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Allgemeine Zeitung, Nr. 1, 1. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] möge des Kontakts mit den höchsten Klassen des Publikums sich
zu einer Art von unschuldiger Aristokratie hinneigen konnten. Ihre
Antwort war ein beinahe bestimmtes Bekenntniß des liberalen
Glaubens, indem sie zwar jede Beschuldigung einer tadelhaften
Absicht von sich ablehnen, aber doch dabei sich Glük wünschen,
durch ihren Artikel eine Anerkennung der konstitutionellen Lehren
von Seite einer so hohen Stelle veranlaßt zu haben. Zart füh-
lende Personen wollen hier eine Inkonvenienz durch eine Inkon-
venienz entschuldigt finden; das Schiklichkeitsgefühl ist in diesem
Lande so zart, daß man dasselbe schon durch die Zusammenstellung
von Damen, die sich zwar im Modemagazin zusammenfinden kön-
nen aber sich sonst nicht berühren, beleidigt fand. In der lezten
Nummer steht übrigens der Wappenschild der Frau Herzogin noch
auf dem Titelblatt. -- Endlich ist nun Hr. Ouvrard am Ende der
fünf Jahre Personalarrests, die man ausgehalten haben muß, um
gegen weitere persönliche Erekution wegen Privatschulden sicher zu
seyn; der königliche Gerichtshof hat die Frage seines Gläubigers,
Hrn. Seguin, ob in die fünf Jahre die 21 Monate mit einge-
rechnet werden können, welche sein Schuldner in dem Staatsge-
fängniß Conciergerie wegen seiner spanischen Lieferungsabrechnung
hatte zubringen müssen, zu Ouvrards Gunsten entschieden. Da
man glaubt, es werde jezt wieder das Lieferungssystem einge-
führt werden, und da außerdem Hr. Ouvrard ein geschikter Rech-
ner und Finanzmann ist, so wird seine Erscheinung auf dem Ge-
schäftstheater als ein wichtiges Ereigniß betrachtet. -- Die Quoti-
dienne läugnet die Sage, daß der Hr. Herzog von Bourbon-Conde
den zweiten Sohn des Hrn. Herzogs von Orleans an Kindesstatt
annehmen wolle. Es scheint, diese Vererbung des großen Reich-
thums stehe denjenigen nicht an, deren Organ das apostolische
Blatt ist.

Niederlande.

In der Sizung der zweiten Kammer der Generalstaaten vom
21 Dec. wurde eine königliche Botschaft nebst zwei Gesezesent-
würfen verlesen. Die Botschaft meldet, daß, in Folge der Nicht-
annahme des Einnahmsbudgets, Se. Majestät dasselbe in weitere
Erwägung ziehen, und zur Verhinderung der Anarchie und Ver-
wirrung, bei der Kürze der Zeit bis zur Vorlegung eines neuen
Erhebungssystems, provisorisch die Ein-, Aus- und Durchgangszölle,
die Tonnen-, Weggelds- und Leuchtthurmsgebühren neben den ge-
genwärtigen Steuern erheben lassen würden. Im künftigen Jahre
werde der König neue Vorschläge zu Abänderung der gegenwärti-
gen provisorischen Bestimmungen machen lassen u. s. w. Die bei-
den Gesezesentwürfe enthalten die Benennung der, zur Dekung
des zehnjährigen wie des einjährigen Ausgabebudgets zu erhe-
benden Auflagen. Die Mahlsteuer wird vom 1 Jan. 1830 an ab-
geschaft. Der König empfiehlt den Generalstaaten, diese Gesezes-
entwürfe mit der Schnelligkeit zu prüfen, welche die Dringlichkeit
der Zeit und der Umstände erheische.


