Allgemeine Zeitung, Nr. 95, 5. April 1849.[Spaltenumbruch]
glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie sind Die Kammer genehmigt einstimmig die Adresse. -- Turin, 31 März. Gottlob, rief ich aus, als gestern zum er- Dänemark. Kopenhagen, 27 März. Der Kriegsminister hat heute eine Pro- "Schleswigische "in dem Augenblick da das Schwert gezogen wird Ostindien. * Wir haben noch keine ostindischen Zeitungen erhalten; aber unse * Handels- und Börsennachrichten. Augsburg, 4 April. Bayer. 31/2 proc. Oblig. 79 P. 4proc. 88 G. Frankfurt a. M., 3 April. Oesterr. 5proc. Met. 75 7/8 ; Bankactien Wien, 2 April. 5proc. Met. 86 1/8 ; Bankactien 1124; Nordbahn 961/2; Verantwortliche Redaction: Dr. Gustav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart. Das Register der Allgemeinen Zeitung 1848 ist durch alle Postämter und den Buchhandel a 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen. [Spaltenumbruch]
glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie ſind Die Kammer genehmigt einſtimmig die Adreſſe. — Turin, 31 März. Gottlob, rief ich aus, als geſtern zum er- Dänemark. Kopenhagen, 27 März. Der Kriegsminiſter hat heute eine Pro- „Schleswigiſche „in dem Augenblick da das Schwert gezogen wird Oſtindien. * Wir haben noch keine oſtindiſchen Zeitungen erhalten; aber unſe * Handels- und Börſennachrichten. Augsburg, 4 April. Bayer. 3½ proc. Oblig. 79 P. 4proc. 88 G. Frankfurt a. M., 3 April. Oeſterr. 5proc. Met. 75⅞; Bankactien Wien, 2 April. 5proc. Met. 86⅛; Bankactien 1124; Nordbahn 96½; Verantwortliche Redaction: Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart. Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1848 iſt durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><floatingText><body><div n="1"><p><pb facs="#f0008" n="1456"/><cb/> glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie ſind<lb/> noch nicht am Ende Ihrer Heldenbahn, denn auf aller Lippen und in<lb/> aller Herzen lebt noch das großherzige Wort das uns nach den erſten Un-<lb/> fällen wieder aufgerichtet: „Die Unabhängigkeit Italiens iſt noch nicht<lb/> verloren!“ (Große Bewegung und langanhaltender Beifall.) Sire! Als<lb/> Vaſall dieſer großen Sache haben Sie ihre Wechſelfälle ertragen; und<lb/> treten Sie auch von der Bühne, wo ihr Schickſal ſich erfüllen wird, ſo<lb/> werden Sie in den Herzen, Gedanken und Wünſchen ihrer Vorkämpfer<lb/> fortleben. Nein, Sire! Mögen Sie ſich immer den Blicken Ihres Volkes<lb/> entziehen, Sie werden ſeine Bewunderung, Dankbarkeit und Liebe dadurch<lb/> nicht mindern. Sie leben ja unter uns durch die Verfaſſung, worin Sie<lb/> Ihre und unſere Rechte verbrüdert haben, in jenen freiſinnigen Inſtitutio-<lb/> nen deren Keime Sie gepflegt, in jenen militäriſchen Schöpfungen die<lb/> Sie weiſe zu vervollkommnen ſuchten, Sie leben auf immer in dem Ge-<lb/> dächtniß der Gegenwart und der Zukunft als einiges Muſter eines Königs,<lb/> Bürgers und Soldaten, erzogen in der Schule der Neuzeit, die Bruſt ge-<lb/> hoben von ihrem Hauche. Ganz beſonders werden Sie fortleben in