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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Viertes Buch. Cap. IX.

So nun der Antworter vor Gricht erscheint/ so soll
der Kläger so ihne verklagt/ als habe er mit Worten oder
Wercken einen Freffel begangen/ gewiesen werden/ wann
der Verklagt der Sach nicht anred wäre/ Kundschafft dar-
umb zu stellen. Statt Bern Satz. fol. 74. und 186. Ob
aber der Ampts-Mann mangelshalb der Kundschafften
etwann an eines Beklagten Hand zeuhen wurde/ welches
er dann thun soll und mag/ doch allein umb schlecht Fref-
fel/ alsdann soll es an dem Gricht stahn/ je nach gestalt
der Sach und Persohn zuerkennen/ ob der Beklagte den
Eyd thun solle oder nicht: Ibidem: Und obgleich durch
Urtheil und Recht erkennt wurde/ daß der so Ampts hal-
ber den Freffel geklagt hat/ denselben nicht bewiesen/ so
soll derselbe sein Ehr doch wol bewahrt/ er aber hieran ein
benügen haben. Statt Bern Satz. fol. 7.

Wo aber der Kläger namlich ein Particular, so den
andern umb Freffel verklagt hat/ sein Fürgeben nach der
Statt Bern Rechten gnugsamb erzeigt hat/ so soll der
Thäter umb seinen begangenen Freffel nach Außweiß der
vorhandenen Gesatzen und nach Beschaffenheit der Sach
Straff leiden; Mag aber der Ankläger sein Klag nicht
kundlich machen/ wie Recht ist/ so soll er an deß Verklag-
ten Fußstapffen stahn/ und die Straff leiden/ die dem an-
deren wäre auferlegt worden/ so er schuldig erfunden.
Statt Bern Satz. fol. 74.

Weilen aber umb Wund-Thaten und Nacht Fref-
fel gemeinlich nicht gnugsame Kundschafften vorhanden/
wie der Statt Bern Satzung erheuscht/ und aber der all-
gemeinen Sicherheit daran geltgen/ daß die Schlägerey
und Nacht-Freffel durch ernsthaffte Straffen hinderhal-
ten werden/ als ist derselben halb in der Statt Bern Sa-

tzung
Viertes Buch. Cap. IX.

So nun der Antworter vor Gricht erſcheint/ ſo ſoll
der Klaͤger ſo ihne verklagt/ als habe er mit Worten oder
Wercken einen Freffel begangen/ gewieſen werden/ wann
der Verklagt der Sach nicht anred waͤre/ Kundſchafft dar-
umb zu ſtellen. Statt Bern Satz. fol. 74. und 186. Ob
aber der Ampts-Mann mangelshalb der Kundſchafften
etwann an eines Beklagten Hand zeuhen wurde/ welches
er dann thun ſoll und mag/ doch allein umb ſchlecht Fref-
fel/ alsdann ſoll es an dem Gricht ſtahn/ je nach geſtalt
der Sach und Perſohn zuerkennen/ ob der Beklagte den
Eyd thun ſolle oder nicht: Ibidem: Und obgleich durch
Urtheil und Recht erkennt wurde/ daß der ſo Ampts hal-
ber den Freffel geklagt hat/ denſelben nicht bewieſen/ ſo
ſoll derſelbe ſein Ehr doch wol bewahrt/ er aber hieran ein
benuͤgen haben. Statt Bern Satz. fol. 7.

Wo aber der Klaͤger namlich ein Particular, ſo den
andern umb Freffel verklagt hat/ ſein Fuͤrgeben nach der
Statt Bern Rechten gnugſamb erzeigt hat/ ſo ſoll der
Thaͤter umb ſeinen begangenen Freffel nach Außweiß der
vorhandenen Geſatzen und nach Beſchaffenheit der Sach
Straff leiden; Mag aber der Anklaͤger ſein Klag nicht
kundlich machen/ wie Recht iſt/ ſo ſoll er an deß Verklag-
ten Fußſtapffen ſtahn/ und die Straff leiden/ die dem an-
deren waͤre auferlegt worden/ ſo er ſchuldig erfunden.
Statt Bern Satz. fol. 74.

Weilen aber umb Wund-Thaten und Nacht Fref-
fel gemeinlich nicht gnugſame Kundſchafften vorhanden/
wie der Statt Bern Satzung erheuſcht/ und aber der all-
gemeinen Sicherheit daran geltgen/ daß die Schlaͤgerey
und Nacht-Freffel durch ernſthaffte Straffen hinderhal-
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[208/0224] Viertes Buch. Cap. IX. So nun der Antworter vor Gricht erſcheint/ ſo ſoll der Klaͤger ſo ihne verklagt/ als habe er mit Worten oder Wercken einen Freffel begangen/ gewieſen werden/ wann der Verklagt der Sach nicht anred waͤre/ Kundſchafft dar- umb zu ſtellen. Statt Bern Satz. fol. 74. und 186. Ob aber der Ampts-Mann mangelshalb der Kundſchafften etwann an eines Beklagten Hand zeuhen wurde/ welches er dann thun ſoll und mag/ doch allein umb ſchlecht Fref- fel/ alsdann ſoll es an dem Gricht ſtahn/ je nach geſtalt der Sach und Perſohn zuerkennen/ ob der Beklagte den Eyd thun ſolle oder nicht: Ibidem: Und obgleich durch Urtheil und Recht erkennt wurde/ daß der ſo Ampts hal- ber den Freffel geklagt hat/ denſelben nicht bewieſen/ ſo ſoll derſelbe ſein Ehr doch wol bewahrt/ er aber hieran ein benuͤgen haben. Statt Bern Satz. fol. 7. Wo aber der Klaͤger namlich ein Particular, ſo den andern umb Freffel verklagt hat/ ſein Fuͤrgeben nach der Statt Bern Rechten gnugſamb erzeigt hat/ ſo ſoll der Thaͤter umb ſeinen begangenen Freffel nach Außweiß der vorhandenen Geſatzen und nach Beſchaffenheit der Sach Straff leiden; Mag aber der Anklaͤger ſein Klag nicht kundlich machen/ wie Recht iſt/ ſo ſoll er an deß Verklag- ten Fußſtapffen ſtahn/ und die Straff leiden/ die dem an- deren waͤre auferlegt worden/ ſo er ſchuldig erfunden. Statt Bern Satz. fol. 74. Weilen aber umb Wund-Thaten und Nacht Fref- fel gemeinlich nicht gnugſame Kundſchafften vorhanden/ wie der Statt Bern Satzung erheuſcht/ und aber der all- gemeinen Sicherheit daran geltgen/ daß die Schlaͤgerey und Nacht-Freffel durch ernſthaffte Straffen hinderhal- ten werden/ als iſt derſelben halb in der Statt Bern Sa- tzung

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/224>, abgerufen am 04.05.2024.