In den Handelsoperationen un-
seres Marktes zeigt sich wie gewöhnlich in dieser Jahrszeit, wo
die Flußschiffahrt gänzlich unterbrochen und die Seeschiffahrt theils
gehemmt, theils sehr erschwert ist, wenig Thätigkeit. Indessen
bleiben die Kolonialwaaren, namentlich Tabak und Baumwolle,
ziemlich preishaltend, ungeachtet die Zufuhren im Spätjahr be-
deutend waren. Die etwas günstigere Meynung rührt von der
Ansicht her, daß die Vorräthe in Europa zum Theil eine merk-
liche Verminderung erlitten haben sollen. Darüber wird der dem-
[Spaltenumbruch] nächst auf allen Hauptmärkten erfolgende Jahresabschluß zu-
verlässige Ausweise geben. -- Den Getreidepreisen scheint in der
nächsten Handelsperiode, bei wiedereröfneter Schiffahrt, ein Ab-
schlag bevorzustehen. Die Vorräthe sind fast allenthalben weit
bedeutender als man noch vor einigen Monaten annahm. Der
vermehrte Wohlstand der Landleute sezt sie nemlich in Stand ihre
Produkte aufzuspeichern und dem Markte zu entziehen. Die Korn-
kammern Europa's, nemlich Polen, die nördlichen Küstenländer, so
wie auch das dem Handel nun eröfnete südliche Rußland sind hin-
länglich, zum Theil reichlich versehen. In Odessa sind seit dem
21 Sept. 300 Schiffe, größtentheils mit Getreide beladen worden,
in Folge dessen der Preis für den Tschetwert Weizen von 12 auf
141/4 Rubel gestiegen ist. Sehr bedeutende Zufuhren trafen fort-
während aus dem Inneren ein, und andere wurden erwartet. --
In Königsberg war im Verlauf dieses Jahrs die Ausfuhr an pol-
nischen und russischen Erzeugnissen größer als früher, ungeachtet
Rußland seine Mauthverfügungen verschärft, und dadurch die
Einfuhr fremder Waaren vermindert hat; sie betrug 110,000
Stein (33 Pfund) Hanf, 89,230 St. Flachs, 2300 Last Weizen
(zu 60 preuß. Scheffeln), 5060 L. Roggen, 284 L. Gerste, 1060
L. Haber, 352 L. Erbsen, 2360 L. Leinsamen, 30 L. Hanfsamen,
692 Fässer Hanföl, 514 F. Potasche, 5807 Centner (110 Pfund)
Talg, 26 C. Wachs, 48 C. Hopfen, 109 C. Vorsten, 23 C. Gän-
sefedern, 30,740 Gebund (5 -- 10 Stük) Strohmatten, 964 G.
rohe Häute, 38 G. Elenshäute, 9132 Schok (60 Stük) Hufe,
Ochsenhörner und Ochsenklauen. -- Was unseren Getreidemarkt
anlangt, so ist auf dem gestrigen in Weizen, Gerste und Haber
der Umsaz sehr beschränkt geblieben. Etwas Roggen wurde zu
den früheren Preisen abgesezt; viel Nachfrage zeigte sich nach Buch-
weizen. -- In London wurden nach den lezten Berichten sehr we-
nige Geschäfte in Weizen gemacht, dagegen die besseren Gerste-
sorten um 1 Sch. höher verkauft. Der Preis des Habers ist da-
selbst etwas gesunken, und die Eingangsrechte für diesen wie für Rog-
gen um 11/2 Sch. erhöht worden, dagegen die der andern Getreide-
sorten unverändert geblieben. -- Im Handel mit Staatspapieren
hat sich auf der gestrigen Börse wenig Thätigkeit gezeigt; die spani-
schen, die anfänglich gesucht waren, blieben am Schlusse vernachlässigt.
Niederländische, wirkliche Schuld ; Kanzbillete 24 7/8 . Fran-
zösische 3prozentige Inscript. 851/4; Certifikate 79 -- 791/4; russische
Hope und Komp. 1033/4 -- 104; negoziirt im Jahre 1828 104.
Preußische in London negoziirt 1111/2 -- bis 1121/2. Spanische bei
Hope 381/2; ewige Rente 66. Polnische Loose 99. Oestreichische
Bankaktien 1518; Metalliques 100 1/8 . Neapolitanische in London
negoziirt 99. Dänische in London negoziirt 75. Englische Kon-
solidirte 95. Griechische 231/2. Leztere sind gewichen. Baares
Geld ist gesuchter, und wird notirt zu 3 -- 33/4 Prozent; Dis-
konto zu 2 -- 11/2 Proz. Wechselkurs auf London 11 fl. 15 kr.
Papier. -- Man ist gegenwärtig hier beschäftigt den großen hol-
ländischen Nordkanal; der zugefroren ist, aufzuhauen, um den See-
schiffen die Zufuhr zu eröfnen. In Folge der zunehmenden Kälte
hat diese Arbeit dasselbe Schiksal wie die Stikereien der Penelope,
die Nachts auftrennte, was sie bei Tag mühsam gemacht hatte.

