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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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atis 1, Issoria bei Pitana 2, Oenoatis bei Ar-
gos 3, Saronis bei Trözen 4, Koryphäa zu Epidau-
ros 5, Alpheiäa zu Letrinoi 6, Kokkoka zu Olympia 7,
Triklaria zu Paträ 8, Aktäa zu Pellene 9 u. s. w. Es
muß darnach etwas im Wesen dieser Gottheit gegeben
sein, welches diese vielfachen Lokalnamen hervorbrachte;
man muß sie sich stets innerlich verbunden und zusam-
menhängend mit der Gegend gedacht haben, die sie be-
wohnte. Dies führt auf den Begriff einer Naturgöt-
tin von ähnlichem nur allgemeinerem Wesen, als die
Nymphen der Berge, Flüsse, Bäche, daher ein ein-
sichtsvoller Gelehrter die Idee der Göttin von dem
Glauben an Nymphen abgeleitet hat 10. Vor allem
steht diese altpeloponnesische Artemis in innerem Con-

1 Paus. 3, 10, 8. Hesych Karuai. Auch dabei eigenthüm-
liche Tänze; s. Manso Sp. 1, 2. p. 220. dazu Caryatides sal-
tantes
, Plin. 36, 4. Plut. Artax. 18.; sie scheinen (nach Lynkeus
bei Athen. 6, 241 d.) die linken Arme dabei emporgehalten zu ha-
ben, etwa wie die Tänzerinnen des Reliefs, Zoegg Bassir. 1, 20. Als
stützende Bildsäulen kennt sie erst Vitruv. Vgl. die trefflichen Be-
merkungen Meinecke's zu Euphorion Fr. 42. der sie (nach Pratinas
bei Athen. 10, 392.) mit den Dumainais für einerlei nimmt, die
als ländliche Bakchä beschrieben werden. Vitruvs Geschichte von
der Knechtschaft der Karyaten halte ich für rein erfunden, obgleich
auch ein Relief mit Inschr. sie eben so darstellt im Museum des
Königs von Neapel. Mazois Pompejana p. 24.
2 P. 3, 14,
2. Polyän 2, 1, 14. Kallim. Art. 172. Plut. Ages. 32. Hesych.
Nach Paus. war die Issoria oder Limnäa eigentlich nicht Art., son-
dern Britomartis.
3 Steph. B. Oine. Hes. Oinoatis.
4 P. 2, 30, 7. Achäos Trag. bei Hesych Sar.
5 P. 2, 28,
2. Steph. B. Koruphaion. Clarke, Trav. 2, 2. p. 603., hat
nach einer Inschr. die wahrscheinlichen Ruinen des T. auf B.
Koryphäon gefunden.
6 P. 6, 22, 5.
7 5, 15, 4.
8 Paus. 7, 19, 1. Verbindungstempel drei alter komai.
9 Plut.
Arat 32.
10 Mitscherlich de Diana Sospita. Götting. Pro-
gr. Sommer 1821.

atis 1, Iſſoria bei Pitana 2, Oenoatis bei Ar-
gos 3, Saronis bei Troͤzen 4, Koryphaͤa zu Epidau-
ros 5, Alpheiaͤa zu Letrinoi 6, Kokkoka zu Olympia 7,
Triklaria zu Patraͤ 8, Aktaͤa zu Pellene 9 u. ſ. w. Es
muß darnach etwas im Weſen dieſer Gottheit gegeben
ſein, welches dieſe vielfachen Lokalnamen hervorbrachte;
man muß ſie ſich ſtets innerlich verbunden und zuſam-
menhaͤngend mit der Gegend gedacht haben, die ſie be-
wohnte. Dies fuͤhrt auf den Begriff einer Naturgoͤt-
tin von aͤhnlichem nur allgemeinerem Weſen, als die
Nymphen der Berge, Fluͤſſe, Baͤche, daher ein ein-
ſichtsvoller Gelehrter die Idee der Goͤttin von dem
Glauben an Nymphen abgeleitet hat 10. Vor allem
ſteht dieſe altpeloponneſiſche Artemis in innerem Con-

