Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 25. Januar 1929."AZ am Abend" Nr. 21 Freitag, den 25. Januar [Spaltenumbruch] Die Wohnung unserer Zeit [Spaltenumbruch]
Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge- Die Auseinandersetzung [Spaltenumbruch] Von diesem Standpunkte aus haben wir, [Spaltenumbruch] Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten Kostenregelung für Behandlung Minderbemittelter Das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechts- Aus freien Stücken hat sich die Landesversiche- Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
nach einem bestimmten Schlüssel gemeinsam Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage Der Siegeszug eines russischen Chors Ueber 1200 Konzerte der Don Kosaken in den Der berühmte Don-Kosaken-Chor, der in den Säulen im Feuer
[Abbildung]
In einem Göschenband "Der Feuerschutz der Bau- [irrelevantes Material] „AZ am Abend“ Nr. 21 Freitag, den 25. Januar [Spaltenumbruch] Die Wohnung unſerer Zeit [Spaltenumbruch]
Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge- Die Auseinanderſetzung [Spaltenumbruch] Von dieſem Standpunkte aus haben wir, [Spaltenumbruch] Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten Koſtenregelung für Behandlung Minderbemittelter Das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechts- Aus freien Stücken hat ſich die Landesverſiche- Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
nach einem beſtimmten Schlüſſel gemeinſam Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage Der Siegeszug eines ruſſiſchen Chors Ueber 1200 Konzerte der Don Koſaken in den Der berühmte Don-Koſaken-Chor, der in den Säulen im Feuer
[Abbildung]
In einem Göſchenband „Der Feuerſchutz der Bau- [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <pb facs="#f0010" n="10"/> <fw place="top" type="header">„AZ am Abend“ Nr. 21 Freitag, den 25. Januar</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Wohnung unſerer Zeit</hi> </head><lb/> <cb/> <p>Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge-<lb/> biet neuzeitlicher Wohnungsgeſtaltung<lb/> wird in dem ſoeben erſchienenen, reich-<lb/> illuſtrierten Januarheft 1929 der führen-<lb/> den Zeitſchrift „Innen-Dekoration“ durch<lb/> ein Vorwort des Herausgebers Hofrat Dr.<lb/> Alexander Koch wie folgt beleuchtet:</p><lb/> <cit> <quote>Die Auseinanderſetzung<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">zwiſchen der künſtleriſch-behaglichen<lb/> und der techniſch-zweckmäßigen Raum-<lb/> Geſtaltung</hi></hi><lb/> iſt mächtig in Fluß gekommen. 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Für die<lb/> Angehörigen einer Verſicherung trägt die Koſten<lb/> die Verſicherung (Krankenkaſſe, Landesverſiche-<lb/> rungsanſtalt, Angeſtelltenverſicherung).</p><lb/> <p>Aus freien Stücken hat ſich die Landesverſiche-<lb/> rungsanſtalt bereit erklärt auch für Perſonen, die<lb/> von der Krankenkaſſe ausgeſteuert ſind oder der<lb/> verſicherungspflichtigen Bevölkerung ſozial und<lb/> wirtſchaftlich naheſtehen, oder denen die Behand-<lb/> lung bei ihrer zuſtändigen Krankenkaſſe wirt-<lb/> ſchaftliche Nachteile bringen könnte,<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">die Koſten zu übernehmen,</hi></hi><lb/> wenn die Beratungsſtelle zur Bekämpfung der<lb/> Geſchlechtskrankheiten die Uebernahme beantragt.<lb/> Bei Perſonen, die beim Wohlfahrts- und Jugend-<lb/> amt in Fürſorge ſtehen, kommt der Bezirksfür-<lb/> ſorgeverband, das iſt die Stadtgemeinde, für die<lb/> Koſten auf.</p><lb/> <p>Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von<lb/> Perſonen, die zwar nicht eigentlich hilfsbedürftig<lb/> ſind, auch keiner Kaſſe angehören, aber doch die<lb/> oft beträchtlichen Koſten für Behandlung einer<lb/> Geſchlechtskrankheit nicht ſelbſt zahlen können.