Ihrem<lb/> Sohne, Sire, dem Ihr Beiſpiel vorleuchten wird, dem Sie durch Ueber-<lb/> tragung der Krone vorgezeichnet haben mit welchen Geſinnungen ſie allein<lb/> in Ehren jetzt getragen werden kann. (Trefflich! Vortrefflich!) Sire! Sie<lb/> haben dem Urtheil der Geſchichte und Nachwelt zuvorkommen wollen,<lb/> und Sie durſten es. Gott verſtattet Ihnen die tröſtliche Ruhe der Ein-<lb/> ſamkeit, der gedankenvollen Stille, wohin Sie flüchten wollten. Wir fol-<lb/> gen Ihnen nach in Ihre Abgeſchiedenheit voll peinigender, voll rühmlicher<lb/> Erinnerungen. Mögen die einen mit leichter Sohle über Ihre Bruſt<lb/> ſchreiten, mögen die andern ſchmeichelnd in ihren Armen Sie aufrichten.<lb/> (Tiefe Bewegung.) Daran glauben Sie aber unerſchüttert daß Sie immer<lb/> begleiten wird die Dankbarkeit, Verehrung und Liebe des ſubalpiniſchen<lb/> Volkes, der andern unglücklichen Völker die Sie tiefathmend in Anſtren-<lb/> gung wieder zu Italienern machen wollten, des ganzen Italiens dem der<lb/> Name Karl Albert das begeiſternde Symbol ſeiner nicht verlöſchten Hoff-<lb/> nungen ſeyn wird!“</p></div></body></floatingText> (Lebhafter, endloſer Beifall und hoch Karl Albert!)<lb/> Die Kammer genehmigt einſtimmig die Adreſſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>— <hi rendition="#b">Turin,</hi> 31 März.</dateline><lb/> <p>Gottlob, rief ich aus, als geſtern zum er-<lb/> ſtenmal wieder Ihre Zeitung anlangte, die uns ſeit dem 18 d. gefehlt<lb/> hatte, allein die Freude dauerte nicht lange, da ſie bereits heut von neuem<lb/> ausgeblieben iſt. In den nachgekommenen Nummern bemerkte ich Ihren<lb/> wiederholt ausgeſprochenen Wunſch meine Briefe Ihnen auf einem andern<lb/> kürzern Weg zukommen zu laſſen, doch kann ich natürlich erſt jetzt dieſer<lb/> Weiſung nachkommen und bin ſehr ärgerlich daß meine Briefe Ihnen erſt<lb/> dann zugekommen find wenn ſie alt und ihr Inhalt intereſſelos geworden<lb/> iſt. Als Neuigkeit kann ich Ihnen heut melden daß die Cabinetsordre<lb/> welche die Auflöſung der Kammern verfügt, bereits von dem Miniſterium<lb/> ausgefertigt iſt und dem König zur Unterſchrift vorliegt. Dieſe Maßregel<lb/> wird nicht überraſchen, denn ſie iſt allgemein erwartet, und ſie iſt noth-<lb/> wendig, ſoll nicht die Ruhe und das Glück des Landes aufs neue aufs<lb/> Spiel geſtellt werden, weil es einer Handvoll exaltirter Deputirten beliebt<lb/> mit hochklingenden patriotiſchen Phraſen zum drittenmal einen Kampf zu<lb/> erneuern, wo das Schwert ſchon zum zweitenmal von dem überlegenen<lb/> Feind aus der Hand gerungen wurde. Man ſchreit über die ſchmachvollen<lb/> Bedingungen die der Waffenſtillſtand von Novara und der nach ihm zu<lb/> ſchließende Frieden Piemont aufzwinge; aber man vergißt daß der Sieger<lb/> das Recht hatte noch härteres zu fordern, ja daß man nicht einmal auf ſo<lb/> glimpfliche Bedingungen gehofft hatte. Sie wiſſen daß die beiden Ge-<lb/> ſandten von Frankreich und England auf den Wunſch des Königs noch ein-<lb/> mal zu Radetzky ſich verfügt haben um dieſen wenigſtens zum Abſtehen<lb/> von der Beſetzung Aleſſandria’s zu bewegen, doch hier natürlich horte die<lb/> Willfährigkeit des alten Marſchalls auf, die ſeinen Generalen Aſpre und<lb/> Heß ohnehin ſchon zu weit ausgedehnt erſchienen ſeyn ſoll. Radetzky be-<lb/> ſteht auf der Beſetzung jener Feſtung, und ſie iſt vielleicht jetzt ſchon erfolgt.