Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Naudé, Philippe: Gründe der Meßkunst. Berlin, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

Elementa Geometriae Lib. I.
man sie multipliciret oder dividiret mit einer
einigen Grösse.

Eher wir aber schreiten zur Erklärung
und zum Beweiß der Eigenschafften der
Geometrischen Verhaltnüß und proportion,
so wollen wir sagen/ daß diese materi eine so
grosse affinität und Verwandschafft mit der
Vernunfft des Menschen hat/ daß es kaum
nöhtig ist/ Beweißthümer und demonstrati-
ones
zu gebrauchen/ um ihre vornehmste und
nöhtigste Eigenschafften einem vernünffti-
gen Menschen/ dem sie nur recht erkläret und
beschrieben werden/ glaubhafftig zu machen/
darum werden die Personen/ die ein wenig
scharffsinnig seynd und eine gute Vernunfft
haben/ nicht sehr zu tadeln seyn/ wann sie
schon die demonstrationes übergehen und sich
mit unsern folgenden Beschreibungen und
Erklärungen begnügen lassen. Damit aber
die Gelehrte von Profession, nicht über uns
murren/ so wollen wir doch selbige nöthige
Demonstrationes geben so kurtz als es immer
müglich ist/ und um desto leichter zu diesem
Zweck zu kommen/ so wolle man nur folgen-
de vier Grund-Sätze als natürlich klar an-
nehmen/ und derer nicht vergessen.

54.

1°. Gleiche Verhaltnüßen haben gleiche
Quotient.

55.

2°. Gleiche Grössen können nicht quotien-
ten
seyn/ als von gleichen Verhaltnüssen.

56.

3°. Wann die Verhaltnüß von a. gegen
b. gleich ist der Verhaltnüß von c gegen d;

so

Elementa Geometriæ Lib. I.
man ſie multipliciret oder dividiret mit einer
einigen Groͤſſe.

Eher wir aber ſchreiten zur Erklaͤrung
und zum Beweiß der Eigenſchafften der
Geometriſchen Verhaltnuͤß und proportion,
ſo wollen wir ſagen/ daß dieſe materi eine ſo
groſſe affinitaͤt und Verwandſchafft mit der
Vernunfft des Menſchen hat/ daß es kaum
noͤhtig iſt/ Beweißthuͤmer und demonſtrati-
ones
zu gebrauchen/ um ihre vornehmſte und
noͤhtigſte Eigenſchafften einem vernuͤnffti-
gen Menſchen/ dem ſie nur recht erklaͤret und
beſchrieben werden/ glaubhafftig zu machen/
darum werden die Perſonen/ die ein wenig
ſcharffſinnig ſeynd und eine gute Vernunfft
haben/ nicht ſehr zu tadeln ſeyn/ wann ſie
ſchon die demonſtrationes uͤbergehen und ſich
mit unſern folgenden Beſchreibungen und
Erklaͤrungen begnuͤgen laſſen. Damit aber
die Gelehrte von Profeſſion, nicht uͤber uns
murren/ ſo wollen wir doch ſelbige noͤthige
Demonſtrationes geben ſo kurtz als es immer
muͤglich iſt/ und um deſto leichter zu dieſem
Zweck zu kommen/ ſo wolle man nur folgen-
de vier Grund-Saͤtze als natuͤrlich klar an-
nehmen/ und derer nicht vergeſſen.

54.

1°. Gleiche Verhaltnuͤßen haben gleiche
Quotient.

55.

2°. Gleiche Groͤſſen koͤnnen nicht quotien-
ten
ſeyn/ als von gleichen Verhaltnuͤſſen.

56.

3°. Wann die Verhaltnuͤß von a. gegen
b. gleich iſt der Verhaltnuͤß von c gegen d;

ſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0040" n="20"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Elementa Geometriæ Lib. I.</hi></fw><lb/>
man &#x017F;ie <hi rendition="#aq">multiplici</hi>ret oder <hi rendition="#aq">dividi</hi>ret mit einer<lb/>
einigen Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Eher wir aber &#x017F;chreiten zur Erkla&#x0364;rung<lb/>
und zum Beweiß der Eigen&#x017F;chafften der<lb/><hi rendition="#aq">Geometri</hi>&#x017F;chen Verhaltnu&#x0364;ß und <hi rendition="#aq">proportion,</hi><lb/>
&#x017F;o wollen wir &#x017F;agen/ daß die&#x017F;e <hi rendition="#aq">materi</hi> eine &#x017F;o<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">affini</hi>ta&#x0364;t und Verwand&#x017F;chafft mit der<lb/>
Vernunfft des Men&#x017F;chen hat/ daß es kaum<lb/>
no&#x0364;htig i&#x017F;t/ Beweißthu&#x0364;mer und <hi rendition="#aq">demon&#x017F;trati-<lb/>
ones</hi> zu gebrauchen/ um ihre vornehm&#x017F;te und<lb/>
no&#x0364;htig&#x017F;te Eigen&#x017F;chafften einem vernu&#x0364;nffti-<lb/>
gen Men&#x017F;chen/ dem &#x017F;ie nur recht erkla&#x0364;ret und<lb/>
be&#x017F;chrieben werden/ glaubhafftig zu machen/<lb/>
darum werden die Per&#x017F;onen/ die ein wenig<lb/>
&#x017F;charff&#x017F;innig &#x017F;eynd und eine gute Vernunfft<lb/>
haben/ nicht &#x017F;ehr zu tadeln &#x017F;eyn/ wann &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chon die <hi rendition="#aq">demon&#x017F;trationes</hi> u&#x0364;bergehen und &#x017F;ich<lb/>
mit un&#x017F;ern folgenden Be&#x017F;chreibungen und<lb/>
Erkla&#x0364;rungen begnu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en. Damit aber<lb/>
die Gelehrte von <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion,</hi> nicht u&#x0364;ber uns<lb/>
murren/ &#x017F;o wollen wir doch &#x017F;elbige no&#x0364;thige<lb/><hi rendition="#aq">Demon&#x017F;trationes</hi> geben &#x017F;o kurtz als es immer<lb/>
mu&#x0364;glich i&#x017F;t/ und um de&#x017F;to leichter zu die&#x017F;em<lb/>
Zweck zu kommen/ &#x017F;o wolle man nur folgen-<lb/>
de vier Grund-Sa&#x0364;tze als natu&#x0364;rlich klar an-<lb/>
nehmen/ und derer nicht verge&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <note place="left">54.</note>
          <p>1°. Gleiche Verhaltnu&#x0364;ßen haben gleiche<lb/><hi rendition="#aq">Quotient.</hi></p><lb/>
          <note place="left">55.</note>
          <p>2°. Gleiche Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen nicht <hi rendition="#aq">quotien-<lb/>
ten</hi> &#x017F;eyn/ als von gleichen Verhaltnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <note place="left">56.</note>
          <p>3°. Wann die Verhaltnu&#x0364;ß von <hi rendition="#aq">a.</hi> gegen<lb/><hi rendition="#aq">b.</hi> gleich i&#x017F;t der Verhaltnu&#x0364;ß von <hi rendition="#aq">c</hi> gegen <hi rendition="#aq">d;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0040] Elementa Geometriæ Lib. I. man ſie multipliciret oder dividiret mit einer einigen Groͤſſe. Eher wir aber ſchreiten zur Erklaͤrung und zum Beweiß der Eigenſchafften der Geometriſchen Verhaltnuͤß und proportion, ſo wollen wir ſagen/ daß dieſe materi eine ſo groſſe affinitaͤt und Verwandſchafft mit der Vernunfft des Menſchen hat/ daß es kaum noͤhtig iſt/ Beweißthuͤmer und demonſtrati- ones zu gebrauchen/ um ihre vornehmſte und noͤhtigſte Eigenſchafften einem vernuͤnffti- gen Menſchen/ dem ſie nur recht erklaͤret und beſchrieben werden/ glaubhafftig zu machen/ darum werden die Perſonen/ die ein wenig ſcharffſinnig ſeynd und eine gute Vernunfft haben/ nicht ſehr zu tadeln ſeyn/ wann ſie ſchon die demonſtrationes uͤbergehen und ſich mit unſern folgenden Beſchreibungen und Erklaͤrungen begnuͤgen laſſen. Damit aber die Gelehrte von Profeſſion, nicht uͤber uns murren/ ſo wollen wir doch ſelbige noͤthige Demonſtrationes geben ſo kurtz als es immer muͤglich iſt/ und um deſto leichter zu dieſem Zweck zu kommen/ ſo wolle man nur folgen- de vier Grund-Saͤtze als natuͤrlich klar an- nehmen/ und derer nicht vergeſſen. 1°. Gleiche Verhaltnuͤßen haben gleiche Quotient. 2°. Gleiche Groͤſſen koͤnnen nicht quotien- ten ſeyn/ als von gleichen Verhaltnuͤſſen. 3°. Wann die Verhaltnuͤß von a. gegen b. gleich iſt der Verhaltnuͤß von c gegen d; ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/naude_messkunst_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/naude_messkunst_1706/40
Zitationshilfe: Naudé, Philippe: Gründe der Meßkunst. Berlin, 1706, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/naude_messkunst_1706/40>, abgerufen am 28.04.2024.