Ein anders. Den 12 August ließ Hanns Höniger, sonst vermuthlich Waldesel genannt, sein Söhnlein Hännsgen taufen, hatte ein loses Maul, daß ich dem großen Herrn die Kirche nicht gleich eröffnet, wie er es haben wollen. Am Rande ist folgendes Glößlein zu lesen. Damit nicht jemand denkt, ich hätte diesem Manne obigen Namen aus Feindschaft aufgebürdet, so will ich beweisen, daß seine Vorfahren so geheißen haben. Sein Vater ist Thorschreiber gewesen, sein Großvater ein Advocat, sein Urgroßvater ein Arzt, er stammt also aus einer gelehrten Familie. Da es nun sonst gebräuchlich gewesen, daß diese sich lateinische Namen gegeben, so haben es die Vorfahren dieses Mannes vermuthlich auch so gemacht, sie hießen Waldesel und nennten sich lateinisch Onager, welches in der geschwinden Aussprache onger gleichsam oniger geklungen hat, hierzu ist mit der Zeit noch ein H gesetzt, und das o Wohlklangshalber, in ö verwandelt worden, da habt ihr Höniger aus Onager ohne Schwürigkeit.
Ein anders. Den 12 August ließ Hanns Höniger, sonst vermuthlich Waldesel genannt, sein Söhnlein Hännsgen taufen, hatte ein loses Maul, daß ich dem großen Herrn die Kirche nicht gleich eröffnet, wie er es haben wollen. Am Rande ist folgendes Glößlein zu lesen. Damit nicht jemand denkt, ich hätte diesem Manne obigen Namen aus Feindschaft aufgebürdet, so will ich beweisen, daß seine Vorfahren so geheißen haben. Sein Vater ist Thorschreiber gewesen, sein Großvater ein Advocat, sein Urgroßvater ein Arzt, er stammt also aus einer gelehrten Familie. Da es nun sonst gebräuchlich gewesen, daß diese sich lateinische Namen gegeben, so haben es die Vorfahren dieses Mannes vermuthlich auch so gemacht, sie hießen Waldesel und nennten sich lateinisch Onager, welches in der geschwinden Aussprache onger gleichsam oniger geklungen hat, hierzu ist mit der Zeit noch ein H gesetzt, und das o Wohlklangshalber, in ö verwandelt worden, da habt ihr Höniger aus Onager ohne Schwürigkeit.
<TEI><text><body><divn="2"><pbfacs="#f0236"n="234"/><p>Ein anders. Den 12 August ließ Hanns Höniger, sonst vermuthlich Waldesel genannt, sein Söhnlein Hännsgen taufen, hatte ein loses Maul, daß ich dem großen Herrn die Kirche nicht gleich eröffnet, wie er es haben wollen. Am Rande ist folgendes Glößlein zu lesen. Damit nicht jemand denkt, ich hätte diesem Manne obigen Namen aus Feindschaft aufgebürdet, so will ich beweisen, daß seine Vorfahren so geheißen haben. Sein Vater ist Thorschreiber gewesen, sein Großvater ein Advocat, sein Urgroßvater ein Arzt, er stammt also aus einer gelehrten Familie. Da es nun sonst gebräuchlich gewesen, daß diese sich lateinische Namen gegeben, so haben es die Vorfahren dieses Mannes vermuthlich auch so gemacht, sie hießen Waldesel und nennten sich lateinisch <hirendition="#aq">Onager</hi>, welches in der geschwinden Aussprache <hirendition="#aq">onger</hi> gleichsam oniger geklungen hat, hierzu ist mit der Zeit noch ein H gesetzt, und das o Wohlklangshalber, in ö verwandelt worden, da habt ihr Höniger aus <hirendition="#aq">Onager</hi> ohne Schwürigkeit.
</p></div></body></text></TEI>
[234/0236]
Ein anders. Den 12 August ließ Hanns Höniger, sonst vermuthlich Waldesel genannt, sein Söhnlein Hännsgen taufen, hatte ein loses Maul, daß ich dem großen Herrn die Kirche nicht gleich eröffnet, wie er es haben wollen. Am Rande ist folgendes Glößlein zu lesen. Damit nicht jemand denkt, ich hätte diesem Manne obigen Namen aus Feindschaft aufgebürdet, so will ich beweisen, daß seine Vorfahren so geheißen haben. Sein Vater ist Thorschreiber gewesen, sein Großvater ein Advocat, sein Urgroßvater ein Arzt, er stammt also aus einer gelehrten Familie. Da es nun sonst gebräuchlich gewesen, daß diese sich lateinische Namen gegeben, so haben es die Vorfahren dieses Mannes vermuthlich auch so gemacht, sie hießen Waldesel und nennten sich lateinisch Onager, welches in der geschwinden Aussprache onger gleichsam oniger geklungen hat, hierzu ist mit der Zeit noch ein H gesetzt, und das o Wohlklangshalber, in ö verwandelt worden, da habt ihr Höniger aus Onager ohne Schwürigkeit.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T15:30:31Z)
Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Dritter Theil. Eisenach, 1762, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison03_1762/236>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.