Allgemeine Zeitung, Nr. 95, 5. April 1849.
Nürnberg, 3 April. Gestern ward hier im Bamberger Hof Hansestädte. Bremen, 30 März. In Bremen hat die Bürger- H. Braunschweig. H Braunschweig, 31 März. Seit vierzehn Preußen. Köln, 30 März Abends 7 Uhr. Sie wünschen Mitthei- Köln, 31 März. "Halt faß am Rich, do kölschen Boor etc.", diesen 4 Berlin, 1 April. Der Entwurf der Adresse, welche die
Nürnberg, 3 April. Geſtern ward hier im Bamberger Hof Hanſeſtädte. Bremen, 30 März. In Bremen hat die Bürger- H. Braunſchweig. ஃ Braunſchweig, 31 März. Seit vierzehn Preußen. Köln, 30 März Abends 7 Uhr. Sie wünſchen Mitthei- Köln, 31 März. „Halt faß am Rich, do kölſchen Boor ꝛc.“, dieſen 4 Berlin, 1 April. Der Entwurf der Adreſſe, welche die <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p> <cit> <quote><pb facs="#f0002" n="1450"/><cb/> vereinigt find, dann, nur dann iſt Deutſchland kräftig, und nur ein kräfti-<lb/> ges Deutſchland wird die anarchiſchen Keime in ſeinem Schooß erſticken.<lb/> Nur dann iſt Deutſchland mächtig, und nur ein mächtiges Deutſchland<lb/> wird die Stürme beſtehen die ſeine Integrität und ſeine geſetzliche Freiheit<lb/> bedrohen, von Oſt und Weſt, von den lachenden Ufern der ſchmutzigen<lb/> Seine und den eifigen Geſtaden der dunkeln Newa.“</quote> </cit> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Nürnberg,</hi> 3 April.</dateline><lb/> <p>Geſtern ward hier im Bamberger Hof<lb/> der Congreß bayeriſcher Arbeiter eröffnet, deſſen Berathungen auch heute<lb/> noch nicht beendet find. Einige 30 bis 40 Vereine waren durch 18 oder<lb/> 19 Deputirte vertreten; die Verſammlung machte nahe an 300 Theilneh-<lb/> mer zählen. Als Ort für die nächſte Generalverſammlung (in 6 Mona-<lb/> ten) ward Augsburg feſtgeſetzt.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Hanſeſtädte</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Bremen,</hi> 30 März.</dateline><lb/> <p>In Bremen hat die Bürger-<lb/> ſchaft ſich in ihren letzten Sitzungen mit Feſtſtellung des dießjährigen Bud-<lb/> gets beſchäftigt, und die Voranſchläge mit im ganzen geringen Abände-<lb/> rungen bewilligt. Das Reſultat des Budgets iſt folgendes: außerordent-<lb/> liche Ausgaben 165,741 Thlr., außerordentliche Einnahmen 25,769 Thlr.,<lb/> Deficit 139,972 Thlr., ordentliche Ausgaben 863,175 Thlr., ordentliche<lb/> Einnahmen 785,966 Thlr., Deficit 77,209 Thlr., Total des Deficits<lb/> 217,182 Thlr., und mit Einſchluß einer am 28 d. beſchloſſenen Mehrbe-<lb/> willigung für die ordentlichen Ausgaben von 12,500 Thlr., 229,682 Thlr.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>H. <hi rendition="#g">Braunſchweig</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>ஃ <hi rendition="#b">Braunſchweig,</hi> 31 März.</dateline><lb/> <p>Seit vierzehn<lb/> Tagen herrſcht hier eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit und Bewegung. Die<lb/> nach Schleswig beſtimmten Truppencontingente von Weimar, Gotha,<lb/> Reuß-Schleitz-Lobenſtein und in den letzten Tagen von Bayern find mit-<lb/> telſt der Eiſenbahn hier angekommen, Nachts bei den Bürgern einquar-<lb/> tiert, und dann auf dieſelbe Art weiter befördert worden. Alle dieſe<lb/> Truppen, beſonders die Bayern waren kräftige, gutausgerüſtete von dem<lb/> beſten Muth beſeelte Leute. Sie ſind