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Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 25. Januar 1929.

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"AZ am Abend" Nr. 21 Freitag, den 25. Januar


[Spaltenumbruch]
Die Wohnung unserer Zeit
[Spaltenumbruch]

Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge-
biet neuzeitlicher Wohnungsgestaltung
wird in dem soeben erschienenen, reich-
illustrierten Januarheft 1929 der führen-
den Zeitschrift "Innen-Dekoration" durch
ein Vorwort des Herausgebers Hofrat Dr.
Alexander Koch wie folgt beleuchtet:

Die Auseinandersetzung
zwischen der künstlerisch-behaglichen
und der technisch-zweckmäßigen Raum-
Gestaltung

ist mächtig in Fluß gekommen. Ein Teil der
modernen Raumkünstler geht zielbewußt auf
letzterer Linie vor, also auf der Linie jener
Form, die den Wohnraum ausschließlich als
eine Sache der Zweckmäßigkeit, als ein Ge-
füge von nüchternen L[verlorenes Material - Zeichen fehlt]n [verlorenes Material - 4 Zeichen fehlen]n
und die daher in immer größere Nähe zur
rein technischen Lösung gerät. Anderseits
ist kraftvoll und leistungsfähig jene Gestal-
tungsweise am Werk, als deren Ziel man
erkennt, den Wohnraum und seine zweck-
mäßigen Dinge zu einer objektiven Welt von
ästhetischem Eigenwert zu machen.
In der Auseinandersetzung zwischen bei-
den Strebensrichtungen stehen wir an einem
Punkt, von dem aus folgendes gesagt wer-
den kann: Zweifellos ist
der "funktionale" Raum
mit seinen reinen Leistungsformen und
seinem technischen Gepräge berufen, ein wich-
tiges Wort bei der Gestaltung des künftigen
europäischen Raumtyps mitzusprechen. Wir
kommen um die energisch gestellte Zweck-
frage, um die verstandesgemäße Formfin-
dung, um das nüchterne Denken im Haus-
bau und im Wohnraum nicht mehr herum.
Es liegen in diesen Tendenzen echte Kräfte
der Zeit, was besonders auch daraus zu er-
sehen ist, daß sie nicht nur in der Raum-
Gestaltung, sondern auch auf vielen anderen
Gebieten menschlicher Tätigkeit im Vordrin-
gen begriffen sind. Der Wohnraum der
Zukunft wird zweifellos Züge enthalten, die
von diesen Einflüssen bestimmt sind.
Auf der anderen Seite aber darf als fest-
stehend betrachtet werden, daß der Mensch
auch in einer weitgehend technisch geformten
Welt ein
Bedürfnis nach objektiv schöner Schau,
nach Behagen und Kunstwert im Heim

behalten wird. Er wird das Bedürfnis nach
Repräsentation, das Bedürfnis nach Dauer,
Ruhe und sinnfälliger schöner Gestalt behal-
ten. Er wird sich nicht ausschließlich und
für alle Zeit der Kälte der rein technischen
Form aussetzen wollen, sondern wird in der
Zone, die ihn zu allernächst umgibt -- also
im Wohnraum -- menschliche Wärme, kul-
tiviertes Behagen nicht missen wollen.
Und so ist es meine Meinung, daß die im
Gang befindliche Auseinandersetzung nicht
mit einem glatten Siege der einen oder der
anderen Seite endigen wird. Sondern sie
wird im Laufe der Entwicklung die beiden
Gestaltungsweisen in neuer Weise zuein-
anderfügen, so wird auf höherliegender
Ebene eine neue Vereinigung, eine
neue Harmonie
unter ihnen stiften.

