Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

einquartieret hat. Er würde sich kein Bedenken machen seine Beine in noch mehrere Küssen einzuhüllen, als er jetzo thut, gesetzt, daß er davon nicht den geringsten Anstoß hätte: wenn man ihn nur überzeugen könnte, daß Herr Grandison davon auch manchmal einige Beschwerung habe. Ich dächte, du ließest ihn mit nächsten an der Krücke der Frau Shirley herum hinken, und rühmtest dabei seine außerordentliche Gedult und seine Diät. Ich bin versichert, daß du unsern Oncle eher kuriren würdest, als alle Doktor und Apotheker in unsrer ganzen Gegend. Der Magister bewies aus verschiedenen Gründen, daß sein Gönner unmöglich das Zipperlein haben könnte, er gab der Unpäßlichkeit unsres Oncles einen verwünschten griechischen Namen, den ich vergessen habe. Der Baron hatte dasmal keine Lust mit ihm zu streiten; er behielt also, zu großer Beruhigung des Patienten, leichtlich Recht. Der schmerzhafte Fuß des Oncles, ließ nicht zu, daß er an seine Henriette denken konnte, und damit waren wir auch sehr wohl zufrieden. Vorgestern

einquartieret hat. Er würde sich kein Bedenken machen seine Beine in noch mehrere Küssen einzuhüllen, als er jetzo thut, gesetzt, daß er davon nicht den geringsten Anstoß hätte: wenn man ihn nur überzeugen könnte, daß Herr Grandison davon auch manchmal einige Beschwerung habe. Ich dächte, du ließest ihn mit nächsten an der Krücke der Frau Shirley herum hinken, und rühmtest dabei seine außerordentliche Gedult und seine Diät. Ich bin versichert, daß du unsern Oncle eher kuriren würdest, als alle Doktor und Apotheker in unsrer ganzen Gegend. Der Magister bewies aus verschiedenen Gründen, daß sein Gönner unmöglich das Zipperlein haben könnte, er gab der Unpäßlichkeit unsres Oncles einen verwünschten griechischen Namen, den ich vergessen habe. Der Baron hatte dasmal keine Lust mit ihm zu streiten; er behielt also, zu großer Beruhigung des Patienten, leichtlich Recht. Der schmerzhafte Fuß des Oncles, ließ nicht zu, daß er an seine Henriette denken konnte, und damit waren wir auch sehr wohl zufrieden. Vorgestern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0296" n="281"/>
einquartieret hat. Er würde sich kein Bedenken machen seine Beine in noch mehrere Küssen einzuhüllen, als er jetzo thut, gesetzt, daß er davon nicht den geringsten Anstoß hätte: wenn man ihn nur überzeugen könnte, daß Herr Grandison davon auch manchmal einige Beschwerung habe. Ich dächte, du ließest ihn mit nächsten an der Krücke der Frau Shirley herum hinken, und rühmtest dabei seine außerordentliche Gedult und seine Diät. Ich bin versichert, daß du unsern Oncle eher kuriren würdest, als alle Doktor und Apotheker in unsrer ganzen Gegend. Der Magister bewies aus verschiedenen Gründen, daß sein Gönner unmöglich das Zipperlein haben könnte, er gab der Unpäßlichkeit unsres Oncles einen verwünschten griechischen Namen, den ich vergessen habe. Der Baron hatte dasmal keine Lust mit ihm zu streiten; er behielt also, zu großer Beruhigung des Patienten, leichtlich Recht. Der schmerzhafte Fuß des Oncles, ließ nicht zu, daß er an seine Henriette denken konnte, und damit waren wir auch sehr wohl zufrieden. Vorgestern
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0296] einquartieret hat. Er würde sich kein Bedenken machen seine Beine in noch mehrere Küssen einzuhüllen, als er jetzo thut, gesetzt, daß er davon nicht den geringsten Anstoß hätte: wenn man ihn nur überzeugen könnte, daß Herr Grandison davon auch manchmal einige Beschwerung habe. Ich dächte, du ließest ihn mit nächsten an der Krücke der Frau Shirley herum hinken, und rühmtest dabei seine außerordentliche Gedult und seine Diät. Ich bin versichert, daß du unsern Oncle eher kuriren würdest, als alle Doktor und Apotheker in unsrer ganzen Gegend. Der Magister bewies aus verschiedenen Gründen, daß sein Gönner unmöglich das Zipperlein haben könnte, er gab der Unpäßlichkeit unsres Oncles einen verwünschten griechischen Namen, den ich vergessen habe. Der Baron hatte dasmal keine Lust mit ihm zu streiten; er behielt also, zu großer Beruhigung des Patienten, leichtlich Recht. Der schmerzhafte Fuß des Oncles, ließ nicht zu, daß er an seine Henriette denken konnte, und damit waren wir auch sehr wohl zufrieden. Vorgestern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/296
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/296>, abgerufen am 17.06.2024.