zu entsprechen, oder im Geist der spätern Architektur aus dem bloßen Streben nach Unterbrechung, Wandpfeiler, Pilaster, parastatai, orthostatai. 5. Strebepfei- 4ler, anterides. Endlich gehören hierher auch kürzere und abgebrochne Pfeiler, sie mögen als Postament für Säulen (stylobates), oder für andre Zwecke dienen. 5Die wiederkehrenden Haupttheile des Pfeilers sind: 1. der Fuß, spira. 2. der Schaft oder Würfel, truncus. 3. das Capitäl, epikranon, metooon, entweder gesimsartig aus einfachen Gliedern, Wellen, Wülsten, Kehlen, Platten, zusammengesetzt, oder nach Analogie des Säulencapitäls geschmückt.
3. Die Ausdrücke für Pfeiler und Pilaster sind sehr schwankend. Orthostatai sind abgesonderte Pfosten Eurip. Jon. 1148., Säulen Eur. Ras. Herakl. 975., Strebepfeiler Vitruv ii, 8.; Anten und Pilaster in der hier oft berücksichtigten Inschr. C. I. n. 160. Parastas ist, abgesehn von den Fällen, wo es, so wie prostas, von einer ganzen Halle steht, s. v. a. anta (Schneider ad Vitr. vi, 7, 1.), heißt aber auch die Thürwand, der Thürpfeiler, Eurip. Phön. 426. Pollux i, 76. x, 25. vgl. Eur. Androm. 1126. u. die Inschr. p. 280. Bh.; bei Athen. v, p. 196. scheint es ein freistehender Pfeiler, bei Hesych. eine Halbsäule. Parastatae sind bei Vitruv Pilaster, auch frei- stehende, wie bei seiner basilica Col. Iul. Fanestri. Die phliai ton neon, woran die proxeniai angeschrieben (Polyb. xii, 12, 2.), werden besonders durch die Vergleichung der Stelle, wo an dem T. in Keos (Brönsted i. p. 19.) ähnliche Decrete stan- den, deutlich; in demselben Zusammenhange kommt parastas bei Chandler i, 59, 1. vor. Bei Plinius heißt ein Pfeiler auch columna Attica. xxxvi, 56.
5. Das simsartige Pfeilercapitäl accommodirt sich an den Do- rischen Gebäuden Athens in seinen Theilen sichtlich dem Dorischen, nur daß bei der geringeren Ausdehnung des Wulsts die annuli an den Hals hinabtreten. Am T. der Polias nimmt es die Orna- mente des Halses (anthemion) vom Jon. Capitäl. Voluten und Canal vorn, Polster an den Seiten, Alles aber schmal und leicht, zeigt das Antencapitäl am Didymäon u. den Propyläen von Priene; hier treten auch Arabesken hinzu. Ein mit Akanthus reich decorirtes Pilaster-Capitäl findet sich schon an den kleinern Propyläen von Eleusis.
Syſtematiſcher Theil.
zu entſprechen, oder im Geiſt der ſpaͤtern Architektur aus dem bloßen Streben nach Unterbrechung, Wandpfeiler, Pilaſter, παραστάται, ὀρϑοστάται. 5. Strebepfei- 4ler, anterides. Endlich gehoͤren hierher auch kuͤrzere und abgebrochne Pfeiler, ſie moͤgen als Poſtament fuͤr Saͤulen (stylobates), oder fuͤr andre Zwecke dienen. 5Die wiederkehrenden Haupttheile des Pfeilers ſind: 1. der Fuß, spira. 2. der Schaft oder Wuͤrfel, truncus. 3. das Capitaͤl, ἐπίκρανον, μέτωωον, entweder geſimsartig aus einfachen Gliedern, Wellen, Wuͤlſten, Kehlen, Platten, zuſammengeſetzt, oder nach Analogie des Saͤulencapitaͤls geſchmuͤckt.
3. Die Ausdrücke für Pfeiler und Pilaſter ſind ſehr ſchwankend. Ὀρϑοστάται ſind abgeſonderte Pfoſten Eurip. Jon. 1148., Säulen Eur. Raſ. Herakl. 975., Strebepfeiler Vitruv ii, 8.; Anten und Pilaſter in der hier oft berückſichtigten Inſchr. C. I. n. 160. Παραστὰς iſt, abgeſehn von den Fällen, wo es, ſo wie προστὰς, von einer ganzen Halle ſteht, ſ. v. a. anta (Schneider ad Vitr. vi, 7, 1.), heißt aber auch die Thürwand, der Thürpfeiler, Eurip. Phön. 426. Pollux i, 76. x, 25. vgl. Eur. Androm. 1126. u. die Inſchr. p. 280. Bh.; bei Athen. v, p. 196. ſcheint es ein freiſtehender Pfeiler, bei Heſych. eine Halbſäule. Parastatae ſind bei Vitruv Pilaſter, auch frei- ſtehende, wie bei ſeiner basilica Col. Iul. Fanestri. Die φλιαὶ τῶν νεῶν, woran die προξενίαι angeſchrieben (Polyb. xii, 12, 2.), werden beſonders durch die Vergleichung der Stelle, wo an dem T. in Keos (Brönſted i. p. 19.) ähnliche Decrete ſtan- den, deutlich; in demſelben Zuſammenhange kommt παραστὰς bei Chandler i, 59, 1. vor. Bei Plinius heißt ein Pfeiler auch columna Attica. xxxvi, 56.