ſämmtlich mit der größeſten Herz-<lb/> lichkeit ſelbſt von den ärmſten Einwohnern aufgenommen und bewirthet<lb/> worden, haben ſolches auch anerkannt, und das Officierscorps des bayeri-<lb/> ſchen Bataillons Pappenheim hat ſeine Anerkennung in öffentlichen Blät-<lb/> tern ausgeſprochen. — Unſer ganzes Land iſt entſchieden für das preußiſche<lb/> Erbkaiſerthum geſtimmt, und die Verwerfung des Welcker’ſchen Antrags<lb/> hatte daher die größte Mißſtimmung, dagegen die Nachricht daß die Wahl<lb/> des Königs von Preußen die Majorität erhalten habe, die größte Freude<lb/> arregt. Man hat alle Anſtalten getroffen um die Gefinnung des Landes<lb/> an den Tag zu legen. Der Ausſchuß der Abgeordnetenverſammlung hielt<lb/> geſtern eine Berathung, zu der auch die hier anweſenden Abgeordneten<lb/> zugezogen wurden, und in Folge deſſen gingen ſofort drei Abgeordnete<lb/> nach Blankenburg, wo unſer Herzog ſeit dem vorigen Herbſt reſidirt, um<lb/> denſelben zu bitten er möge ſeinen Einfluß anwenden daß der König von<lb/> Preußen die Wahl annehme. Mit dieſen drei Abgeordneten treffen heute<lb/> noch fünf andere in Oſchersleben zuſammen, um, wenn jene Bitte eine<lb/> günſtige Aufnahme bei dem Herzog findet, zuſammen nach Berlin zu gehen<lb/> und dem König die Wünſche Braunſchweigs vorzutragen. Gegen Mittag<lb/> wurde die Deputation der Nationalverſammlung auf dem Bahnhof von<lb/> Deputationen des Stadtmagiſtrats, der Stadtverordneten, einer Mufik-<lb/> bande und einer großen Volksmenge erwartet, auch war ihr eine Depu-<lb/> tation des vaterländiſchen Vereins nach Lehrte entgegengegangen. Die<lb/> Erwartung wurde aber inſofern getäuſcht als die Deputation welche die<lb/> Racht hier zubringen wollte, ſich auf Erſuchen der Stadt Hannover ent-<lb/> ſchloſſen hat dort für heute ihr Nachtquartier zu nehmen. In Folge deſſen<lb/> wird ſie morgen Vormittag hier eintreffen, einige Stunden verweilen, und<lb/> dann mit dem Eiſenbahnzug nach Magdeburg gehen, wo ſie die Nacht zu-<lb/> bringen wird. Daß der König von Preußen die Kaiſerwürde annehmen<lb/> werde, bezweifelt man hier nicht.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Preußen</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 30 März Abends 7 Uhr.</dateline><lb/> <p>Sie wünſchen Mitthei-<lb/> lungen über die Reiſe der Reichsgeſandtſchaft; ich will ſie Ihnen getreu-<lb/> lich machen. Auf den erſten Stationen unſrer Reiſe, in Bieberich und im<lb/> Rheingau, ſchien man noch gar nichts von derſelben zu wiſſen, was ſich ſpä-<lb/> ter daraus erklärte daß der vorausgeſandte Quartiermacher nur um wenige<lb/> Stunden vor uns voraus war, und ſeine Tour zu Lande durch Naſſau hatte<lb/> nehmen müſſen. In Rüdesheim ſahen wir die erſten Zeichen des Bekannt-<lb/> und Willkommenſeyns unſrer Sendung in der Geſtalt wehender ſchwarz-<lb/> roth-goldener Flaggen und wiederholter Salutſchüffe, womit wir im Vor-<lb/> überfahren begrüßt wurden. Von da an ſalutirten uns auch ſämmtliche<lb/> uns begegnende Dampfſchiffe mit Schüſſen, aufgezogenen Flaggen, Hut-<lb/> ſchwenken und Hurrahrufen der Mannſchaft. Bingen verhielt ſich ſchwei-<lb/> gend; dagegen winkte uns in Bacharach die Menge mit wehenden Tüchern<lb/> zu, und in Kaub war ein reges Leben; Freudenſchüſſe erdröhnten aus der<lb/> Stadt und von der Burg herab, während zahlreiche Flaggen die deutſchen<lb/> und naſſauiſchen Farben zeigten. Aehnlich ging es in Oberweſel und St.