<lb/> Was Gioberti’s Sendung nach Paris betrifft um aufs neue das franzöſi-<lb/> ſche Cabinet zur Vermittlung eines ehrenvollen Friedens mit Oeſterreich<lb/> zu bewegen, ſo müſſen wir abwarten welches Reſultat ſeine Schritte haben<lb/> werden. Er ſoll einen Friedensentwurf, wie ihn Piemont einzugehen<lb/> willens ſey, mitgenommen haben. Wie dieſer Entwurf beſchaffen ſey,<lb/> darüber könnte ich Ihnen nur Conjecturen geben, ich unterlaſſe es daher<lb/> lieber. 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glück, für immer ein Feldzeichen und eine Macht bleiben. Nein! Sie ſind
noch nicht am Ende Ihrer Heldenbahn, denn auf aller Lippen und in
aller Herzen lebt noch das großherzige Wort das uns nach den erſten Un-
fällen wieder aufgerichtet: „Die Unabhängigkeit Italiens iſt noch nicht
verloren!“ (Große Bewegung und langanhaltender Beifall.) Sire! Als
Vaſall dieſer großen Sache haben Sie ihre Wechſelfälle ertragen; und
treten Sie auch von der Bühne, wo ihr Schickſal ſich erfüllen wird, ſo
werden Sie in den Herzen, Gedanken und Wünſchen ihrer Vorkämpfer
fortleben. Nein, Sire! Mögen Sie ſich immer den Blicken Ihres Volkes
entziehen, Sie werden ſeine Bewunderung, Dankbarkeit und Liebe dadurch
nicht mindern. Sie leben ja unter uns durch die Verfaſſung, worin Sie
Ihre und unſere Rechte verbrüdert haben, in jenen freiſinnigen Inſtitutio-
nen deren Keime Sie gepflegt, in jenen militäriſchen Schöpfungen die
Sie weiſe zu vervollkommnen ſuchten, Sie leben auf immer in dem Ge-
dächtniß der Gegenwart und der Zukunft als einiges Muſter eines Königs,
Bürgers und Soldaten, erzogen in der Schule der Neuzeit, die Bruſt ge-
hoben von ihrem Hauche. Ganz beſonders werden Sie fortleben in Ihrem
Sohne, Sire, dem Ihr Beiſpiel vorleuchten wird, dem Sie durch Ueber-
tragung der Krone vorgezeichnet haben mit welchen Geſinnungen ſie allein
in Ehren jetzt getragen werden kann. (Trefflich! Vortrefflich!) Sire! Sie
haben dem Urtheil der Geſchichte und Nachwelt zuvorkommen wollen,
und Sie durſten es. Gott verſtattet Ihnen die tröſtliche Ruhe der Ein-
ſamkeit, der gedankenvollen Stille, wohin Sie flüchten wollten. Wir fol-
gen Ihnen nach in Ihre Abgeſchiedenheit voll peinigender, voll rühmlicher
Erinnerungen. Mögen die einen mit leichter Sohle über Ihre Bruſt
ſchreiten, mögen die andern ſchmeichelnd in ihren Armen Sie aufrichten.
(Tiefe Bewegung.) Daran glauben Sie aber unerſchüttert daß Sie immer
begleiten wird die Dankbarkeit, Verehrung und Liebe des ſubalpiniſchen
Volkes, der andern unglücklichen Völker die Sie tiefathmend in Anſtren-
gung wieder zu Italienern machen wollten, des ganzen Italiens dem der
Name Karl Albert das begeiſternde Symbol ſeiner nicht verlöſchten Hoff-
nungen ſeyn wird!“
(Lebhafter, endloſer Beifall und hoch Karl Albert!)
