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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Procedur in Criminal-Sachen.

So bald nun der Angeklagte zur Gefängnuß ange-
nommen/ soll der Ankläger oder sein Gewalthaber mit sei-
nem Leib verwahrt werden/ biß er Bürgen oder andere
Caution, die der Richter nach Achtung beyder Persohnen
für gnugsam erkennt/ gestellt hat/ namblich daß er der
Ankläger/ wo er die Peinliche Rechtfertigung nicht auß-
führen wurde/ und die geklagte Missethat/ oder aber
redlich und gnugsam Anzeigung und Vermuthung der-
selben in zimlicher Zeit/ die ihm der Richter setzen wur-
de/ nicht dermassen beweisen/ daß der Richter solche für
gnugsamm erkennen wurde/ alsdann er den Kosten/ der dar-
auff gangen/ auch den Beklagten umb seine zugefügte
Schmach und Schaden Abtrag thun wolle nach Richter-
licher Erkanntnuß. Halßgr. Ord. Art. XII.

So der Thäter der That ohne laugnen wäre/ aber
deßthalber redliche Entschuldigung/ die ihn/ wo er die
bewise/ von Peynlicher Straff entledigen möchten/ anzeigt/
und ihm aber der Ankläger solcher seiner fürgewendten
Entschuldigung nicht gestunde/ so soll der Ankläger in sol-
chem Fahl dannoch auch nach Beschaffenheit der Persohn
und Sach/ und nach Erkanntnuß deß Richters verbürgen:
Namlich wo der Beklagte solche Entschuldigung also
außführen wurde/ daß er der beklagten That halber nicht
Peynliche Straff verwürckt hätte/ ihme alsdann umb
gefänglich Einbringen/ Schmach und Schaden wie obstaht/
Abtrag zuthun. Art. XIII.

Als lang der Ankläger gemelte Bürgschafft oder
Caution nicht haben mag/ und doch dem Peynlichen Rech-
ten nachfolgen wolte/ so soll er mit |dem Beklagten biß nach
Endung voranzeigter redlicher Außführung im Gefäng-
nuß oder Verwahrung nach Beschaffenheit der Persohn
und Sach gehalten werden. Ibid. Art. XIV.

Wer
Procedur in Criminal-Sachen.

So bald nun der Angeklagte zur Gefaͤngnuß ange-
nommen/ ſoll der Anklaͤger oder ſein Gewalthaber mit ſei-
nem Leib verwahrt werden/ biß er Buͤrgen oder andere
Caution, die der Richter nach Achtung beyder Perſohnen
fuͤr gnugſam erkennt/ geſtellt hat/ namblich daß er der
Anklaͤger/ wo er die Peinliche Rechtfertigung nicht auß-
fuͤhren wurde/ und die geklagte Miſſethat/ oder aber
redlich und gnugſam Anzeigung und Vermuthung der-
ſelben in zimlicher Zeit/ die ihm der Richter ſetzen wur-
de/ nicht dermaſſen beweiſen/ daß der Richter ſolche fuͤr
gnugſamm erkennen wurde/ alsdann er den Koſten/ der dar-
auff gangen/ auch den Beklagten umb ſeine zugefuͤgte
Schmach und Schaden Abtrag thun wolle nach Richter-
licher Erkanntnuß. Halßgr. Ord. Art. XII.

So der Thaͤter der That ohne laugnen waͤre/ aber
deßthalber redliche Entſchuldigung/ die ihn/ wo er die
bewiſe/ von Peynlicher Straff entledigen moͤchten/ anzeigt/
und ihm aber der Anklaͤger ſolcher ſeiner fuͤrgewendten
Entſchuldigung nicht geſtunde/ ſo ſoll der Anklaͤger in ſol-
chem Fahl dannoch auch nach Beſchaffenheit der Perſohn
und Sach/ und nach Erkanntnuß deß Richters verbuͤrgen:
Namlich wo der Beklagte ſolche Entſchuldigung alſo
außfuͤhren wurde/ daß er der beklagten That halber nicht
Peynliche Straff verwuͤrckt haͤtte/ ihme alsdann umb
gefaͤnglich Einbringen/ Schmach und Schaden wie obſtaht/
Abtrag zuthun. Art. XIII.

Als lang der Anklaͤger gemelte Buͤrgſchafft oder
Caution nicht haben mag/ und doch dem Peynlichen Rech-
ten nachfolgen wolte/ ſo ſoll er mit |dem Beklagten biß nach
Endung voranzeigter redlicher Außfuͤhrung im Gefaͤng-
nuß oder Verwahrung nach Beſchaffenheit der Perſohn
und Sach gehalten werden. Ibid. Art. XIV.

Wer
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[215/0231] Procedur in Criminal-Sachen. So bald nun der Angeklagte zur Gefaͤngnuß ange- nommen/ ſoll der Anklaͤger oder ſein Gewalthaber mit ſei- nem Leib verwahrt werden/ biß er Buͤrgen oder andere Caution, die der Richter nach Achtung beyder Perſohnen fuͤr gnugſam erkennt/ geſtellt hat/ namblich daß er der Anklaͤger/ wo er die Peinliche Rechtfertigung nicht auß- fuͤhren wurde/ und die geklagte Miſſethat/ oder aber redlich und gnugſam Anzeigung und Vermuthung der- ſelben in zimlicher Zeit/ die ihm der Richter ſetzen wur- de/ nicht dermaſſen beweiſen/ daß der Richter ſolche fuͤr gnugſamm erkennen wurde/ alsdann er den Koſten/ der dar- auff gangen/ auch den Beklagten umb ſeine zugefuͤgte Schmach und Schaden Abtrag thun wolle nach Richter- licher Erkanntnuß. Halßgr. Ord. Art. XII. So der Thaͤter der That ohne laugnen waͤre/ aber deßthalber redliche Entſchuldigung/ die ihn/ wo er die bewiſe/ von Peynlicher Straff entledigen moͤchten/ anzeigt/ und ihm aber der Anklaͤger ſolcher ſeiner fuͤrgewendten Entſchuldigung nicht geſtunde/ ſo ſoll der Anklaͤger in ſol- chem Fahl dannoch auch nach Beſchaffenheit der Perſohn und Sach/ und nach Erkanntnuß deß Richters verbuͤrgen: Namlich wo der Beklagte ſolche Entſchuldigung alſo außfuͤhren wurde/ daß er der beklagten That halber nicht Peynliche Straff verwuͤrckt haͤtte/ ihme alsdann umb gefaͤnglich Einbringen/ Schmach und Schaden wie obſtaht/ Abtrag zuthun. Art. XIII. Als lang der Anklaͤger gemelte Buͤrgſchafft oder Caution nicht haben mag/ und doch dem Peynlichen Rech- ten nachfolgen wolte/ ſo ſoll er mit |dem Beklagten biß nach Endung voranzeigter redlicher Außfuͤhrung im Gefaͤng- nuß oder Verwahrung nach Beſchaffenheit der Perſohn und Sach gehalten werden. Ibid. Art. XIV. Wer

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/231>, abgerufen am 30.04.2024.