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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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len, wo Griechen und Troer die gewöhnliche Schlacht-
ordnung verlassen, und ihre Helden von den Wagen
steigen und sich zu Fuß anschaaren, also grade von der
Kampfweise, die durch die Dorier in Griechenland
herrschend geworden ist. -- Darum ging der Schlacht
der Spartiaten ein Musenopfer voraus 1, indem man
von diesen Gottheiten insbesondere Ordnung und Rhyth-
mos des Kampfes erwartete; so wie man zur selben
Zeit in Kreta und Sparta dem Eros opferte, als dem
Befestiger wechselseitiger Liebe und Scham 2. -- Ueber
das ganze Leben der Spartiaten im Lager war eine
große Unbefangenheit und Heiterkeit ausgebreitet; und
weil die Stadt Sparta gewissermaßen immer ein La-
ger 3, war das Lagerleben von dem in der Stadt wenig
verschieden. Die Leibesübungen wurden regelmäßig
fortgesetzt, und zweimal des Tages vorgenommen 4,
aber mit minderer Anstrengung als daheim 5; über-
haupt war die Disciplin weniger streng. Der Persische
Späher traf die Spartiaten am Abend vor der Schlacht
in den Pylen theils mit gymnischen Kämpfen, theils
ihr Haar zu strählen beschäftigt 6, welches sie von dem
Eintritt in das Mannesalter an lang herabwallend tru-
gen. Jeder bekränzte es 7, wenn die Schaar der Au-
leten den Angriffsmarsch spielte; dazu strahlten alle
Schilde der Reihe hell polirt 8, und mischten ihren

1 Plut. Lyk. 21. Lak. Ap. p. 207. de cohib. ira a. O.
Aber die khimaira wurde nicht diesen (Manso 1, 2. S. 234.), son-
dern, wie bei Marathon, der Art. Agrotera geopfert. S. zu Xen.
Staat 13, 8. Plut. Lyk. 23. Xen. Hell. 4, 2, 20.
2 So-
sikrates bei Athen. 13, 561 e. Aelian V. G. 3, 9.
3 wie
Dionys. [ - 1 Zeichen fehlt]n Hal. sagt.
4 Xen. Staat 12, 6, 7.
5 Plut.
Lyk. 22.
6 Her. 7, 208. Xen. Hell. 13, 9. Plut. Lyk.
22.
7 Der eigenthümliche Ausdruck davon war xanthizesthai.
Bekkers Anecd. 1. p. 284.
8 Xen. Staat 11, 3. 13, 8.
Plut. a. O.

len, wo Griechen und Troer die gewoͤhnliche Schlacht-
ordnung verlaſſen, und ihre Helden von den Wagen
ſteigen und ſich zu Fuß anſchaaren, alſo grade von der
Kampfweiſe, die durch die Dorier in Griechenland
herrſchend geworden iſt. — Darum ging der Schlacht
der Spartiaten ein Muſenopfer voraus 1, indem man
von dieſen Gottheiten insbeſondere Ordnung und Rhyth-
mos des Kampfes erwartete; ſo wie man zur ſelben
Zeit in Kreta und Sparta dem Eros opferte, als dem
Befeſtiger wechſelſeitiger Liebe und Scham 2. — Ueber
das ganze Leben der Spartiaten im Lager war eine
große Unbefangenheit und Heiterkeit ausgebreitet; und
weil die Stadt Sparta gewiſſermaßen immer ein La-
ger 3, war das Lagerleben von dem in der Stadt wenig
verſchieden. Die Leibesuͤbungen wurden regelmaͤßig
fortgeſetzt, und zweimal des Tages vorgenommen 4,
aber mit minderer Anſtrengung als daheim 5; uͤber-
haupt war die Diſciplin weniger ſtreng. Der Perſiſche
Spaͤher traf die Spartiaten am Abend vor der Schlacht
in den Pylen theils mit gymniſchen Kaͤmpfen, theils
ihr Haar zu ſtraͤhlen beſchaͤftigt 6, welches ſie von dem
Eintritt in das Mannesalter an lang herabwallend tru-
gen. Jeder bekraͤnzte es 7, wenn die Schaar der Au-
leten den Angriffsmarſch ſpielte; dazu ſtrahlten alle
Schilde der Reihe hell polirt 8, und miſchten ihren