Deutschland.

Die Kälte ist hier seit gestern auf 12°
gestiegen, und das Eis hat sich im Rhein an mehreren Orten ge-
stellt. Man befürchtet viel für die Rübsamenpflanze und überhaupt

[Spaltenumbruch] möge des Kontakts mit den höchſten Klaſſen des Publikums ſich
zu einer Art von unſchuldiger Ariſtokratie hinneigen konnten. Ihre
Antwort war ein beinahe beſtimmtes Bekenntniß des liberalen
Glaubens, indem ſie zwar jede Beſchuldigung einer tadelhaften
Abſicht von ſich ablehnen, aber doch dabei ſich Glük wünſchen,
durch ihren Artikel eine Anerkennung der konſtitutionellen Lehren
von Seite einer ſo hohen Stelle veranlaßt zu haben. Zart füh-
lende Perſonen wollen hier eine Inkonvenienz durch eine Inkon-
venienz entſchuldigt finden; das Schiklichkeitsgefühl iſt in dieſem
Lande ſo zart, daß man daſſelbe ſchon durch die Zuſammenſtellung
von Damen, die ſich zwar im Modemagazin zuſammenfinden kön-
nen aber ſich ſonſt nicht berühren, beleidigt fand. In der lezten
Nummer ſteht übrigens der Wappenſchild der Frau Herzogin noch
auf dem Titelblatt. — Endlich iſt nun Hr. Ouvrard am Ende der
fünf Jahre Perſonalarreſts, die man ausgehalten haben muß, um
gegen weitere perſönliche Erekution wegen Privatſchulden ſicher zu
ſeyn; der königliche Gerichtshof hat die Frage ſeines Gläubigers,
Hrn. Seguin, ob in die fünf Jahre die 21 Monate mit einge-
rechnet werden können, welche ſein Schuldner in dem Staatsge-
fängniß Conciergerie wegen ſeiner ſpaniſchen Lieferungsabrechnung
hatte zubringen müſſen, zu Ouvrards Gunſten entſchieden. Da
man glaubt, es werde jezt wieder das Lieferungsſyſtem einge-
führt werden, und da außerdem Hr. Ouvrard ein geſchikter Rech-
ner und Finanzmann iſt, ſo wird ſeine Erſcheinung auf dem Ge-
ſchäftstheater als ein wichtiges Ereigniß betrachtet. — Die Quoti-
dienne läugnet die Sage, daß der Hr. Herzog von Bourbon-Condé
den zweiten Sohn des Hrn. Herzogs von Orleans an Kindesſtatt
annehmen wolle. Es ſcheint, dieſe Vererbung des großen Reich-
thums ſtehe denjenigen nicht an, deren Organ das apoſtoliſche
Blatt iſt.

Niederlande.

