Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Buch. 7. Titel. 2. Cap.
Eigenschaft für ihre Erziehung, ihren Unterhalt und ihre
häusliche Einrichtung (Etablissement) gesorgt hat;

Daß sie beständig im Publicum dafür anerkannt ist;

Daß die Familie sie dafür anerkannt hat.

322. Niemand kann einen Zustand in Anspruch nehmen,
welcher demjenigen zuwider ist, den seine Geburts-Urkunde
und ein hiermit übereinstimmender Besitz ihm beylegen;

Und, umgekehrt, kann niemand den Zustand desjenigen
bestreiten, der einen mit seiner Geburts-Urkunde überein-
stimmenden Besitz für sich hat.

323. Fehlt es an der Geburts-Urkunde und einem be-
ständigen Besitze, oder ist das Kind entweder unter einem
falschen Namen, oder als von unbekannten Eltern geboren
in dem Register aufgezeichnet worden: so kann der Beweis
der Kindschaft durch Zeugen geführt werden.

Dieser Beweis ist gleichwohl nur alsdann zulässig , wenn
der Anfang eines schriftlichen Beweises vorhanden ist, oder
wenn die Vermuthungen oder Anzeigen, die sich aus so fort
erweislichen Thatsachen ergeben, stark genug sind, um die
Zulässigkeit des Zeugenbeweises zu begründen.

324. Der Anfang eines schriftlichen Beweises ergibt
sich aus Familien-Urkunden, aus Hausregistern und Pa-
pieren der Eltern, aus öffentlichen und selbst aus Privat-
Urkunden, welche entweder von einer an dem Streite Theil
nehmenden Partey, oder von Jemand herrühren, der, wenn
er noch lebte, dabey interessirt seyn würde.

325. Der Gegenbeweis kann durch jedes Mittel geführt
werden, welches dazu geeignet ist, um darzuthun, daß der
Kläger kein Kind der angeblichen Mutter, oder, wenn auch
dies erwiesen wäre, kein Kind des Mannes dieser Mutter
sey.

326. Nur die Civilgerichte sind befugt, über die An-
sprüche auf einen gewissen Stand zu erkennen.

I. Buch. 7. Titel. 2. Cap.
Eigenſchaft fuͤr ihre Erziehung, ihren Unterhalt und ihre
haͤusliche Einrichtung (Etabliſſement) geſorgt hat;

Daß ſie beſtaͤndig im Publicum dafuͤr anerkannt iſt;

Daß die Familie ſie dafuͤr anerkannt hat.

322. Niemand kann einen Zuſtand in Anſpruch nehmen,
welcher demjenigen zuwider iſt, den ſeine Geburts-Urkunde
und ein hiermit uͤbereinſtimmender Beſitz ihm beylegen;

Und, umgekehrt, kann niemand den Zuſtand desjenigen
beſtreiten, der einen mit ſeiner Geburts-Urkunde uͤberein-
ſtimmenden Beſitz fuͤr ſich hat.

323. Fehlt es an der Geburts-Urkunde und einem be-
ſtaͤndigen Beſitze, oder iſt das Kind entweder unter einem
falſchen Namen, oder als von unbekannten Eltern geboren
in dem Regiſter aufgezeichnet worden: ſo kann der Beweis
der Kindſchaft durch Zeugen gefuͤhrt werden.

Dieſer Beweis iſt gleichwohl nur alsdann zulaͤſſig , wenn
der Anfang eines ſchriftlichen Beweiſes vorhanden iſt, oder
wenn die Vermuthungen oder Anzeigen, die ſich aus ſo fort
erweislichen Thatſachen ergeben, ſtark genug ſind, um die
Zulaͤſſigkeit des Zeugenbeweiſes zu begruͤnden.

324. Der Anfang eines ſchriftlichen Beweiſes ergibt
ſich aus Familien-Urkunden, aus Hausregiſtern und Pa-
pieren der Eltern, aus oͤffentlichen und ſelbſt aus Privat-
Urkunden, welche entweder von einer an dem Streite Theil
nehmenden Partey, oder von Jemand herruͤhren, der, wenn
er noch lebte, dabey intereſſirt ſeyn wuͤrde.

325. Der Gegenbeweis kann durch jedes Mittel gefuͤhrt
werden, welches dazu geeignet iſt, um darzuthun, daß der
Klaͤger kein Kind der angeblichen Mutter, oder, wenn auch
dies erwieſen waͤre, kein Kind des Mannes dieſer Mutter
ſey.