[Spaltenumbruch] Von diesem Standpunkte aus haben wir,
wie ich glaube, allen Grund, uns der leben-
digen Kampfsituation auf dem Gebiet der
Raum Gestaltung aufrichtig zu freuen, ihrer
Entwicklung mit achtsamer Spannung zu fol-
gen und dem künftigen Ergebnis mit Hoff-
nung entgegenzusehen. Trotz alles Kämp-
fens und alles rüstigen Schaffens, das wir
die letzten vier Jahrzehnte auf dem Gebiete
der Wohnungskunst erlebt haben, dürfen wir
sagen: nie gab es für unsere Raum-Gestal-
tung einen belebteren, einen interessanteren
Augenblick als den gegenwärtigen.
Die Fragen des "Wohnens" sind zu
Weltfragen

geworden; ein bedeutendes Stück geistigen
Geschehens spielt sich in ihnen ab; jeder ein-
zelne wird persönlich von ihnen ergriffen.
Man wird es verstehen, wenn ich von hier
aus, im Gedanken an die vierzig Jahre des
Bestehens der "Innen-Dekoration", der
Ueberzeugung Ausdruck gebe, daß selten die
Arbeit einer gewissenhaften, im Mittelpunkt
des Geschehens stehenden Zeitschrift so not-
wendig, so unentbehrlich war, als zum
gegenwärtigen Zeitpunkt. Eingedenk ihrer
stets hochgehaltenen Aufgabe und Sendung
wird sie auch in Zukunft darnach streben,
das wichtige, das zeitgetragene Schaffen aus
allen Lagern vor das Forum der breiten
Oeffentlichkeit zu bringen, damit die Lage
nach allen Seiten geklärt wird und ein
dauerhaftes, gehaltvolles Fazit gezogen wer-
den kann."

[Spaltenumbruch]
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten

Kostenregelung für Behandlung Minderbemittelter

[Spaltenumbruch]

Das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechts-
krankheiten macht den an einer Geschlechtskrank-
heit Erkrankten die Behandlung durch einen
approbierten Arzt zur Pflicht. Soweit die Kran-
ken dazu in der Lage sind, müssen sie für die er-
wachsenden Kosten selbst aufkommen. Für die
Angehörigen einer Versicherung trägt die Kosten
die Versicherung (Krankenkasse, Landesversiche-
rungsanstalt, Angestelltenversicherung).

Aus freien Stücken hat sich die Landesversiche-
rungsanstalt bereit erklärt auch für Personen, die
von der Krankenkasse ausgesteuert sind oder der
versicherungspflichtigen Bevölkerung sozial und
wirtschaftlich nahestehen, oder denen die Behand-
lung bei ihrer zuständigen Krankenkasse wirt-
schaftliche Nachteile bringen könnte,
die Kosten zu übernehmen,
wenn die Beratungsstelle zur Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten die Uebernahme beantragt.
Bei Personen, die beim Wohlfahrts- und Jugend-
amt in Fürsorge stehen, kommt der Bezirksfür-
sorgeverband, das ist die Stadtgemeinde, für die
Kosten auf.

Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von
Personen, die zwar nicht eigentlich hilfsbedürftig
sind, auch keiner Kasse angehören, aber doch die
oft beträchtlichen Kosten für Behandlung einer
Geschlechtskrankheit nicht selbst zahlen können.
Damit solche "Minderbemittelte" nicht durch die
Sorge um die Bezahlung der Kosten
von der Behandlung ihrer Krankheit abgehalten
werden, haben der Stadtrat München, die Lan-
desversicherungsanstalt Oberbayern, die Orts-
krankenkasse, die Bezirksgruppe München-Ober-
bayern des Verbandes der bayer. Betriebskran-
kenkassen und die Gesellschaft zur Bekämpfung
der Geschlechtskrankheiten
eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die die
Kosten für die Behandlung solcher Kranker



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

nach einem bestimmten Schlüssel gemeinsam
übernimmt.