<lb/> Goar, an welchem letztern Ort die Jugend, in Reihen aufgeſtellt, mit lau-<lb/> tem Hurrah uns begrüßte. Auch von der Marburg herab hallte Schuß auf<lb/><cb/> Schuß ins Thal. In Koblenz hatten ſich die Hötels längs dem Fluſſe hin<lb/> mit ſchwarz-roth-goldenen Fahnen bedeckt, auch vom Ehrenbreitſtein wehte<lb/> eine ſolche neben der preußiſchen. Als wir durch die Schiffbrücke hindurch-<lb/> fuhren, wurden wir von einem dichtgedrängten Haufen preußiſcher Sol-<lb/> daten mit wiederholtem Zuruf begrüßt. Am Landungsplatz fanden wir<lb/> eine zahlreiche Menſchenmenge, meiſt den untern Ständen angehörend,<lb/> und auch einzelne Gruppen von Militär. Aus letzteren kamen mehrere<lb/> Officiere auf unſer Schiff, welches anhielt um Kohlen einzunehmen. Die<lb/> Zuſchauermenge am Ufer dagegen verharrte ſtumm und theilnahmlos; nur<lb/> bei der Abfahrt begrüßten uns abermals von der Brücke aus, wo eine An-<lb/> zahl von Herren und Damen ſich aufgeſtellt hatte, freudige Zurufe und<lb/> wehende Tücher. Um ſo wärmer war der Empfang in Neuwied. Die<lb/> ganze Stadt, ſowie ſämmtliche am Ufer liegende Schiffe und Kähne waren<lb/> über und über mit bunten Fahnen bedeckt. Freudenſchüſſe ertönten bei un-<lb/> ſerm Nahen und folgten uns noch lange nach, und ein an der Landungs-<lb/> brücke aufgeſtelltes Muſikcorps ſpielte eine vaterländiſche Weiſe. Auch<lb/> in Bonn drängte ſich eine frohbewegte Menge ans Ufer, aus der viele Ein-<lb/> zelne, namentlich Freunde unfers Arndt und Dahlmann, dieſen und der<lb/> ganzen Deputation ihre lebhaften Segenswünſche für die hochwichtige Sen-<lb/> dung zuriefen. Als wir uns endlich dem alten Köln näherten, tönten uns<lb/> auch hier Schüſſe entgegen, und der Hafen bot, im Schmuck bunter Fah-<lb/> nen, ein ganz anmuthiges Bild. Auch fehlte es nicht an zahlreicher Zu-<lb/> ſchauerſchaft. Zu einem förmlichen Empfang der Deputation ſchien man<lb/> indeß nicht vorbereitet, denn einen Mangel an Geneigtheit dazu möchte ich<lb/> nicht vorausſetzen, da ich dem Glauben ſchenke was ein Kölner Bürger, der<lb/> ehemals ſelbſt Mitglied der Frankfurter Verſammlung war, uns mittheilte:<lb/> daß die Vernünftigen in Köln durchaus die Richtigkeit des von der Natio-<lb/> nalverſammlung gefaßten Beſchluſſes einſähen und demſelben beiſtimm-<lb/> ten, daß nur die Ultramontanen ſammt dem von ihnen beeinflußten Theil<lb/> der Bevölkerung, ſowie die enragirten Demokraten darüber unzufrieden<lb/> wären. (<hi rendition="#g">Deutſ</hi>che Z.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 31 März.</dateline><lb/> <p>„Halt faß am Rich, do kölſchen Boor ꝛc.“, dieſen<lb/> alten Spruch führte noch Franz Raveaur an. Und welche Schmach gegen<lb/> Kaiſer und Reich mußten wir geſtern Abend erleben! Geſtern Nachmit-<lb/> tag gegen 5 Uhr war mit dem der Kölniſchen Geſellſchaft gehörigen Dampf-<lb/> ſchiffe „Göthe“ die große Deputation der Frankfurter Nationalverſammlung<lb/> eingetroffen. Die im Hafen liegenden Schiffe, ſowie die Gaſthöfe am<lb/> Rhein hatten ſich mit den deutſchen Flaggen geſchmückt, und von den am<lb/> jenſeitigen Ufer liegenden Schiffen erdröhnte der Donner der Böller. Eine<lb/> große Menſchenmenge