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Allgemeine Zeitung, Nr. 8, 8. Januar 1830.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag Nro. 8. 8 Januar 1830.


Portugal. (Brief.)
-- Spanien. (Brief.)
-- Großbritannien. (Schreiben aus London.)
-- Frankreich.
-- Niederlande.
-- Preußen.
-- Rußland.
-- Türkei. (Briefe von der serbischen Gränze und aus Triest.)
-- Beilage Nro. 8.
Ueber Friedrich Müllers Tod.
-- Briefe vom Niederrhein, aus München und Alexandria.
-- Ankündigungen.



[Spaltenumbruch]
Portugal.

Die Arbeiter im Arsenal sind endlich be-
befriedigt, wahrscheinlich auf Kosten der Lieferanten des Seewesens,
die nun ihrerseits sich weigern, weitere Lebensmittel zu liefern. --
Man scheint noch immer Besorgnisse wegen Erscheinung einiger Streit-
kräfte der Dona Maria zu hegen, und hat deswegen an alle Kom-
mandanten der Schiffe den Befehl erlassen, alle alten Signale zu
ändern, und die neuen nöthigenfalls, wenn sie in feindliche Hände
fallen könnten, immer vorher zu versenken. -- Der Prevotalhof
von Oporto hat am 9 Dec. einige Personen freigesprochen, acht
aber in contumaciam zur Erdrosselung mit Verbrennung ihres
Körpers, fünf gegenwärtige zu lebenslänglichen Galeeren und
Konfiskation ihrer Güter, und einen zu 6jähriger Deportation
verurtheilt. Hr. Wanzeller ward am 17 Jul. zum Tode verur-
theilt; als hannövrischer Konsul hatte er aber an den Erhaltungs-
richter der englischen Nation appellirt, wotüber man täglich das
Resultat erwartet. -- Im Schaze herrscht noch immer derselbe Man-
gel. Durch Drohungen und gute Worte hat jedoch die Regie-
rung von den Generalpächtern kürzlich einen neuen Vorschuß auf
ein Jahr erhalten, und deren Kontrakt auf ein Jahr verlängert.
Man sucht auch Geld durch den Verkauf der Güter der abwesen-
den Adelichen zu erhalten, die sich keinen weitern Urlaub ver-
schaft haben. -- Gestern lief eine amerikanische Fregatte mit ei-
nem Abgeordneten der Vereinigten Staaten hier ein; man sagt,
er solle bei Don Miguel das bei Terceira genommene amerika-
nische Schif reklamiren. -- In Algarbien streift eine Guerilla
von 50 Mann, die die Don Miguelischen Behörden in Kontri-
bution sezt; man weiß aber nicht, ob es Konstitutionelle oder
Räuber sind.

Spanien.

Am lezten Freitag wurden Hr. Casaro,
Minister der auswärtigen Angelegenheiten, und Hr. Medici, Fi-
nanzminister von Neapel, zu einer Konferenz mit den beiden
Souverainen berufen. Die Sizung dauerte anderthalb Stunden.
Noch hat aber nichts über den verhandelten Gegenstand verlautet.
Die königlichen Familien von Spanien und Neapel fahren fort,
die Ergözlichkeiten zu genießen, die Madrid darbieten kan. Ge-
gen die hiesige Gewohnheit ist Abends Cercle in den Zimmern
des Königs, wo vornehme Personen von Adel den Zutritt erhal-
ten. Man spricht auch von einer Reise nach la Granja und Es-
curial, sobald der gegenwärtig herrschende Regen aufhören wird.
Während die beiden erlauchten Familien die Zeit so angenehm als
möglich zubringen und in der schönsten Harmonie leben, sollen die
diplomatischen Verhältnisse zwischen beiden Höfen ziemlich kalt
seyn. Man sagt auch, Ihre sizilianischen Majestäten würden nicht
[Spaltenumbruch] so lange zu Madrid bleiben, als man Anfangs vermuthet hatte.
Graf Beaurepaire ist nach Madrid als erster Sekretair der franz.
Gesandtschaft an die Stelle des nach St. Petersburg versezten Hrn.
Biloco zurükgekommen. Das französische Generalkonsulat zu Ma-
drid soll aus Ersparung aufgehoben werden. Von der Amnestie
ist keine Rede mehr, man müßte denn darunter verstehen, daß
allen wegen Diebstählen, Schmuggelei u. s. w. Verurtheilten drei
Jahre an ihrer Strafe geschenkt sind. Die Gräfin Benavente,
Herzogin von Ossuna, hatte den König gebeten, ihrem Sohne, dem
Fürsten von Anglona, der wegen politischer Meynungen verbannt
ist, die Rükkehr ins Vaterland zu bewilligen; der König hat aber
diese Bitte bestimmt abgeschlagen.

