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Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.

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Gerichtstage zu erwarten! Was stund Jhnen für eine
furchtbare, schreckliche Ewigkeit bevor! Wenden Sie
aber nun die Worte Pauli auf sich an. 1 Tim. 1, 15-16.
Sie passen so genau auf Sie, als wenn sie allein zu Jh-
rem Trost geschrieben wären. Sie sagen mit einer ge-
gründeten völligen Ueberzeugung: Das ist je gewißlich
wahr, es ist ein theuer wehrtes Wort, daß Jesus Chri-
stus in die Welt kommen ist, die Sünder seelig zu machen.
Sie waren einer der vornehmsten unter den Sündern:
aber Jhnen ist Barmherzigkeit wiederfahren. Gott und
Jhr Erlöser hat an Jhnen den Reichthum seiner Geduld
und Langmuth erwiesen, andern zum Beyspiel, die an
ihn zum ewigen Leben glauben sollen. Jch hoffe sehr,
da itzt aller Welt Augen auf Sie gerichtet, und Jhre
vorige Jrreligion und Lasterhaftigkeit so allgemein bekannt
sind, daß mancher, der bisher noch eben so denkt und
handelt, durch die Nachricht von Jhrer vernünftigen
und aufrichtigen Bekehrung zu einer gleichen Sinnesän-
derung erweckt werden wird.

Vor Gott sind Sie also von aller Schuld und
Strafe Jhrer Sünden losgesprochen, vor ihm werden
Sie angesehen, als wenn Sie nie gesündigt hätten.
Menschen mögen noch übel von Jhnen denken: hassen
werden sie Sie wenigstens nicht, wenn sie Christen sind.
Jhr eignes Gewissen mag Sie noch daran erinnern, wer
Sie gewesen sind, aber es wird Jhnen auch sagen, daß
Sie nun besser denken und handeln. Zeitliche Strafen
werden noch auf Jhre Vergehungen folgen: aber der
Tod ist auch die letzte. Jn der Ewigkeit ist für Sie
nichts weiter zu fürchten, sondern alles zu hoffen. Denn
wo Vergebung der Sünde ist, da ist auch Leben und
Seeligkeit. Und die Sünden der Schwachheit, die Sie
etwa noch begeben möchten, können Jhnen diese Vor-
theile nicht entziehen. --

Bey
N 3



Gerichtstage zu erwarten! Was ſtund Jhnen fuͤr eine
furchtbare, ſchreckliche Ewigkeit bevor! Wenden Sie
aber nun die Worte Pauli auf ſich an. 1 Tim. 1, 15-16.
Sie paſſen ſo genau auf Sie, als wenn ſie allein zu Jh-
rem Troſt geſchrieben waͤren. Sie ſagen mit einer ge-
gruͤndeten voͤlligen Ueberzeugung: Das iſt je gewißlich
wahr, es iſt ein theuer wehrtes Wort, daß Jeſus Chri-
ſtus in die Welt kommen iſt, die Suͤnder ſeelig zu machen.
Sie waren einer der vornehmſten unter den Suͤndern:
aber Jhnen iſt Barmherzigkeit wiederfahren. Gott und
Jhr Erloͤſer hat an Jhnen den Reichthum ſeiner Geduld
und Langmuth erwieſen, andern zum Beyſpiel, die an
ihn zum ewigen Leben glauben ſollen. Jch hoffe ſehr,
da itzt aller Welt Augen auf Sie gerichtet, und Jhre
vorige Jrreligion und Laſterhaftigkeit ſo allgemein bekannt
ſind, daß mancher, der bisher noch eben ſo denkt und
handelt, durch die Nachricht von Jhrer vernuͤnftigen
und aufrichtigen Bekehrung zu einer gleichen Sinnesaͤn-
derung erweckt werden wird.

Vor Gott ſind Sie alſo von aller Schuld und
Strafe Jhrer Suͤnden losgeſprochen, vor ihm werden
Sie angeſehen, als wenn Sie nie geſuͤndigt haͤtten.
Menſchen moͤgen noch uͤbel von Jhnen denken: haſſen
werden ſie Sie wenigſtens nicht, wenn ſie Chriſten ſind.
Jhr eignes Gewiſſen mag Sie noch daran erinnern, wer
Sie geweſen ſind, aber es wird Jhnen auch ſagen, daß
Sie nun beſſer denken und handeln. Zeitliche Strafen
werden noch auf Jhre Vergehungen folgen: aber der
Tod iſt auch die letzte. Jn der Ewigkeit iſt fuͤr Sie
nichts weiter zu fuͤrchten, ſondern alles zu hoffen. Denn
wo Vergebung der Suͤnde iſt, da iſt auch Leben und
Seeligkeit. Und die Suͤnden der Schwachheit, die Sie
etwa noch begeben moͤchten, koͤnnen Jhnen dieſe Vor-
theile nicht entziehen. —

Bey
N 3
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[197/0209] Gerichtstage zu erwarten! Was ſtund Jhnen fuͤr eine furchtbare, ſchreckliche Ewigkeit bevor! Wenden Sie aber nun die Worte Pauli auf ſich an. 1 Tim. 1, 15-16. Sie paſſen ſo genau auf Sie, als wenn ſie allein zu Jh- rem Troſt geſchrieben waͤren. Sie ſagen mit einer ge- gruͤndeten voͤlligen Ueberzeugung: Das iſt je gewißlich wahr, es iſt ein theuer wehrtes Wort, daß Jeſus Chri- ſtus in die Welt kommen iſt, die Suͤnder ſeelig zu machen. Sie waren einer der vornehmſten unter den Suͤndern: aber Jhnen iſt Barmherzigkeit wiederfahren. Gott und Jhr Erloͤſer hat an Jhnen den Reichthum ſeiner Geduld und Langmuth erwieſen, andern zum Beyſpiel, die an ihn zum ewigen Leben glauben ſollen. Jch hoffe ſehr, da itzt aller Welt Augen auf Sie gerichtet, und Jhre vorige Jrreligion und Laſterhaftigkeit ſo allgemein bekannt ſind, daß mancher, der bisher noch eben ſo denkt und handelt, durch die Nachricht von Jhrer vernuͤnftigen und aufrichtigen Bekehrung zu einer gleichen Sinnesaͤn- derung erweckt werden wird. Vor Gott ſind Sie alſo von aller Schuld und Strafe Jhrer Suͤnden losgeſprochen, vor ihm werden Sie angeſehen, als wenn Sie nie geſuͤndigt haͤtten. Menſchen moͤgen noch uͤbel von Jhnen denken: haſſen werden ſie Sie wenigſtens nicht, wenn ſie Chriſten ſind. Jhr eignes Gewiſſen mag Sie noch daran erinnern, wer Sie geweſen ſind, aber es wird Jhnen auch ſagen, daß Sie nun beſſer denken und handeln. Zeitliche Strafen werden noch auf Jhre Vergehungen folgen: aber der Tod iſt auch die letzte. Jn der Ewigkeit iſt fuͤr Sie nichts weiter zu fuͤrchten, ſondern alles zu hoffen. Denn wo Vergebung der Suͤnde iſt, da iſt auch Leben und Seeligkeit. Und die Suͤnden der Schwachheit, die Sie etwa noch begeben moͤchten, koͤnnen Jhnen dieſe Vor- theile nicht entziehen. — Bey N 3

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Zitationshilfe: Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/209>, abgerufen am 03.05.2024.