Anträge auf Uebernahme der Behandlungskosten
müssen im Wohlfahrtshauptamte, Abteilung Ge-
sundheitsfürsorge, gestellt werden. Für den Nach-
weis der Krankheit genügt die Bescheinigung
durch den behandelnden Arzt. Antragsteller, die
noch nicht in ärztlicher Behandlung sind, werden
zur Feststellung der Notwendigkeit einer Behand-
lung zur "Beratungsstelle für Bekämpfung der
Geschlechtskrankheiten" in der Poliklinik geschickt.

Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage
ist, die Kosten für die notwendige Behandlung
selbst zu tragen, kann durch Einkommensbelege,
Steuerbescheinigungen erbracht werden; in Zwei-
felsfällen wird die Hilfsbedürftigkeit durch die
Wohlfahrtsbezirksämter nachgeprüft. Bei der
Prüfung der Hilfsbedürftigkeit wird weitherzig
verfahren. Von einem Rückersatz der gemachten
Aufwendungen wird abgesehen. Für
Wahrung größter Diskretion auch Arbeit-
gebern und Angehörigen gegenüber

ist Sorge getragen. Es kann demnach jeder an
einer Geschlechtskrankheit Erkrankte ohne Sorge
vor wirtschaftlichen oder sozialen Nachteilen sich
behandeln lassen. Im Interesse der durch die
Krankheit ohnehin schwer Betroffenen, vor allem
aber im Interesse der Bekämpfung der Weiter-
verbreitung der Krankheit ist diese Regelung sehr
zu begrüßen.



Der Siegeszug eines russischen Chors

Ueber 1200 Konzerte der Don Kosaken in den
letzten fünf Jahren!

Der berühmte Don-Kosaken-Chor, der in den
letzten fünf Jahren über 1200 Konzerte in der
ganzen Welt gesungen und dadurch eine bei-
spiellose Popularität erlangt hat, gibt Sams-
tag, 26. Januar
, abends 8 Uhr im Odeon
sein letztes diesjähriges Konzert in München.



Säulen im Feuer
[Abbildung]

In einem Göschenband "Der Feuerschutz der Bau-
werke" (Verlag Walter de Gruyter & Co.) ist die
Feuerbeständigkeit der verschiedenen Baustoffe in
sehr übersichtlicher Weise gegenübergestellt worden.
Unsere Statistik, die sich auf die Feuerbeständigkeit
von Säulen beschränkt, zeigt überraschenderweise,
daß Holz weniger feuergefährdet ist als gußeiserne
und ungeschützte Stahlsäulen.

[irrelevantes Material]
„AZ am Abend“ Nr. 21 Freitag, den 25. Januar


[Spaltenumbruch]
Die Wohnung unſerer Zeit
[Spaltenumbruch]

Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge-
biet neuzeitlicher Wohnungsgeſtaltung
wird in dem ſoeben erſchienenen, reich-
illuſtrierten Januarheft 1929 der führen-
den Zeitſchrift „Innen-Dekoration“ durch
ein Vorwort des Herausgebers Hofrat Dr.
Alexander Koch wie folgt beleuchtet:

Die Auseinanderſetzung
zwiſchen der künſtleriſch-behaglichen
und der techniſch-zweckmäßigen Raum-
Geſtaltung

