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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
sima forma sed altera ut virgo), wahrscheinlich den besten
Spiegelzeichnungen im Styl ähnlich. Mit ihnen stellt Plin. Ge-
mählde zu Ardea (vgl. Etrusker ii. S. 258.) und noch ältre (wahr-
scheinlich den Tarquinischen analoge) zu Cäre zusammen.

6. S. die Zeichnungen von Wilcox in den Philos. Transact.
T. liii. t.
7. 8. 9. (ungenauer bei Micali t. 52.) u. Agincourt
Hist. de l'Archit. pl. 10, 1. 2., Ingh. t. 25. 26. 27, beson-
ders aber die durchgezeichnete Figur bei Ingh. S. vi. t. C. 3.,
aus dem Tarquinischen Grabe mit dem Ramen der Vestricii,
welches die Etruskische Genienlehre darstellt. Ein andres Grab
(Dempster T. ii. t. 88. Aginc. t. 11. n. 5. Ingh. t. 24.) zeigt
die Verdammten aufgehängt und igni ferroque gequält. In-
teressant sind noch die Friesverzierungen, Mäander u. dgl. (einige
erinnern an die Decorationen des Thesauros zu Mykenä) Tarquini-
scher Hypogeen bei Piranesi Osservaz. sopra una lett. del
Mariette tv.
1. 2. 3. Ingh. S. iv. t. 29--31.

Abbildungen von Vögeln in den Büchern der Etrusca disci-
plina.
Plin. x, 17.


1178. Was nun, theils aus der Betrachtung dieser
einzelnen Gattungen der Kunst und Classen von Monu-
menten, theils aus einigen Andeutungen der Alten, sich
für das Ganze der Kunstentwickelung in Etrurien ergiebt,
2ist ungefähr dies: daß der zwar kräftige aber zugleich
düstre und strenge Geist der Etruskischen Nation, wel-
cher der freien schöpferischen Phantasie der Griechen ent-
behrte, sich in der Kunst viel mehr receptiv als produc-
tiv zeigte, indem er, bei frühzeitiger Bekanntschaft mit
den Werken Griechischer besonders Peloponnesischer Künst-
ler, sich deren Weise getreulich aneignete und sie Jahr-
3hunderte lang festhielt, doch nicht ohne daß zugleich der
dem Stamme eingepflanzte Geschmack für bizarre Com-
positionen und verzerrte Bildungen sich hie und da auf
verschiedne Weise in allerlei Gattungen von Werken ge-
4zeigt hätte; daß aber als die Kunst in Griechenland die
höchste Stufe erstieg, theils der Verkehr der beiden Völ-
ker durch allerlei Ereignisse -- namentlich Campaniens

Hiſtoriſcher Theil.
sima forma sed altera ut virgo), wahrſcheinlich den beſten
Spiegelzeichnungen im Styl ähnlich. Mit ihnen ſtellt Plin. Ge-
mählde zu Ardea (vgl. Etrusker ii. S. 258.) und noch ältre (wahr-
ſcheinlich den Tarquiniſchen analoge) zu Cäre zuſammen.

6. S. die Zeichnungen von Wilcox in den Philos. Transact.
T. liii. t.
7. 8. 9. (ungenauer bei Micali t. 52.) u. Agincourt
Hist. de l’Archit. pl. 10, 1. 2., Ingh. t. 25. 26. 27, beſon-
ders aber die durchgezeichnete Figur bei Ingh. S. vi. t. C. 3.,
aus dem Tarquiniſchen Grabe mit dem Ramen der Vestricii,
welches die Etruskiſche Genienlehre darſtellt. Ein andres Grab
(Dempſter T. ii. t. 88. Aginc. t. 11. n. 5. Ingh. t. 24.) zeigt
die Verdammten aufgehängt und igni ferroque gequält. In-
tereſſant ſind noch die Friesverzierungen, Mäander u. dgl. (einige
erinnern an die Decorationen des Theſauros zu Mykenä) Tarquini-
ſcher Hypogeen bei Piraneſi Osservaz. sopra una lett. del
Mariette tv.
1. 2. 3. Ingh. S. iv. t. 29—31.

Abbildungen von Vögeln in den Büchern der Etrusca disci-
plina.
Plin. x, 17.