Großbritannien.

Konsol. 3Proz. 95 1/8 ; russische Fonds
1091/4; brasilische 71. -- 29 Dec. Konsol. 3 Proz. 95 3/8 ; brasili-
sche Fonds 721/2; portugiesische 601/2; griechische 281/2; colum-
bische 26; Cortes 10 7/8 .

Der Courier äußert über die Parteien in Frankreich: "Wir
nehmen zwar Anstand, darüber ein bestimmtes Urtheil auszuspre-
chen, und wollen nichts weniger, als auf unsere Untrüglichkeit et-
was geben; das scheint uns jedoch gewiß, daß auf der einen Seite
jezt etwas weniger Animosität und auf der andern mehr Vertrauen
herrscht. Leicht möglich ist es, daß die Organe der Opposition
ihren Sprachschaz von Beschimpfungen gegen die Häupter der Ver-
wegenen, welche dem Befehle ihres Monarchen, der sie in seinen
Rath berief, Folge leisteten, schon ganz geleert haben; oder sie
haben wohl auch gefunden, daß der Eindruk, den sie auf ihre Geg-
ner sowol, als auf das Publikum machten, des vielen Lärmens
und der aufgewandten Mühe nicht werth sey, und entschlossen sich
darum, das immer gefährliche Verfahren des Sturmlaufens auf-
zugeben, dafür aber die langsamere, stillere Methode des Minen-
legens und Untergrabens in Anwendung zu bringen."

Der Globe sagt über den nemlichen Gegenstand: "Nächst-
dem, daß die Pariser liberalen Blätter sich jezt minder heftig ge-
gen das Ministerium aussprechen, erfahren wir auch aus Briefen,
daß mehrere Deputirte, von denen erwartet worden ist, sie wür-
den sehr feindselig gegen die Maaßregeln der Minister auftreten,
bereits die Meynung zu erkennen gegeben haben, daß diese Maaß-
regeln eben so konstitutionell, als die ihrer Vorgänger seyn wür-
den."

Die gerichtlichen Verfolgungen des
Ministeriums gegen den Herausgeber des Morning-Jouruals und
die Aussprüche der Juries beschäftigen fortwährend die hiesige
Presse. Sämtliche Tagblätter von allen politischen Farben neh-
men diese Sache sehr ernstlich auf, und es ist Thatsache, daß

Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.
Freitag Nro. 8. 8 Januar 1830.


Portugal. (Brief.)
— Spanien. (Brief.)
— Großbritannien. (Schreiben aus London.)
— Frankreich.
— Niederlande.
— Preußen.
— Rußland.
— Türkei. (Briefe von der ſerbiſchen Gränze und aus Trieſt.)
— Beilage Nro. 8.
Ueber Friedrich Müllers Tod.
— Briefe vom Niederrhein, aus München und Alexandria.
— Ankündigungen.



[Spaltenumbruch]
Portugal.