iſt mächtig in Fluß gekommen. Ein Teil der
modernen Raumkünſtler geht zielbewußt auf
letzterer Linie vor, alſo auf der Linie jener
Form, die den Wohnraum ausſchließlich als
eine Sache der Zweckmäßigkeit, als ein Ge-
füge von nüchternen L[verlorenes Material – Zeichen fehlt]n [verlorenes Material – 4 Zeichen fehlen]n
und die daher in immer größere Nähe zur
rein techniſchen Löſung gerät. Anderſeits
iſt kraftvoll und leiſtungsfähig jene Geſtal-
tungsweiſe am Werk, als deren Ziel man
erkennt, den Wohnraum und ſeine zweck-
mäßigen Dinge zu einer objektiven Welt von
äſthetiſchem Eigenwert zu machen.
In der Auseinanderſetzung zwiſchen bei-
den Strebensrichtungen ſtehen wir an einem
Punkt, von dem aus folgendes geſagt wer-
den kann: Zweifellos iſt
der „funktionale“ Raum
mit ſeinen reinen Leiſtungsformen und
ſeinem techniſchen Gepräge berufen, ein wich-
tiges Wort bei der Geſtaltung des künftigen
europäiſchen Raumtyps mitzuſprechen. Wir
kommen um die energiſch geſtellte Zweck-
frage, um die verſtandesgemäße Formfin-
dung, um das nüchterne Denken im Haus-
bau und im Wohnraum nicht mehr herum.
Es liegen in dieſen Tendenzen echte Kräfte
der Zeit, was beſonders auch daraus zu er-
ſehen iſt, daß ſie nicht nur in der Raum-
Geſtaltung, ſondern auch auf vielen anderen
Gebieten menſchlicher Tätigkeit im Vordrin-
gen begriffen ſind. Der Wohnraum der
Zukunft wird zweifellos Züge enthalten, die
von dieſen Einflüſſen beſtimmt ſind.
Auf der anderen Seite aber darf als feſt-
ſtehend betrachtet werden, daß der Menſch
auch in einer weitgehend techniſch geformten
Welt ein
Bedürfnis nach objektiv ſchöner Schau,
nach Behagen und Kunſtwert im Heim

behalten wird. Er wird das Bedürfnis nach
Repräſentation, das Bedürfnis nach Dauer,
Ruhe und ſinnfälliger ſchöner Geſtalt behal-
ten. Er wird ſich nicht ausſchließlich und
für alle Zeit der Kälte der rein techniſchen
Form ausſetzen wollen, ſondern wird in der
Zone, die ihn zu allernächſt umgibt — alſo
im Wohnraum — menſchliche Wärme, kul-
tiviertes Behagen nicht miſſen wollen.
Und ſo iſt es meine Meinung, daß die im
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mit einem glatten Siege der einen oder der
anderen Seite endigen wird. Sondern ſie
wird im Laufe der Entwicklung die beiden
Geſtaltungsweiſen in neuer Weiſe zuein-
anderfügen, ſo wird auf höherliegender
Ebene eine neue Vereinigung, eine
neue Harmonie
unter ihnen ſtiften.

[Spaltenumbruch] Von dieſem Standpunkte aus haben wir,
wie ich glaube, allen Grund, uns der leben-
digen Kampfſituation auf dem Gebiet der
Raum Geſtaltung aufrichtig zu freuen, ihrer
Entwicklung mit achtſamer Spannung zu fol-
gen und dem künftigen Ergebnis mit Hoff-
nung entgegenzuſehen. Trotz alles Kämp-
fens und alles rüſtigen Schaffens, das wir
die letzten vier Jahrzehnte auf dem Gebiete
der Wohnungskunſt erlebt haben, dürfen wir
ſagen: nie gab es für unſere Raum-Geſtal-
tung einen belebteren, einen intereſſanteren
Augenblick als den gegenwärtigen.
Die Fragen des „Wohnens“ ſind zu
Weltfragen

geworden; ein bedeutendes Stück geiſtigen
Geſchehens ſpielt ſich in ihnen ab; jeder ein-
zelne wird perſönlich von ihnen ergriffen.
Man wird es verſtehen, wenn ich von hier
aus, im Gedanken an die vierzig Jahre des
Beſtehens der „Innen-Dekoration“, der
Ueberzeugung Ausdruck gebe, daß ſelten die
Arbeit einer gewiſſenhaften, im Mittelpunkt
des Geſchehens ſtehenden Zeitſchrift ſo not-
wendig, ſo unentbehrlich war, als zum
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ſtets hochgehaltenen Aufgabe und Sendung
wird ſie auch in Zukunft darnach ſtreben,
das wichtige, das zeitgetragene Schaffen aus
allen Lagern vor das Forum der breiten
Oeffentlichkeit zu bringen, damit die Lage
nach allen Seiten geklärt wird und ein
dauerhaftes, gehaltvolles Fazit gezogen wer-
den kann.“