1178. Was nun, theils aus der Betrachtung dieſer
einzelnen Gattungen der Kunſt und Claſſen von Monu-
menten, theils aus einigen Andeutungen der Alten, ſich
fuͤr das Ganze der Kunſtentwickelung in Etrurien ergiebt,
2iſt ungefaͤhr dies: daß der zwar kraͤftige aber zugleich
duͤſtre und ſtrenge Geiſt der Etruskiſchen Nation, wel-
cher der freien ſchoͤpferiſchen Phantaſie der Griechen ent-
behrte, ſich in der Kunſt viel mehr receptiv als produc-
tiv zeigte, indem er, bei fruͤhzeitiger Bekanntſchaft mit
den Werken Griechiſcher beſonders Peloponneſiſcher Kuͤnſt-
ler, ſich deren Weiſe getreulich aneignete und ſie Jahr-
3hunderte lang feſthielt, doch nicht ohne daß zugleich der
dem Stamme eingepflanzte Geſchmack fuͤr bizarre Com-
poſitionen und verzerrte Bildungen ſich hie und da auf
verſchiedne Weiſe in allerlei Gattungen von Werken ge-
4zeigt haͤtte; daß aber als die Kunſt in Griechenland die
hoͤchſte Stufe erſtieg, theils der Verkehr der beiden Voͤl-
ker durch allerlei Ereigniſſe — namentlich Campaniens

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[162/0184] Hiſtoriſcher Theil. sima forma sed altera ut virgo), wahrſcheinlich den beſten Spiegelzeichnungen im Styl ähnlich. Mit ihnen ſtellt Plin. Ge- mählde zu Ardea (vgl. Etrusker ii. S. 258.) und noch ältre (wahr- ſcheinlich den Tarquiniſchen analoge) zu Cäre zuſammen. 6. S. die Zeichnungen von Wilcox in den Philos. Transact. T. liii. t. 7. 8. 9. (ungenauer bei Micali t. 52.) u. Agincourt Hist. de l’Archit. pl. 10, 1. 2., Ingh. t. 25. 26. 27, beſon- ders aber die durchgezeichnete Figur bei Ingh. S. vi. t. C. 3., aus dem Tarquiniſchen Grabe mit dem Ramen der Vestricii, welches die Etruskiſche Genienlehre darſtellt. Ein andres Grab (Dempſter T. ii. t. 88. Aginc. t. 11. n. 5. Ingh. t. 24.) zeigt die Verdammten aufgehängt und igni ferroque gequält. In- tereſſant ſind noch die Friesverzierungen, Mäander u. dgl. (einige erinnern an die Decorationen des Theſauros zu Mykenä) Tarquini- ſcher Hypogeen bei Piraneſi Osservaz. sopra una lett. del Mariette tv. 1. 2. 3. Ingh. S. iv. t. 29—31. Abbildungen von Vögeln in den Büchern der Etrusca disci- plina. Plin. x, 17. 178. Was nun, theils aus der Betrachtung dieſer einzelnen Gattungen der Kunſt und Claſſen von Monu- menten, theils aus einigen Andeutungen der Alten, ſich fuͤr das Ganze der Kunſtentwickelung in Etrurien ergiebt, iſt ungefaͤhr dies: daß der zwar kraͤftige aber zugleich duͤſtre und ſtrenge Geiſt der Etruskiſchen Nation, wel- cher der freien ſchoͤpferiſchen Phantaſie der Griechen ent- behrte, ſich in der Kunſt viel mehr receptiv als produc- tiv zeigte, indem er, bei fruͤhzeitiger Bekanntſchaft mit den Werken Griechiſcher beſonders Peloponneſiſcher Kuͤnſt- ler, ſich deren Weiſe getreulich aneignete und ſie Jahr- hunderte lang feſthielt, doch nicht ohne daß zugleich der dem Stamme eingepflanzte Geſchmack fuͤr bizarre Com- poſitionen und verzerrte Bildungen ſich hie und da auf verſchiedne Weiſe in allerlei Gattungen von Werken ge- zeigt haͤtte; daß aber als die Kunſt in Griechenland die hoͤchſte Stufe erſtieg, theils der Verkehr der beiden Voͤl- ker durch allerlei Ereigniſſe — namentlich Campaniens 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/184>, abgerufen am 28.04.2024.