Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
aber Herr Santo einen Janitzscharen wegen der Mohren zur
Salva Guardi und einen Jüdischen Tolmetscher zu/ damit ich de-
sto besser fortkommen solte. Die musten mich biß nach Herpo-
laco,
welches ein klein Städtlein ist eine gute halbe Stunde
von Babylon/ am Nilo gelegen bringen. Jch hatte aber auch
noch einen Goldschmieds Gesellen bey mir der ein Franzose
war.

Und weil von hier alle Mon und Freytage pflegt eine
Scherme nach Damiata auf dem Nilo zu gehen/ habe ich den
Janitzschar und Jüden um ein Trinckgeld wieder zu rück ge-
schickt und habe mich mit dem Goldschmiede aufs Schiff bege-
ben/ da ich denn vor meine Person/ biß nach Damiata, ein und
zwantzig Mettin zum Fuhrlohne geben müssen.

Den 30. Julij in dem wir nun auf dem Nilo dahin segel-
ten/ kam in der Nacht/ weils über aus finster war und wir im
sichern Schlaffe lagen/ eine Barcka mit Mohren/ welches ein
Raubschiff war/ gar nahe an unsere Scherme und gedachten
ihr Heil zuversuchen/ obs ihnen gelingen mögte uns zu über-
raschen. Zu unserm grossen Glück aber war auf unserer Scher-
me,
worauf sonst lauter Mohren und Türcken waren und ich
sammt dem Goldschmieds-Gesellen gantz allein unter ihnen/
auch mit ein Türckischer Spahilar, oder Reuter/ der solches
Raubschiffes noch flugs bey Zeit gewahr ward und sie an-
schriehe und fragte: Warum sie uns so nahe auf den Halß kom-
men und was sie begehrten? Sie solten sich packen und ihrer
Strasse fahren/ oder es würde nicht gut werden. Weil sie aber
stille schwiegen/ gab er alsbald Feuer auf sie/ da giengen sie
zur Seite. Und als er den andern Schuß thät/ da thaueten ih-
nen die Mäuler auf/ fingen an zu schreyen und sagten: Wir
solten gemach thun/ sie begehrten uns ja das geringste Leid

nicht

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
aber Herr Santo einen Janitzſcharen wegen der Mohren zur
Salva Guardi und einen Juͤdiſchen Tolmetſcher zu/ damit ich de-
ſto beſſer fortkommen ſolte. Die muſten mich biß nach Herpo-
laco,
welches ein klein Staͤdtlein iſt eine gute halbe Stunde
von Babylon/ am Nilo gelegen bringen. Jch hatte aber auch
noch einen Goldſchmieds Geſellen bey mir der ein Franzoſe
war.

Und weil von hier alle Mon und Freytage pflegt eine
Scherme nach Damiata auf dem Nilo zu gehen/ habe ich den
Janitzſchar und Juͤden um ein Trinckgeld wieder zu ruͤck ge-
ſchickt und habe mich mit dem Goldſchmiede aufs Schiff bege-
ben/ da ich denn vor meine Perſon/ biß nach Damiata, ein und
zwantzig Mettin zum Fuhrlohne geben muͤſſen.

Den 30. Julij in dem wir nun auf dem Nilo dahin ſegel-
ten/ kam in der Nacht/ weils uͤber aus finſter war und wir im
ſichern Schlaffe lagen/ eine Barcka mit Mohren/ welches ein
Raubſchiff war/ gar nahe an unſere Scherme und gedachten
ihr Heil zuverſuchen/ obs ihnen gelingen moͤgte uns zu uͤber-
raſchen. Zu unſerm groſſen Gluͤck aber war auf unſerer Scher-
me,
worauf ſonſt lauter Mohren und Tuͤrcken waren und ich
ſammt dem Goldſchmieds-Geſellen gantz allein unter ihnen/
auch mit ein Tuͤrckiſcher Spahilar, oder Reuter/ der ſolches
Raubſchiffes noch flugs bey Zeit gewahr ward und ſie an-
ſchriehe und fragte: Warum ſie uns ſo nahe auf den Halß kom-
men und was ſie begehrten? Sie ſolten ſich packen und ihrer
Straſſe fahren/ oder es wuͤrde nicht gut werden. Weil ſie aber
ſtille ſchwiegen/ gab er alsbald Feuer auf ſie/ da giengen ſie
zur Seite. Und als er den andern Schuß thaͤt/ da thaueten ih-
nen die Maͤuler auf/ fingen an zu ſchreyen und ſagten: Wir
ſolten gemach thun/ ſie begehrten uns ja das geringſte Leid

