Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite


Am 20sten September 1738 ward ich zu
Colberg gebohren, und bekam dann den
Taufnamen Joachim. Mein Vater, Jo-
hann David Nettelbeck, war hier Brauer
und Brandtweinbrenner und stand bei der
Bürgerschaft in besonderer Liebe und An-
hänglichkeit. Dies Glück ist mir von ihm
übererbt, und geniesse es noch jetzt, in mei-
nem Alter, bei meinen lieben Mitbürgern.
Meine Mutter war aus des Schiffers Blan-
ken Geschlecht. Auch meiner beiden Pathen
-- nemlich der Kaufleute, Herren Lorenz
Runge und Grüneberg -- muß ich hier
dankbar erwähnen, weil so manche ihrer vä-
terlich gemeynten Vorstellungen, und was
sie mir sonst Gutes eingeprägt, bei mir ei-
nen Eindruck gemacht, der mich durch mein
ganzes Leben begleitet hat.

Der Gütige Leser wolle sich's gefallen las-
sen, etwas von meinen ersten Jugendjahren
zu hören. Seit ich kaum das Alter von
dreiviertel Jahren erreicht, bin ich bei mei-

1. Bändchen. (1)


Am 20ſten September 1738 ward ich zu
Colberg gebohren, und bekam dann den
Taufnamen Joachim. Mein Vater, Jo-
hann David Nettelbeck, war hier Brauer
und Brandtweinbrenner und ſtand bei der
Buͤrgerſchaft in beſonderer Liebe und An-
haͤnglichkeit. Dies Gluͤck iſt mir von ihm
uͤbererbt, und genieſſe es noch jetzt, in mei-
nem Alter, bei meinen lieben Mitbuͤrgern.
Meine Mutter war aus des Schiffers Blan-
ken Geſchlecht. Auch meiner beiden Pathen
— nemlich der Kaufleute, Herren Lorenz
Runge und Gruͤneberg — muß ich hier
dankbar erwaͤhnen, weil ſo manche ihrer vaͤ-
terlich gemeynten Vorſtellungen, und was
ſie mir ſonſt Gutes eingepraͤgt, bei mir ei-
nen Eindruck gemacht, der mich durch mein
ganzes Leben begleitet hat.

Der Guͤtige Leſer wolle ſich’s gefallen laſ-
ſen, etwas von meinen erſten Jugendjahren
zu hoͤren. Seit ich kaum das Alter von
dreiviertel Jahren erreicht, bin ich bei mei-

1. Bändchen. (1)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0017"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>m 20&#x017F;ten September 1738 ward ich zu<lb/><hi rendition="#g">Colberg</hi> gebohren, und bekam dann den<lb/>
Taufnamen <hi rendition="#g">Joachim.</hi> Mein Vater, Jo-<lb/>
hann David Nettelbeck, war hier Brauer<lb/>
und Brandtweinbrenner und &#x017F;tand bei der<lb/>
Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft in be&#x017F;onderer Liebe und An-<lb/>
ha&#x0364;nglichkeit. Dies Glu&#x0364;ck i&#x017F;t mir von ihm<lb/>
u&#x0364;bererbt, und genie&#x017F;&#x017F;e es noch jetzt, in mei-<lb/>
nem Alter, bei meinen lieben Mitbu&#x0364;rgern.<lb/>
Meine Mutter war aus des Schiffers Blan-<lb/>
ken Ge&#x017F;chlecht. Auch meiner beiden Pathen<lb/>
&#x2014; nemlich der Kaufleute, Herren Lorenz<lb/>
Runge und Gru&#x0364;neberg &#x2014; muß ich hier<lb/>
dankbar erwa&#x0364;hnen, weil &#x017F;o manche ihrer va&#x0364;-<lb/>
terlich gemeynten Vor&#x017F;tellungen, und was<lb/>
&#x017F;ie mir &#x017F;on&#x017F;t Gutes eingepra&#x0364;gt, bei mir ei-<lb/>
nen Eindruck gemacht, der mich durch mein<lb/>
ganzes Leben begleitet hat.</p><lb/>
        <p>Der Gu&#x0364;tige Le&#x017F;er wolle &#x017F;ich&#x2019;s gefallen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, etwas von meinen er&#x017F;ten Jugendjahren<lb/>
zu ho&#x0364;ren. Seit ich kaum das Alter von<lb/>
dreiviertel Jahren erreicht, bin ich bei mei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">1. Bändchen. (1)</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0017] Am 20ſten September 1738 ward ich zu Colberg gebohren, und bekam dann den Taufnamen Joachim. Mein Vater, Jo- hann David Nettelbeck, war hier Brauer und Brandtweinbrenner und ſtand bei der Buͤrgerſchaft in beſonderer Liebe und An- haͤnglichkeit. Dies Gluͤck iſt mir von ihm uͤbererbt, und genieſſe es noch jetzt, in mei- nem Alter, bei meinen lieben Mitbuͤrgern. Meine Mutter war aus des Schiffers Blan- ken Geſchlecht. Auch meiner beiden Pathen — nemlich der Kaufleute, Herren Lorenz Runge und Gruͤneberg — muß ich hier dankbar erwaͤhnen, weil ſo manche ihrer vaͤ- terlich gemeynten Vorſtellungen, und was ſie mir ſonſt Gutes eingepraͤgt, bei mir ei- nen Eindruck gemacht, der mich durch mein ganzes Leben begleitet hat. Der Guͤtige Leſer wolle ſich’s gefallen laſ- ſen, etwas von meinen erſten Jugendjahren zu hoͤren. Seit ich kaum das Alter von dreiviertel Jahren erreicht, bin ich bei mei- 1. Bändchen. (1)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/17
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/17>, abgerufen am 11.12.2024.