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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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durch eine Landstrecke verbindet, so geht doch kein
fortgesetzter Gebirgszug hinüber, sondern die Oeneischen
Berge sind von den Peloponnesischen ganz getrennt 1.
Es bilden aber die Hauptberge des Peloponnes einen
fast geschlossenen Kreis, dessen Linie man über die Hö-
he des Berges Pholoe, Lampe, Aroanios, Kyllene,
Artemision, Parthenion, Parnon, dann über Boreion
und von da nach dem nördlichen Anfang des Taygetos
hinüber, und dann am Lykäon längs des Alpheios hin-
leiten muß. Am höchsteu scheint der Theil von Kyllene
nach dem Parnon; Kyllene maß nach der genauesten
Angabe 9 Stadien weniger 80 Fuß 2, 5320 hellenische
Fuß: eine sehr bedeutende Höhe in Betracht, daß das
Meer so nahe, und der Peloponnes der letzte Schlnß
der Kette ist. Aber auch die östlichen Ebenen, wie die
von Tegea, liegen sehr hoch über dem Meere, und
haben oft lange im Frühlinge noch Schnee 3. Von
der bezeichneten Linie entspringen alle irgend bedeuten-
den Flüsse, und gehen alle Gebirge aus, die die Ecken
und Spitzen des Peloponnes bilden. Das innere Land
aber hat nur eine Oeffnung gegen das westliche Meer
hin, durch welche alle seine im Alpheios vereinigten
Gewässer ausströmen. Dies Land erhält aber seine
besondere Natur noch dadurch, daß einige niedrigere
und secundäre Höhenzüge sich mitten hindurchstrecken,
welche die Gewässer der Thäler zunächst an jenem
Hauptgebirge nöthigen, Seen zu bilden, oder unterir-
dische Abzüge zu suchen. Daher das im östlichen hö-

1 Wie Pouquev. mehrmals bemerkt. Mehr hängen die Berg-
ketten durch das Oeneische Vorgeb. und das westlich von Sikyon
stark hervortretende und von Kyllene abhängende Gebirge zusammen.
2 Apollod. (S. 400 Heyne) bei Steph. Byz. Eust. Hom. S.
1951, 15.
3 Holland bei Walpole Trav. p. 426.
5 *

durch eine Landſtrecke verbindet, ſo geht doch kein
fortgeſetzter Gebirgszug hinuͤber, ſondern die Oeneiſchen
Berge ſind von den Peloponneſiſchen ganz getrennt 1.
Es bilden aber die Hauptberge des Peloponnes einen
faſt geſchloſſenen Kreis, deſſen Linie man uͤber die Hoͤ-
he des Berges Pholoe, Lampe, Aroanios, Kyllene,
Artemiſion, Parthenion, Parnon, dann uͤber Boreion
und von da nach dem noͤrdlichen Anfang des Taygetos
hinuͤber, und dann am Lykaͤon laͤngs des Alpheios hin-
leiten muß. Am hoͤchſteu ſcheint der Theil von Kyllene
nach dem Parnon; Kyllene maß nach der genaueſten
Angabe 9 Stadien weniger 80 Fuß 2, 5320 helleniſche
Fuß: eine ſehr bedeutende Hoͤhe in Betracht, daß das
Meer ſo nahe, und der Peloponnes der letzte Schlnß
der Kette iſt. Aber auch die oͤſtlichen Ebenen, wie die
von Tegea, liegen ſehr hoch uͤber dem Meere, und
haben oft lange im Fruͤhlinge noch Schnee 3. Von
der bezeichneten Linie entſpringen alle irgend bedeuten-
den Fluͤſſe, und gehen alle Gebirge aus, die die Ecken
und Spitzen des Peloponnes bilden. Das innere Land
aber hat nur eine Oeffnung gegen das weſtliche Meer
hin, durch welche alle ſeine im Alpheios vereinigten
Gewaͤſſer ausſtroͤmen. Dies Land erhaͤlt aber ſeine
beſondere Natur noch dadurch, daß einige niedrigere
und ſecundaͤre Hoͤhenzuͤge ſich mitten hindurchſtrecken,
welche die Gewaͤſſer der Thaͤler zunaͤchſt an jenem
Hauptgebirge noͤthigen, Seen zu bilden, oder unterir-
diſche Abzuͤge zu ſuchen. Daher das im oͤſtlichen hoͤ-

1 Wie Pouquev. mehrmals bemerkt. Mehr haͤngen die Berg-
ketten durch das Oeneiſche Vorgeb. und das weſtlich von Sikyon
ſtark hervortretende und von Kyllene abhaͤngende Gebirge zuſammen.
2 Apollod. (S. 400 Heyne) bei Steph. Byz. Euſt. Hom. S.
1951, 15.
3 Holland bei Walpole Trav. p. 426.
5 *
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[67/0097] durch eine Landſtrecke verbindet, ſo geht doch kein fortgeſetzter Gebirgszug hinuͤber, ſondern die Oeneiſchen Berge ſind von den Peloponneſiſchen ganz getrennt 1. Es bilden aber die Hauptberge des Peloponnes einen faſt geſchloſſenen Kreis, deſſen Linie man uͤber die Hoͤ- he des Berges Pholoe, Lampe, Aroanios, Kyllene, Artemiſion, Parthenion, Parnon, dann uͤber Boreion und von da nach dem noͤrdlichen Anfang des Taygetos hinuͤber, und dann am Lykaͤon laͤngs des Alpheios hin- leiten muß. Am hoͤchſteu ſcheint der Theil von Kyllene nach dem Parnon; Kyllene maß nach der genaueſten Angabe 9 Stadien weniger 80 Fuß 2, 5320 helleniſche Fuß: eine ſehr bedeutende Hoͤhe in Betracht, daß das Meer ſo nahe, und der Peloponnes der letzte Schlnß der Kette iſt. Aber auch die oͤſtlichen Ebenen, wie die von Tegea, liegen ſehr hoch uͤber dem Meere, und haben oft lange im Fruͤhlinge noch Schnee 3. Von der bezeichneten Linie entſpringen alle irgend bedeuten- den Fluͤſſe, und gehen alle Gebirge aus, die die Ecken und Spitzen des Peloponnes bilden. Das innere Land aber hat nur eine Oeffnung gegen das weſtliche Meer hin, durch welche alle ſeine im Alpheios vereinigten Gewaͤſſer ausſtroͤmen. Dies Land erhaͤlt aber ſeine beſondere Natur noch dadurch, daß einige niedrigere und ſecundaͤre Hoͤhenzuͤge ſich mitten hindurchſtrecken, welche die Gewaͤſſer der Thaͤler zunaͤchſt an jenem Hauptgebirge noͤthigen, Seen zu bilden, oder unterir- diſche Abzuͤge zu ſuchen. Daher das im oͤſtlichen hoͤ- 1 Wie Pouquev. mehrmals bemerkt. Mehr haͤngen die Berg- ketten durch das Oeneiſche Vorgeb. und das weſtlich von Sikyon ſtark hervortretende und von Kyllene abhaͤngende Gebirge zuſammen. 2 Apollod. (S. 400 Heyne) bei Steph. Byz. Euſt. Hom. S. 1951, 15. 3 Holland bei Walpole Trav. p. 426. 5 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/97>, abgerufen am 29.04.2024.