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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Von wider Einsetzung in voriges Recht.

Wann auch der Vogt innert obgesetzter Zeit die an-
gedeuten Gewahrsamen nicht außbringen möchte/ unge-
achtet angewendten Fleisses/ so soll er ebenmässig ledig
seyn/ und soll dem Spruch alsdann gelebt werden.

Gleicher Gestalten wann Obmann und Schirm-
Vögt oder auch die Bevogteten Verwandte dem Vogt
nicht rathen wurden/ daß er den Spruch mit Recht ent-
kräfftigen/ oder angeregten Gwahrsammen nachstellen sol-
te: So ist der Vogt auch ledig.

Jn diesem aber allem ist zumercken/ daß keinem Vogt
einichen Spruch mit Recht auffzulösen zugelassen seyn soll/
er habe dann zuvor dessen von der Hochen Oberkeit Er-
laubnuß als hieoben erläuteret.

Und wann gleichwol ein Vogt etwas obgehörter
massen versaumte oder verliederlichte/ so ist darumb sei-
nes Vogts Befohlenen (wann die innert offt angezoge-
ner Zeit zu ihren Jahren und Tagen kämend) nicht ver-
botten/ sondern zugelassen/ ein söllichen Spruch/ darinn
sie umb den halben Theil oder mehr getroffen/ und dasselb
durch vorangezogene Schrifften kundbahr wurde/ ob er-
läuterter Gestalt mit Recht krafftloß zu machen/ so fehrn
daß sie dem Rechten vor Ablauff der angezogenen zehen
Jahren ein Anfang gebind.

Und wird diß also gehalten/ es seye daß der Spruch
vor der Vormundschafft durch den verstorbenen Vatter/
oder desselben Ableiben in wehrender Vormundschafft durch
den Vogt angenommen worden. Statt Bern Satz. fol.
42. & seq.

Weiters wann wider jemand Abwesenden ein nach-Auffhe-
bung der
Recht
Zügen.

theilig Urtheil gefällt/ oder ein Rechtzug ertheilt wird/ und
er aber nachwärts G'satzmässig erzeigen kan/ daß Herren
Dienst oder Leibs-Noth seiner Abwesenheit seyen ein Ur-

sach
Q 3
Von wider Einſetzung in voriges Recht.

Wann auch der Vogt innert obgeſetzter Zeit die an-
gedeuten Gewahrſamen nicht außbringen moͤchte/ unge-
achtet angewendten Fleiſſes/ ſo ſoll er ebenmaͤſſig ledig
ſeyn/ und ſoll dem Spruch alsdann gelebt werden.

Gleicher Geſtalten wann Obmann und Schirm-
Voͤgt oder auch die Bevogteten Verwandte dem Vogt
nicht rathen wurden/ daß er den Spruch mit Recht ent-
kraͤfftigen/ oder angeregten Gwahrſammen nachſtellen ſol-
te: So iſt der Vogt auch ledig.

Jn dieſem aber allem iſt zumercken/ daß keinem Vogt
einichen Spruch mit Recht auffzuloͤſen zugelaſſen ſeyn ſoll/
er habe dann zuvor deſſen von der Hochen Oberkeit Er-
laubnuß als hieoben erlaͤuteret.

Und wann gleichwol ein Vogt etwas obgehoͤrter
maſſen verſaumte oder verliederlichte/ ſo iſt darumb ſei-
nes Vogts Befohlenen (wann die innert offt angezoge-
ner Zeit zu ihren Jahren und Tagen kaͤmend) nicht ver-
botten/ ſondern zugelaſſen/ ein ſoͤllichen Spruch/ darinn
ſie umb den halben Theil oder mehr getroffen/ und daſſelb
durch vorangezogene Schrifften kundbahr wurde/ ob er-
laͤuterter Geſtalt mit Recht krafftloß zu machen/ ſo fehrn
daß ſie dem Rechten vor Ablauff der angezogenen zehen
Jahren ein Anfang gebind.

Und wird diß alſo gehalten/ es ſeye daß der Spruch
vor der Vormundſchafft durch den verſtorbenen Vatter/
oder deſſelben Ableiben in wehrender Vormundſchafft durch
den Vogt angenommen worden. Statt Bern Satz. fol.
42. & ſeq.

Weiters wann wider jemand Abweſenden ein nach-Auffhe-
bung der
Recht
Zuͤgen.

theilig Urtheil gefaͤllt/ oder ein Rechtzug ertheilt wird/ und
er aber nachwaͤrts G’ſatzmaͤſſig erzeigen kan/ daß Herꝛen
Dienſt oder Leibs-Noth ſeiner Abweſenheit ſeyen ein Ur-

ſach
Q 3
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[125/0141] Von wider Einſetzung in voriges Recht. Wann auch der Vogt innert obgeſetzter Zeit die an- gedeuten Gewahrſamen nicht außbringen moͤchte/ unge- achtet angewendten Fleiſſes/ ſo ſoll er ebenmaͤſſig ledig ſeyn/ und ſoll dem Spruch alsdann gelebt werden. Gleicher Geſtalten wann Obmann und Schirm- Voͤgt oder auch die Bevogteten Verwandte dem Vogt nicht rathen wurden/ daß er den Spruch mit Recht ent- kraͤfftigen/ oder angeregten Gwahrſammen nachſtellen ſol- te: So iſt der Vogt auch ledig. Jn dieſem aber allem iſt zumercken/ daß keinem Vogt einichen Spruch mit Recht auffzuloͤſen zugelaſſen ſeyn ſoll/ er habe dann zuvor deſſen von der Hochen Oberkeit Er- laubnuß als hieoben erlaͤuteret. Und wann gleichwol ein Vogt etwas obgehoͤrter maſſen verſaumte oder verliederlichte/ ſo iſt darumb ſei- nes Vogts Befohlenen (wann die innert offt angezoge- ner Zeit zu ihren Jahren und Tagen kaͤmend) nicht ver- botten/ ſondern zugelaſſen/ ein ſoͤllichen Spruch/ darinn ſie umb den halben Theil oder mehr getroffen/ und daſſelb durch vorangezogene Schrifften kundbahr wurde/ ob er- laͤuterter Geſtalt mit Recht krafftloß zu machen/ ſo fehrn daß ſie dem Rechten vor Ablauff der angezogenen zehen Jahren ein Anfang gebind. Und wird diß alſo gehalten/ es ſeye daß der Spruch vor der Vormundſchafft durch den verſtorbenen Vatter/ oder deſſelben Ableiben in wehrender Vormundſchafft durch den Vogt angenommen worden. Statt Bern Satz. fol. 42. & ſeq. Weiters wann wider jemand Abweſenden ein nach- theilig Urtheil gefaͤllt/ oder ein Rechtzug ertheilt wird/ und er aber nachwaͤrts G’ſatzmaͤſſig erzeigen kan/ daß Herꝛen Dienſt oder Leibs-Noth ſeiner Abweſenheit ſeyen ein Ur- ſach Auffhe- bung der Recht Zuͤgen. Q 3

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/141>, abgerufen am 02.05.2024.