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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
genennet/ deme nicht weit gegen über ein Brunnen ist/ so Fer-
dama
genennet wird.

Nach Mittage sind wir wieder aufgebrochen und fort
gezogen und zur rechten Hand das lange spitzige und hohe Ge-
bürge Pharan ansichtig worden und hernach allgemach hinter
uns gelassen. Jnwendig dieses Gebürges sihet man eine alte
zerbrochene und zerstörte Stadt und Schloß/ welche Stadt
vordessen auch Pharan genennet worden/ von der noch eine an-
dere Wüsten/ sieben Meilen von Jerusalem gegen Mittag ge-
legen/ in welcher Jsmael/ Abrahams und Hagar Sohn/ ge-
wohnet haben soll/ den Namen bekommen/ daß sie auch die
Wüsten Pharan ist genennet worden.

Gegen halb Abend sind wir in einen gar roth steinigten
Thaal/ wie gestern Abend kommen/ der doch nicht lange ge-
währet/ hernach in eine grosse weite Ebene/ und haben das Ge-
bürge Pharan hinter uns im Rücken verlassen.

Eine Stunde nach der Sonnen Untergang haben wir
gar nahe zur rechten Hand bey dem grentzenden und dem Grie-
chischen Kloster angelegenen Gebürge unsere Cameel abgela-
den und allda im Sande verblieben.

Und obwol diß Gebürge an deß Kloster Grentzen anstös-
set/ so ists doch demselben noch sehr weit entlegen und erstreckt
sich jenes zur rechten Handwerts in eine Wüsten hinein.

Den 5. Julij sind wir also ein paar Stunden vor der Son-
nen Auffgang wider aufgebrochen und etwann noch andert-
halbe Stunde zu einem engen Thaal kommen/ allda Moses einen
überauß hohen schwartzen sich weit erstreckenden und aneinan-
der hangenden Felsen mit seinem Stabe voneinander getheilet/
damit er die Kinder Jsrael desto näher dem Berge Sinai zufüh-
ren könte. Sind also zwischen überaus grausamen hohen gleissen-
den und zerstickelten Steinfelsen hingeritten und haben zur

lincken

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
genennet/ deme nicht weit gegen uͤber ein Brunnen iſt/ ſo Fer-
dama
genennet wird.

Nach Mittage ſind wir wieder aufgebrochen und fort
gezogen und zur rechten Hand das lange ſpitzige und hohe Ge-
buͤrge Pharan anſichtig worden und hernach allgemach hinter
uns gelaſſen. Jnwendig dieſes Gebuͤrges ſihet man eine alte
zerbrochene und zerſtoͤrte Stadt und Schloß/ welche Stadt
vordeſſen auch Pharan genennet worden/ von der noch eine an-
dere Wuͤſten/ ſieben Meilen von Jeruſalem gegen Mittag ge-
legen/ in welcher Jſmael/ Abrahams und Hagar Sohn/ ge-
wohnet haben ſoll/ den Namen bekommen/ daß ſie auch die
Wuͤſten Pharan iſt genennet worden.

Gegen halb Abend ſind wir in einen gar roth ſteinigten
Thaal/ wie geſtern Abend kommen/ der doch nicht lange ge-
waͤhret/ hernach in eine groſſe weite Ebene/ und haben das Ge-
buͤrge Pharan hinter uns im Ruͤcken verlaſſen.

Eine Stunde nach der Sonnen Untergang haben wir
gar nahe zur rechten Hand bey dem gꝛentzenden und dem Grie-
chiſchen Kloſter angelegenen Gebuͤrge unſere Cameel abgela-
den und allda im Sande verblieben.

Und obwol diß Gebuͤrge an deß Kloſter Grentzen anſtoͤſ-
ſet/ ſo iſts doch demſelben noch ſehr weit entlegen und erſtreckt
ſich jenes zur rechten Handwerts in eine Wuͤſten hinein.

Den 5. Julij ſind wir alſo ein paar Stundẽ vor der Son-
nen Auffgang wider aufgebrochen und etwann noch andert-
halbe Stunde zu einem engen Thaal kom̃en/ allda Moſes einen
uͤberauß hohen ſchwartzen ſich weit erſtreckenden und aneinan-
der hangenden Felſen mit ſeinem Stabe voneinander getheilet/
damit er die Kinder Jſrael deſto naͤher dem Berge Sinai zufuͤh-
ren koͤnte. Sind alſo zwiſchẽ uͤberaus grauſamen hohẽ gleiſſen-
den und zerſtickelten Steinfelſen hingeritten und haben zur

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[196/0202] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. genennet/ deme nicht weit gegen uͤber ein Brunnen iſt/ ſo Fer- dama genennet wird. Nach Mittage ſind wir wieder aufgebrochen und fort gezogen und zur rechten Hand das lange ſpitzige und hohe Ge- buͤrge Pharan anſichtig worden und hernach allgemach hinter uns gelaſſen. Jnwendig dieſes Gebuͤrges ſihet man eine alte zerbrochene und zerſtoͤrte Stadt und Schloß/ welche Stadt vordeſſen auch Pharan genennet worden/ von der noch eine an- dere Wuͤſten/ ſieben Meilen von Jeruſalem gegen Mittag ge- legen/ in welcher Jſmael/ Abrahams und Hagar Sohn/ ge- wohnet haben ſoll/ den Namen bekommen/ daß ſie auch die Wuͤſten Pharan iſt genennet worden. Gegen halb Abend ſind wir in einen gar roth ſteinigten Thaal/ wie geſtern Abend kommen/ der doch nicht lange ge- waͤhret/ hernach in eine groſſe weite Ebene/ und haben das Ge- buͤrge Pharan hinter uns im Ruͤcken verlaſſen. Eine Stunde nach der Sonnen Untergang haben wir gar nahe zur rechten Hand bey dem gꝛentzenden und dem Grie- chiſchen Kloſter angelegenen Gebuͤrge unſere Cameel abgela- den und allda im Sande verblieben. Und obwol diß Gebuͤrge an deß Kloſter Grentzen anſtoͤſ- ſet/ ſo iſts doch demſelben noch ſehr weit entlegen und erſtreckt ſich jenes zur rechten Handwerts in eine Wuͤſten hinein. Den 5. Julij ſind wir alſo ein paar Stundẽ vor der Son- nen Auffgang wider aufgebrochen und etwann noch andert- halbe Stunde zu einem engen Thaal kom̃en/ allda Moſes einen uͤberauß hohen ſchwartzen ſich weit erſtreckenden und aneinan- der hangenden Felſen mit ſeinem Stabe voneinander getheilet/ damit er die Kinder Jſrael deſto naͤher dem Berge Sinai zufuͤh- ren koͤnte. Sind alſo zwiſchẽ uͤberaus grauſamen hohẽ gleiſſen- den und zerſtickelten Steinfelſen hingeritten und haben zur lincken

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/202>, abgerufen am 30.04.2024.