[Spaltenumbruch]
Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten

Koſtenregelung für Behandlung Minderbemittelter

[Spaltenumbruch]

Das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechts-
krankheiten macht den an einer Geſchlechtskrank-
heit Erkrankten die Behandlung durch einen
approbierten Arzt zur Pflicht. Soweit die Kran-
ken dazu in der Lage ſind, müſſen ſie für die er-
wachſenden Koſten ſelbſt aufkommen. Für die
Angehörigen einer Verſicherung trägt die Koſten
die Verſicherung (Krankenkaſſe, Landesverſiche-
rungsanſtalt, Angeſtelltenverſicherung).

Aus freien Stücken hat ſich die Landesverſiche-
rungsanſtalt bereit erklärt auch für Perſonen, die
von der Krankenkaſſe ausgeſteuert ſind oder der
verſicherungspflichtigen Bevölkerung ſozial und
wirtſchaftlich naheſtehen, oder denen die Behand-
lung bei ihrer zuſtändigen Krankenkaſſe wirt-
ſchaftliche Nachteile bringen könnte,
die Koſten zu übernehmen,
wenn die Beratungsſtelle zur Bekämpfung der
Geſchlechtskrankheiten die Uebernahme beantragt.
Bei Perſonen, die beim Wohlfahrts- und Jugend-
amt in Fürſorge ſtehen, kommt der Bezirksfür-
ſorgeverband, das iſt die Stadtgemeinde, für die
Koſten auf.

Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von
Perſonen, die zwar nicht eigentlich hilfsbedürftig
ſind, auch keiner Kaſſe angehören, aber doch die
oft beträchtlichen Koſten für Behandlung einer
Geſchlechtskrankheit nicht ſelbſt zahlen können.
Damit ſolche „Minderbemittelte“ nicht durch die
Sorge um die Bezahlung der Koſten
von der Behandlung ihrer Krankheit abgehalten
werden, haben der Stadtrat München, die Lan-
desverſicherungsanſtalt Oberbayern, die Orts-
krankenkaſſe, die Bezirksgruppe München-Ober-
bayern des Verbandes der bayer. Betriebskran-
kenkaſſen und die Geſellſchaft zur Bekämpfung
der Geſchlechtskrankheiten
eine Arbeitsgemeinſchaft gegründet, die die
Koſten für die Behandlung ſolcher Kranker



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]

nach einem beſtimmten Schlüſſel gemeinſam
übernimmt.

Anträge auf Uebernahme der Behandlungskoſten
müſſen im Wohlfahrtshauptamte, Abteilung Ge-
ſundheitsfürſorge, geſtellt werden. Für den Nach-
weis der Krankheit genügt die Beſcheinigung
durch den behandelnden Arzt. Antragſteller, die
noch nicht in ärztlicher Behandlung ſind, werden
zur Feſtſtellung der Notwendigkeit einer Behand-
lung zur „Beratungsſtelle für Bekämpfung der
Geſchlechtskrankheiten“ in der Poliklinik geſchickt.

Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage
iſt, die Koſten für die notwendige Behandlung
ſelbſt zu tragen, kann durch Einkommensbelege,
Steuerbeſcheinigungen erbracht werden; in Zwei-
felsfällen wird die Hilfsbedürftigkeit durch die
Wohlfahrtsbezirksämter nachgeprüft. Bei der
Prüfung der Hilfsbedürftigkeit wird weitherzig
verfahren. Von einem Rückerſatz der gemachten
Aufwendungen wird abgeſehen. Für
Wahrung größter Diskretion auch Arbeit-
gebern und Angehörigen gegenüber

iſt Sorge getragen. Es kann demnach jeder an
einer Geſchlechtskrankheit Erkrankte ohne Sorge
vor wirtſchaftlichen oder ſozialen Nachteilen ſich
behandeln laſſen. Im Intereſſe der durch die
Krankheit ohnehin ſchwer Betroffenen, vor allem
aber im Intereſſe der Bekämpfung der Weiter-
verbreitung der Krankheit iſt dieſe Regelung ſehr
zu begrüßen.



