der Karer.
Letzteren nannte man Khrusaoreus 5, und so wird denn
auch das Beiwort khrusaor (khrusaoros) bei Apoll
ursprünglich, und noch in der Ilias 6 auf die goldene
Bewaffnung gehn, wenn auch Pindar damit die gold-
geschmückte Kithar andeutet; ein Bakidisches Orakel
aber, das der Artemis denselben Beinamen giebt, wie-
derum die wehrhafte Göttin 7. -- Die Kithar zeigt indeß
in der Hand des Gottes auch schon ein sehr altes Re-
lief, was Dodwell an einer Brunnenmündung zu Ko-
rinth entdeckt hat, und von dem später noch die Rede

1 Kouridios genannt, Hesych s. v. Sosibios bei Zenob
Sprüchw. 1, 54. Apostol. 2, 54.
2 Paus. 3, 11. Ob dies
die feststehende Gestalt des Ap. Karneios (Paus. 3, 26, 5.) war?
3 oben S. 177, 2.
4 Aristid. bei Steph. Byz. vgl. Plut.
Pyth. or. 12. p. 266. Apostol. 18, 28. und die Münzen von Te-
nedos, (Mionnet 2. p. 671.) die von Pitana Aeol. (2. p. 627 n.
722.) von Jasos (3. p. 352.) besonders die von Thyateira (Buonar.
Med. ant. 9, 9.), wo Ap. und Beil mannigfach verbunden vor-
kommen.
5 Str. 14. p. 660.
6 nach dem Zusammen-
hange der Stelle, 5, 509. vgl. Heyne und zu Apolld. p. 274.
7 Pind. P. 5, 104. -- Herod. 8, 77. vgl. Mitscherlich u. Ilgen
zu Hom. Hymn. auf Demet. 4. Böckh Expl. Pind. p. 293.

die alles vernehmende Kunde wollten auch die alten
Lakedaͤmonier in ihrem vierhaͤndigen und vierohrigen
Apollon zu Amyklaͤ bezeichnen 1. Aber das Hauptbild
am genannten Orte war ein Saͤulenpfeiler, der außer
dem Bogen noch Helm und Lanze trug; und von der-
ſelben Art war die Statue auf dem Berge Thornax,
der die Lakedaͤmonier das Angeſicht vergoldet hatten 2.
Einen lanzenbewaffneten Apoll weiheten auch die Me-
garer nach Delphi 3, und zu Tenedos ſah man ihn
mit der allergewaltigſten Waffe, dem Doppelbeil, ge-
ruͤſtet 4, wie den Labrandeniſchen Zeus der Karer.
Letzteren nannte man Χρυσαορεύς 5, und ſo wird denn
auch das Beiwort χρυσάωρ (χρυσάορος) bei Apoll
urſpruͤnglich, und noch in der Ilias 6 auf die goldene
Bewaffnung gehn, wenn auch Pindar damit die gold-
geſchmuͤckte Kithar andeutet; ein Bakidiſches Orakel
aber, das der Artemis denſelben Beinamen giebt, wie-
derum die wehrhafte Goͤttin 7. — Die Kithar zeigt indeß
in der Hand des Gottes auch ſchon ein ſehr altes Re-
lief, was Dodwell an einer Brunnenmuͤndung zu Ko-
rinth entdeckt hat, und von dem ſpaͤter noch die Rede

1 Κουϱίδιος genannt, Heſych s. v. Soſibios bei Zenob
Spruͤchw. 1, 54. Apoſtol. 2, 54.
2 Pauſ. 3, 11. Ob dies
die feſtſtehende Geſtalt des Ap. Karneios (Pauſ. 3, 26, 5.) war?
3 oben S. 177, 2.
4 Ariſtid. bei Steph. Byz. vgl. Plut.
Pyth. or. 12. p. 266. Apoſtol. 18, 28. und die Muͤnzen von Te-
nedos, (Mionnet 2. p. 671.) die von Pitana Aeol. (2. p. 627 n.
722.) von Jaſos (3. p. 352.) beſonders die von Thyateira (Buonar.
Med. ant. 9, 9.), wo Ap. und Beil mannigfach verbunden vor-
kommen.
5 Str. 14. p. 660.
6 nach dem Zuſammen-
hange der Stelle, 5, 509. vgl. Heyne und zu Apolld. p. 274.
7 Pind. P. 5, 104. — Herod. 8, 77. vgl. Mitſcherlich u. Ilgen
zu Hom. Hymn. auf Demet. 4. Boͤckh Expl. Pind. p. 293.
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[358/0388] die alles vernehmende Kunde wollten auch die alten Lakedaͤmonier in ihrem vierhaͤndigen und vierohrigen Apollon zu Amyklaͤ bezeichnen 1. Aber das Hauptbild am genannten Orte war ein Saͤulenpfeiler, der außer dem Bogen noch Helm und Lanze trug; und von der- ſelben Art war die Statue auf dem Berge Thornax, der die Lakedaͤmonier das Angeſicht vergoldet hatten 2. Einen lanzenbewaffneten Apoll weiheten auch die Me- garer nach Delphi 3, und zu Tenedos ſah man ihn mit der allergewaltigſten Waffe, dem Doppelbeil, ge- ruͤſtet 4, wie den Labrandeniſchen Zeus der Karer. Letzteren nannte man Χρυσαορεύς 5, und ſo wird denn auch das Beiwort χρυσάωρ (χρυσάορος) bei Apoll urſpruͤnglich, und noch in der Ilias 6 auf die goldene Bewaffnung gehn, wenn auch Pindar damit die gold- geſchmuͤckte Kithar andeutet; ein Bakidiſches Orakel aber, das der Artemis denſelben Beinamen giebt, wie- derum die wehrhafte Goͤttin 7. — Die Kithar zeigt indeß in der Hand des Gottes auch ſchon ein ſehr altes Re- lief, was Dodwell an einer Brunnenmuͤndung zu Ko- rinth entdeckt hat, und von dem ſpaͤter noch die Rede 1 Κουϱίδιος genannt, Heſych s. v. Soſibios bei Zenob Spruͤchw. 1, 54. Apoſtol. 2, 54. 2 Pauſ. 3, 11. Ob dies die feſtſtehende Geſtalt des Ap. Karneios (Pauſ. 3, 26, 5.) war? 3 oben S. 177, 2. 4 Ariſtid. bei Steph. Byz. vgl. Plut. Pyth. or. 12. p. 266. Apoſtol. 18, 28. und die Muͤnzen von Te- nedos, (Mionnet 2. p. 671.) die von Pitana Aeol. (2. p. 627 n. 722.) von Jaſos (3. p. 352.) beſonders die von Thyateira (Buonar. Med. ant. 9, 9.), wo Ap. und Beil mannigfach verbunden vor- kommen. 5 Str. 14. p. 660. 6 nach dem Zuſammen- hange der Stelle, 5, 509. vgl. Heyne und zu Apolld. p. 274. 7 Pind. P. 5, 104. — Herod. 8, 77. vgl. Mitſcherlich u. Ilgen zu Hom. Hymn. auf Demet. 4. Boͤckh Expl. Pind. p. 293.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/388>, abgerufen am 29.04.2024.