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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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machen möchten. Den griechischen Helden fehlte manche
Tugend, die Reinheit welche die Römer der schönsten
Zeit der Republik, besonders des fünften Jahrhunderts,
schmückte; aber so ruchlos beteten sie nicht: auch De-
mosthenes nicht.

Von den Celten und ihrer Einwan-
derung in Italien
.

Die Macht Roms hatte sich während dieses Zeit-
raums reissend und erstaunenswürdig entwickelt. Die
Gränze welche damals gegen Etrurien gebildet war er-
weiterte sich während fünf und siebzig Jahren nicht mehr:
sie schien sogar unüberschreitbar, und es war völlig ver-
gessen daß die römischen Legionen einst jenseits des ci-
minischen Waldes Krieg geführt hatten. So schwer fiel
die Republik durch die gallische Einnahme. Städte
welche dem erwachsenen Rom dreyßig Jahre lang wi-
derstanden, beugten sich damals schon vor seiner Ober-
macht: freylich galt es später Unterjochung, jetzt nur
Loskauf von Plünderungen um einen Theil der Schätze
an denen die etruskischen Orte statt an Bürgern reich
waren.

Freylich dankte Rom seine entschiedene Uebermacht
in diesen Kriegen der gleichzeitigen gallischen Völkerwan-
derung welcher die etruskische Nation unterlag. Aber
Vortheile, gewonnen durch Benutzung der Noth welche
die Siege eines anderen weit mächtigeren Volks über
die Angegriffenen brachten, dauern nicht länger als bis
dieses sich gegen den Staat wendet der den günstigen

machen moͤchten. Den griechiſchen Helden fehlte manche
Tugend, die Reinheit welche die Roͤmer der ſchoͤnſten
Zeit der Republik, beſonders des fuͤnften Jahrhunderts,
ſchmuͤckte; aber ſo ruchlos beteten ſie nicht: auch De-
moſthenes nicht.

Von den Celten und ihrer Einwan-
derung in Italien
.

Die Macht Roms hatte ſich waͤhrend dieſes Zeit-
raums reiſſend und erſtaunenswuͤrdig entwickelt. Die
Graͤnze welche damals gegen Etrurien gebildet war er-
weiterte ſich waͤhrend fuͤnf und ſiebzig Jahren nicht mehr:
ſie ſchien ſogar unuͤberſchreitbar, und es war voͤllig ver-
geſſen daß die roͤmiſchen Legionen einſt jenſeits des ci-
miniſchen Waldes Krieg gefuͤhrt hatten. So ſchwer fiel
die Republik durch die galliſche Einnahme. Staͤdte
welche dem erwachſenen Rom dreyßig Jahre lang wi-
derſtanden, beugten ſich damals ſchon vor ſeiner Ober-
macht: freylich galt es ſpaͤter Unterjochung, jetzt nur
Loskauf von Pluͤnderungen um einen Theil der Schaͤtze
an denen die etruskiſchen Orte ſtatt an Buͤrgern reich
waren.

Freylich dankte Rom ſeine entſchiedene Uebermacht
in dieſen Kriegen der gleichzeitigen galliſchen Voͤlkerwan-
derung welcher die etruskiſche Nation unterlag. Aber
Vortheile, gewonnen durch Benutzung der Noth welche
die Siege eines anderen weit maͤchtigeren Volks uͤber
die Angegriffenen brachten, dauern nicht laͤnger als bis
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[251/0267] machen moͤchten. Den griechiſchen Helden fehlte manche Tugend, die Reinheit welche die Roͤmer der ſchoͤnſten Zeit der Republik, beſonders des fuͤnften Jahrhunderts, ſchmuͤckte; aber ſo ruchlos beteten ſie nicht: auch De- moſthenes nicht. Von den Celten und ihrer Einwan- derung in Italien. Die Macht Roms hatte ſich waͤhrend dieſes Zeit- raums reiſſend und erſtaunenswuͤrdig entwickelt. Die Graͤnze welche damals gegen Etrurien gebildet war er- weiterte ſich waͤhrend fuͤnf und ſiebzig Jahren nicht mehr: ſie ſchien ſogar unuͤberſchreitbar, und es war voͤllig ver- geſſen daß die roͤmiſchen Legionen einſt jenſeits des ci- miniſchen Waldes Krieg gefuͤhrt hatten. So ſchwer fiel die Republik durch die galliſche Einnahme. Staͤdte welche dem erwachſenen Rom dreyßig Jahre lang wi- derſtanden, beugten ſich damals ſchon vor ſeiner Ober- macht: freylich galt es ſpaͤter Unterjochung, jetzt nur Loskauf von Pluͤnderungen um einen Theil der Schaͤtze an denen die etruskiſchen Orte ſtatt an Buͤrgern reich waren. Freylich dankte Rom ſeine entſchiedene Uebermacht in dieſen Kriegen der gleichzeitigen galliſchen Voͤlkerwan- derung welcher die etruskiſche Nation unterlag. Aber Vortheile, gewonnen durch Benutzung der Noth welche die Siege eines anderen weit maͤchtigeren Volks uͤber die Angegriffenen brachten, dauern nicht laͤnger als bis dieſes ſich gegen den Staat wendet der den guͤnſtigen

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/267>, abgerufen am 29.03.2024.