Der Siegeszug eines ruſſiſchen Chors

Ueber 1200 Konzerte der Don Koſaken in den
letzten fünf Jahren!

Der berühmte Don-Koſaken-Chor, der in den
letzten fünf Jahren über 1200 Konzerte in der
ganzen Welt geſungen und dadurch eine bei-
ſpielloſe Popularität erlangt hat, gibt Sams-
tag, 26. Januar
, abends 8 Uhr im Odeon
ſein letztes diesjähriges Konzert in München.



Säulen im Feuer
[Abbildung]

In einem Göſchenband „Der Feuerſchutz der Bau-
werke“ (Verlag Walter de Gruyter & Co.) iſt die
Feuerbeſtändigkeit der verſchiedenen Bauſtoffe in
ſehr überſichtlicher Weiſe gegenübergeſtellt worden.
Unſere Statiſtik, die ſich auf die Feuerbeſtändigkeit
von Säulen beſchränkt, zeigt überraſchenderweiſe,
daß Holz weniger feuergefährdet iſt als gußeiſerne
und ungeſchützte Stahlſäulen.

[irrelevantes Material]
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[10/0010] „AZ am Abend“ Nr. 21 Freitag, den 25. Januar Die Wohnung unſerer Zeit Die lebensvolle Sachlage auf dem Ge- biet neuzeitlicher Wohnungsgeſtaltung wird in dem ſoeben erſchienenen, reich- illuſtrierten Januarheft 1929 der führen- den Zeitſchrift „Innen-Dekoration“ durch ein Vorwort des Herausgebers Hofrat Dr. Alexander Koch wie folgt beleuchtet: Die Auseinanderſetzung zwiſchen der künſtleriſch-behaglichen und der techniſch-zweckmäßigen Raum- Geſtaltung iſt mächtig in Fluß gekommen. Ein Teil der modernen Raumkünſtler geht zielbewußt auf letzterer Linie vor, alſo auf der Linie jener Form, die den Wohnraum ausſchließlich als eine Sache der Zweckmäßigkeit, als ein Ge- füge von nüchternen L_ n ____n und die daher in immer größere Nähe zur rein techniſchen Löſung gerät. Anderſeits iſt kraftvoll und leiſtungsfähig jene Geſtal- tungsweiſe am Werk, als deren Ziel man erkennt, den Wohnraum und ſeine zweck- mäßigen Dinge zu einer objektiven Welt von äſthetiſchem Eigenwert zu machen. In der Auseinanderſetzung zwiſchen bei- den Strebensrichtungen ſtehen wir an einem Punkt, von dem aus folgendes geſagt wer- den kann: Zweifellos iſt der „funktionale“ Raum mit ſeinen reinen Leiſtungsformen und ſeinem techniſchen Gepräge berufen, ein wich- tiges Wort bei der Geſtaltung des künftigen europäiſchen Raumtyps mitzuſprechen. Wir kommen um die energiſch geſtellte Zweck- frage, um die verſtandesgemäße Formfin- dung, um das nüchterne Denken im Haus- bau und im Wohnraum nicht mehr herum. Es liegen in dieſen Tendenzen echte Kräfte der Zeit, was beſonders auch daraus zu er- ſehen iſt, daß ſie nicht nur in der Raum- Geſtaltung, ſondern auch auf vielen anderen Gebieten menſchlicher Tätigkeit im Vordrin- gen begriffen ſind. Der Wohnraum der Zukunft wird zweifellos Züge enthalten, die von dieſen Einflüſſen beſtimmt ſind. Auf der anderen Seite aber darf als feſt- ſtehend betrachtet werden, daß der Menſch auch in einer weitgehend techniſch geformten Welt ein Bedürfnis nach objektiv ſchöner Schau, nach Behagen und Kunſtwert im Heim behalten wird. Er wird das Bedürfnis nach Repräſentation, das Bedürfnis nach Dauer, Ruhe und ſinnfälliger ſchöner Geſtalt behal- ten. Er wird ſich nicht