<lb/> Damit ſolche „Minderbemittelte“ nicht durch die<lb/> Sorge um die Bezahlung der Koſten<lb/><hi rendition="#b">von der Behandlung ihrer Krankheit abgehalten</hi><lb/> werden, haben der Stadtrat München, die Lan-<lb/> desverſicherungsanſtalt Oberbayern, die Orts-<lb/> krankenkaſſe, die Bezirksgruppe München-Ober-<lb/> bayern des Verbandes der bayer. 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Antragſteller, die<lb/> noch nicht in ärztlicher Behandlung ſind, werden<lb/> zur Feſtſtellung der Notwendigkeit einer Behand-<lb/> lung zur „Beratungsſtelle für Bekämpfung der<lb/> Geſchlechtskrankheiten“ in der Poliklinik geſchickt.</p><lb/> <p>Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage<lb/> iſt, die Koſten für die notwendige Behandlung<lb/> ſelbſt zu tragen, kann durch Einkommensbelege,<lb/> Steuerbeſcheinigungen erbracht werden; in Zwei-<lb/> felsfällen wird die Hilfsbedürftigkeit durch die<lb/> Wohlfahrtsbezirksämter nachgeprüft. Bei der<lb/> Prüfung der Hilfsbedürftigkeit wird weitherzig<lb/> verfahren. Von einem Rückerſatz der gemachten<lb/> Aufwendungen wird abgeſehen. Für<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Wahrung größter Diskretion auch Arbeit-<lb/> gebern und Angehörigen gegenüber</hi></hi><lb/> iſt Sorge getragen. Es kann demnach jeder an<lb/> einer Geſchlechtskrankheit Erkrankte ohne Sorge<lb/> vor wirtſchaftlichen oder ſozialen Nachteilen ſich<lb/> behandeln laſſen. Im Intereſſe der durch die<lb/> Krankheit ohnehin ſchwer Betroffenen, vor allem<lb/> aber im Intereſſe der Bekämpfung der Weiter-<lb/> verbreitung der Krankheit iſt dieſe Regelung ſehr<lb/> zu begrüßen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Siegeszug eines ruſſiſchen Chors</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#b">Ueber 1200 Konzerte der Don Koſaken in den<lb/> letzten fünf Jahren!</hi> </p> </argument><lb/> <p>Der berühmte Don-Koſaken-Chor, der in den<lb/> letzten fünf Jahren über 1200 Konzerte in der<lb/> ganzen Welt geſungen und dadurch eine bei-<lb/> ſpielloſe Popularität erlangt hat, gibt <hi rendition="#g">Sams-<lb/> tag, 26. 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„AZ am Abend“ Nr. 21 Freitag, den 25. Januar
Die Wohnung unſerer Zeit
Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge-
biet neuzeitlicher Wohnungsgeſtaltung
wird in dem ſoeben erſchienenen, reich-
illuſtrierten Januarheft 1929 der führen-
den Zeitſchrift „Innen-Dekoration“ durch
ein Vorwort des Herausgebers Hofrat Dr.
Alexander Koch wie folgt beleuchtet:
Die Auseinanderſetzung
zwiſchen der künſtleriſch-behaglichen
und der techniſch-zweckmäßigen Raum-
Geſtaltung
iſt mächtig in Fluß gekommen. Ein Teil der
modernen Raumkünſtler geht zielbewußt auf
letzterer Linie vor, alſo auf der Linie jener
Form, die den Wohnraum ausſchließlich als
eine Sache der Zweckmäßigkeit, als ein Ge-
füge von nüchternen L_ n ____n
und die daher in immer größere Nähe zur
rein techniſchen Löſung gerät. Anderſeits
iſt kraftvoll und leiſtungsfähig jene Geſtal-
tungsweiſe am Werk, als deren Ziel man
erkennt, den Wohnraum und ſeine zweck-
mäßigen Dinge zu einer objektiven Welt von
äſthetiſchem Eigenwert zu machen.
In der Auseinanderſetzung zwiſchen bei-
den Strebensrichtungen ſtehen wir an einem
Punkt, von dem aus folgendes geſagt wer-
den kann: Zweifellos iſt
der „funktionale“ Raum
mit ſeinen reinen Leiſtungsformen und
ſeinem techniſchen Gepräge berufen, ein wich-
tiges Wort bei der Geſtaltung des künftigen
europäiſchen Raumtyps mitzuſprechen. Wir
kommen um die energiſch geſtellte Zweck-
frage, um die verſtandesgemäße Formfin-
dung, um das nüchterne Denken im Haus-
bau und im Wohnraum nicht mehr herum.