war dieſſeits am Ufer aufgeſtellt, während auf der<lb/> Landungsbrücke des Dampfſchiffes der Oberbürgermeiſter, mehrere Ge-<lb/> meinderäthe ꝛc. ſich verſammelt hatten und die Deputation bei ihrer Lan-<lb/> dung freundlich begrüßten. Als aber die HH. Deputirten ans Land ſtie-<lb/> gen, gelang es ihnen erſt nach einiger Mühe fich durch das Gedränge hin-<lb/> durchzuwinden, wo ihnen durch die Sendlinge des demokratiſchen Vereins<lb/> eben kein freundlicher Empfang zu Theil wurde. Sie fuhren nach ihrem<lb/> Abſteigquartier, dem „Hôtel Diſch“. Im Laufe des Nachmittags noch be-<lb/> ſuchten die meiſten den Dom, und bewunderten die Fortſchritte an dieſem<lb/> Rieſenbau. Der Bürgerverein hatte den Deputirten eine herrliche Sere-<lb/> nade zugedacht — aber die Demokraten hatten es anders beſchloſſen.<lb/> Während die Deputation des Bürgervereins ꝛc. ſich bei den Mitgliedern<lb/> der Nationalverſammlung befand und auf die Anrede des Hrn. Fay zuerſt<lb/> E. M. Arndt, ſodann Hr. Rieſſer beredte Worte erwiedert hatten, ka-<lb/> men draußen Maſſen der Demokraten von ihrem Vereinslocale herange-<lb/> zogen, wo ſie förmlich zu einem empörenden Attentate gegen die Deputir-<lb/> ten, unſre Gäſte, aufgehetzt worden waren, und ließen hier die gräulichſte<lb/> Katzenmufik erſchallen. Es war ein unermeßliches, gellendes Pfeifen,<lb/> Brüllen und Schimpfen; es war ein Toben welches ſich ſogar bis zum<lb/> Fenſtereinwerfen ſteigerte. Man hörte auch Hochrufe auf Hecker! Viel Muth<lb/> ſchien die Bande für ihre Republik nicht einzuſetzen gewillt, denn als eine<lb/> Poſtenablöſung von nur vier Mann zufällig nahte, ſtob der Pöbel auf eine<lb/> wahrhaft erheiternde Weiſe auseinander. Eine kleine Abtheilung Militär<lb/> ſäuberte dann nach einiger Zeit die Straße. (D. Z.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>4 <hi rendition="#b">Berlin,</hi> 1 April.</dateline><lb/> <p>Der Entwurf der Adreſſe, welche die<lb/> zweite Kammer in ihrer geſtrigen Sitzung an den König zu richten beſchloſſen<lb/> hat, iſt mehr im Sinne des Unruh’ſchen als des Vincke’ſchen Antrags aus-<lb/> gefallen. Die Hauptſtelle darin lautet: <cit><quote>„Wir legen es Ew. Majeſtät drin-<lb/> gend ans Herz die Hoffnung der deutſchen Nationalverſammlung und des<lb/> deutſchen Volks zu erfüllen.“</quote></cit> Der Abg. v. Berg iſt Referent! In politi-<lb/> ſchen Kreiſen iſt man ſehr geſpannt was der König der Frankfurter Depu-<lb/> tation antworten wird. Im größern Publicum verſpürt man wenig Er-<lb/> regtheit. Die Anhänger der Kaiſeridee erwarten übrigens mit Sicherheit<lb/> daß der König die Vereinbarung mit den andern deutſchen Regierungen<lb/> feſthalten, unter dieſem Vorbehalt aber die Kaiſerkrone annehmen werde.<lb/> Darauf ſcheinen allerdings auch die geſtrigen Worte des Miniſterpräſiden-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1450/0002]
vereinigt find, dann, nur dann iſt Deutſchland kräftig, und nur ein kräfti-
ges Deutſchland wird die anarchiſchen Keime in ſeinem Schooß erſticken.
Nur dann iſt Deutſchland mächtig, und nur ein mächtiges Deutſchland
wird die Stürme beſtehen die ſeine Integrität und ſeine geſetzliche Freiheit
bedrohen, von Oſt und Weſt, von den lachenden Ufern der ſchmutzigen
Seine und den eifigen Geſtaden der dunkeln Newa.“
Nürnberg, 3 April.
