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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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herauszukommen habe, und daß er also keine vor der
andern zu wählen wisse. Der alte Säugling, voll
Begierde, vermeinte auf dem rechten Wege zu seyn,
indem er den arabischen Lotteriewahrsager und
das Vademecum für Zahlenlotterien, mit seinen
daraus gezogenen Deutungen und Verbindungen dem
Sebaldus vorerzählte. Zuletzt, nach vielen Hin-
und Wiederreden, verblieb Säugling, wie es ei-
nem reichen Manne gegen seinen Hausgenossen ge-
bühret, auf seiner Meinung, und verlangte: Sebal-
dus
sollte nur Eine Zahl anzeigen, die er im Sinne
hätte, so wolle er ihm die übrigen vier daraus ziehen.

Sebaldus sagte: ,Jn meinem Sinne ist gar keine
"Zahl, als die Zahl 666.'

,Gut!' rief der alte Säugling: ,Sehen Sie --
"6 und 66 ist drinn, verdoppeln Sie die erste und
"theilen die letztere, kommt 12 und 33, ziehen Sie
"diese beiden von einander ab, bleibt 11 -- Sehen
"Sie -- 6. 11. 12. 33. 66. -- da haben wirs --
"aber wahrhaftig schlechte Zahlen, die einzige 11 ist
gut. Sie verstehen's Spiel noch nicht, Herr Noth-
"anker,
das sieht man. Die geraden Zahlen kom-
"men dieses Jahr in dieser Lotterie nicht heraus, am
"wenigsten in dem ersten Funfzig. Aber so ists, solche
"junge Anfänger müssen Lehrgeld geben. Bleiben

"Sie



herauszukommen habe, und daß er alſo keine vor der
andern zu waͤhlen wiſſe. Der alte Saͤugling, voll
Begierde, vermeinte auf dem rechten Wege zu ſeyn,
indem er den arabiſchen Lotteriewahrſager und
das Vademecum fuͤr Zahlenlotterien, mit ſeinen
daraus gezogenen Deutungen und Verbindungen dem
Sebaldus vorerzaͤhlte. Zuletzt, nach vielen Hin-
und Wiederreden, verblieb Saͤugling, wie es ei-
nem reichen Manne gegen ſeinen Hausgenoſſen ge-
buͤhret, auf ſeiner Meinung, und verlangte: Sebal-
dus
ſollte nur Eine Zahl anzeigen, die er im Sinne
haͤtte, ſo wolle er ihm die uͤbrigen vier daraus ziehen.

Sebaldus ſagte: ‚Jn meinem Sinne iſt gar keine
„Zahl, als die Zahl 666.‛

‚Gut!‛ rief der alte Saͤugling: ‚Sehen Sie —
„6 und 66 iſt drinn, verdoppeln Sie die erſte und
„theilen die letztere, kommt 12 und 33, ziehen Sie
„dieſe beiden von einander ab, bleibt 11 — Sehen
„Sie — 6. 11. 12. 33. 66. — da haben wirs —
„aber wahrhaftig ſchlechte Zahlen, die einzige 11 iſt
gut. Sie verſtehen’s Spiel noch nicht, Herr Noth-
„anker,
das ſieht man. Die geraden Zahlen kom-
„men dieſes Jahr in dieſer Lotterie nicht heraus, am
„wenigſten in dem erſten Funfzig. Aber ſo iſts, ſolche
„junge Anfaͤnger muͤſſen Lehrgeld geben. Bleiben

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[98[97]/0108] herauszukommen habe, und daß er alſo keine vor der andern zu waͤhlen wiſſe. Der alte Saͤugling, voll Begierde, vermeinte auf dem rechten Wege zu ſeyn, indem er den arabiſchen Lotteriewahrſager und das Vademecum fuͤr Zahlenlotterien, mit ſeinen daraus gezogenen Deutungen und Verbindungen dem Sebaldus vorerzaͤhlte. Zuletzt, nach vielen Hin- und Wiederreden, verblieb Saͤugling, wie es ei- nem reichen Manne gegen ſeinen Hausgenoſſen ge- buͤhret, auf ſeiner Meinung, und verlangte: Sebal- dus ſollte nur Eine Zahl anzeigen, die er im Sinne haͤtte, ſo wolle er ihm die uͤbrigen vier daraus ziehen. Sebaldus ſagte: ‚Jn meinem Sinne iſt gar keine „Zahl, als die Zahl 666.‛ ‚Gut!‛ rief der alte Saͤugling: ‚Sehen Sie — „6 und 66 iſt drinn, verdoppeln Sie die erſte und „theilen die letztere, kommt 12 und 33, ziehen Sie „dieſe beiden von einander ab, bleibt 11 — Sehen „Sie — 6. 11. 12. 33. 66. — da haben wirs — „aber wahrhaftig ſchlechte Zahlen, die einzige 11 iſt gut. Sie verſtehen’s Spiel noch nicht, Herr Noth- „anker, das ſieht man. Die geraden Zahlen kom- „men dieſes Jahr in dieſer Lotterie nicht heraus, am „wenigſten in dem erſten Funfzig. Aber ſo iſts, ſolche „junge Anfaͤnger muͤſſen Lehrgeld geben. Bleiben „Sie

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 98[97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/108>, abgerufen am 01.05.2024.