ausſchließlich und für alle Zeit der Kälte der rein techniſchen Form ausſetzen wollen, ſondern wird in der Zone, die ihn zu allernächſt umgibt — alſo im Wohnraum — menſchliche Wärme, kul- tiviertes Behagen nicht miſſen wollen. Und ſo iſt es meine Meinung, daß die im Gang befindliche Auseinanderſetzung nicht mit einem glatten Siege der einen oder der anderen Seite endigen wird. Sondern ſie wird im Laufe der Entwicklung die beiden Geſtaltungsweiſen in neuer Weiſe zuein- anderfügen, ſo wird auf höherliegender Ebene eine neue Vereinigung, eine neue Harmonie unter ihnen ſtiften. Von dieſem Standpunkte aus haben wir, wie ich glaube, allen Grund, uns der leben- digen Kampfſituation auf dem Gebiet der Raum Geſtaltung aufrichtig zu freuen, ihrer Entwicklung mit achtſamer Spannung zu fol- gen und dem künftigen Ergebnis mit Hoff- nung entgegenzuſehen. Trotz alles Kämp- fens und alles rüſtigen Schaffens, das wir die letzten vier Jahrzehnte auf dem Gebiete der Wohnungskunſt erlebt haben, dürfen wir ſagen: nie gab es für unſere Raum-Geſtal- tung einen belebteren, einen intereſſanteren Augenblick als den gegenwärtigen. Die Fragen des „Wohnens“ ſind zu Weltfragen geworden; ein bedeutendes Stück geiſtigen Geſchehens ſpielt ſich in ihnen ab; jeder ein- zelne wird perſönlich von ihnen ergriffen. Man wird es verſtehen, wenn ich von hier aus, im Gedanken an die vierzig Jahre des Beſtehens der „Innen-Dekoration“, der Ueberzeugung Ausdruck gebe, daß ſelten die Arbeit einer gewiſſenhaften, im Mittelpunkt des Geſchehens ſtehenden Zeitſchrift ſo not- wendig, ſo unentbehrlich war, als zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Eingedenk ihrer ſtets hochgehaltenen Aufgabe und Sendung wird ſie auch in Zukunft darnach ſtreben, das wichtige, das zeitgetragene Schaffen aus allen Lagern vor das Forum der breiten Oeffentlichkeit zu bringen, damit die Lage nach allen Seiten geklärt wird und ein dauerhaftes, gehaltvolles Fazit gezogen wer- den kann.“ Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten Koſtenregelung für Behandlung Minderbemittelter Das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechts- krankheiten macht den an einer Geſchlechtskrank- heit Erkrankten die Behandlung durch einen approbierten Arzt zur Pflicht. Soweit die Kran- ken dazu in der Lage ſind, müſſen ſie für die er- wachſenden Koſten ſelbſt aufkommen. Für die Angehörigen einer Verſicherung trägt die Koſten die Verſicherung (Krankenkaſſe, Landesverſiche- rungsanſtalt, Angeſtelltenverſicherung). Aus freien Stücken hat ſich die Landesverſiche- rungsanſtalt bereit erklärt auch für Perſonen, die von der Krankenkaſſe ausgeſteuert ſind oder der verſicherungspflichtigen Bevölkerung ſozial und wirtſchaftlich naheſtehen, oder denen die Behand- lung bei ihrer zuſtändigen Krankenkaſſe wirt- ſchaftliche Nachteile bringen könnte, die Koſten zu übernehmen, wenn die Beratungsſtelle zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten die Uebernahme beantragt. Bei Perſonen, die beim Wohlfahrts- und Jugend- amt in Fürſorge ſtehen, kommt der