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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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zu vergleichen sey, der vom ersten Uranfang
immer weiter um sich greife: so bleibt mir
für das iunge Paar nichts zu wünschen
übrig, als daß sich Jhr Gleichniß immer
bey Ehren erhalten möge.

So weit der gutachtliche Bericht, den
ich Freund Spörtlern vor Schlafgehn zu-
steckte.

Nachdem ich mich solchergestalt meines
Auftrags entlastet hatte: legt ich mich mit
leichtem Herzen zur Ruh, und wie einer
unsrer vermetapherten Sänger spricht: Des
Schlummers Aetherschwinge, weht' ihren
Balsamathem, bald träufend über mich.



Glaub es sey leichter die Hertha im
Bade zu belauschen, als die Seele eines
Mädchens schleierloß zu erblicken. Von
nun an seys gelobt, keine weibliche Phy-
siognomie mehr zu iudiziren; sie gehören all
in das Fragment von Schlangenköpfen, und

harmo-

zu vergleichen ſey, der vom erſten Uranfang
immer weiter um ſich greife: ſo bleibt mir
fuͤr das iunge Paar nichts zu wuͤnſchen
uͤbrig, als daß ſich Jhr Gleichniß immer
bey Ehren erhalten moͤge.

So weit der gutachtliche Bericht, den
ich Freund Spoͤrtlern vor Schlafgehn zu-
ſteckte.

Nachdem ich mich ſolchergeſtalt meines
Auftrags entlaſtet hatte: legt ich mich mit
leichtem Herzen zur Ruh, und wie einer
unſrer vermetapherten Saͤnger ſpricht: Des
Schlummers Aetherſchwinge, weht’ ihren
Balſamathem, bald traͤufend uͤber mich.



Glaub es ſey leichter die Hertha im
Bade zu belauſchen, als die Seele eines
Maͤdchens ſchleierloß zu erblicken. Von
nun an ſeys gelobt, keine weibliche Phy-
ſiognomie mehr zu iudiziren; ſie gehoͤren all
in das Fragment von Schlangenkoͤpfen, und

harmo-
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[218/0226] zu vergleichen ſey, der vom erſten Uranfang immer weiter um ſich greife: ſo bleibt mir fuͤr das iunge Paar nichts zu wuͤnſchen uͤbrig, als daß ſich Jhr Gleichniß immer bey Ehren erhalten moͤge. So weit der gutachtliche Bericht, den ich Freund Spoͤrtlern vor Schlafgehn zu- ſteckte. Nachdem ich mich ſolchergeſtalt meines Auftrags entlaſtet hatte: legt ich mich mit leichtem Herzen zur Ruh, und wie einer unſrer vermetapherten Saͤnger ſpricht: Des Schlummers Aetherſchwinge, weht’ ihren Balſamathem, bald traͤufend uͤber mich. Glaub es ſey leichter die Hertha im Bade zu belauſchen, als die Seele eines Maͤdchens ſchleierloß zu erblicken. Von nun an ſeys gelobt, keine weibliche Phy- ſiognomie mehr zu iudiziren; ſie gehoͤren all in das Fragment von Schlangenkoͤpfen, und harmo-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/226>, abgerufen am 27.04.2024.