In der Sizung der zweiten Kammer der Generalſtaaten vom
21 Dec. wurde eine königliche Botſchaft nebſt zwei Geſezesent-
würfen verleſen. Die Botſchaft meldet, daß, in Folge der Nicht-
annahme des Einnahmsbudgets, Se. Majeſtät daſſelbe in weitere
Erwägung ziehen, und zur Verhinderung der Anarchie und Ver-
wirrung, bei der Kürze der Zeit bis zur Vorlegung eines neuen
Erhebungsſyſtems, proviſoriſch die Ein-, Aus- und Durchgangszölle,
die Tonnen-, Weggelds- und Leuchtthurmsgebühren neben den ge-
genwärtigen Steuern erheben laſſen würden. Im künftigen Jahre
werde der König neue Vorſchläge zu Abänderung der gegenwärti-
gen proviſoriſchen Beſtimmungen machen laſſen u. ſ. w. Die bei-
den Geſezesentwürfe enthalten die Benennung der, zur Dekung
des zehnjährigen wie des einjährigen Ausgabebudgets zu erhe-
benden Auflagen. Die Mahlſteuer wird vom 1 Jan. 1830 an ab-
geſchaft. Der König empfiehlt den Generalſtaaten, dieſe Geſezes-
entwürfe mit der Schnelligkeit zu prüfen, welche die Dringlichkeit
der Zeit und der Umſtände erheiſche.


In den Handelsoperationen un-
ſeres Marktes zeigt ſich wie gewöhnlich in dieſer Jahrszeit, wo
die Flußſchiffahrt gänzlich unterbrochen und die Seeſchiffahrt theils
gehemmt, theils ſehr erſchwert iſt, wenig Thätigkeit. Indeſſen
bleiben die Kolonialwaaren, namentlich Tabak und Baumwolle,
ziemlich preishaltend, ungeachtet die Zufuhren im Spätjahr be-
deutend waren. Die etwas günſtigere Meynung rührt von der
Anſicht her, daß die Vorräthe in Europa zum Theil eine merk-
liche Verminderung erlitten haben ſollen. Darüber wird der dem-
[Spaltenumbruch] nächſt auf allen Hauptmärkten erfolgende Jahresabſchluß zu-
verläſſige Ausweiſe geben. — Den Getreidepreiſen ſcheint in der
nächſten Handelsperiode, bei wiedereröfneter Schiffahrt, ein Ab-
ſchlag bevorzuſtehen. Die Vorräthe ſind faſt allenthalben weit
bedeutender als man noch vor einigen Monaten annahm. Der
vermehrte Wohlſtand der Landleute ſezt ſie nemlich in Stand ihre
Produkte aufzuſpeichern und dem Markte zu entziehen. Die Korn-
kammern Europa’s, nemlich Polen, die nördlichen Küſtenländer, ſo
wie auch das dem Handel nun eröfnete ſüdliche Rußland ſind hin-
länglich, zum Theil reichlich verſehen. In Odeſſa ſind ſeit dem
21 Sept. 300 Schiffe, größtentheils mit Getreide beladen worden,
in Folge deſſen der Preis für den Tſchetwert Weizen von 12 auf
14¼ Rubel geſtiegen iſt. Sehr bedeutende Zufuhren trafen fort-