1 Plut. Lyk. 21. Lak. Ap. p. 207. de cohib. ira a. O.
Aber die χίμαιϱα wurde nicht dieſen (Manſo 1, 2. S. 234.), ſon-
dern, wie bei Marathon, der Art. Agrotera geopfert. S. zu Xen.
Staat 13, 8. Plut. Lyk. 23. Xen. Hell. 4, 2, 20.
2 So-
ſikrates bei Athen. 13, 561 e. Aelian V. G. 3, 9.
3 wie
Dionyſ. [ – 1 Zeichen fehlt]n Hal. ſagt.
4 Xen. Staat 12, 6, 7.
5 Plut.
Lyk. 22.
6 Her. 7, 208. Xen. Hell. 13, 9. Plut. Lyk.
22.
7 Der eigenthuͤmliche Ausdruck davon war ξανϑίζεσϑαι.
Bekkers Anecd. 1. p. 284.
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[251/0257] len, wo Griechen und Troer die gewoͤhnliche Schlacht- ordnung verlaſſen, und ihre Helden von den Wagen ſteigen und ſich zu Fuß anſchaaren, alſo grade von der Kampfweiſe, die durch die Dorier in Griechenland herrſchend geworden iſt. — Darum ging der Schlacht der Spartiaten ein Muſenopfer voraus 1, indem man von dieſen Gottheiten insbeſondere Ordnung und Rhyth- mos des Kampfes erwartete; ſo wie man zur ſelben Zeit in Kreta und Sparta dem Eros opferte, als dem Befeſtiger wechſelſeitiger Liebe und Scham 2. — Ueber das ganze Leben der Spartiaten im Lager war eine große Unbefangenheit und Heiterkeit ausgebreitet; und weil die Stadt Sparta gewiſſermaßen immer ein La- ger 3, war das Lagerleben von dem in der Stadt wenig verſchieden. Die Leibesuͤbungen wurden regelmaͤßig fortgeſetzt, und zweimal des Tages vorgenommen 4, aber mit minderer Anſtrengung als daheim 5; uͤber- haupt war die Diſciplin weniger ſtreng. Der Perſiſche Spaͤher traf die Spartiaten am Abend vor der Schlacht in den Pylen theils mit gymniſchen Kaͤmpfen, theils ihr Haar zu ſtraͤhlen beſchaͤftigt 6, welches ſie von dem Eintritt in das Mannesalter an lang herabwallend tru- gen. Jeder bekraͤnzte es 7, wenn die Schaar der Au- leten den Angriffsmarſch ſpielte; dazu ſtrahlten alle Schilde der Reihe hell polirt 8, und miſchten ihren 1 Plut. Lyk. 21. Lak. Ap. p. 207. de cohib. ira a. O. Aber die χίμαιϱα wurde nicht dieſen (Manſo 1, 2. S. 234.), ſon- dern, wie bei Marathon, der Art. Agrotera geopfert. S. zu Xen. Staat 13, 8. Plut. Lyk. 23. Xen. Hell. 4, 2, 20. 2 So- ſikrates bei Athen. 13, 561 e. Aelian V. G. 3, 9. 3 wie Dionyſ. _n Hal. ſagt. 4 Xen. Staat 12, 6, 7. 5 Plut. Lyk. 22. 6 Her. 7, 208. Xen. Hell. 13, 9. Plut. Lyk. 22. 7 Der eigenthuͤmliche Ausdruck davon war ξανϑίζεσϑαι. Bekkers Anecd. 1. p. 284. 8 Xen. Staat 11, 3. 13, 8. Plut. a. O.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/257>, abgerufen am 29.04.2024.