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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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rung alter Sitte. Denn wie hätte Sparta jemals Ge-
sandte nach dem Auslande schicken, Truppen in frem-
dem Lande unterhalten, Kretische Söldner in Lohn
nehmen können, ohne allgemein gültiges Courant zu
besitzen. Wir wissen ja auch, daß die Lakedämonier
Weihgeschenke nach Delphi schickten, wie Lysandros
goldene Dioskurensterne; auch war ein Thesauros
des Brasidas daselbst 1; und Lakedämonische Toreuten
arbeiteten gewiß auch für den Staat Standbilder aus
Gold und Elfenbein 2. Dies schon um die Zeit des Per-
serkriegs: ein Jahrhundert früher freilich hatte Sparta
nicht Gold genug, um dem Apoll auf Thornax das
Gesicht zu vergolden, und wollte es in Lydien kaufen,
wahrscheinlich doch für Silber 3. Es folgt hieraus,
daß der Staat in Sparta alleiniger Besitzer des edlen
Metalls, wenigstens des gemünzten, war, (wenn er
auch selbst vor Alexander nicht münzte) 4 um im Verkehr
mit dem Auslande sich dessen zu bedienen; die einzelnen
Bürger aber außerhalb dieses Verkehrs gestellt nur jene
eiserne Scheidemünze bedurften und besaßen 5: gerade
so, wie es Platon in den Gesetzen will: das allgemein
gültige Geld solle unter dem Beschlusse des Staates
sein, und von den Magistraten für die Kriegführung
und die Reisen außer Landes ausgegeben werden; im

tis alo kektemenos idia, zemian orisan thanaton. vgl. Polyb.
6, 49, 8.
1 Plut. Lys. 18. vgl. Herod. 1, 51. Poseidonios bei Athen.
6, 233 f.
2 oben S. 29.
3 Herod. 1, 69. vgl. Bd. 2.
S. 249. 358. Die Geschichte bei Herod. 3, 56. wollen wir nicht
benutzen, da Her. selbst sie verwirft.
4 Zuerst scheint der K.
Areus Silbergeld geschlagen zu haben, und zwar ganz nach der
Weise Maked. Könige. Eckhel D. N. 1, 2. p. 278. 281.
5 So
weit hat Böckh die Untersuchung geführt, Staatshaush. 2. S. 137.
vgl. 1, 32. Heeren Ideen 3, 1. p. 294. zw. Ausg.

rung alter Sitte. Denn wie haͤtte Sparta jemals Ge-
ſandte nach dem Auslande ſchicken, Truppen in frem-
dem Lande unterhalten, Kretiſche Soͤldner in Lohn
nehmen koͤnnen, ohne allgemein guͤltiges Courant zu
beſitzen. Wir wiſſen ja auch, daß die Lakedaͤmonier
Weihgeſchenke nach Delphi ſchickten, wie Lyſandros
goldene Dioskurenſterne; auch war ein Theſauros
des Braſidas daſelbſt 1; und Lakedaͤmoniſche Toreuten
arbeiteten gewiß auch fuͤr den Staat Standbilder aus
Gold und Elfenbein 2. Dies ſchon um die Zeit des Per-
ſerkriegs: ein Jahrhundert fruͤher freilich hatte Sparta
nicht Gold genug, um dem Apoll auf Thornax das
Geſicht zu vergolden, und wollte es in Lydien kaufen,
wahrſcheinlich doch fuͤr Silber 3. Es folgt hieraus,
daß der Staat in Sparta alleiniger Beſitzer des edlen
Metalls, wenigſtens des gemuͤnzten, war, (wenn er
auch ſelbſt vor Alexander nicht muͤnzte) 4 um im Verkehr
mit dem Auslande ſich deſſen zu bedienen; die einzelnen
Buͤrger aber außerhalb dieſes Verkehrs geſtellt nur jene
eiſerne Scheidemuͤnze bedurften und beſaßen 5: gerade
ſo, wie es Platon in den Geſetzen will: das allgemein
guͤltige Geld ſolle unter dem Beſchluſſe des Staates
ſein, und von den Magiſtraten fuͤr die Kriegfuͤhrung
und die Reiſen außer Landes ausgegeben werden; im