während aus dem Inneren ein, und andere wurden erwartet. —
In Königsberg war im Verlauf dieſes Jahrs die Ausfuhr an pol-
niſchen und ruſſiſchen Erzeugniſſen größer als früher, ungeachtet
Rußland ſeine Mauthverfügungen verſchärft, und dadurch die
Einfuhr fremder Waaren vermindert hat; ſie betrug 110,000
Stein (33 Pfund) Hanf, 89,230 St. Flachs, 2300 Laſt Weizen
(zu 60 preuß. Scheffeln), 5060 L. Roggen, 284 L. Gerſte, 1060
L. Haber, 352 L. Erbſen, 2360 L. Leinſamen, 30 L. Hanfſamen,
692 Fäſſer Hanföl, 514 F. Potaſche, 5807 Centner (110 Pfund)
Talg, 26 C. Wachs, 48 C. Hopfen, 109 C. Vorſten, 23 C. Gän-
ſefedern, 30,740 Gebund (5 — 10 Stük) Strohmatten, 964 G.
rohe Häute, 38 G. Elenshäute, 9132 Schok (60 Stük) Hufe,
Ochſenhörner und Ochſenklauen. — Was unſeren Getreidemarkt
anlangt, ſo iſt auf dem geſtrigen in Weizen, Gerſte und Haber
der Umſaz ſehr beſchränkt geblieben. Etwas Roggen wurde zu
den früheren Preiſen abgeſezt; viel Nachfrage zeigte ſich nach Buch-
weizen. — In London wurden nach den lezten Berichten ſehr we-
nige Geſchäfte in Weizen gemacht, dagegen die beſſeren Gerſte-
ſorten um 1 Sch. höher verkauft. Der Preis des Habers iſt da-
ſelbſt etwas geſunken, und die Eingangsrechte für dieſen wie für Rog-
gen um 1½ Sch. erhöht worden, dagegen die der andern Getreide-
ſorten unverändert geblieben. — Im Handel mit Staatspapieren
hat ſich auf der geſtrigen Börſe wenig Thätigkeit gezeigt; die ſpani-
ſchen, die anfänglich geſucht waren, blieben am Schluſſe vernachläſſigt.
Niederländiſche, wirkliche Schuld ; Kanzbillete 24⅞. Fran-
zöſiſche 3prozentige Inſcript. 85¼; Certifikate 79 — 79¼; ruſſiſche
Hope und Komp. 103¾ — 104; negoziirt im Jahre 1828 104.
Preußiſche in London negoziirt 111½ — bis 112½. Spaniſche bei
Hope 38½; ewige Rente 66. Polniſche Looſe 99. Oeſtreichiſche
Bankaktien 1518; Metalliques 100⅛. Neapolitaniſche in London
negoziirt 99. Däniſche in London negoziirt 75. Engliſche Kon-
ſolidirte 95. Griechiſche 23½. Leztere ſind gewichen. Baares
Geld iſt geſuchter, und wird notirt zu 3 — 3¾ Prozent; Dis-
konto zu 2 — 1½ Proz. Wechſelkurs auf London 11 fl. 15 kr.
Papier. — Man iſt gegenwärtig hier beſchäftigt den großen hol-
ländiſchen Nordkanal; der zugefroren iſt, aufzuhauen, um den See-
ſchiffen die Zufuhr zu eröfnen. In Folge der zunehmenden Kälte
hat dieſe Arbeit daſſelbe Schikſal wie die Stikereien der Penelope,
die Nachts auftrennte, was ſie bei Tag mühſam gemacht hatte.