Die Kammer genehmigt einſtimmig die Adreſſe.
— Turin, 31 März.
Gottlob, rief ich aus, als geſtern zum er-
ſtenmal wieder Ihre Zeitung anlangte, die uns ſeit dem 18 d. gefehlt
hatte, allein die Freude dauerte nicht lange, da ſie bereits heut von neuem
ausgeblieben iſt. In den nachgekommenen Nummern bemerkte ich Ihren
wiederholt ausgeſprochenen Wunſch meine Briefe Ihnen auf einem andern
kürzern Weg zukommen zu laſſen, doch kann ich natürlich erſt jetzt dieſer
Weiſung nachkommen und bin ſehr ärgerlich daß meine Briefe Ihnen erſt
dann zugekommen find wenn ſie alt und ihr Inhalt intereſſelos geworden
iſt. Als Neuigkeit kann ich Ihnen heut melden daß die Cabinetsordre
welche die Auflöſung der Kammern verfügt, bereits von dem Miniſterium
ausgefertigt iſt und dem König zur Unterſchrift vorliegt. Dieſe Maßregel
wird nicht überraſchen, denn ſie iſt allgemein erwartet, und ſie iſt noth-
wendig, ſoll nicht die Ruhe und das Glück des Landes aufs neue aufs
Spiel geſtellt werden, weil es einer Handvoll exaltirter Deputirten beliebt
mit hochklingenden patriotiſchen Phraſen zum drittenmal einen Kampf zu
erneuern, wo das Schwert ſchon zum zweitenmal von dem überlegenen
Feind aus der Hand gerungen wurde. Man ſchreit über die ſchmachvollen
Bedingungen die der Waffenſtillſtand von Novara und der nach ihm zu
ſchließende Frieden Piemont aufzwinge; aber man vergißt daß der Sieger
das Recht hatte noch härteres zu fordern, ja daß man nicht einmal auf ſo
glimpfliche Bedingungen gehofft hatte. Sie wiſſen daß die beiden Ge-
ſandten von Frankreich und England auf den Wunſch des Königs noch ein-
mal zu Radetzky ſich verfügt haben um dieſen wenigſtens zum Abſtehen
von der Beſetzung Aleſſandria’s zu bewegen, doch hier natürlich horte die
Willfährigkeit des alten Marſchalls auf, die ſeinen Generalen Aſpre und
Heß ohnehin ſchon zu weit ausgedehnt erſchienen ſeyn ſoll. Radetzky be-
ſteht auf der Beſetzung jener Feſtung, und ſie iſt vielleicht jetzt ſchon erfolgt.
Was Gioberti’s Sendung nach Paris betrifft um aufs neue das franzöſi-
ſche Cabinet zur Vermittlung eines ehrenvollen Friedens mit Oeſterreich
zu bewegen, ſo müſſen wir abwarten welches Reſultat ſeine Schritte haben
werden. Er ſoll einen Friedensentwurf, wie ihn Piemont einzugehen
willens ſey, mitgenommen haben. Wie dieſer Entwurf beſchaffen ſey,
darüber könnte ich Ihnen nur Conjecturen geben, ich unterlaſſe es daher
lieber. Unſere Truppen ſind faſt alle von dem Kriegsſchauplatz zurück-
gekehrt, im ganzen haben ſie nicht bedeutend gelitten, außer einigen Re-
gimentern. Man erzählt ſich furchtbare Dinge über die Demoraliſation
und die Schandthaten die ſie nach der Schlacht bei Novara gegen ihre
Landsleute verübt haben. In und um Turin liegen mindeſtens 20,000
Mann, ſo daß die Demonſtrationsgelüſte der exaltirten Partei nicht auf-
kommen können. Ueber Genua curſiren viel Gerüchte: Proclamation der
Republik, proviſoriſche Regierung u. ſ. w., doch ſoll die Ruhe wiederher-
geſtellt ſeyn. Auch in Chambery fand am 27 d. ein Verſuch ſtatt die Re-
publik auszurufen, doch wurde der Fahnenträger und ſeine ſchreienden Be-
gleiter bald feſtgenommen. Der General Ramorino befindet ſich als Ge-
fangener auf der Citadelle. Er droht, wenn man ihn zum Sprechen
zwinge, Wunderdinge zu enthüllen. Die demokratiſchen Blätter ſind be-
troffen und ſpielen die Unparteiiſchen, die erſt nach genauer Kenntniß der
Sache ihr Urtheil abgeben wollen; aber der eigentliche Grund iſt der daß
ſie früher den General, deſſen Ruf ſchon längſt nicht fleckenlos iſt und der
ſich als begeiſterier Demokrat gezeigt hatte, mit Lobpreiſungen überſchüttet
hatten. Sein Proceß dürfte intereſſante Data zur Schilderung unſerer
Zuſtände liefern.
