das gute Gewissen geben können. -- Sie wissen, wie sehr ich von Zweifeln wider die Religion eingenommen war, daß ich mich ungeachtet meines starken Vorurtheils nach einer sehr sorgfältigen Prüfung von ihnen losgemacht habe, und daß ich nun mit einer vollkommenen Ueberzeu- gung die Wahrheiten glaube, die uns unser Erlöser ge- lehrt hat. u. s. w.
Der Graf erinnerte sich des seeligen Alberti in Hamburg, den er von Person gekannt hatte, und wünschte die Predigten desselben zu lesen, die ich ihm auch zuschickte.
Sechs und zwanzigste Unterredung, den 13ten April.
Alberti Predigten, sagte der Graf, haben mich sehr erbaut. Sie haben auch etwas dazu beygetragen, daß ich von Tage zu Tage mehr für die Religion einge- nommen, und zugleich ruhiger und glücklicher werde. Jch hoffe Sie auch heute, antwortete ich, mit einer Be- trachtung zu unterhalten, die ihre Liebe zum Christen- thum und Jhre Zufriedenheit mit Jhrem itzigen Zustand nicht vermindern wird. Wir haben noch nicht von der Auferstehung des Leibes geredet, und nun ist es die rechte Zeit dazu, da wir zuletzt von dem Zustande der Seele während Jhrer Trennung vom Leibe gehandelt haben.
Sie wissen, die christliche Religion verspricht uns, daß diese Trennung nicht ewig dauren soll. Es wird ein Tag kommen, an welchem der Ueberwinder des Todes alle Todten auferwecken wird. Seine eigne Aufer- stehung, die eine Würkung seiner eignen Kraft war, Joh. 10, 17. 1 Cor. 15, 12-22. ist uns eine hinlängliche Versicherung, daß er uns auferwecken könne, und seine wiederhohlte Zusage davon, daß er es wolle. Joh. 5, 25[-]29. Nicht der ganze Leib des Gerechten, mit allen seinen groben, irdischen und zufälligen Theilen, mit allem,
was
das gute Gewiſſen geben koͤnnen. — Sie wiſſen, wie ſehr ich von Zweifeln wider die Religion eingenommen war, daß ich mich ungeachtet meines ſtarken Vorurtheils nach einer ſehr ſorgfaͤltigen Pruͤfung von ihnen losgemacht habe, und daß ich nun mit einer vollkommenen Ueberzeu- gung die Wahrheiten glaube, die uns unſer Erloͤſer ge- lehrt hat. u. ſ. w.
Der Graf erinnerte ſich des ſeeligen Alberti in Hamburg, den er von Perſon gekannt hatte, und wuͤnſchte die Predigten deſſelben zu leſen, die ich ihm auch zuſchickte.
Sechs und zwanzigſte Unterredung, den 13ten April.
Alberti Predigten, ſagte der Graf, haben mich ſehr erbaut. Sie haben auch etwas dazu beygetragen, daß ich von Tage zu Tage mehr fuͤr die Religion einge- nommen, und zugleich ruhiger und gluͤcklicher werde. Jch hoffe Sie auch heute, antwortete ich, mit einer Be- trachtung zu unterhalten, die ihre Liebe zum Chriſten- thum und Jhre Zufriedenheit mit Jhrem itzigen Zuſtand nicht vermindern wird. Wir haben noch nicht von der Auferſtehung des Leibes geredet, und nun iſt es die rechte Zeit dazu, da wir zuletzt von dem Zuſtande der Seele waͤhrend Jhrer Trennung vom Leibe gehandelt haben.