Deutſchland.

Die Kälte iſt hier ſeit geſtern auf 12°
geſtiegen, und das Eis hat ſich im Rhein an mehreren Orten ge-
ſtellt. Man befürchtet viel für die Rübſamenpflanze und überhaupt

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[3/0003] möge des Kontakts mit den höchſten Klaſſen des Publikums ſich zu einer Art von unſchuldiger Ariſtokratie hinneigen konnten. Ihre Antwort war ein beinahe beſtimmtes Bekenntniß des liberalen Glaubens, indem ſie zwar jede Beſchuldigung einer tadelhaften Abſicht von ſich ablehnen, aber doch dabei ſich Glük wünſchen, durch ihren Artikel eine Anerkennung der konſtitutionellen Lehren von Seite einer ſo hohen Stelle veranlaßt zu haben. Zart füh- lende Perſonen wollen hier eine Inkonvenienz durch eine Inkon- venienz entſchuldigt finden; das Schiklichkeitsgefühl iſt in dieſem Lande ſo zart, daß man daſſelbe ſchon durch die Zuſammenſtellung von Damen, die ſich zwar im Modemagazin zuſammenfinden kön- nen aber ſich ſonſt nicht berühren, beleidigt fand. In der lezten Nummer ſteht übrigens der Wappenſchild der Frau Herzogin noch auf dem Titelblatt. — Endlich iſt nun Hr. Ouvrard am Ende der fünf Jahre Perſonalarreſts, die man ausgehalten haben muß, um gegen weitere perſönliche Erekution wegen Privatſchulden ſicher zu ſeyn; der königliche Gerichtshof hat die Frage ſeines Gläubigers, Hrn. Seguin, ob in die fünf Jahre die 21 Monate mit einge- rechnet werden können, welche ſein Schuldner in dem Staatsge- fängniß Conciergerie wegen ſeiner ſpaniſchen Lieferungsabrechnung hatte zubringen müſſen, zu Ouvrards Gunſten entſchieden. Da man glaubt, es werde jezt wieder das Lieferungsſyſtem einge- führt werden, und da außerdem Hr. Ouvrard ein geſchikter Rech- ner und Finanzmann iſt, ſo wird ſeine Erſcheinung auf dem Ge- ſchäftstheater als ein wichtiges Ereigniß betrachtet. — Die Quoti- dienne läugnet die Sage, daß der Hr. Herzog von Bourbon-Condé den zweiten Sohn des Hrn. Herzogs von Orleans an Kindesſtatt annehmen wolle. Es ſcheint, dieſe Vererbung des großen Reich- thums ſtehe denjenigen nicht an, deren Organ das apoſtoliſche Blatt iſt. Niederlande. In der Sizung der zweiten Kammer der Generalſtaaten vom 21 Dec. wurde eine königliche Botſchaft nebſt zwei Geſezesent- würfen verleſen. Die Botſchaft meldet, daß, in Folge der Nicht- annahme des Einnahmsbudgets, Se. Majeſtät daſſelbe in weitere Erwägung ziehen, und zur Verhinderung der Anarchie und Ver- wirrung, bei der Kürze der Zeit bis zur Vorlegung eines neuen Erhebungsſyſtems, proviſoriſch die Ein-, Aus- und Durchgangszölle, die Tonnen-, Weggelds- und Leuchtthurmsgebühren neben den ge- genwärtigen Steuern erheben laſſen würden. Im künftigen Jahre werde der König neue Vorſchläge zu Abänderung der gegenwärti- gen proviſoriſchen Beſtimmungen machen laſſen u. ſ. w. Die bei- den Geſezesentwürfe enthalten die Benennung der, zur Dekung des zehnjährigen wie des einjährigen Ausgabebudgets zu erhe- benden Auflagen. Die Mahlſteuer wird vom 1 Jan. 1830 an ab- geſchaft. Der König empfiehlt den Generalſtaaten, dieſe Geſezes- entwürfe mit der Schnelligkeit zu prüfen, welche die Dringlichkeit der Zeit und der Umſtände erheiſche. * Amſterdam, 24 Dec. In den Handelsoperationen un- ſeres Marktes zeigt ſich wie gewöhnlich in dieſer Jahrszeit, wo die Flußſchiffahrt gänzlich unterbrochen und die Seeſchiffahrt theils gehemmt, theils ſehr erſchwert iſt, wenig Thätigkeit. Indeſſen bleiben die Kolonialwaaren, namentlich Tabak und Baumwolle, ziemlich preishaltend, ungeachtet die Zufuhren im Spätjahr be- deutend waren. Die etwas günſtigere Meynung rührt von der Anſicht her, daß die Vorräthe in Europa zum Theil eine merk- liche Verminderung erlitten