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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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nicht sogar Adam Smith bei aller seiner Erha-
benheit nie begreifen können, wie eigentlich die
Producte der Geister im Staate, neben den
viel solideren Producten der Erde und des ma-
nufacturirenden Fleißes, in Betracht kommen
müssen? Mit den Gelehrten, Staatsmännern,
Schauspielern, Geistlichen u. s. f. weiß er für
seinen Zweck durchaus nichts anzufangen; erst
wenn sie ihm ein handgreifliches Product, z. B.
der Philosoph ein Buch, liefern, kurz, nur in
so fern ihr Fleiß wirklich manufacturirend, und
das, was sie produciren, wirkliches Object für
den Handel wird, kommen sie, seiner Meinung
nach, für den Staat in Anschlag. Er wollte
eine absolute Grenze um die Production her zie-
hen, einen fixen Begriff vom National-Reich-
thum geben; dem Begriffe zu gefallen, muß-
ten die fruchtbarsten Gedanken des Staatsman-
nes, die begeisterndsten Reden des Gelehrten
oder des Geistlichen von dem Umkreise der pro-
ductiven Staatsarbeiten ausgeschlossen werden.
Es kam auf ein Begreifen, auf ein Hand-
greifen
an; also hielt sich Adam Smith an
das Product. --

Viel interessanter ist aber das Problem, die
Production zu begreifen, die große, tief ver-
wickelte und doch so einfache Bewegung der

Müllers Elemente. I. [4]

nicht ſogar Adam Smith bei aller ſeiner Erha-
benheit nie begreifen koͤnnen, wie eigentlich die
Producte der Geiſter im Staate, neben den
viel ſolideren Producten der Erde und des ma-
nufacturirenden Fleißes, in Betracht kommen
muͤſſen? Mit den Gelehrten, Staatsmaͤnnern,
Schauſpielern, Geiſtlichen u. ſ. f. weiß er fuͤr
ſeinen Zweck durchaus nichts anzufangen; erſt
wenn ſie ihm ein handgreifliches Product, z. B.
der Philoſoph ein Buch, liefern, kurz, nur in
ſo fern ihr Fleiß wirklich manufacturirend, und
das, was ſie produciren, wirkliches Object fuͤr
den Handel wird, kommen ſie, ſeiner Meinung
nach, fuͤr den Staat in Anſchlag. Er wollte
eine abſolute Grenze um die Production her zie-
hen, einen fixen Begriff vom National-Reich-
thum geben; dem Begriffe zu gefallen, muß-
ten die fruchtbarſten Gedanken des Staatsman-
nes, die begeiſterndſten Reden des Gelehrten
oder des Geiſtlichen von dem Umkreiſe der pro-
ductiven Staatsarbeiten ausgeſchloſſen werden.
Es kam auf ein Begreifen, auf ein Hand-
greifen
an; alſo hielt ſich Adam Smith an
das Product. —

Viel intereſſanter iſt aber das Problem, die
Production zu begreifen, die große, tief ver-
wickelte und doch ſo einfache Bewegung der

Müllers Elemente. I. [4]
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[49/0083] nicht ſogar Adam Smith bei aller ſeiner Erha- benheit nie begreifen koͤnnen, wie eigentlich die Producte der Geiſter im Staate, neben den viel ſolideren Producten der Erde und des ma- nufacturirenden Fleißes, in Betracht kommen muͤſſen? Mit den Gelehrten, Staatsmaͤnnern, Schauſpielern, Geiſtlichen u. ſ. f. weiß er fuͤr ſeinen Zweck durchaus nichts anzufangen; erſt wenn ſie ihm ein handgreifliches Product, z. B. der Philoſoph ein Buch, liefern, kurz, nur in ſo fern ihr Fleiß wirklich manufacturirend, und das, was ſie produciren, wirkliches Object fuͤr den Handel wird, kommen ſie, ſeiner Meinung nach, fuͤr den Staat in Anſchlag. Er wollte eine abſolute Grenze um die Production her zie- hen, einen fixen Begriff vom National-Reich- thum geben; dem Begriffe zu gefallen, muß- ten die fruchtbarſten Gedanken des Staatsman- nes, die begeiſterndſten Reden des Gelehrten oder des Geiſtlichen von dem Umkreiſe der pro- ductiven Staatsarbeiten ausgeſchloſſen werden. Es kam auf ein Begreifen, auf ein Hand- greifen an; alſo hielt ſich Adam Smith an das Product. — Viel intereſſanter iſt aber das Problem, die Production zu begreifen, die große, tief ver- wickelte und doch ſo einfache Bewegung der Müllers Elemente. I. [4]

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/83>, abgerufen am 27.04.2024.