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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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der Pallenischen Athena zeigten 1. Das ist die von Tra-
gikern und Rednern so viel gefeierte Fabel, ein locus
communis,
welchen die Athener selbst in Psephismen 2
nicht zu erwähnen vergessen, noch irgendwo, wo es zu
zeigen gilt, wie schnöde ihnen die Peloponnesier alte Wohl-
thaten vergelten. Wir wissen freilich nicht, wie un-
gläubig ein Lakedämonier zuhören mochte; auch der
Thebäer Pindar weiß nichts von diesen Thaten der Athe-
ner, bei dem Jolaos zu Theben für einen Augen-
blick Jugendkraft wiedergewinnt, um Eurystheus zu
tödten, und darauf sogleich selbst stirbt, und von den
Thebäern in der Familiengruft des Amphitryon beigesetzt
wird 3. Denn hier wird Eurystheus in der Umgegend
von Theben und also auch von einen Thebäischen Heer

1 Die Grundzüge geben Pherekyd. und Herod. 9, 27.
die Ausführung Eurip. Herakliden, auf dessen Behandlung
auch die Zeitumstände wirkten. (Boeckh. trag. Gr. princ.
p.
190.) Pamphilos Herakliden (Aristoph. Plut. 385. Schol. S.
112. Hemst.) waren wohl auch eine Tragoedie, da an den berühm-
ten Mahler zu denken, wie auch ein Schol. bemerkt, die Chrono-
logie schwerlich erlaubt. Auch Winkelmann ist darnach zu berichti-
gen. -- Vgl. über die Schlacht Elmsley zu Herakl. 860. über Eu-
rystheus Tod Wessel. zu Diod. 4, 57. Staveren Misc. Obss. Vol.
10. T. 3. p.
383. Pallene liegt zwischen Marathon und Athen;
nach Str. 8. S. 377. war das Grab bei Gargettos an der West-
küste, nach Paus. 1, 40. in Megaris. Ueber die Makaria, Paus.
1, 32. Schol. Aristoph. Ritter 1148. Zenob. 2, 61; und andre
Proverbiensammler und Lexicogr. u. ball' eis Makarian. Eine
ganz andere Sage hat Duris bei Schol. Plat. S. 134. Ruhnk. Ob bei
Str. a. O. etwa zu schreiben ist ten de kephalen khoris en TRI-
KORUThOI, apokopsantos auten Iolaou peri ten krenen ten
Makarian?
2 Demosth. vom Kranze 147.
3 Es folgt aus
der Stelle P. 9, 12. nicht, daß Jolaos vom Tode wieder aufgelebt
habe, was doch irgendwie hätte angedeutet werden müssen. Ich
folge dem zweiten Scholion. euxato de to Dii epi mian oran
ebesai k. t. l. vgl. Ovid. Met. 9, 408.

der Palleniſchen Athena zeigten 1. Das iſt die von Tra-
gikern und Rednern ſo viel gefeierte Fabel, ein locus
communis,
welchen die Athener ſelbſt in Pſephismen 2
nicht zu erwaͤhnen vergeſſen, noch irgendwo, wo es zu
zeigen gilt, wie ſchnoͤde ihnen die Peloponneſier alte Wohl-
thaten vergelten. Wir wiſſen freilich nicht, wie un-
glaͤubig ein Lakedaͤmonier zuhoͤren mochte; auch der
Thebaͤer Pindar weiß nichts von dieſen Thaten der Athe-
ner, bei dem Jolaos zu Theben fuͤr einen Augen-
blick Jugendkraft wiedergewinnt, um Euryſtheus zu
toͤdten, und darauf ſogleich ſelbſt ſtirbt, und von den
Thebaͤern in der Familiengruft des Amphitryon beigeſetzt
wird 3. Denn hier wird Euryſtheus in der Umgegend
von Theben und alſo auch von einen Thebaͤiſchen Heer

