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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Diese Stadt liegt gantz im Grunde am dürren steinigten
hohen Gebürge in einem Thaal hinab. Jst lang/ aber nicht
breit/ iedoch zur rechten Hand liegt sie näher ans gedachte Ge-
bürge/ als zur lincken Hand/ dahero man mit Steinen von den
Bergen in die Stadt werffen kan/ weil das Thaal enge und die
Stadt nicht ehe zu seben ist/ als biß man gar nahe darzu kömmt
und stehen um und um viel Pomerantzen-Feigen- und andere
edle Bäume und lustige Gärten/ zwischen welchen ein anmu-
thiges frisches Wässerlein hinfloß/ an dem sichs die Nacht ü-
ber nicht unsanffte schlaffen liesse.

Nach dem wir nun/ wie obgedacht/ den 21. Aug. zwey
Stunden vor Morgen wieder fort reiseten/ kamen wir in einer
guten halben Stunde an den Brunn/ zur rechten Hand an
der Strassen/ so nach Jerusalem gehet/ gelegen bey welchem
Christas mit dem Samaritischen Weibe/ die am selbigen Was-
ser holen wollen/ ein freundlich Gespräche gehalten/ davon zu
lesen im 4. Johan. Wird Jacobs-Brunn genennet/ weil ihn
der Ertzvater Jacob soll haben machen lassen/ massen denn
auch bald dabey der Orth gezeiget wird/ da derselbe seinen Hof
gehabt und gewohnet hat Liegt über alle masse lustig/ daß ich
fast dergleichen lustige Gegend noch nie gesehen habe/ ist aber
ietzt gantz wüste und der Brunn mit Schutt und Steinen zu-
gefüllet/ daß nichts/ als die Spur davon zu sehen ist.

Zur lincken Hand deß Brunnen/ etwann ein gute halbe
Stunde davon ist noch zu sehen alt zerfallen und zerstörtes
Mauerwerck/ welches vordessen die alte Stadt Sichem soll
gewesenseyn.

Von diesem Brunn an hatten wir eine weile gar einen
ebenen Weg/ drauff kamen wir gleich mit Anbruche deß Tages
zur lincken Hand über eine steinigte Höhe und dann in einem
lustigen holtzigem Gebürge eine Höhe an/ biß wir endlich wie-

der
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Dieſe Stadt liegt gantz im Grunde am duͤrren ſteinigten
hohen Gebuͤrge in einem Thaal hinab. Jſt lang/ aber nicht
breit/ iedoch zur rechten Hand liegt ſie naͤher ans gedachte Ge-
buͤrge/ als zur lincken Hand/ dahero man mit Steinen von den
Bergen in die Stadt werffen kan/ weil das Thaal enge und die
Stadt nicht ehe zu ſeben iſt/ als biß man gar nahe darzu koͤm̃t
und ſtehen um und um viel Pomerantzen-Feigen- und andere
edle Baͤume und luſtige Gaͤrten/ zwiſchen welchen ein anmu-
thiges friſches Waͤſſerlein hinfloß/ an dem ſichs die Nacht uͤ-
ber nicht unſanffte ſchlaffen lieſſe.

Nach dem wir nun/ wie obgedacht/ den 21. Aug. zwey
Stunden vor Morgen wieder fort reiſeten/ kamen wir in einer
guten halben Stunde an den Brunn/ zur rechten Hand an
der Straſſen/ ſo nach Jeruſalem gehet/ gelegen bey welchem
Chriſtas mit dem Samaritiſchen Weibe/ die am ſelbigen Waſ-
ſer holen wollen/ ein freundlich Geſpraͤche gehalten/ davon zu
leſen im 4. Johan. Wird Jacobs-Brunn genennet/ weil ihn
der Ertzvater Jacob ſoll haben machen laſſen/ maſſen denn
auch bald dabey der Orth gezeiget wird/ da derſelbe ſeinen Hof
gehabt und gewohnet hat Liegt uͤber alle maſſe luſtig/ daß ich
faſt dergleichen luſtige Gegend noch nie geſehen habe/ iſt aber
ietzt gantz wuͤſte und der Brunn mit Schutt und Steinen zu-
gefuͤllet/ daß nichts/ als die Spur davon zu ſehen iſt.

Zur lincken Hand deß Brunnen/ etwann ein gute halbe
Stunde davon iſt noch zu ſehen alt zerfallen und zerſtoͤrtes
Mauerwerck/ welches vordeſſen die alte Stadt Sichem ſoll
geweſenſeyn.

Von dieſem Brunn an hatten wir eine weile gar einen
ebenen Weg/ drauff kamen wir gleich mit Anbruche deß Tages
zur lincken Hand uͤber eine ſteinigte Hoͤhe und dann in einem
luſtigen holtzigem Gebuͤrge eine Hoͤhe an/ biß wir endlich wie-

der
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[290/0296] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Dieſe Stadt liegt gantz im Grunde am duͤrren ſteinigten hohen Gebuͤrge in einem Thaal hinab. Jſt lang/ aber nicht breit/ iedoch zur rechten Hand liegt ſie naͤher ans gedachte Ge- buͤrge/ als zur lincken Hand/ dahero man mit Steinen von den Bergen in die Stadt werffen kan/ weil das Thaal enge und die Stadt nicht ehe zu ſeben iſt/ als biß man gar nahe darzu koͤm̃t und ſtehen um und um viel Pomerantzen-Feigen- und andere edle Baͤume und luſtige Gaͤrten/ zwiſchen welchen ein anmu- thiges friſches Waͤſſerlein hinfloß/ an dem ſichs die Nacht uͤ- ber nicht unſanffte ſchlaffen lieſſe. Nach dem wir nun/ wie obgedacht/ den 21. Aug. zwey Stunden vor Morgen wieder fort reiſeten/ kamen wir in einer guten halben Stunde an den Brunn/ zur rechten Hand an der Straſſen/ ſo nach Jeruſalem gehet/ gelegen bey welchem Chriſtas mit dem Samaritiſchen Weibe/ die am ſelbigen Waſ- ſer holen wollen/ ein freundlich Geſpraͤche gehalten/ davon zu leſen im 4. Johan. Wird Jacobs-Brunn genennet/ weil ihn der Ertzvater Jacob ſoll haben machen laſſen/ maſſen denn auch bald dabey der Orth gezeiget wird/ da derſelbe ſeinen Hof gehabt und gewohnet hat Liegt uͤber alle maſſe luſtig/ daß ich faſt dergleichen luſtige Gegend noch nie geſehen habe/ iſt aber ietzt gantz wuͤſte und der Brunn mit Schutt und Steinen zu- gefuͤllet/ daß nichts/ als die Spur davon zu ſehen iſt. Zur lincken Hand deß Brunnen/ etwann ein gute halbe Stunde davon iſt noch zu ſehen alt zerfallen und zerſtoͤrtes Mauerwerck/ welches vordeſſen die alte Stadt Sichem ſoll geweſenſeyn. Von dieſem Brunn an hatten wir eine weile gar einen ebenen Weg/ drauff kamen wir gleich mit Anbruche deß Tages zur lincken Hand uͤber eine ſteinigte Hoͤhe und dann in einem luſtigen holtzigem Gebuͤrge eine Hoͤhe an/ biß wir endlich wie- der

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/296>, abgerufen am 28.04.2024.