τις ἁλῷ κεκτημἐνος ἰδίᾳ, ζημίαν ᾤϱισαν ϑανάτον. vgl. Polyb.
6, 49, 8.
1 Plut. Lyſ. 18. vgl. Herod. 1, 51. Poſeidonios bei Athen.
6, 233 f.
2 oben S. 29.
3 Herod. 1, 69. vgl. Bd. 2.
S. 249. 358. Die Geſchichte bei Herod. 3, 56. wollen wir nicht
benutzen, da Her. ſelbſt ſie verwirft.
4 Zuerſt ſcheint der K.
Areus Silbergeld geſchlagen zu haben, und zwar ganz nach der
Weiſe Maked. Koͤnige. Eckhel D. N. 1, 2. p. 278. 281.
5 So
weit hat Boͤckh die Unterſuchung gefuͤhrt, Staatshaush. 2. S. 137.
vgl. 1, 32. Heeren Ideen 3, 1. p. 294. zw. Ausg.
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[207/0213] rung alter Sitte. Denn wie haͤtte Sparta jemals Ge- ſandte nach dem Auslande ſchicken, Truppen in frem- dem Lande unterhalten, Kretiſche Soͤldner in Lohn nehmen koͤnnen, ohne allgemein guͤltiges Courant zu beſitzen. Wir wiſſen ja auch, daß die Lakedaͤmonier Weihgeſchenke nach Delphi ſchickten, wie Lyſandros goldene Dioskurenſterne; auch war ein Theſauros des Braſidas daſelbſt 1; und Lakedaͤmoniſche Toreuten arbeiteten gewiß auch fuͤr den Staat Standbilder aus Gold und Elfenbein 2. Dies ſchon um die Zeit des Per- ſerkriegs: ein Jahrhundert fruͤher freilich hatte Sparta nicht Gold genug, um dem Apoll auf Thornax das Geſicht zu vergolden, und wollte es in Lydien kaufen, wahrſcheinlich doch fuͤr Silber 3. Es folgt hieraus, daß der Staat in Sparta alleiniger Beſitzer des edlen Metalls, wenigſtens des gemuͤnzten, war, (wenn er auch ſelbſt vor Alexander nicht muͤnzte) 4 um im Verkehr mit dem Auslande ſich deſſen zu bedienen; die einzelnen Buͤrger aber außerhalb dieſes Verkehrs geſtellt nur jene eiſerne Scheidemuͤnze bedurften und beſaßen 5: gerade ſo, wie es Platon in den Geſetzen will: das allgemein guͤltige Geld ſolle unter dem Beſchluſſe des Staates ſein, und von den Magiſtraten fuͤr die Kriegfuͤhrung und die Reiſen außer Landes ausgegeben werden; im 5 1 Plut. Lyſ. 18. vgl. Herod. 1, 51. Poſeidonios bei Athen. 6, 233 f. 2 oben S. 29. 3 Herod. 1, 69. vgl. Bd. 2. S. 249. 358. Die Geſchichte bei Herod. 3, 56. wollen wir nicht benutzen, da Her. ſelbſt ſie verwirft. 4 Zuerſt ſcheint der K. Areus Silbergeld geſchlagen zu haben, und zwar ganz nach der Weiſe Maked. Koͤnige. Eckhel D. N. 1, 2. p. 278. 281. 5 So weit hat Boͤckh die Unterſuchung gefuͤhrt, Staatshaush. 2. S. 137. vgl. 1, 32. Heeren Ideen 3, 1. p. 294. zw. Ausg. 5 τις ἁλῷ κεκτημἐνος ἰδίᾳ, ζημίαν ᾤϱισαν ϑανάτον. vgl. Polyb. 6, 49, 8.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/213>, abgerufen am 01.05.2024.