Bezirksfür- ſorgeverband, das iſt die Stadtgemeinde, für die Koſten auf. Darüber hinaus gibt es aber einen Kreis von Perſonen, die zwar nicht eigentlich hilfsbedürftig ſind, auch keiner Kaſſe angehören, aber doch die oft beträchtlichen Koſten für Behandlung einer Geſchlechtskrankheit nicht ſelbſt zahlen können. Damit ſolche „Minderbemittelte“ nicht durch die Sorge um die Bezahlung der Koſten von der Behandlung ihrer Krankheit abgehalten werden, haben der Stadtrat München, die Lan- desverſicherungsanſtalt Oberbayern, die Orts- krankenkaſſe, die Bezirksgruppe München-Ober- bayern des Verbandes der bayer. Betriebskran- kenkaſſen und die Geſellſchaft zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten eine Arbeitsgemeinſchaft gegründet, die die Koſten für die Behandlung ſolcher Kranker _ nach einem beſtimmten Schlüſſel gemeinſam übernimmt. Anträge auf Uebernahme der Behandlungskoſten müſſen im Wohlfahrtshauptamte, Abteilung Ge- ſundheitsfürſorge, geſtellt werden. Für den Nach- weis der Krankheit genügt die Beſcheinigung durch den behandelnden Arzt. Antragſteller, die noch nicht in ärztlicher Behandlung ſind, werden zur Feſtſtellung der Notwendigkeit einer Behand- lung zur „Beratungsſtelle für Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten“ in der Poliklinik geſchickt. Der Nachweis, daß jemand nicht in der Lage iſt, die Koſten für die notwendige Behandlung ſelbſt zu tragen, kann durch Einkommensbelege, Steuerbeſcheinigungen erbracht werden; in Zwei- felsfällen wird die Hilfsbedürftigkeit durch die Wohlfahrtsbezirksämter nachgeprüft. Bei der Prüfung der Hilfsbedürftigkeit wird weitherzig verfahren. Von einem Rückerſatz der gemachten Aufwendungen wird abgeſehen. Für Wahrung größter Diskretion auch Arbeit- gebern und Angehörigen gegenüber iſt Sorge getragen. Es kann demnach jeder an einer Geſchlechtskrankheit Erkrankte ohne Sorge vor wirtſchaftlichen oder ſozialen Nachteilen ſich behandeln laſſen. Im Intereſſe der durch die Krankheit ohnehin ſchwer Betroffenen, vor allem aber im Intereſſe der Bekämpfung der Weiter- verbreitung der Krankheit iſt dieſe Regelung ſehr zu begrüßen. Der Siegeszug eines ruſſiſchen Chors Ueber 1200 Konzerte der Don Koſaken in den letzten fünf Jahren! Der berühmte Don-Koſaken-Chor, der in den letzten fünf Jahren über 1200 Konzerte in der ganzen Welt geſungen und dadurch eine bei- ſpielloſe Popularität erlangt hat, gibt Sams- tag, 26. Januar, abends 8 Uhr im Odeon ſein letztes diesjähriges Konzert in München. Säulen im Feuer [Abbildung In einem Göſchenband „Der Feuerſchutz der Bau- werke“ (Verlag Walter de Gruyter & Co.) iſt die Feuerbeſtändigkeit der verſchiedenen Bauſtoffe in ſehr überſichtlicher Weiſe gegenübergeſtellt worden. Unſere Statiſtik, die ſich auf die Feuerbeſtändigkeit von Säulen beſchränkt, zeigt überraſchenderweiſe, daß Holz weniger feuergefährdet iſt als gußeiſerne und ungeſchützte Stahlſäulen.] _

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 21, 25. Januar 1929, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine21_1929/10>, abgerufen am 01.11.2024.