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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
freundlich und führten uns in eine Kammer von drey Betten/
in welcher wir uns aufhielten und schlieffen/ so lange wir da-
selbst waren. Auch ward ein Münch bestellet/ der uns alle Auf-
wartung thun muste/ massen ers auch an nichts fehlen liesse/
woraus seine Liebe verspieret werden konte. Und weils sehr heiß
war/ brachte er uns alsbald eine Kanne mit frischem süssen
und weissen Wein und darbey gar schön weiß und wolschmä-
ckend Brot.

Als aber indeß Essens-Zeit herbey kam/ wurden wir ins
Refectorium, so nennen sie das Gemach/ darinnen die Münche
speissen/ geführet/ allda wir/ ich sammt meinen Reise-Gefähr-
ten/ nemlich denen drey Franciscaner München/ die von Na-
zareth mit mir kommen waren/ absonderlich über einen langen
schmalen Täflein gar wol tractiret warden/ also/ daß einem ie-
dern sein Schüßelgen mit Speise und Kännichen mit Wein
fürgesetzt ward/ massen denn auch die andern Münche auf sol-
che Masse an etzlichen dergleichen Taffeln beysammen sitzende
gespeisset warden.

Nach gethaner Mahlzeit führte mich ein Münch oben
aufs Kloster/ sintemal dasselbe kein Dach hatte/ wie bey uns o-
ben zugeschärffet/ sondern war nach Arth der Morgenländi-
schen Häuser gantz flach und eben/ daß man drauf herumb ge-
hen konte/ wie auf einem Altan. Da habe ich nicht allein die
gantze Stadt Jerusalem/ sondern auch den Oelberg/ den Berg
Zion und andere Orthe ausser der Stadt/ sammt dem Tempel
Salomonis binnen derselben/ das heilige Grab und andere
heilige Städten mehr übersehen und gar wol betrachten kön-
nen/ darüber ich mich nicht wenig in meinem Hertzen er-
freuet.

Jndeß ließ sich der Münch mit mir ins Gespräch ein und

frag-
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
freundlich und fuͤhrten uns in eine Kammer von drey Betten/
in welcher wir uns aufhielten und ſchlieffen/ ſo lange wir da-
ſelbſt waren. Auch ward ein Muͤnch beſtellet/ der uns alle Auf-
wartung thun muſte/ maſſen ers auch an nichts fehlen lieſſe/
woraus ſeine Liebe verſpieret werden konte. Und weils ſehr heiß
war/ brachte er uns alsbald eine Kanne mit friſchem ſuͤſſen
und weiſſen Wein und darbey gar ſchoͤn weiß und wolſchmaͤ-
ckend Brot.

Als aber indeß Eſſens-Zeit herbey kam/ wurden wir ins
Refectorium, ſo nennen ſie das Gemach/ darinnen die Muͤnche
ſpeiſſen/ gefuͤhret/ allda wir/ ich ſammt meinen Reiſe-Gefaͤhr-
ten/ nemlich denen drey Franciſcaner Muͤnchen/ die von Na-
zareth mit mir kommen waren/ abſonderlich uͤber einen langen
ſchmalen Taͤflein gar wol tractiret warden/ alſo/ daß einem ie-
dern ſein Schuͤßelgen mit Speiſe und Kaͤnnichen mit Wein
fuͤrgeſetzt ward/ maſſen denn auch die andern Muͤnche auf ſol-
che Maſſe an etzlichen dergleichen Taffeln beyſammen ſitzende
geſpeiſſet warden.

Nach gethaner Mahlzeit fuͤhrte mich ein Muͤnch oben
aufs Kloſter/ ſintemal daſſelbe kein Dach hatte/ wie bey uns o-
ben zugeſchaͤrffet/ ſondern war nach Arth der Morgenlaͤndi-
ſchen Haͤuſer gantz flach und eben/ daß man drauf herumb ge-
hen konte/ wie auf einem Altan. Da habe ich nicht allein die
gantze Stadt Jeruſalem/ ſondern auch den Oelberg/ den Berg
Zion und andere Orthe auſſer der Stadt/ ſammt dem Tempel
Salomonis binnen derſelben/ das heilige Grab und andere
heilige Staͤdten mehr uͤberſehen und gar wol betrachten koͤn-
nen/ daruͤber ich mich nicht wenig in meinem Hertzen er-
freuet.

Jndeß ließ ſich der Muͤnch mit mir ins Geſpraͤch ein und

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[297/0303] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. freundlich und fuͤhrten uns in eine Kammer von drey Betten/ in welcher wir uns aufhielten und ſchlieffen/ ſo lange wir da- ſelbſt waren. Auch ward ein Muͤnch beſtellet/ der uns alle Auf- wartung thun muſte/ maſſen ers auch an nichts fehlen lieſſe/ woraus ſeine Liebe verſpieret werden konte. Und weils ſehr heiß war/ brachte er uns alsbald eine Kanne mit friſchem ſuͤſſen und weiſſen Wein und darbey gar ſchoͤn weiß und wolſchmaͤ- ckend Brot. Als aber indeß Eſſens-Zeit herbey kam/ wurden wir ins Refectorium, ſo nennen ſie das Gemach/ darinnen die Muͤnche ſpeiſſen/ gefuͤhret/ allda wir/ ich ſammt meinen Reiſe-Gefaͤhr- ten/ nemlich denen drey Franciſcaner Muͤnchen/ die von Na- zareth mit mir kommen waren/ abſonderlich uͤber einen langen ſchmalen Taͤflein gar wol tractiret warden/ alſo/ daß einem ie- dern ſein Schuͤßelgen mit Speiſe und Kaͤnnichen mit Wein fuͤrgeſetzt ward/ maſſen denn auch die andern Muͤnche auf ſol- che Maſſe an etzlichen dergleichen Taffeln beyſammen ſitzende geſpeiſſet warden. Nach gethaner Mahlzeit fuͤhrte mich ein Muͤnch oben aufs Kloſter/ ſintemal daſſelbe kein Dach hatte/ wie bey uns o- ben zugeſchaͤrffet/ ſondern war nach Arth der Morgenlaͤndi- ſchen Haͤuſer gantz flach und eben/ daß man drauf herumb ge- hen konte/ wie auf einem Altan. Da habe ich nicht allein die gantze Stadt Jeruſalem/ ſondern auch den Oelberg/ den Berg Zion und andere Orthe auſſer der Stadt/ ſammt dem Tempel Salomonis binnen derſelben/ das heilige Grab und andere heilige Staͤdten mehr uͤberſehen und gar wol betrachten koͤn- nen/ daruͤber ich mich nicht wenig in meinem Hertzen er- freuet. Jndeß ließ ſich der Muͤnch mit mir ins Geſpraͤch ein und frag- P p 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/303>, abgerufen am 30.04.2024.