5. Das ſimsartige Pfeilercapitäl accommodirt ſich an den Do- riſchen Gebäuden Athens in ſeinen Theilen ſichtlich dem Doriſchen, nur daß bei der geringeren Ausdehnung des Wulſts die annuli an den Hals hinabtreten. Am T. der Polias nimmt es die Orna- mente des Halſes (ἀνϑέμιον) vom Jon. Capitäl. Voluten und Canal vorn, Polſter an den Seiten, Alles aber ſchmal und leicht, zeigt das Antencapitäl am Didymäon u. den Propyläen von Priene; hier treten auch Arabesken hinzu. Ein mit Akanthus reich decorirtes Pilaſter-Capitäl findet ſich ſchon an den kleinern Propyläen von Eleuſis.
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[326/0348]
Syſtematiſcher Theil.
zu entſprechen, oder im Geiſt der ſpaͤtern Architektur aus
dem bloßen Streben nach Unterbrechung, Wandpfeiler,
Pilaſter, παραστάται, ὀρϑοστάται. 5. Strebepfei-
ler, anterides. Endlich gehoͤren hierher auch kuͤrzere
und abgebrochne Pfeiler, ſie moͤgen als Poſtament fuͤr
Saͤulen (stylobates), oder fuͤr andre Zwecke dienen.
Die wiederkehrenden Haupttheile des Pfeilers ſind: 1. der
Fuß, spira. 2. der Schaft oder Wuͤrfel, truncus. 3. das
Capitaͤl, ἐπίκρανον, μέτωωον, entweder geſimsartig aus
einfachen Gliedern, Wellen, Wuͤlſten, Kehlen, Platten,
zuſammengeſetzt, oder nach Analogie des Saͤulencapitaͤls
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Ὀρϑοστάται ſind abgeſonderte Pfoſten Eurip. Jon. 1148.,
Säulen Eur. Raſ. Herakl. 975., Strebepfeiler Vitruv ii, 8.;
Anten und Pilaſter in der hier oft berückſichtigten Inſchr. C. I.
n. 160. Παραστὰς iſt, abgeſehn von den Fällen, wo es,
ſo wie προστὰς, von einer ganzen Halle ſteht, ſ. v. a. anta
(Schneider ad Vitr. vi, 7, 1.), heißt aber auch die Thürwand,
der Thürpfeiler, Eurip. Phön. 426. Pollux i, 76. x, 25. vgl.
Eur. Androm. 1126. u. die Inſchr. p. 280. Bh.; bei Athen.
v, p. 196. ſcheint es ein freiſtehender Pfeiler, bei Heſych. eine
Halbſäule. Parastatae ſind bei Vitruv Pilaſter, auch frei-
ſtehende, wie bei ſeiner basilica Col. Iul. Fanestri. Die
φλιαὶ τῶν νεῶν, woran die προξενίαι angeſchrieben (Polyb.
xii, 12, 2.), werden beſonders durch die Vergleichung der Stelle,
wo an dem T. in Keos (Brönſted i. p. 19.) ähnliche Decrete ſtan-
den, deutlich; in demſelben Zuſammenhange kommt παραστὰς
bei Chandler i, 59, 1. vor. Bei Plinius heißt ein Pfeiler auch
columna Attica. xxxvi, 56.
5. Das ſimsartige Pfeilercapitäl accommodirt ſich an den Do-
riſchen Gebäuden Athens in ſeinen Theilen ſichtlich dem Doriſchen,
nur daß bei der geringeren Ausdehnung des Wulſts die annuli
an den Hals hinabtreten. Am T. der Polias nimmt es die Orna-
mente des Halſes (ἀνϑέμιον) vom Jon. Capitäl. Voluten und
Canal vorn, Polſter an den Seiten, Alles aber ſchmal und leicht,
zeigt das Antencapitäl am Didymäon u. den Propyläen von
Priene; hier treten auch Arabesken hinzu. Ein mit Akanthus
reich decorirtes Pilaſter-Capitäl findet ſich ſchon an den kleinern
Propyläen von Eleuſis.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/348>, abgerufen am 16.06.2024.
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