Geſtern ward hier im Bamberger Hof
der Congreß bayeriſcher Arbeiter eröffnet, deſſen Berathungen auch heute
noch nicht beendet find. Einige 30 bis 40 Vereine waren durch 18 oder
19 Deputirte vertreten; die Verſammlung machte nahe an 300 Theilneh-
mer zählen. Als Ort für die nächſte Generalverſammlung (in 6 Mona-
ten) ward Augsburg feſtgeſetzt.
Hanſeſtädte.
Bremen, 30 März.
In Bremen hat die Bürger-
ſchaft ſich in ihren letzten Sitzungen mit Feſtſtellung des dießjährigen Bud-
gets beſchäftigt, und die Voranſchläge mit im ganzen geringen Abände-
rungen bewilligt. Das Reſultat des Budgets iſt folgendes: außerordent-
liche Ausgaben 165,741 Thlr., außerordentliche Einnahmen 25,769 Thlr.,
Deficit 139,972 Thlr., ordentliche Ausgaben 863,175 Thlr., ordentliche
Einnahmen 785,966 Thlr., Deficit 77,209 Thlr., Total des Deficits
217,182 Thlr., und mit Einſchluß einer am 28 d. beſchloſſenen Mehrbe-
willigung für die ordentlichen Ausgaben von 12,500 Thlr., 229,682 Thlr.
H. Braunſchweig.
ஃ Braunſchweig, 31 März.
Seit vierzehn
Tagen herrſcht hier eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit und Bewegung. Die
nach Schleswig beſtimmten Truppencontingente von Weimar, Gotha,
Reuß-Schleitz-Lobenſtein und in den letzten Tagen von Bayern find mit-
telſt der Eiſenbahn hier angekommen, Nachts bei den Bürgern einquar-
tiert, und dann auf dieſelbe Art weiter befördert worden. Alle dieſe
Truppen, beſonders die Bayern waren kräftige, gutausgerüſtete von dem
beſten Muth beſeelte Leute. Sie ſind ſämmtlich mit der größeſten Herz-
lichkeit ſelbſt von den ärmſten Einwohnern aufgenommen und bewirthet
worden, haben ſolches auch anerkannt, und das Officierscorps des bayeri-
ſchen Bataillons Pappenheim hat ſeine Anerkennung in öffentlichen Blät-
tern ausgeſprochen. — Unſer ganzes Land iſt entſchieden für das preußiſche
Erbkaiſerthum geſtimmt, und die Verwerfung des Welcker’ſchen Antrags
hatte daher die größte Mißſtimmung, dagegen die Nachricht daß die Wahl
des Königs von Preußen die Majorität erhalten habe, die größte Freude
arregt. Man hat alle Anſtalten getroffen um die Gefinnung des Landes
an den Tag zu legen. Der Ausſchuß der Abgeordnetenverſammlung hielt
geſtern eine Berathung, zu der auch die hier anweſenden Abgeordneten
zugezogen wurden, und in Folge deſſen gingen ſofort drei Abgeordnete
nach Blankenburg, wo unſer Herzog ſeit dem vorigen Herbſt reſidirt, um
denſelben zu bitten er möge ſeinen Einfluß anwenden daß der König von
Preußen die Wahl annehme. Mit dieſen drei Abgeordneten treffen heute
noch fünf andere in Oſchersleben zuſammen, um, wenn jene Bitte eine
günſtige Aufnahme bei dem Herzog findet, zuſammen nach Berlin zu gehen
und dem König die Wünſche Braunſchweigs vorzutragen. Gegen Mittag
wurde die Deputation der Nationalverſammlung auf dem Bahnhof von
Deputationen des Stadtmagiſtrats, der Stadtverordneten, einer Mufik-
bande und einer großen Volksmenge erwartet, auch war ihr eine Depu-
tation des vaterländiſchen Vereins nach Lehrte entgegengegangen. Die
Erwartung wurde aber inſofern getäuſcht als die Deputation welche die
Racht hier zubringen wollte, ſich auf Erſuchen der Stadt Hannover ent-
ſchloſſen hat dort für heute ihr Nachtquartier zu nehmen. In Folge deſſen
wird ſie morgen Vormittag hier eintreffen, einige Stunden verweilen, und
dann mit dem Eiſenbahnzug nach Magdeburg gehen, wo ſie die Nacht zu-
bringen wird. Daß der König von Preußen die Kaiſerwürde annehmen
werde, bezweifelt man hier nicht.