Es liegen in dieſen Tendenzen echte Kräfte
der Zeit, was beſonders auch daraus zu er-
ſehen iſt, daß ſie nicht nur in der Raum-
Geſtaltung, ſondern auch auf vielen anderen
Gebieten menſchlicher Tätigkeit im Vordrin-
gen begriffen ſind. Der Wohnraum der
Zukunft wird zweifellos Züge enthalten, die
von dieſen Einflüſſen beſtimmt ſind.
Auf der anderen Seite aber darf als feſt-
ſtehend betrachtet werden, daß der Menſch
auch in einer weitgehend techniſch geformten
Welt ein
Bedürfnis nach objektiv ſchöner Schau,
nach Behagen und Kunſtwert im Heim
behalten wird. Er wird das Bedürfnis nach
Repräſentation, das Bedürfnis nach Dauer,
Ruhe und ſinnfälliger ſchöner Geſtalt behal-
ten. Er wird ſich nicht ausſchließlich und
für alle Zeit der Kälte der rein techniſchen
Form ausſetzen wollen, ſondern wird in der
Zone, die ihn zu allernächſt umgibt — alſo
im Wohnraum — menſchliche Wärme, kul-
tiviertes Behagen nicht miſſen wollen.
Und ſo iſt es meine Meinung, daß die im
Gang befindliche Auseinanderſetzung nicht
mit einem glatten Siege der einen oder der
anderen Seite endigen wird. Sondern ſie
wird im Laufe der Entwicklung die beiden
Geſtaltungsweiſen in neuer Weiſe zuein-
anderfügen, ſo wird auf höherliegender
Ebene eine neue Vereinigung, eine
neue Harmonie
unter ihnen ſtiften.
Von dieſem Standpunkte aus haben wir,
wie ich glaube, allen Grund, uns der leben-
digen Kampfſituation auf dem Gebiet der
Raum Geſtaltung aufrichtig zu freuen, ihrer
Entwicklung mit achtſamer Spannung zu fol-
gen und dem künftigen Ergebnis mit Hoff-
nung entgegenzuſehen. Trotz alles Kämp-
fens und alles rüſtigen Schaffens, das wir
die letzten vier Jahrzehnte auf dem Gebiete
der Wohnungskunſt erlebt haben, dürfen wir
ſagen: nie gab es für unſere Raum-Geſtal-
tung einen belebteren, einen intereſſanteren
Augenblick als den gegenwärtigen.
Die Fragen des „Wohnens“ ſind zu
Weltfragen
geworden; ein bedeutendes Stück geiſtigen
Geſchehens ſpielt ſich in ihnen ab; jeder ein-
zelne wird perſönlich von ihnen ergriffen.
Man wird es verſtehen, wenn ich von hier
aus, im Gedanken an die vierzig Jahre des
Beſtehens der „Innen-Dekoration“, der
Ueberzeugung Ausdruck gebe, daß ſelten die
Arbeit einer gewiſſenhaften, im Mittelpunkt
des Geſchehens ſtehenden Zeitſchrift ſo not-
wendig, ſo unentbehrlich war, als zum
gegenwärtigen Zeitpunkt. Eingedenk ihrer
ſtets hochgehaltenen Aufgabe und Sendung
wird ſie auch in Zukunft darnach ſtreben,
das wichtige, das zeitgetragene Schaffen aus
allen Lagern vor das Forum der breiten
Oeffentlichkeit zu bringen, damit die Lage
nach allen Seiten geklärt wird und ein
dauerhaftes, gehaltvolles Fazit gezogen wer-
den kann.“
Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten
Koſtenregelung für Behandlung Minderbemittelter
Das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechts-
krankheiten macht den an einer Geſchlechtskrank-
heit Erkrankten die Behandlung durch einen
approbierten Arzt zur Pflicht. Soweit die Kran-
ken dazu in der Lage ſind, müſſen ſie für die er-
wachſenden Koſten ſelbſt aufkommen. Für die
Angehörigen einer Verſicherung trägt die Koſten
die Verſicherung (Krankenkaſſe, Landesverſiche-
rungsanſtalt, Angeſtelltenverſicherung).
