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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Erstes Buch. Cap. VII.
terlichen Gewalt stehen/ und jeder Vatter schuldig ist/ die
von ihme erzeugete Kinder/ mit Raht und That biß in das
Alter/ da sie sich selbsten ernehren und verpflegen mögen/
zuversorgen/ und in underlassendem Fahl derselbig es ge-
gen GOtt und den Menschen zu verantworten hat/ so ist
gleichwol bey allen wol policierten Nationen hargebracht/
daß ein Vatter über seine in rechtmässiger Ehe erzeugete
Kinder sonderbahren Gewalt und Sorgfalt zuüben hat/
so in folgendem besteht.

Daß ein Vatter mit allem Fleiß/ Müh und Sorg
Vatters
Pflicht ge-
gen den
Kindern.
bedacht seyn soll/ solche seine Kinder wol zuerziehen/ und
sie in der Gottes-Forcht auch allerhand Künsten und Wis-
senschafften nach dessen Stands gebühr underweisen zu-
lassen/ damit nicht allein dieselbigen tugendlich gemacht
werdind/ ihren ehrlichen Underhalt zu erwerben/ sondern
auch damit durch dero Tugenden der Vatter und übrige
Geschlechts verwannte/ so an der dem Geschlecht zu stos-
senden Ehr und Unehr antheil habend/ dardurch erfreuet
werden.

Kinderen
Pflicht

Hinwiderumb sind die Kinder schuldig/ deß Vatters
Gebott in allen ehrlichen Dingen/ sonderlich aber seinem
Willen wegen ihrer Aufferziehung sich gehorsamblich zu-
underwerffen/ und zu trachten/ daß sie solchen möglichst
erfüllend.

Wem das
Gut seye
so Kinder
erwerben.

Was die Kinder erwärben in währender Zeit/ da
sie under dem Vätterlichen Gewalt und Versorgung stehen/
das ist den Elteren erworben.

So lang die Kinder under dem Vätterlichen Ge-
Eltern
noch Kin-
der sollen
nichts ent-
gelten/ was
die Kinder
walt stehen/ sollen weder der Vatter noch das Kind sich
nicht entgelten/ noch jemanden umb das jenige zu antwor-
ten schuldig seyn/ was die Kind in solcher Zeit verzehrt/
verheißt/ gelobt/ gehandelt/ oder was ihnen befohlen wird/

ohne

Erſtes Buch. Cap. VII.
terlichen Gewalt ſtehen/ und jeder Vatter ſchuldig iſt/ die
von ihme erzeugete Kinder/ mit Raht und That biß in das
Alter/ da ſie ſich ſelbſten ernehren und verpflegen moͤgen/
zuverſorgen/ und in underlaſſendem Fahl derſelbig es ge-
gen GOtt und den Menſchen zu verantworten hat/ ſo iſt
gleichwol bey allen wol policierten Nationen hargebracht/
daß ein Vatter uͤber ſeine in rechtmaͤſſiger Ehe erzeugete
Kinder ſonderbahren Gewalt und Sorgfalt zuuͤben hat/
ſo in folgendem beſteht.

Daß ein Vatter mit allem Fleiß/ Muͤh und Sorg
Vatters
Pflicht ge-
gen den
Kindern.
bedacht ſeyn ſoll/ ſolche ſeine Kinder wol zuerziehen/ und
ſie in der Gottes-Forcht auch allerhand Kuͤnſten und Wiſ-
ſenſchafften nach deſſen Stands gebuͤhr underweiſen zu-
laſſen/ damit nicht allein dieſelbigen tugendlich gemacht
werdind/ ihren ehrlichen Underhalt zu erwerben/ ſondern
auch damit durch dero Tugenden der Vatter und uͤbrige
Geſchlechts verwannte/ ſo an der dem Geſchlecht zu ſtoſ-
ſenden Ehr und Unehr antheil habend/ dardurch erfreuet
werden.

Kinderen
Pflicht

Hinwiderumb ſind die Kinder ſchuldig/ deß Vatters
Gebott in allen ehrlichen Dingen/ ſonderlich aber ſeinem
Willen wegen ihrer Aufferziehung ſich gehorſamblich zu-
underwerffen/ und zu trachten/ daß ſie ſolchen moͤglichſt
erfuͤllend.

Wem das
Gut ſeye
ſo Kinder
erwerben.

Was die Kinder erwaͤrben in waͤhrender Zeit/ da
ſie under dem Vaͤtterlichen Gewalt und Verſorgung ſtehen/
das iſt den Elteren erworben.

So lang die Kinder under dem Vaͤtterlichen Ge-
Eltern
noch Kin-
der ſollen
nichts ent-
gelten/ was
die Kinder
walt ſtehen/ ſollen weder der Vatter noch das Kind ſich
nicht entgelten/ noch jemanden umb das jenige zu antwor-
ten ſchuldig ſeyn/ was die Kind in ſolcher Zeit verzehrt/
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[24/0040] Erſtes Buch. Cap. VII. terlichen Gewalt ſtehen/ und jeder Vatter ſchuldig iſt/ die von ihme erzeugete Kinder/ mit Raht und That biß in das Alter/ da ſie ſich ſelbſten ernehren und verpflegen moͤgen/ zuverſorgen/ und in underlaſſendem Fahl derſelbig es ge- gen GOtt und den Menſchen zu verantworten hat/ ſo iſt gleichwol bey allen wol policierten Nationen hargebracht/ daß ein Vatter uͤber ſeine in rechtmaͤſſiger Ehe erzeugete Kinder ſonderbahren Gewalt und Sorgfalt zuuͤben hat/ ſo in folgendem beſteht. Daß ein Vatter mit allem Fleiß/ Muͤh und Sorg bedacht ſeyn ſoll/ ſolche ſeine Kinder wol zuerziehen/ und ſie in der Gottes-Forcht auch allerhand Kuͤnſten und Wiſ- ſenſchafften nach deſſen Stands gebuͤhr underweiſen zu- laſſen/ damit nicht allein dieſelbigen tugendlich gemacht werdind/ ihren ehrlichen Underhalt zu erwerben/ ſondern auch damit durch dero Tugenden der Vatter und uͤbrige Geſchlechts verwannte/ ſo an der dem Geſchlecht zu ſtoſ- ſenden Ehr und Unehr antheil habend/ dardurch erfreuet werden. Vatters Pflicht ge- gen den Kindern. Hinwiderumb ſind die Kinder ſchuldig/ deß Vatters Gebott in allen ehrlichen Dingen/ ſonderlich aber ſeinem Willen wegen ihrer Aufferziehung ſich gehorſamblich zu- underwerffen/ und zu trachten/ daß ſie ſolchen moͤglichſt erfuͤllend. Was die Kinder erwaͤrben in waͤhrender Zeit/ da ſie under dem Vaͤtterlichen Gewalt und Verſorgung ſtehen/ das iſt den Elteren erworben. So lang die Kinder under dem Vaͤtterlichen Ge- walt ſtehen/ ſollen weder der Vatter noch das Kind ſich nicht entgelten/ noch jemanden umb das jenige zu antwor- ten ſchuldig ſeyn/ was die Kind in ſolcher Zeit verzehrt/ verheißt/ gelobt/ gehandelt/ oder was ihnen befohlen wird/ ohne Eltern noch Kin- der ſollen nichts ent- gelten/ was die Kinder

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/40>, abgerufen am 28.04.2024.