Preußen.
Köln, 30 März Abends 7 Uhr.
Sie wünſchen Mitthei-
lungen über die Reiſe der Reichsgeſandtſchaft; ich will ſie Ihnen getreu-
lich machen. Auf den erſten Stationen unſrer Reiſe, in Bieberich und im
Rheingau, ſchien man noch gar nichts von derſelben zu wiſſen, was ſich ſpä-
ter daraus erklärte daß der vorausgeſandte Quartiermacher nur um wenige
Stunden vor uns voraus war, und ſeine Tour zu Lande durch Naſſau hatte
nehmen müſſen. In Rüdesheim ſahen wir die erſten Zeichen des Bekannt-
und Willkommenſeyns unſrer Sendung in der Geſtalt wehender ſchwarz-
roth-goldener Flaggen und wiederholter Salutſchüffe, womit wir im Vor-
überfahren begrüßt wurden. Von da an ſalutirten uns auch ſämmtliche
uns begegnende Dampfſchiffe mit Schüſſen, aufgezogenen Flaggen, Hut-
ſchwenken und Hurrahrufen der Mannſchaft. Bingen verhielt ſich ſchwei-
gend; dagegen winkte uns in Bacharach die Menge mit wehenden Tüchern
zu, und in Kaub war ein reges Leben; Freudenſchüſſe erdröhnten aus der
Stadt und von der Burg herab, während zahlreiche Flaggen die deutſchen
und naſſauiſchen Farben zeigten. Aehnlich ging es in Oberweſel und St.
Goar, an welchem letztern Ort die Jugend, in Reihen aufgeſtellt, mit lau-
tem Hurrah uns begrüßte. Auch von der Marburg herab hallte Schuß auf
Schuß ins Thal. In Koblenz hatten ſich die Hötels längs dem Fluſſe hin
mit ſchwarz-roth-goldenen Fahnen bedeckt, auch vom Ehrenbreitſtein wehte
eine ſolche neben der preußiſchen. Als wir durch die Schiffbrücke hindurch-
fuhren, wurden wir von einem dichtgedrängten Haufen preußiſcher Sol-
daten mit wiederholtem Zuruf begrüßt. Am Landungsplatz fanden wir
eine zahlreiche Menſchenmenge, meiſt den untern Ständen angehörend,
und auch einzelne Gruppen von Militär. Aus letzteren kamen mehrere
Officiere auf unſer Schiff, welches anhielt um Kohlen einzunehmen. Die
Zuſchauermenge am Ufer dagegen verharrte ſtumm und theilnahmlos; nur
bei der Abfahrt begrüßten uns abermals von der Brücke aus, wo eine An-
zahl von Herren und Damen ſich aufgeſtellt hatte, freudige Zurufe und
wehende Tücher. Um ſo wärmer war der Empfang in Neuwied. Die
ganze Stadt, ſowie ſämmtliche am Ufer liegende Schiffe und Kähne waren
über und über mit bunten Fahnen bedeckt. Freudenſchüſſe ertönten bei un-
ſerm Nahen und folgten uns noch lange nach, und ein an der Landungs-
brücke aufgeſtelltes Muſikcorps ſpielte eine vaterländiſche Weiſe. Auch
in Bonn drängte ſich eine frohbewegte Menge ans Ufer, aus der viele Ein-
zelne, namentlich Freunde unfers Arndt und Dahlmann, dieſen und der
ganzen Deputation ihre lebhaften Segenswünſche für die hochwichtige Sen-
dung zuriefen. Als wir uns endlich dem alten Köln näherten, tönten uns
auch hier Schüſſe entgegen, und der Hafen bot, im Schmuck bunter Fah-
nen, ein ganz anmuthiges Bild. Auch fehlte es nicht an zahlreicher Zu-
ſchauerſchaft. Zu einem förmlichen Empfang der Deputation ſchien man
indeß nicht vorbereitet, denn einen Mangel an Geneigtheit dazu möchte ich
nicht vorausſetzen, da ich dem Glauben ſchenke was ein Kölner Bürger, der
ehemals ſelbſt Mitglied der Frankfurter Verſammlung war, uns mittheilte:
daß die Vernünftigen in Köln durchaus die Richtigkeit des von der Natio-
nalverſammlung gefaßten Beſchluſſes einſähen und demſelben beiſtimm-
ten, daß nur die Ultramontanen ſammt dem von ihnen beeinflußten Theil
der Bevölkerung, ſowie die enragirten Demokraten darüber unzufrieden
wären. (Deutſche Z.)