1 Die Grundzuͤge geben Pherekyd. und Herod. 9, 27.
die Ausfuͤhrung Eurip. Herakliden, auf deſſen Behandlung
auch die Zeitumſtaͤnde wirkten. (Boeckh. trag. Gr. princ.
p.
190.) Pamphilos Herakliden (Ariſtoph. Plut. 385. Schol. S.
112. Hemſt.) waren wohl auch eine Tragoedie, da an den beruͤhm-
ten Mahler zu denken, wie auch ein Schol. bemerkt, die Chrono-
logie ſchwerlich erlaubt. Auch Winkelmann iſt darnach zu berichti-
gen. — Vgl. uͤber die Schlacht Elmsley zu Herakl. 860. uͤber Eu-
ryſtheus Tod Weſſel. zu Diod. 4, 57. Staveren Misc. Obss. Vol.
10. T. 3. p.
383. Pallene liegt zwiſchen Marathon und Athen;
nach Str. 8. S. 377. war das Grab bei Gargettos an der Weſt-
kuͤſte, nach Pauſ. 1, 40. in Megaris. Ueber die Makaria, Pauſ.
1, 32. Schol. Ariſtoph. Ritter 1148. Zenob. 2, 61; und andre
Proverbienſammler und Lexicogr. u. βάλλ᾿ εἰς Μακαϱίαν. Eine
ganz andere Sage hat Duris bei Schol. Plat. S. 134. Ruhnk. Ob bei
Str. a. O. etwa zu ſchreiben iſt τὴν δὲ κεφαλὴν χωϱὶς ἐν ΤΡΙ-
ΚΟΡϒΘΩΙ, ἀποκόψαντος αὐτὴν Ἰολάου πεϱὶ τὴν κϱήνην τὴν
Μακαϱίαν?
2 Demoſth. vom Kranze 147.
3 Es folgt aus
der Stelle P. 9, 12. nicht, daß Jolaos vom Tode wieder aufgelebt
habe, was doch irgendwie haͤtte angedeutet werden muͤſſen. Ich
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[55/0085] der Palleniſchen Athena zeigten 1. Das iſt die von Tra- gikern und Rednern ſo viel gefeierte Fabel, ein locus communis, welchen die Athener ſelbſt in Pſephismen 2 nicht zu erwaͤhnen vergeſſen, noch irgendwo, wo es zu zeigen gilt, wie ſchnoͤde ihnen die Peloponneſier alte Wohl- thaten vergelten. Wir wiſſen freilich nicht, wie un- glaͤubig ein Lakedaͤmonier zuhoͤren mochte; auch der Thebaͤer Pindar weiß nichts von dieſen Thaten der Athe- ner, bei dem Jolaos zu Theben fuͤr einen Augen- blick Jugendkraft wiedergewinnt, um Euryſtheus zu toͤdten, und darauf ſogleich ſelbſt ſtirbt, und von den Thebaͤern in der Familiengruft des Amphitryon beigeſetzt wird 3. Denn hier wird Euryſtheus in der Umgegend von Theben und alſo auch von einen Thebaͤiſchen Heer 1 Die Grundzuͤge geben Pherekyd. und Herod. 9, 27. die Ausfuͤhrung Eurip. Herakliden, auf deſſen Behandlung auch die Zeitumſtaͤnde wirkten. (Boeckh. trag. Gr. princ. p. 190.) Pamphilos Herakliden (Ariſtoph. Plut. 385. Schol. S. 112. Hemſt.) waren wohl auch eine Tragoedie, da an den beruͤhm- ten Mahler zu denken, wie auch ein Schol. bemerkt, die Chrono- logie ſchwerlich erlaubt. Auch Winkelmann iſt darnach zu berichti- gen. — Vgl. uͤber die Schlacht Elmsley zu Herakl. 860. uͤber Eu- ryſtheus Tod Weſſel. zu Diod. 4, 57. Staveren Misc. Obss. Vol. 10. T. 3. p. 383. Pallene liegt zwiſchen Marathon und Athen; nach Str. 8. S. 377. war das Grab bei Gargettos an der Weſt- kuͤſte, nach Pauſ. 1, 40. in Megaris. Ueber die Makaria, Pauſ. 1, 32. Schol. Ariſtoph. Ritter 1148. Zenob. 2, 61; und andre Proverbienſammler und Lexicogr. u. βάλλ᾿ εἰς Μακαϱίαν. Eine ganz andere Sage hat Duris bei Schol. Plat. S. 134. Ruhnk. Ob bei Str. a. O. etwa zu ſchreiben iſt τὴν δὲ κεφαλὴν χωϱὶς ἐν ΤΡΙ- ΚΟΡϒΘΩΙ, ἀποκόψαντος αὐτὴν Ἰολάου πεϱὶ τὴν κϱήνην τὴν Μακαϱίαν? 2 Demoſth. vom Kranze 147. 3 Es folgt aus der Stelle P. 9, 12. nicht, daß Jolaos vom Tode wieder aufgelebt habe, was doch irgendwie haͤtte angedeutet werden muͤſſen. Ich folge dem zweiten Scholion. ηὔξατο δὲ τῷ Διῒ ἐπὶ μίαν ὥϱαν ἡβῆσαι κ. τ. λ. vgl. Ovid. Met. 9, 408.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/85>, abgerufen am 29.04.2024.