Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

es nicht gethan haben. Mein Schwager hat keine Lust von seinem Vorhaben abzustehen, und glaubt das Recht zu haben, ihm etwas aufzubürden; weil unser Oncle seit vielen Jahren ihm von seinen Heldenthaten Unwahrheiten gesagt hätte. Wenn er in seiner Oeconomie dadurch Schaden litte, will der Baron solchen wieder gut machen. Den Gewissenspunkt bei Seite gesetzt, so ist nicht zu leugnen, daß der Oncle und der Magister uns so viel lächerliche Auftritte, in dem Nachspiele des Grandisons liefern, daß wir uns keinen bessern Zeitvertreib wünschen könnten. Wenn ich diese beiden Leute auf der einen Seite ansehe, so sind sie wirklich gebessert: betrachtet man sie aber von der andern, so scheinet es, daß ihr Bisgen Verstand ganz und gar ausgedunstet ist.

Mein Vetter hatte sonst etwas im Fluchen gethan, man konnte ihn stark darinne nennen. Seine neuerfundenen Schwüre und Flüche, die oft Niemand dafür ansahe, wenn es nicht der Nachdruck seiner Stimme und die Gelegenheiten,

es nicht gethan haben. Mein Schwager hat keine Lust von seinem Vorhaben abzustehen, und glaubt das Recht zu haben, ihm etwas aufzubürden; weil unser Oncle seit vielen Jahren ihm von seinen Heldenthaten Unwahrheiten gesagt hätte. Wenn er in seiner Oeconomie dadurch Schaden litte, will der Baron solchen wieder gut machen. Den Gewissenspunkt bei Seite gesetzt, so ist nicht zu leugnen, daß der Oncle und der Magister uns so viel lächerliche Auftritte, in dem Nachspiele des Grandisons liefern, daß wir uns keinen bessern Zeitvertreib wünschen könnten. Wenn ich diese beiden Leute auf der einen Seite ansehe, so sind sie wirklich gebessert: betrachtet man sie aber von der andern, so scheinet es, daß ihr Bisgen Verstand ganz und gar ausgedunstet ist.

Mein Vetter hatte sonst etwas im Fluchen gethan, man konnte ihn stark darinne nennen. Seine neuerfundenen Schwüre und Flüche, die oft Niemand dafür ansahe, wenn es nicht der Nachdruck seiner Stimme und die Gelegenheiten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="82"/>
es nicht gethan haben. Mein Schwager hat keine Lust von seinem Vorhaben abzustehen, und glaubt das Recht zu haben, ihm etwas aufzubürden; weil unser Oncle seit vielen Jahren ihm von seinen Heldenthaten Unwahrheiten gesagt hätte. Wenn er in seiner Oeconomie dadurch Schaden litte, will der Baron solchen wieder gut machen. Den Gewissenspunkt bei Seite gesetzt, so ist nicht zu leugnen, daß der Oncle und der Magister uns so viel lächerliche Auftritte, in dem Nachspiele des Grandisons liefern, daß wir uns keinen bessern Zeitvertreib wünschen könnten. Wenn ich diese beiden Leute auf der einen Seite ansehe, so sind sie wirklich gebessert: betrachtet man sie aber von der andern, so scheinet es, daß ihr Bisgen Verstand ganz und gar ausgedunstet ist.</p>
        <p>Mein Vetter hatte sonst etwas im Fluchen gethan, man konnte ihn stark darinne nennen. Seine neuerfundenen Schwüre und Flüche, die oft Niemand dafür ansahe, wenn es nicht der Nachdruck seiner Stimme und die Gelegenheiten,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0097] es nicht gethan haben. Mein Schwager hat keine Lust von seinem Vorhaben abzustehen, und glaubt das Recht zu haben, ihm etwas aufzubürden; weil unser Oncle seit vielen Jahren ihm von seinen Heldenthaten Unwahrheiten gesagt hätte. Wenn er in seiner Oeconomie dadurch Schaden litte, will der Baron solchen wieder gut machen. Den Gewissenspunkt bei Seite gesetzt, so ist nicht zu leugnen, daß der Oncle und der Magister uns so viel lächerliche Auftritte, in dem Nachspiele des Grandisons liefern, daß wir uns keinen bessern Zeitvertreib wünschen könnten. Wenn ich diese beiden Leute auf der einen Seite ansehe, so sind sie wirklich gebessert: betrachtet man sie aber von der andern, so scheinet es, daß ihr Bisgen Verstand ganz und gar ausgedunstet ist. Mein Vetter hatte sonst etwas im Fluchen gethan, man konnte ihn stark darinne nennen. Seine neuerfundenen Schwüre und Flüche, die oft Niemand dafür ansahe, wenn es nicht der Nachdruck seiner Stimme und die Gelegenheiten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/97
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. [Erster Theil.] Eisenach, 1760, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison01_1760/97>, abgerufen am 05.05.2024.