haben ſollen. Darüber wird der dem- nächſt auf allen Hauptmärkten erfolgende Jahresabſchluß zu- verläſſige Ausweiſe geben. — Den Getreidepreiſen ſcheint in der nächſten Handelsperiode, bei wiedereröfneter Schiffahrt, ein Ab- ſchlag bevorzuſtehen. Die Vorräthe ſind faſt allenthalben weit bedeutender als man noch vor einigen Monaten annahm. Der vermehrte Wohlſtand der Landleute ſezt ſie nemlich in Stand ihre Produkte aufzuſpeichern und dem Markte zu entziehen. Die Korn- kammern Europa’s, nemlich Polen, die nördlichen Küſtenländer, ſo wie auch das dem Handel nun eröfnete ſüdliche Rußland ſind hin- länglich, zum Theil reichlich verſehen. In Odeſſa ſind ſeit dem 21 Sept. 300 Schiffe, größtentheils mit Getreide beladen worden, in Folge deſſen der Preis für den Tſchetwert Weizen von 12 auf 14¼ Rubel geſtiegen iſt. Sehr bedeutende Zufuhren trafen fort- während aus dem Inneren ein, und andere wurden erwartet. — In Königsberg war im Verlauf dieſes Jahrs die Ausfuhr an pol- niſchen und ruſſiſchen Erzeugniſſen größer als früher, ungeachtet Rußland ſeine Mauthverfügungen verſchärft, und dadurch die Einfuhr fremder Waaren vermindert hat; ſie betrug 110,000 Stein (33 Pfund) Hanf, 89,230 St. Flachs, 2300 Laſt Weizen (zu 60 preuß. Scheffeln), 5060 L. Roggen, 284 L. Gerſte, 1060 L. Haber, 352 L. Erbſen, 2360 L. Leinſamen, 30 L. Hanfſamen, 692 Fäſſer Hanföl, 514 F. Potaſche, 5807 Centner (110 Pfund) Talg, 26 C. Wachs, 48 C. Hopfen, 109 C. Vorſten, 23 C. Gän- ſefedern, 30,740 Gebund (5 — 10 Stük) Strohmatten, 964 G. rohe Häute, 38 G. Elenshäute, 9132 Schok (60 Stük) Hufe, Ochſenhörner und Ochſenklauen. — Was unſeren Getreidemarkt anlangt, ſo iſt auf dem geſtrigen in Weizen, Gerſte und Haber der Umſaz ſehr beſchränkt geblieben. Etwas Roggen wurde zu den früheren Preiſen abgeſezt; viel Nachfrage zeigte ſich nach Buch- weizen. — In London wurden nach den lezten Berichten ſehr we- nige Geſchäfte in Weizen gemacht, dagegen die beſſeren Gerſte- ſorten um 1 Sch. höher verkauft. Der Preis des Habers iſt da- ſelbſt etwas geſunken, und die Eingangsrechte für dieſen wie für Rog- gen um 1½ Sch. erhöht worden, dagegen die der andern Getreide- ſorten unverändert geblieben. — Im Handel mit Staatspapieren hat ſich auf der geſtrigen Börſe wenig Thätigkeit gezeigt; die ſpani- ſchen, die anfänglich geſucht waren, blieben am Schluſſe vernachläſſigt. Niederländiſche, wirkliche Schuld [FORMEL]; Kanzbillete 24⅞. Fran- zöſiſche 3prozentige Inſcript. 85¼; Certifikate 79 — 79¼; ruſſiſche Hope und Komp. 103¾ — 104; negoziirt im Jahre 1828 104. Preußiſche in London negoziirt 111½ — bis 112½. Spaniſche bei Hope 38½; ewige Rente 66. Polniſche Looſe 99. Oeſtreichiſche Bankaktien 1518; Metalliques 100⅛. Neapolitaniſche in London negoziirt 99. Däniſche in London negoziirt 75. Engliſche Kon- ſolidirte 95. Griechiſche 23½. Leztere ſind gewichen. Baares Geld iſt geſuchter, und wird notirt zu 3 — 3¾ Prozent; Dis- konto zu 2 — 1½ Proz. Wechſelkurs auf London 11 fl. 15 kr. Papier. — Man iſt gegenwärtig hier beſchäftigt den großen hol- ländiſchen Nordkanal; der zugefroren iſt, aufzuhauen, um den See- ſchiffen die Zufuhr zu eröfnen. In Folge der zunehmenden Kälte hat dieſe Arbeit daſſelbe Schikſal wie die Stikereien der Penelope, die Nachts auftrennte, was ſie bei Tag mühſam gemacht hatte. Deutſchland. * Mainz, 27 Dec. Die Kälte iſt hier ſeit geſtern auf 12° geſtiegen, und das Eis hat ſich im Rhein an mehreren Orten ge- ſtellt. Man befürchtet viel für die Rübſamenpflanze und überhaupt

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 1, 1. Januar 1830, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine01_1830/3>, abgerufen am 06.06.2024.