Aus freien Stücken hat ſich die Landesverſiche-
rungsanſtalt bereit erklärt auch für Perſonen, die
von der Krankenkaſſe ausgeſteuert ſind oder der
verſicherungspflichtigen Bevölkerung ſozial und
wirtſchaftlich naheſtehen, oder denen die Behand-
lung bei ihrer zuſtändigen Krankenkaſſe wirt-
ſchaftliche Nachteile bringen könnte,
die Koſten zu übernehmen,
wenn die Beratungsſtelle zur Bekämpfung der
Geſchlechtskrankheiten die Uebernahme beantragt.
Bei Perſonen, die beim Wohlfahrts- und Jugend-
amt in Fürſorge ſtehen, kommt der Bezirksfür-
ſorgeverband, das iſt die Stadtgemeinde, für die
Koſten auf.
Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von
Perſonen, die zwar nicht eigentlich hilfsbedürftig
ſind, auch keiner Kaſſe angehören, aber doch die
oft beträchtlichen Koſten für Behandlung einer
Geſchlechtskrankheit nicht ſelbſt zahlen können.
Damit ſolche „Minderbemittelte“ nicht durch die
Sorge um die Bezahlung der Koſten
von der Behandlung ihrer Krankheit abgehalten
werden, haben der Stadtrat München, die Lan-
desverſicherungsanſtalt Oberbayern, die Orts-
krankenkaſſe, die Bezirksgruppe München-Ober-
bayern des Verbandes der bayer. Betriebskran-
kenkaſſen und die Geſellſchaft zur Bekämpfung
der Geſchlechtskrankheiten
eine Arbeitsgemeinſchaft gegründet, die die
Koſten für die Behandlung ſolcher Kranker
_
nach einem beſtimmten Schlüſſel gemeinſam
übernimmt.
Anträge auf Uebernahme der Behandlungskoſten
müſſen im Wohlfahrtshauptamte, Abteilung Ge-
ſundheitsfürſorge, geſtellt werden. Für den Nach-
weis der Krankheit genügt die Beſcheinigung
durch den behandelnden Arzt. Antragſteller, die
noch nicht in ärztlicher Behandlung ſind, werden
zur Feſtſtellung der Notwendigkeit einer Behand-
lung zur „Beratungsſtelle für Bekämpfung der
Geſchlechtskrankheiten“ in der Poliklinik geſchickt.
Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage
iſt, die Koſten für die notwendige Behandlung
ſelbſt zu tragen, kann durch Einkommensbelege,
Steuerbeſcheinigungen erbracht werden; in Zwei-
felsfällen wird die Hilfsbedürftigkeit durch die
Wohlfahrtsbezirksämter nachgeprüft. Bei der
Prüfung der Hilfsbedürftigkeit wird weitherzig
verfahren. Von einem Rückerſatz der gemachten
Aufwendungen wird abgeſehen. Für
Wahrung größter Diskretion auch Arbeit-
gebern und Angehörigen gegenüber
iſt Sorge getragen. Es kann demnach jeder an
einer Geſchlechtskrankheit Erkrankte ohne Sorge
vor wirtſchaftlichen oder ſozialen Nachteilen ſich
behandeln laſſen. Im Intereſſe der durch die
Krankheit ohnehin ſchwer Betroffenen, vor allem
aber im Intereſſe der Bekämpfung der Weiter-
verbreitung der Krankheit iſt dieſe Regelung ſehr
zu begrüßen.
Der Siegeszug eines ruſſiſchen Chors
Ueber 1200 Konzerte der Don Koſaken in den
letzten fünf Jahren!
Der berühmte Don-Koſaken-Chor, der in den
letzten fünf Jahren über 1200 Konzerte in der
ganzen Welt geſungen und dadurch eine bei-
ſpielloſe Popularität erlangt hat, gibt Sams-
tag, 26. Januar, abends 8 Uhr im Odeon
ſein letztes diesjähriges Konzert in München.
Säulen im Feuer
[Abbildung In einem Göſchenband „Der Feuerſchutz der Bau-
werke“ (Verlag Walter de Gruyter & Co.) iſt die
Feuerbeſtändigkeit der verſchiedenen Bauſtoffe in
ſehr überſichtlicher Weiſe gegenübergeſtellt worden.
Unſere Statiſtik, die ſich auf die Feuerbeſtändigkeit
von Säulen beſchränkt, zeigt überraſchenderweiſe,
daß Holz weniger feuergefährdet iſt als gußeiſerne
und ungeſchützte Stahlſäulen.]
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(2023-01-02T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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