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0252" n="246"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
aber Herr <hi rendition="#aq">Santo</hi> einen Janitz&#x017F;charen wegen der Mohren zur<lb/><hi rendition="#aq">Salva Guardi</hi> und einen Ju&#x0364;di&#x017F;chen Tolmet&#x017F;cher zu/ damit ich de-<lb/>
&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er fortkommen &#x017F;olte. Die mu&#x017F;ten mich biß nach <hi rendition="#aq">Herpo-<lb/>
laco,</hi> welches ein klein Sta&#x0364;dtlein i&#x017F;t eine gute halbe Stunde<lb/>
von Babylon/ am <hi rendition="#aq">Nilo</hi> gelegen bringen. Jch hatte aber auch<lb/>
noch einen Gold&#x017F;chmieds Ge&#x017F;ellen bey mir der ein Franzo&#x017F;e<lb/>
war.</p><lb/>
            <p>Und weil von hier alle Mon und Freytage pflegt eine<lb/><hi rendition="#aq">Scherme</hi> nach <hi rendition="#aq">Damiata</hi> auf dem <hi rendition="#aq">Nilo</hi> zu gehen/ habe ich den<lb/>
Janitz&#x017F;char und Ju&#x0364;den um ein Trinckgeld wieder zu ru&#x0364;ck ge-<lb/>
&#x017F;chickt und habe mich mit dem Gold&#x017F;chmiede aufs Schiff bege-<lb/>
ben/ da ich denn vor meine Per&#x017F;on/ biß nach <hi rendition="#aq">Damiata,</hi> ein und<lb/>
zwantzig Mettin zum Fuhrlohne geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Den 30. Julij in dem wir nun auf dem <hi rendition="#aq">Nilo</hi> dahin &#x017F;egel-<lb/>
ten/ kam in der Nacht/ weils u&#x0364;ber aus fin&#x017F;ter war und wir im<lb/>
&#x017F;ichern Schlaffe lagen/ eine Barcka mit Mohren/ welches ein<lb/>
Raub&#x017F;chiff war/ gar nahe an un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Scherme</hi> und gedachten<lb/>
ihr Heil zuver&#x017F;uchen/ obs ihnen gelingen mo&#x0364;gte uns zu u&#x0364;ber-<lb/>
ra&#x017F;chen. Zu un&#x017F;erm gro&#x017F;&#x017F;en Glu&#x0364;ck aber war auf un&#x017F;erer <hi rendition="#aq">Scher-<lb/>
me,</hi> worauf &#x017F;on&#x017F;t lauter Mohren und Tu&#x0364;rcken waren und ich<lb/>
&#x017F;ammt dem Gold&#x017F;chmieds-Ge&#x017F;ellen gantz allein unter ihnen/<lb/>
auch mit ein Tu&#x0364;rcki&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Spahilar,</hi> oder Reuter/ der &#x017F;olches<lb/>
Raub&#x017F;chiffes noch flugs bey Zeit gewahr ward und &#x017F;ie an-<lb/>
&#x017F;chriehe und fragte: Warum &#x017F;ie uns &#x017F;o nahe auf den Halß kom-<lb/>
men und was &#x017F;ie begehrten? Sie &#x017F;olten &#x017F;ich packen und ihrer<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;e fahren/ oder es wu&#x0364;rde nicht gut werden. Weil &#x017F;ie aber<lb/>
&#x017F;tille &#x017F;chwiegen/ gab er alsbald Feuer auf &#x017F;ie/ da giengen &#x017F;ie<lb/>
zur Seite. Und als er den andern Schuß tha&#x0364;t/ da thaueten ih-<lb/>
nen die Ma&#x0364;uler auf/ fingen an zu &#x017F;chreyen und &#x017F;agten: Wir<lb/>
&#x017F;olten gemach thun/ &#x017F;ie begehrten uns ja das gering&#x017F;te Leid<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0252] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. aber Herr Santo einen Janitzſcharen wegen der Mohren zur Salva Guardi und einen Juͤdiſchen Tolmetſcher zu/ damit ich de- ſto beſſer fortkommen ſolte. Die muſten mich biß nach Herpo- laco, welches ein klein Staͤdtlein iſt eine gute halbe Stunde von Babylon/ am Nilo gelegen bringen. Jch hatte aber auch noch einen Goldſchmieds Geſellen bey mir der ein Franzoſe war. Und weil von hier alle Mon und Freytage pflegt eine Scherme nach Damiata auf dem Nilo zu gehen/ habe ich den Janitzſchar und Juͤden um ein Trinckgeld wieder zu ruͤck ge- ſchickt und habe mich mit dem Goldſchmiede aufs Schiff bege- ben/ da ich denn vor meine Perſon/ biß nach Damiata, ein und zwantzig Mettin zum Fuhrlohne geben muͤſſen. Den 30. Julij in dem wir nun auf dem Nilo dahin ſegel- ten/ kam in der Nacht/ weils uͤber aus finſter war und wir im ſichern Schlaffe lagen/ eine Barcka mit Mohren/ welches ein Raubſchiff war/ gar nahe an unſere Scherme und gedachten ihr Heil zuverſuchen/ obs ihnen gelingen moͤgte uns zu uͤber- raſchen. Zu unſerm groſſen Gluͤck aber war auf unſerer Scher- me, worauf ſonſt lauter Mohren und Tuͤrcken waren und ich ſammt dem Goldſchmieds-Geſellen gantz allein unter ihnen/ auch mit ein Tuͤrckiſcher Spahilar, oder Reuter/ der ſolches Raubſchiffes noch flugs bey Zeit gewahr ward und ſie an- ſchriehe und fragte: Warum ſie uns ſo nahe auf den Halß kom- men und was ſie begehrten? Sie ſolten ſich packen und ihrer Straſſe fahren/ oder es wuͤrde nicht gut werden. Weil ſie aber ſtille ſchwiegen/ gab er alsbald Feuer auf ſie/ da giengen ſie zur Seite. Und als er den andern Schuß thaͤt/ da thaueten ih- nen die Maͤuler auf/ fingen an zu ſchreyen und ſagten: Wir ſolten gemach thun/ ſie begehrten uns ja das geringſte Leid nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/252
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/252>, abgerufen am 29.04.2024.