Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Leim.
Der Vater ist reich, er lebt in Pracht und
Herrlichkeit, er war zwar selbst immer beim Geschäft,
aber die Tochter haben wir Gesellen kaum alle Mo-
nat einmal zu sehen kriegt. Einmal bringt meine
himmlische Peppi ihrem Vater eine Schale Kaffee in
die Werkstatt -- ich schau sie zärtlich an, sie laßt
ihre Blicke auf mich, und die Schalen auf die Erd
fallen -- der Vater, der gähzornigste Patron von
der Welt, wirft's Stemmeisen auf sie -- ich erseh'
das, halt mich vor, und das Stemmeisen fahrt mir
zolltief in die Achsel hinein.
Zwirn.
Ah Spectakel! (Setzt sich auf's Stroh.)
Knieriem.
Hast'n nit g'haut den Alten? -- Wann mir
das g'schehn wär!
Leim.
Warum nicht gar! Ich bin umg'fallen, und
wie ich wieder zu mir kommen bin, war der Alte und
die Peppi bei meinem Bett. Der Alte hat g'sagt,
ich möcht' das nicht übel nehmen, es war nicht so
bös gemeint.
Knieriem.
Bedank mich.
Leim.
Es wird Sein Schaden nicht seyn, hat er g'sagt,
Leim.
Der Vater iſt reich, er lebt in Pracht und
Herrlichkeit, er war zwar ſelbſt immer beim Geſchäft,
aber die Tochter haben wir Geſellen kaum alle Mo-
nat einmal zu ſehen kriegt. Einmal bringt meine
himmliſche Peppi ihrem Vater eine Schale Kaffee in
die Werkſtatt — ich ſchau ſie zärtlich an, ſie laßt
ihre Blicke auf mich, und die Schalen auf die Erd
fallen — der Vater, der gähzornigſte Patron von
der Welt, wirft’s Stemmeiſen auf ſie — ich erſeh’
das, halt mich vor, und das Stemmeiſen fahrt mir
zolltief in die Achſel hinein.
Zwirn.
Ah Spectakel! (Setzt ſich auf’s Stroh.)
Knieriem.
Haſt’n nit g’haut den Alten? — Wann mir
das g’ſchehn wär!
Leim.
Warum nicht gar! Ich bin umg’fallen, und
wie ich wieder zu mir kommen bin, war der Alte und
die Peppi bei meinem Bett. Der Alte hat g’ſagt,
ich möcht’ das nicht übel nehmen, es war nicht ſo
bös gemeint.
Knieriem.
Bedank mich.
Leim.
Es wird Sein Schaden nicht ſeyn, hat er g’ſagt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0039" n="33"/>
          <sp who="#LEI">
            <speaker><hi rendition="#g">Leim</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Der Vater i&#x017F;t reich, er lebt in Pracht und<lb/>
Herrlichkeit, er war zwar &#x017F;elb&#x017F;t immer beim Ge&#x017F;chäft,<lb/>
aber die Tochter haben wir Ge&#x017F;ellen kaum alle Mo-<lb/>
nat einmal zu &#x017F;ehen kriegt. Einmal bringt meine<lb/>
himmli&#x017F;che Peppi ihrem Vater eine Schale Kaffee in<lb/>
die Werk&#x017F;tatt &#x2014; ich &#x017F;chau &#x017F;ie zärtlich an, &#x017F;ie laßt<lb/>
ihre Blicke auf mich, und die Schalen auf die Erd<lb/>
fallen &#x2014; der Vater, der gähzornig&#x017F;te Patron von<lb/>
der Welt, wirft&#x2019;s Stemmei&#x017F;en auf &#x017F;ie &#x2014; ich er&#x017F;eh&#x2019;<lb/>
das, halt mich vor, und das Stemmei&#x017F;en fahrt mir<lb/>
zolltief in die Ach&#x017F;el hinein.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ZWI">
            <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ah Spectakel!</p>
            <stage>(Setzt &#x017F;ich auf&#x2019;s Stroh.)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KNI">
            <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ha&#x017F;t&#x2019;n nit g&#x2019;haut den Alten? &#x2014; Wann mir<lb/>
das g&#x2019;&#x017F;chehn wär!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LEI">
            <speaker><hi rendition="#g">Leim</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Warum nicht gar! Ich bin umg&#x2019;fallen, und<lb/>
wie ich wieder zu mir kommen bin, war der Alte und<lb/>
die Peppi bei meinem Bett. Der Alte hat g&#x2019;&#x017F;agt,<lb/>
ich möcht&#x2019; das nicht übel nehmen, es war nicht &#x017F;o<lb/>
bös gemeint.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KNI">
            <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Bedank mich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LEI">
            <speaker><hi rendition="#g">Leim</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Es wird Sein Schaden nicht &#x017F;eyn, hat er g&#x2019;&#x017F;agt,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0039] Leim. Der Vater iſt reich, er lebt in Pracht und Herrlichkeit, er war zwar ſelbſt immer beim Geſchäft, aber die Tochter haben wir Geſellen kaum alle Mo- nat einmal zu ſehen kriegt. Einmal bringt meine himmliſche Peppi ihrem Vater eine Schale Kaffee in die Werkſtatt — ich ſchau ſie zärtlich an, ſie laßt ihre Blicke auf mich, und die Schalen auf die Erd fallen — der Vater, der gähzornigſte Patron von der Welt, wirft’s Stemmeiſen auf ſie — ich erſeh’ das, halt mich vor, und das Stemmeiſen fahrt mir zolltief in die Achſel hinein. Zwirn. Ah Spectakel! (Setzt ſich auf’s Stroh.) Knieriem. Haſt’n nit g’haut den Alten? — Wann mir das g’ſchehn wär! Leim. Warum nicht gar! Ich bin umg’fallen, und wie ich wieder zu mir kommen bin, war der Alte und die Peppi bei meinem Bett. Der Alte hat g’ſagt, ich möcht’ das nicht übel nehmen, es war nicht ſo bös gemeint. Knieriem. Bedank mich. Leim. Es wird Sein Schaden nicht ſeyn, hat er g’ſagt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/39
Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/39>, abgerufen am 09.10.2024.