326. Nur die Civilgerichte ſind befugt, uͤber die An-
ſpruͤche auf einen gewiſſen Stand zu erkennen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0154" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Buch. 7. Titel. 2. Cap.</fw><lb/>
Eigen&#x017F;chaft fu&#x0364;r ihre Erziehung, ihren Unterhalt und ihre<lb/>
ha&#x0364;usliche Einrichtung (Etabli&#x017F;&#x017F;ement) ge&#x017F;orgt hat;</p><lb/>
            <p>Daß &#x017F;ie be&#x017F;ta&#x0364;ndig im Publicum dafu&#x0364;r anerkannt i&#x017F;t;</p><lb/>
            <p>Daß die Familie &#x017F;ie dafu&#x0364;r anerkannt hat.<lb/></p>
            <p>322. Niemand kann einen Zu&#x017F;tand in An&#x017F;pruch nehmen,<lb/>
welcher demjenigen zuwider i&#x017F;t, den &#x017F;eine Geburts-Urkunde<lb/>
und ein hiermit u&#x0364;berein&#x017F;timmender Be&#x017F;itz ihm beylegen;</p><lb/>
            <p>Und, umgekehrt, kann niemand den Zu&#x017F;tand desjenigen<lb/>
be&#x017F;treiten, der einen mit &#x017F;einer Geburts-Urkunde u&#x0364;berein-<lb/>
&#x017F;timmenden Be&#x017F;itz fu&#x0364;r &#x017F;ich hat.<lb/></p>
            <p>323. Fehlt es an der Geburts-Urkunde und einem be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen Be&#x017F;itze, oder i&#x017F;t das Kind entweder unter einem<lb/>
fal&#x017F;chen Namen, oder als von unbekannten Eltern geboren<lb/>
in dem Regi&#x017F;ter aufgezeichnet worden: &#x017F;o kann der Beweis<lb/>
der Kind&#x017F;chaft durch Zeugen gefu&#x0364;hrt werden.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Beweis i&#x017F;t gleichwohl nur alsdann zula&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig , wenn<lb/>
der Anfang eines &#x017F;chriftlichen Bewei&#x017F;es vorhanden i&#x017F;t, oder<lb/>
wenn die Vermuthungen oder Anzeigen, die &#x017F;ich aus &#x017F;o fort<lb/>
erweislichen That&#x017F;achen ergeben, &#x017F;tark genug &#x017F;ind, um die<lb/>
Zula&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit des Zeugenbewei&#x017F;es zu begru&#x0364;nden.<lb/></p>
            <p>324. Der Anfang eines &#x017F;chriftlichen Bewei&#x017F;es ergibt<lb/>
&#x017F;ich aus Familien-Urkunden, aus Hausregi&#x017F;tern und Pa-<lb/>
pieren der Eltern, aus o&#x0364;ffentlichen und &#x017F;elb&#x017F;t aus Privat-<lb/>
Urkunden, welche entweder von einer an dem Streite Theil<lb/>
nehmenden Partey, oder von Jemand herru&#x0364;hren, der, wenn<lb/>
er noch lebte, dabey intere&#x017F;&#x017F;irt &#x017F;eyn wu&#x0364;rde.<lb/></p>
            <p>325. Der Gegenbeweis kann durch jedes Mittel gefu&#x0364;hrt<lb/>
werden, welches dazu geeignet i&#x017F;t, um darzuthun, daß der<lb/>
Kla&#x0364;ger kein Kind der angeblichen Mutter, oder, wenn auch<lb/>
dies erwie&#x017F;en wa&#x0364;re, kein Kind des Mannes die&#x017F;er Mutter<lb/>
&#x017F;ey.<lb/></p>
            <p>326. Nur die Civilgerichte &#x017F;ind befugt, u&#x0364;ber die An-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;che auf einen gewi&#x017F;&#x017F;en Stand zu erkennen. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0154] I. Buch. 7. Titel. 2. Cap. Eigenſchaft fuͤr ihre Erziehung, ihren Unterhalt und ihre haͤusliche Einrichtung (Etabliſſement) geſorgt hat; Daß ſie beſtaͤndig im Publicum dafuͤr anerkannt iſt; Daß die Familie ſie dafuͤr anerkannt hat. 322. Niemand kann einen Zuſtand in Anſpruch nehmen, welcher demjenigen zuwider iſt, den ſeine Geburts-Urkunde und ein hiermit uͤbereinſtimmender Beſitz ihm beylegen; Und, umgekehrt, kann niemand den Zuſtand desjenigen beſtreiten, der einen mit ſeiner Geburts-Urkunde uͤberein- ſtimmenden Beſitz fuͤr ſich hat. 323. Fehlt es an der Geburts-Urkunde und einem be- ſtaͤndigen Beſitze, oder iſt das Kind entweder unter einem falſchen Namen, oder als von unbekannten Eltern geboren in dem Regiſter aufgezeichnet worden: ſo kann der Beweis der Kindſchaft durch Zeugen gefuͤhrt werden. Dieſer Beweis iſt gleichwohl nur alsdann zulaͤſſig , wenn der Anfang eines ſchriftlichen Beweiſes vorhanden iſt, oder wenn die Vermuthungen oder Anzeigen, die ſich aus ſo fort erweislichen Thatſachen ergeben, ſtark genug ſind, um die Zulaͤſſigkeit des Zeugenbeweiſes zu begruͤnden. 324. Der Anfang eines ſchriftlichen Beweiſes ergibt ſich aus Familien-Urkunden, aus Hausregiſtern und Pa- pieren der Eltern, aus oͤffentlichen und ſelbſt aus Privat- Urkunden, welche entweder von einer an dem Streite Theil nehmenden Partey, oder von Jemand herruͤhren, der, wenn er noch lebte, dabey intereſſirt ſeyn wuͤrde. 325. Der Gegenbeweis kann durch jedes Mittel gefuͤhrt werden, welches dazu geeignet iſt, um darzuthun, daß der Klaͤger kein Kind der angeblichen Mutter, oder, wenn auch dies erwieſen waͤre, kein Kind des Mannes dieſer Mutter ſey. 326. Nur die Civilgerichte ſind befugt, uͤber die An- ſpruͤche auf einen gewiſſen Stand zu erkennen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/154
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/154>, abgerufen am 17.06.2024.