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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Viertes Buch. Cap. VIII.
mit allem Ernst zu einer freundlichen Vergleichung veran-
lassen: Wo sie aber dieselbe ausschlagend/ soll man ihnen
alsdann das bloß Recht ergahn lassen/ und ein sömlich
Sach darfürhin keines wegs ab dem Rechten zeuhen. Statt
Bern Satz. fol. 159.

Nachdeme der Kläger sein Klag offentlich am Rech-
ten eröffnet/ und den Antworter (wo er der Klag nicht
geständig) mit gnugsamber Kundschafft überzeuget/ daß er
ihme sömliche Scheltwort zugeredt habe/ die ihm an sein Seel/
Leib/ Ehr und Gut reichen: So soll der Schelter mit der Ur-
theil gewiesen werden/ das/ so er dem Kläger zugeredt/ auf
ihne Gesatzmässig wahrzumachen/ oder so er das nicht thun
möchte oder wolte/ sein Ehr wieder zugeben/ und soll hier-
auff den Kläger offentlich vor Gricht entweders mit einer
Glübd an Eyds-statt oder bey geschwornem Eyd/ nach-
deme dann die Red in zornigem/ unverdachtem Muth/
oder mit verdachten beharrlichen Worten under Augen o-
der hinderrucks ergangen/ nach aller Nothdurfft entschlagen.
Statt Bern Satz. | fol. 167.

So dann der Kläger mit Urtheil und Recht zu einer
Entschlachnuß erkennt wird/ und aber derselben nicht statt
thun wolte/ so wird er in Gefängnuß gelegt/ und dem-
nach/ alldieweil er in der Gefängnuß ist/ der Oberkeit die
Ursach/ warumb er gegebener Urtheil nicht statt thun wol-
len/ anzeigt und eröffnet/ welche dann nach gestalt der
Sach darinnen handlet; Statt Bern Satz. fol. 168.

Ein solche Urtheil/ da namlich geurtheilet wurde/
daß der Schelter/ wo er die Scheltwort auff den Verletz-
ten nicht wahr machen möchte/ ein Entschlachnuß thun
solle/ mag auch nicht weiters gezogen werden: Sonst mö-
gen all andere Urtheilen/ so von Ehr-verletzlicher Zureden

we-

Viertes Buch. Cap. VIII.
mit allem Ernſt zu einer freundlichen Vergleichung veran-
laſſen: Wo ſie aber dieſelbe ausſchlagend/ ſoll man ihnen
alsdann das bloß Recht ergahn laſſen/ und ein ſoͤmlich
Sach darfuͤrhin keines wegs ab dem Rechten zeuhen. Statt
Bern Satz. fol. 159.

Nachdeme der Klaͤger ſein Klag offentlich am Rech-
ten eroͤffnet/ und den Antworter (wo er der Klag nicht
geſtaͤndig) mit gnugſamber Kundſchafft uͤberzeuget/ daß er
ihme ſoͤmliche Scheltwort zugeredt habe/ die ihm an ſein Seel/
Leib/ Ehr und Gut reichen: So ſoll der Schelter mit der Ur-
theil gewieſen werden/ das/ ſo er dem Klaͤger zugeredt/ auf
ihne Geſatzmaͤſſig wahrzumachen/ oder ſo er das nicht thun
moͤchte oder wolte/ ſein Ehr wieder zugeben/ und ſoll hier-
auff den Klaͤger offentlich vor Gricht entweders mit einer
Gluͤbd an Eyds-ſtatt oder bey geſchwornem Eyd/ nach-
deme dann die Red in zornigem/ unverdachtem Muth/
oder mit verdachten beharꝛlichen Worten under Augen o-
der hinderꝛucks ergangen/ nach aller Nothdurfft entſchlagen.
Statt Bern Satz. | fol. 167.

So dann der Klaͤger mit Urtheil und Recht zu einer
Entſchlachnuß erkennt wird/ und aber derſelben nicht ſtatt
thun wolte/ ſo wird er in Gefaͤngnuß gelegt/ und dem-
nach/ alldieweil er in der Gefaͤngnuß iſt/ der Oberkeit die
Urſach/ warumb er gegebener Urtheil nicht ſtatt thun wol-
len/ anzeigt und eroͤffnet/ welche dann nach geſtalt der
Sach darinnen handlet; Statt Bern Satz. fol. 168.

Ein ſolche Urtheil/ da namlich geurtheilet wurde/
daß der Schelter/ wo er die Scheltwort auff den Verletz-
ten nicht wahr machen moͤchte/ ein Entſchlachnuß thun
ſolle/ mag auch nicht weiters gezogen werden: Sonſt moͤ-
gen all andere Urtheilen/ ſo von Ehr-verletzlicher Zureden

we-
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[206/0222] Viertes Buch. Cap. VIII. mit allem Ernſt zu einer freundlichen Vergleichung veran- laſſen: Wo ſie aber dieſelbe ausſchlagend/ ſoll man ihnen alsdann das bloß Recht ergahn laſſen/ und ein ſoͤmlich Sach darfuͤrhin keines wegs ab dem Rechten zeuhen. Statt Bern Satz. fol. 159. Nachdeme der Klaͤger ſein Klag offentlich am Rech- ten eroͤffnet/ und den Antworter (wo er der Klag nicht geſtaͤndig) mit gnugſamber Kundſchafft uͤberzeuget/ daß er ihme ſoͤmliche Scheltwort zugeredt habe/ die ihm an ſein Seel/ Leib/ Ehr und Gut reichen: So ſoll der Schelter mit der Ur- theil gewieſen werden/ das/ ſo er dem Klaͤger zugeredt/ auf ihne Geſatzmaͤſſig wahrzumachen/ oder ſo er das nicht thun moͤchte oder wolte/ ſein Ehr wieder zugeben/ und ſoll hier- auff den Klaͤger offentlich vor Gricht entweders mit einer Gluͤbd an Eyds-ſtatt oder bey geſchwornem Eyd/ nach- deme dann die Red in zornigem/ unverdachtem Muth/ oder mit verdachten beharꝛlichen Worten under Augen o- der hinderꝛucks ergangen/ nach aller Nothdurfft entſchlagen. Statt Bern Satz. | fol. 167. So dann der Klaͤger mit Urtheil und Recht zu einer Entſchlachnuß erkennt wird/ und aber derſelben nicht ſtatt thun wolte/ ſo wird er in Gefaͤngnuß gelegt/ und dem- nach/ alldieweil er in der Gefaͤngnuß iſt/ der Oberkeit die Urſach/ warumb er gegebener Urtheil nicht ſtatt thun wol- len/ anzeigt und eroͤffnet/ welche dann nach geſtalt der Sach darinnen handlet; Statt Bern Satz. fol. 168. Ein ſolche Urtheil/ da namlich geurtheilet wurde/ daß der Schelter/ wo er die Scheltwort auff den Verletz- ten nicht wahr machen moͤchte/ ein Entſchlachnuß thun ſolle/ mag auch nicht weiters gezogen werden: Sonſt moͤ- gen all andere Urtheilen/ ſo von Ehr-verletzlicher Zureden we-

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/222>, abgerufen am 29.04.2024.