Die Arbeiter im Arſenal ſind endlich be-
befriedigt, wahrſcheinlich auf Koſten der Lieferanten des Seeweſens,
die nun ihrerſeits ſich weigern, weitere Lebensmittel zu liefern. —
Man ſcheint noch immer Beſorgniſſe wegen Erſcheinung einiger Streit-
kräfte der Dona Maria zu hegen, und hat deswegen an alle Kom-
mandanten der Schiffe den Befehl erlaſſen, alle alten Signale zu
ändern, und die neuen nöthigenfalls, wenn ſie in feindliche Hände
fallen könnten, immer vorher zu verſenken. — Der Prevotalhof
von Oporto hat am 9 Dec. einige Perſonen freigeſprochen, acht
aber in contumaciam zur Erdroſſelung mit Verbrennung ihres
Körpers, fünf gegenwärtige zu lebenslänglichen Galeeren und
Konfiskation ihrer Güter, und einen zu 6jähriger Deportation
verurtheilt. Hr. Wanzeller ward am 17 Jul. zum Tode verur-
theilt; als hannövriſcher Konſul hatte er aber an den Erhaltungs-
richter der engliſchen Nation appellirt, wotüber man täglich das
Reſultat erwartet. — Im Schaze herrſcht noch immer derſelbe Man-
gel. Durch Drohungen und gute Worte hat jedoch die Regie-
rung von den Generalpächtern kürzlich einen neuen Vorſchuß auf
ein Jahr erhalten, und deren Kontrakt auf ein Jahr verlängert.
Man ſucht auch Geld durch den Verkauf der Güter der abweſen-
den Adelichen zu erhalten, die ſich keinen weitern Urlaub ver-
ſchaft haben. — Geſtern lief eine amerikaniſche Fregatte mit ei-
nem Abgeordneten der Vereinigten Staaten hier ein; man ſagt,
er ſolle bei Don Miguel das bei Terceira genommene amerika-
niſche Schif reklamiren. — In Algarbien ſtreift eine Guerilla
von 50 Mann, die die Don Migueliſchen Behörden in Kontri-
bution ſezt; man weiß aber nicht, ob es Konſtitutionelle oder
Räuber ſind.

Spanien.

Am lezten Freitag wurden Hr. Caſaro,
Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, und Hr. Medici, Fi-
nanzminiſter von Neapel, zu einer Konferenz mit den beiden
Souverainen berufen. Die Sizung dauerte anderthalb Stunden.
Noch hat aber nichts über den verhandelten Gegenſtand verlautet.
Die königlichen Familien von Spanien und Neapel fahren fort,
die Ergözlichkeiten zu genießen, die Madrid darbieten kan. Ge-
gen die hieſige Gewohnheit iſt Abends Cercle in den Zimmern
des Königs, wo vornehme Perſonen von Adel den Zutritt erhal-
ten. Man ſpricht auch von einer Reiſe nach la Granja und Es-
curial, ſobald der gegenwärtig herrſchende Regen aufhören wird.
Während die beiden erlauchten Familien die Zeit ſo angenehm als
möglich zubringen und in der ſchönſten Harmonie leben, ſollen die
diplomatiſchen Verhältniſſe zwiſchen beiden Höfen ziemlich kalt
ſeyn. Man ſagt auch, Ihre ſizilianiſchen Majeſtäten würden nicht
[Spaltenumbruch] ſo lange zu Madrid bleiben, als man Anfangs vermuthet hatte.
Graf Beaurepaire iſt nach Madrid als erſter Sekretair der franz.
Geſandtſchaft an die Stelle des nach St. Petersburg verſezten Hrn.
Biloco zurükgekommen. Das franzöſiſche Generalkonſulat zu Ma-
drid ſoll aus Erſparung aufgehoben werden. Von der Amneſtie
iſt keine Rede mehr, man müßte denn darunter verſtehen, daß
allen wegen Diebſtählen, Schmuggelei u. ſ. w. Verurtheilten drei
Jahre an ihrer Strafe geſchenkt ſind. Die Gräfin Benavente,
Herzogin von Oſſuna, hatte den König gebeten, ihrem Sohne, dem
Fürſten von Anglona, der wegen politiſcher Meynungen verbannt
iſt, die Rükkehr ins Vaterland zu bewilligen; der König hat aber
dieſe Bitte beſtimmt abgeſchlagen.

Großbritannien.

Konſol. 3Proz. 95⅛; ruſſiſche Fonds
109¼; braſiliſche 71. — 29 Dec. Konſol. 3 Proz. 95⅜; braſili-
ſche Fonds 72½; portugieſiſche 60½; griechiſche 28½; colum-
biſche 26; Cortes 10⅞.

Der Courier äußert über die Parteien in Frankreich: „Wir
nehmen zwar Anſtand, darüber ein beſtimmtes Urtheil auszuſpre-
chen, und wollen nichts weniger, als auf unſere Untrüglichkeit et-
was geben; das ſcheint uns jedoch gewiß, daß auf der einen Seite
jezt etwas weniger Animoſität und auf der andern mehr Vertrauen
herrſcht. Leicht möglich iſt es, daß die Organe der Oppoſition
ihren Sprachſchaz von Beſchimpfungen gegen die Häupter der Ver-
wegenen, welche dem Befehle ihres Monarchen, der ſie in ſeinen
Rath berief, Folge leiſteten, ſchon ganz geleert haben; oder ſie
haben wohl auch gefunden, daß der Eindruk, den ſie auf ihre Geg-
ner ſowol, als auf das Publikum machten, des vielen Lärmens
und der aufgewandten Mühe nicht werth ſey, und entſchloſſen ſich
darum, das immer gefährliche Verfahren des Sturmlaufens auf-
zugeben, dafür aber die langſamere, ſtillere Methode des Minen-
legens und Untergrabens in Anwendung zu bringen.“