Sie wiſſen, die chriſtliche Religion verſpricht uns, daß dieſe Trennung nicht ewig dauren ſoll. Es wird ein Tag kommen, an welchem der Ueberwinder des Todes alle Todten auferwecken wird. Seine eigne Aufer- ſtehung, die eine Wuͤrkung ſeiner eignen Kraft war, Joh. 10, 17. 1 Cor. 15, 12-22. iſt uns eine hinlaͤngliche Verſicherung, daß er uns auferwecken koͤnne, und ſeine wiederhohlte Zuſage davon, daß er es wolle. Joh. 5, 25[-]29. Nicht der ganze Leib des Gerechten, mit allen ſeinen groben, irdiſchen und zufaͤlligen Theilen, mit allem,
was
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0224"n="212"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
das gute Gewiſſen geben koͤnnen. — Sie wiſſen, wie<lb/>ſehr ich von Zweifeln wider die Religion eingenommen<lb/>
war, daß ich mich ungeachtet meines ſtarken Vorurtheils<lb/>
nach einer ſehr ſorgfaͤltigen Pruͤfung von ihnen losgemacht<lb/>
habe, und daß ich nun mit einer vollkommenen Ueberzeu-<lb/>
gung die Wahrheiten glaube, die uns unſer Erloͤſer ge-<lb/>
lehrt hat. u. ſ. w.</p><lb/><p>Der Graf erinnerte ſich des ſeeligen Alberti in<lb/>
Hamburg, den er von Perſon gekannt hatte, und wuͤnſchte<lb/>
die Predigten deſſelben zu leſen, die ich ihm auch zuſchickte.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Sechs und zwanzigſte Unterredung, den<lb/>
13ten April.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>lberti Predigten, ſagte der Graf, haben mich ſehr<lb/>
erbaut. Sie haben auch etwas dazu beygetragen,<lb/>
daß ich von Tage zu Tage mehr fuͤr die Religion einge-<lb/>
nommen, und zugleich ruhiger und gluͤcklicher werde.<lb/>
Jch hoffe Sie auch heute, antwortete ich, mit einer Be-<lb/>
trachtung zu unterhalten, die ihre Liebe zum Chriſten-<lb/>
thum und Jhre Zufriedenheit mit Jhrem itzigen Zuſtand<lb/>
nicht vermindern wird. Wir haben noch nicht von der<lb/>
Auferſtehung des Leibes geredet, und nun iſt es die rechte<lb/>
Zeit dazu, da wir zuletzt von dem Zuſtande der Seele<lb/>
waͤhrend Jhrer Trennung vom Leibe gehandelt haben.</p><lb/><p>Sie wiſſen, die chriſtliche Religion verſpricht<lb/>
uns, daß dieſe Trennung nicht ewig dauren ſoll. Es<lb/>
wird ein Tag kommen, an welchem der Ueberwinder des<lb/>
Todes alle Todten auferwecken wird. Seine eigne Aufer-<lb/>ſtehung, die eine Wuͤrkung ſeiner eignen Kraft war,<lb/>
Joh. 10, 17. 1 Cor. 15, 12-22. iſt uns eine hinlaͤngliche<lb/>
Verſicherung, daß er uns auferwecken koͤnne, und ſeine<lb/>
wiederhohlte Zuſage davon, daß er es wolle. Joh. 5,<lb/>
25<supplied>-</supplied>29. Nicht der ganze Leib des Gerechten, mit allen<lb/>ſeinen groben, irdiſchen und zufaͤlligen Theilen, mit allem,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">was</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[212/0224]
das gute Gewiſſen geben koͤnnen. — Sie wiſſen, wie
ſehr ich von Zweifeln wider die Religion eingenommen
war, daß ich mich ungeachtet meines ſtarken Vorurtheils
nach einer ſehr ſorgfaͤltigen Pruͤfung von ihnen losgemacht
habe, und daß ich nun mit einer vollkommenen Ueberzeu-
gung die Wahrheiten glaube, die uns unſer Erloͤſer ge-
lehrt hat. u. ſ. w.
Der Graf erinnerte ſich des ſeeligen Alberti in
Hamburg, den er von Perſon gekannt hatte, und wuͤnſchte
die Predigten deſſelben zu leſen, die ich ihm auch zuſchickte.
Sechs und zwanzigſte Unterredung, den
13ten April.
Alberti Predigten, ſagte der Graf, haben mich ſehr
erbaut. Sie haben auch etwas dazu beygetragen,
daß ich von Tage zu Tage mehr fuͤr die Religion einge-
nommen, und zugleich ruhiger und gluͤcklicher werde.
Jch hoffe Sie auch heute, antwortete ich, mit einer Be-
trachtung zu unterhalten, die ihre Liebe zum Chriſten-
thum und Jhre Zufriedenheit mit Jhrem itzigen Zuſtand
nicht vermindern wird. Wir haben noch nicht von der
Auferſtehung des Leibes geredet, und nun iſt es die rechte
Zeit dazu, da wir zuletzt von dem Zuſtande der Seele
waͤhrend Jhrer Trennung vom Leibe gehandelt haben.
Sie wiſſen, die chriſtliche Religion verſpricht
uns, daß dieſe Trennung nicht ewig dauren ſoll. Es
wird ein Tag kommen, an welchem der Ueberwinder des
Todes alle Todten auferwecken wird. Seine eigne Aufer-
ſtehung, die eine Wuͤrkung ſeiner eignen Kraft war,
Joh. 10, 17. 1 Cor. 15, 12-22. iſt uns eine hinlaͤngliche
Verſicherung, daß er uns auferwecken koͤnne, und ſeine
wiederhohlte Zuſage davon, daß er es wolle. Joh. 5,
25-29. Nicht der ganze Leib des Gerechten, mit allen
ſeinen groben, irdiſchen und zufaͤlligen Theilen, mit allem,
was
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muenter_bekehren_1772/224>, abgerufen am 02.03.2021.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2021. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.