Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

buchstäblicher Gesetzlichkeit conservirt. -- -- --
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --

Behandelt man den Adel bloß als sächlich-
privilegirten Stand, so muß er, bloß durch den
Instinkt ehemaligen persönlichen Unterschiedes ge-
leitet, nun unter sich castenweise zusammen hal-
ten; und so fand der Bürgerstand den Adel un-
erträglich, weil er ihn nicht anerkannte und doch
sein persönliches Recht respectiren mußte. Der-
gestalt nun zeigt es sich, daß alle neuerliche An-
griffe auf den Geburtsadel nur auf den Begriff
desselben, und auf die ungebührliche Ausdehnung
sächlicher Privilegien, und auf die alte civilisti-
sche Lehre von der Erbfolge gerichtet sind; also
dem wahren Adel, oder der hier beschriebenen
Idee des Geburtsadels, zu einer indirecten Lob-
rede gereichen können. --

Der Adel also ist die erste und einzig noth-
wendige staatsrechtliche Institution im Staate:
er repräsentirt, den einzelnen Menschen und ih-
rer augenblicklichen Macht gegenüber, die Macht
und die Freiheit der unsichtbaren und der abwe-
senden Glieder der bürgerlichen Gesellschaft; und
so begründet er durch seinen erhabenen und ge-
schlossenen Streit mit der Bürgerschaft die Mög-
lichkeit der Repräsentation sowohl der liberte

buchſtaͤblicher Geſetzlichkeit conſervirt. — — —
— — — — — — — — — — — — — —
— — — — — — — — — — — — — —

Behandelt man den Adel bloß als ſaͤchlich-
privilegirten Stand, ſo muß er, bloß durch den
Inſtinkt ehemaligen perſoͤnlichen Unterſchiedes ge-
leitet, nun unter ſich caſtenweiſe zuſammen hal-
ten; und ſo fand der Buͤrgerſtand den Adel un-
ertraͤglich, weil er ihn nicht anerkannte und doch
ſein perſoͤnliches Recht reſpectiren mußte. Der-
geſtalt nun zeigt es ſich, daß alle neuerliche An-
griffe auf den Geburtsadel nur auf den Begriff
deſſelben, und auf die ungebuͤhrliche Ausdehnung
ſaͤchlicher Privilegien, und auf die alte civiliſti-
ſche Lehre von der Erbfolge gerichtet ſind; alſo
dem wahren Adel, oder der hier beſchriebenen
Idee des Geburtsadels, zu einer indirecten Lob-
rede gereichen koͤnnen. —

Der Adel alſo iſt die erſte und einzig noth-
wendige ſtaatsrechtliche Inſtitution im Staate:
er repraͤſentirt, den einzelnen Menſchen und ih-
rer augenblicklichen Macht gegenuͤber, die Macht
und die Freiheit der unſichtbaren und der abwe-
ſenden Glieder der buͤrgerlichen Geſellſchaft; und
ſo begruͤndet er durch ſeinen erhabenen und ge-
ſchloſſenen Streit mit der Buͤrgerſchaft die Moͤg-
lichkeit der Repraͤſentation ſowohl der liberté

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0298" n="264"/>
buch&#x017F;ta&#x0364;blicher Ge&#x017F;etzlichkeit con&#x017F;ervirt. &#x2014; &#x2014; &#x2014;<lb/>
&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014;<lb/>
&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
            <p>Behandelt man den Adel bloß als &#x017F;a&#x0364;chlich-<lb/>
privilegirten Stand, &#x017F;o muß er, bloß durch den<lb/>
In&#x017F;tinkt ehemaligen per&#x017F;o&#x0364;nlichen Unter&#x017F;chiedes ge-<lb/>
leitet, nun unter &#x017F;ich ca&#x017F;tenwei&#x017F;e zu&#x017F;ammen hal-<lb/>
ten; und &#x017F;o fand der Bu&#x0364;rger&#x017F;tand den Adel un-<lb/>
ertra&#x0364;glich, weil er ihn nicht anerkannte und doch<lb/>
&#x017F;ein per&#x017F;o&#x0364;nliches Recht re&#x017F;pectiren mußte. Der-<lb/>
ge&#x017F;talt nun zeigt es &#x017F;ich, daß alle neuerliche An-<lb/>
griffe auf den Geburtsadel nur auf den Begriff<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, und auf die ungebu&#x0364;hrliche Ausdehnung<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlicher Privilegien, und auf die alte civili&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;che Lehre von der Erbfolge gerichtet &#x017F;ind; al&#x017F;o<lb/>
dem wahren Adel, oder der hier be&#x017F;chriebenen<lb/>
Idee des Geburtsadels, zu einer indirecten Lob-<lb/>
rede gereichen ko&#x0364;nnen. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Der Adel al&#x017F;o i&#x017F;t die er&#x017F;te und einzig noth-<lb/>
wendige &#x017F;taatsrechtliche In&#x017F;titution im Staate:<lb/>
er repra&#x0364;&#x017F;entirt, den einzelnen Men&#x017F;chen und ih-<lb/>
rer augenblicklichen Macht gegenu&#x0364;ber, die Macht<lb/>
und die Freiheit der un&#x017F;ichtbaren und der abwe-<lb/>
&#x017F;enden Glieder der bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft; und<lb/>
&#x017F;o begru&#x0364;ndet er durch &#x017F;einen erhabenen und ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Streit mit der Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft die Mo&#x0364;g-<lb/>
lichkeit der Repra&#x0364;&#x017F;entation &#x017F;owohl der <hi rendition="#aq">liberté<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0298] buchſtaͤblicher Geſetzlichkeit conſervirt. — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — Behandelt man den Adel bloß als ſaͤchlich- privilegirten Stand, ſo muß er, bloß durch den Inſtinkt ehemaligen perſoͤnlichen Unterſchiedes ge- leitet, nun unter ſich caſtenweiſe zuſammen hal- ten; und ſo fand der Buͤrgerſtand den Adel un- ertraͤglich, weil er ihn nicht anerkannte und doch ſein perſoͤnliches Recht reſpectiren mußte. Der- geſtalt nun zeigt es ſich, daß alle neuerliche An- griffe auf den Geburtsadel nur auf den Begriff deſſelben, und auf die ungebuͤhrliche Ausdehnung ſaͤchlicher Privilegien, und auf die alte civiliſti- ſche Lehre von der Erbfolge gerichtet ſind; alſo dem wahren Adel, oder der hier beſchriebenen Idee des Geburtsadels, zu einer indirecten Lob- rede gereichen koͤnnen. — Der Adel alſo iſt die erſte und einzig noth- wendige ſtaatsrechtliche Inſtitution im Staate: er repraͤſentirt, den einzelnen Menſchen und ih- rer augenblicklichen Macht gegenuͤber, die Macht und die Freiheit der unſichtbaren und der abwe- ſenden Glieder der buͤrgerlichen Geſellſchaft; und ſo begruͤndet er durch ſeinen erhabenen und ge- ſchloſſenen Streit mit der Buͤrgerſchaft die Moͤg- lichkeit der Repraͤſentation ſowohl der liberté

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/298
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/298>, abgerufen am 09.05.2024.