Der Globe ſagt über den nemlichen Gegenſtand: „Nächſt-
dem, daß die Pariſer liberalen Blätter ſich jezt minder heftig ge-
gen das Miniſterium ausſprechen, erfahren wir auch aus Briefen,
daß mehrere Deputirte, von denen erwartet worden iſt, ſie wür-
den ſehr feindſelig gegen die Maaßregeln der Miniſter auftreten,
bereits die Meynung zu erkennen gegeben haben, daß dieſe Maaß-
regeln eben ſo konſtitutionell, als die ihrer Vorgänger ſeyn wür-
den.“

Die gerichtlichen Verfolgungen des
Miniſteriums gegen den Herausgeber des Morning-Jouruals und
die Ausſprüche der Juries beſchäftigen fortwährend die hieſige
Preſſe. Sämtliche Tagblätter von allen politiſchen Farben neh-
men dieſe Sache ſehr ernſtlich auf, und es iſt Thatſache, daß

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Freitag Nro. 8. 8 Januar 1830. Portugal. (Brief.) — Spanien. (Brief.) — Großbritannien. (Schreiben aus London.) — Frankreich. — Niederlande. — Preußen. — Rußland. — Türkei. (Briefe von der ſerbiſchen Gränze und aus Trieſt.) — Beilage Nro. 8. Ueber Friedrich Müllers Tod. — Briefe vom Niederrhein, aus München und Alexandria. — Ankündigungen. Portugal. *Liſſabon, 16 dez.Die Arbeiter im Arſenal ſind endlich be- befriedigt, wahrſcheinlich auf Koſten der Lieferanten des Seeweſens, die nun ihrerſeits ſich weigern, weitere Lebensmittel zu liefern. — Man ſcheint noch immer Beſorgniſſe wegen Erſcheinung einiger Streit- kräfte der Dona Maria zu hegen, und hat deswegen an alle Kom- mandanten der Schiffe den Befehl erlaſſen, alle alten Signale zu ändern, und die neuen nöthigenfalls, wenn ſie in feindliche Hände fallen könnten, immer vorher zu verſenken. — Der Prevotalhof von Oporto hat am 9 Dec. einige Perſonen freigeſprochen, acht aber in contumaciam zur Erdroſſelung mit Verbrennung ihres Körpers, fünf gegenwärtige zu lebenslänglichen Galeeren und Konfiskation ihrer Güter, und einen zu 6jähriger Deportation verurtheilt. Hr. Wanzeller ward am 17 Jul. zum Tode verur- theilt; als hannövriſcher Konſul hatte er aber an den Erhaltungs- richter der engliſchen Nation appellirt, wotüber man täglich das Reſultat erwartet. — Im Schaze herrſcht noch immer derſelbe Man- gel. Durch Drohungen und gute Worte hat jedoch die Regie- rung von den Generalpächtern kürzlich einen neuen Vorſchuß auf ein Jahr erhalten, und deren Kontrakt auf ein Jahr verlängert. Man ſucht auch Geld durch den Verkauf der Güter der abweſen- den Adelichen zu erhalten, die ſich keinen weitern Urlaub ver- ſchaft haben. — Geſtern lief eine amerikaniſche Fregatte mit ei- nem Abgeordneten der Vereinigten Staaten hier ein; man ſagt, er ſolle bei Don Miguel das bei Terceira genommene amerika- niſche Schif reklamiren. — In Algarbien ſtreift eine Guerilla von 50 Mann, die die Don Migueliſchen Behörden in Kontri- bution ſezt; man weiß aber nicht, ob es Konſtitutionelle oder Räuber ſind. Spanien. *Madrid, 21 Dec.Am lezten Freitag wurden Hr. Caſaro, Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, und Hr. Medici, Fi- nanzminiſter von Neapel, zu einer Konferenz mit den beiden Souverainen berufen. Die Sizung dauerte anderthalb Stunden. Noch hat aber nichts über den verhandelten Gegenſtand verlautet. Die königlichen Familien von Spanien und Neapel fahren fort, die Ergözlichkeiten zu genießen, die Madrid darbieten