1 Pauſ. 3, 10, 8. Heſych Καϱύαι. Auch dabei eigenthuͤm-
liche Taͤnze; ſ. Manſo Sp. 1, 2. p. 220. dazu Caryatides sal-
tantes
, Plin. 36, 4. Plut. Artax. 18.; ſie ſcheinen (nach Lynkeus
bei Athen. 6, 241 d.) die linken Arme dabei emporgehalten zu ha-
ben, etwa wie die Taͤnzerinnen des Reliefs, Zoëgg Bassir. 1, 20. Als
ſtuͤtzende Bildſaͤulen kennt ſie erſt Vitruv. Vgl. die trefflichen Be-
merkungen Meinecke’s zu Euphorion Fr. 42. der ſie (nach Pratinas
bei Athen. 10, 392.) mit den Δυμαίναις fuͤr einerlei nimmt, die
als laͤndliche Bakchaͤ beſchrieben werden. Vitruvs Geſchichte von
der Knechtſchaft der Karyaten halte ich fuͤr rein erfunden, obgleich
auch ein Relief mit Inſchr. ſie eben ſo darſtellt im Muſeum des
Koͤnigs von Neapel. Mazois Pompejana p. 24.
2 P. 3, 14,
2. Polyaͤn 2, 1, 14. Kallim. Art. 172. Plut. Ageſ. 32. Heſych.
Nach Pauſ. war die Iſſoria oder Limnaͤa eigentlich nicht Art., ſon-
dern Britomartis.
3 Steph. B. Οἴνη. Heſ. Οἰνωᾶτις.
4 P. 2, 30, 7. Achaͤos Trag. bei Heſych Σαϱ.
5 P. 2, 28,
2. Steph. B. Κοϱυφαῖον. Clarke, Trav. 2, 2. p. 603., hat
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Koryphaͤon gefunden.
6 P. 6, 22, 5.
7 5, 15, 4.
8 Pauſ. 7, 19, 1. Verbindungstempel drei alter κῶμαι.
9 Plut.
Arat 32.
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gr. Sommer 1821.
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[374/0404] atis 1, Iſſoria bei Pitana 2, Oenoatis bei Ar- gos 3, Saronis bei Troͤzen 4, Koryphaͤa zu Epidau- ros 5, Alpheiaͤa zu Letrinoi 6, Kokkoka zu Olympia 7, Triklaria zu Patraͤ 8, Aktaͤa zu Pellene 9 u. ſ. w. Es muß darnach etwas im Weſen dieſer Gottheit gegeben ſein, welches dieſe vielfachen Lokalnamen hervorbrachte; man muß ſie ſich ſtets innerlich verbunden und zuſam- menhaͤngend mit der Gegend gedacht haben, die ſie be- wohnte. Dies fuͤhrt auf den Begriff einer Naturgoͤt- tin von aͤhnlichem nur allgemeinerem Weſen, als die Nymphen der Berge, Fluͤſſe, Baͤche, daher ein ein- ſichtsvoller Gelehrter die Idee der Goͤttin von dem Glauben an Nymphen abgeleitet hat 10. Vor allem ſteht dieſe altpeloponneſiſche Artemis in innerem Con- 1 Pauſ. 3, 10, 8. Heſych Καϱύαι. Auch dabei eigenthuͤm- liche Taͤnze; ſ. Manſo Sp. 1, 2. p. 220. dazu Caryatides sal- tantes, Plin. 36, 4. Plut. Artax. 18.; ſie ſcheinen (nach Lynkeus bei Athen. 6, 241 d.) die linken Arme dabei emporgehalten zu ha- ben, etwa wie die Taͤnzerinnen des Reliefs, Zoëgg Bassir. 1, 20. Als ſtuͤtzende Bildſaͤulen kennt ſie erſt Vitruv. Vgl. die trefflichen Be- merkungen Meinecke’s zu Euphorion Fr. 42. der ſie (nach Pratinas bei Athen. 10, 392.) mit den Δυμαίναις fuͤr einerlei nimmt, die als laͤndliche Bakchaͤ beſchrieben werden. Vitruvs Geſchichte von der Knechtſchaft der Karyaten halte ich fuͤr rein erfunden, obgleich auch ein Relief mit Inſchr. ſie eben ſo darſtellt im Muſeum des Koͤnigs von Neapel. Mazois Pompejana p. 24. 2 P. 3, 14, 2. Polyaͤn 2, 1, 14. Kallim. Art. 172. Plut. Ageſ. 32. Heſych. Nach Pauſ. war die Iſſoria oder Limnaͤa eigentlich nicht Art., ſon- dern Britomartis. 3 Steph. B. Οἴνη. Heſ. Οἰνωᾶτις. 4 P. 2, 30, 7. Achaͤos Trag. bei Heſych Σαϱ. 5 P. 2, 28, 2. Steph. B. Κοϱυφαῖον. Clarke, Trav. 2, 2. p. 603., hat nach einer Inſchr. die wahrſcheinlichen Ruinen des T. auf B. Koryphaͤon gefunden. 6 P. 6, 22, 5. 7 5, 15, 4. 8 Pauſ. 7, 19, 1. Verbindungstempel drei alter κῶμαι. 9 Plut. Arat 32. 10 Mitſcherlich de Diana Sospita. Goͤtting. Pro- gr. Sommer 1821.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/404>, abgerufen am 19.05.2024.