Köln, 31 März.
„Halt faß am Rich, do kölſchen Boor ꝛc.“, dieſen
alten Spruch führte noch Franz Raveaur an. Und welche Schmach gegen
Kaiſer und Reich mußten wir geſtern Abend erleben! Geſtern Nachmit-
tag gegen 5 Uhr war mit dem der Kölniſchen Geſellſchaft gehörigen Dampf-
ſchiffe „Göthe“ die große Deputation der Frankfurter Nationalverſammlung
eingetroffen. Die im Hafen liegenden Schiffe, ſowie die Gaſthöfe am
Rhein hatten ſich mit den deutſchen Flaggen geſchmückt, und von den am
jenſeitigen Ufer liegenden Schiffen erdröhnte der Donner der Böller. Eine
große Menſchenmenge war dieſſeits am Ufer aufgeſtellt, während auf der
Landungsbrücke des Dampfſchiffes der Oberbürgermeiſter, mehrere Ge-
meinderäthe ꝛc. ſich verſammelt hatten und die Deputation bei ihrer Lan-
dung freundlich begrüßten. Als aber die HH. Deputirten ans Land ſtie-
gen, gelang es ihnen erſt nach einiger Mühe fich durch das Gedränge hin-
durchzuwinden, wo ihnen durch die Sendlinge des demokratiſchen Vereins
eben kein freundlicher Empfang zu Theil wurde. Sie fuhren nach ihrem
Abſteigquartier, dem „Hôtel Diſch“. Im Laufe des Nachmittags noch be-
ſuchten die meiſten den Dom, und bewunderten die Fortſchritte an dieſem
Rieſenbau. Der Bürgerverein hatte den Deputirten eine herrliche Sere-
nade zugedacht — aber die Demokraten hatten es anders beſchloſſen.
Während die Deputation des Bürgervereins ꝛc. ſich bei den Mitgliedern
der Nationalverſammlung befand und auf die Anrede des Hrn. Fay zuerſt
E. M. Arndt, ſodann Hr. Rieſſer beredte Worte erwiedert hatten, ka-
men draußen Maſſen der Demokraten von ihrem Vereinslocale herange-
zogen, wo ſie förmlich zu einem empörenden Attentate gegen die Deputir-
ten, unſre Gäſte, aufgehetzt worden waren, und ließen hier die gräulichſte
Katzenmufik erſchallen. Es war ein unermeßliches, gellendes Pfeifen,
Brüllen und Schimpfen; es war ein Toben welches ſich ſogar bis zum
Fenſtereinwerfen ſteigerte. Man hörte auch Hochrufe auf Hecker! Viel Muth
ſchien die Bande für ihre Republik nicht einzuſetzen gewillt, denn als eine
Poſtenablöſung von nur vier Mann zufällig nahte, ſtob der Pöbel auf eine
wahrhaft erheiternde Weiſe auseinander. Eine kleine Abtheilung Militär
ſäuberte dann nach einiger Zeit die Straße. (D. Z.)
4 Berlin, 1 April.
Der Entwurf der Adreſſe, welche die
zweite Kammer in ihrer geſtrigen Sitzung an den König zu richten beſchloſſen
hat, iſt mehr im Sinne des Unruh’ſchen als des Vincke’ſchen Antrags aus-
gefallen. Die Hauptſtelle darin lautet: „Wir legen es Ew. Majeſtät drin-
gend ans Herz die Hoffnung der deutſchen Nationalverſammlung und des
deutſchen Volks zu erfüllen.“ Der Abg. v. Berg iſt Referent! In politi-
ſchen Kreiſen iſt man ſehr geſpannt was der König der Frankfurter Depu-
tation antworten wird. Im größern Publicum verſpürt man wenig Er-
regtheit. Die Anhänger der Kaiſeridee erwarten übrigens mit Sicherheit
daß der König die Vereinbarung mit den andern deutſchen Regierungen
feſthalten, unter dieſem Vorbehalt aber die Kaiſerkrone annehmen werde.
Darauf ſcheinen allerdings auch die geſtrigen Worte des Miniſterpräſiden-
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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