kan. Ge- gen die hieſige Gewohnheit iſt Abends Cercle in den Zimmern des Königs, wo vornehme Perſonen von Adel den Zutritt erhal- ten. Man ſpricht auch von einer Reiſe nach la Granja und Es- curial, ſobald der gegenwärtig herrſchende Regen aufhören wird. Während die beiden erlauchten Familien die Zeit ſo angenehm als möglich zubringen und in der ſchönſten Harmonie leben, ſollen die diplomatiſchen Verhältniſſe zwiſchen beiden Höfen ziemlich kalt ſeyn. Man ſagt auch, Ihre ſizilianiſchen Majeſtäten würden nicht ſo lange zu Madrid bleiben, als man Anfangs vermuthet hatte. Graf Beaurepaire iſt nach Madrid als erſter Sekretair der franz. Geſandtſchaft an die Stelle des nach St. Petersburg verſezten Hrn. Biloco zurükgekommen. Das franzöſiſche Generalkonſulat zu Ma- drid ſoll aus Erſparung aufgehoben werden. Von der Amneſtie iſt keine Rede mehr, man müßte denn darunter verſtehen, daß allen wegen Diebſtählen, Schmuggelei u. ſ. w. Verurtheilten drei Jahre an ihrer Strafe geſchenkt ſind. Die Gräfin Benavente, Herzogin von Oſſuna, hatte den König gebeten, ihrem Sohne, dem Fürſten von Anglona, der wegen politiſcher Meynungen verbannt iſt, die Rükkehr ins Vaterland zu bewilligen; der König hat aber dieſe Bitte beſtimmt abgeſchlagen. Großbritannien. London, 28 Dec.Konſol. 3Proz. 95⅛; ruſſiſche Fonds 109¼; braſiliſche 71. — 29 Dec. Konſol. 3 Proz. 95⅜; braſili- ſche Fonds 72½; portugieſiſche 60½; griechiſche 28½; colum- biſche 26; Cortes 10⅞. Der Courier äußert über die Parteien in Frankreich: „Wir nehmen zwar Anſtand, darüber ein beſtimmtes Urtheil auszuſpre- chen, und wollen nichts weniger, als auf unſere Untrüglichkeit et- was geben; das ſcheint uns jedoch gewiß, daß auf der einen Seite jezt etwas weniger Animoſität und auf der andern mehr Vertrauen herrſcht. Leicht möglich iſt es, daß die Organe der Oppoſition ihren Sprachſchaz von Beſchimpfungen gegen die Häupter der Ver- wegenen, welche dem Befehle ihres Monarchen, der ſie in ſeinen Rath berief, Folge leiſteten, ſchon ganz geleert haben; oder ſie haben wohl auch gefunden, daß der Eindruk, den ſie auf ihre Geg- ner ſowol, als auf das Publikum machten, des vielen Lärmens und der aufgewandten Mühe nicht werth ſey, und entſchloſſen ſich darum, das immer gefährliche Verfahren des Sturmlaufens auf- zugeben, dafür aber die langſamere, ſtillere Methode des Minen- legens und Untergrabens in Anwendung zu bringen.“ Der Globe ſagt über den nemlichen Gegenſtand: „Nächſt- dem, daß die Pariſer liberalen Blätter ſich jezt minder heftig ge- gen das Miniſterium ausſprechen, erfahren wir auch aus Briefen, daß mehrere Deputirte, von denen erwartet worden iſt, ſie wür- den ſehr feindſelig gegen die Maaßregeln der Miniſter auftreten, bereits die Meynung zu erkennen gegeben haben, daß dieſe Maaß- regeln eben ſo konſtitutionell, als die ihrer Vorgänger ſeyn wür- den.“ **London, 28 Dec.Die gerichtlichen Verfolgungen des Miniſteriums gegen den Herausgeber des Morning-Jouruals und die Ausſprüche der Juries beſchäftigen fortwährend die hieſige Preſſe. Sämtliche Tagblätter von allen politiſchen Farben neh- men dieſe Sache ſehr ernſtlich auf, und es iſt Thatſache, daß

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 8, 8. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine08_1830/1>, abgerufen am 13.05.2024.