Dänemark.
Kopenhagen, 27 März.
Der Kriegsminiſter hat heute eine Pro-
clamation erlaſſen, in der wohl nicht ohne Abſicht die ſchleswigiſchen „In-
ſurgenten“ von den holſteiniſchen ganz geſchieden ſind. „Schleswigiſche
Krieger!“
beginnt ſie, „in dem Augenblick da das Schwert gezogen wird
zur Entſcheidung ob es einer aufrühreriſchen Partei mit Hülfe fremder
Unterdrücker gelingen ſoll Recht und Pflicht zu verhöhnen, und das uralte
Band welches Schleswig an Dänemark knüpft, zu zerreißen, wendet Ew.
König ſich nochmals an euch. In ſeiner Nachſicht und Milde verſpricht
der König jedem Soldaten der, eingedenk ſeiner Pflicht, die Reihen der
Auſrührer verläßt und unter ſeinen rechtmäßigen Fürſten zum Gehorſam
zurückkehrt, völlige Amneſtie; er ſoll, inſofern er ſolches wünſcht, ſogleich
in ſeine Heimath entlaſſen und nicht wieder zum Kriegsdienſt einberufen
werden. Ebenſo ſoll jeder Unterofficier, der bereits vor dem Ausbruche
des Aufruhrs in königlichen Dienſten geſtanden, auf Verlangen den Ab-
ſchied erhalten, und zwar mit der Penſion auf welche er zur Zeit dieſes
Ausbruchs, mit Rückſicht auf Grad und Dienſtalter, Anſpruch hatte. Un-
terofficieren welche ſpäter in das Heer der Aufrührer eingetreten, wird
völlige Amneſtie und Befreiung vom ferneren Kriegsdienſt zugeſichert.
Soldaten! legt die Waffen nieder! laßt ab von dem verbrecheriſchen
Kampfe gegen Ehre und Recht, und zaudert nicht zum Gehorſam, zur
Pflicht zurück zukehren.“
Oſtindien.
* Wir haben noch keine oſtindiſchen Zeitungen erhalten; aber unſe
Correſpondent in Alexandria überſendet uns, mit Brief vom 22 März,
folgenden Auszug aus der Extra-Beilage der Bombay Times vom
4 März: „Glorreiche Neuigkeit aus dem Pendſchäb! Ein Erpreſſer, der
das Lager des Generalſtatthalters am 25 Febr. verlaſſen, überbrachte ge-
ſtern Nachts 11 Uhr an das hieſige Gouvernement die hochwichtige und
erfreuliche Nachricht daß am 21 Febr. die Sikh-Armee unter Schir Singh
in ihrer Stellung bei Gugrat (Goograt nach engliſcher Schreibung) von
Lord Gough angegriffen und aufs Haupt geſchlagen worden iſt (put to
the rout). Der Feind zog ſich in größter Unordnung zurück, wobei er
einen großen Theil ſeiner Artillerie und ſein ganzes ſtehendes Lager in un-
ſern Händen ließ. Heute Mittags 1 Uhr ward in Bombay eine königliche
Salve zu Ehren dieſes glücklichen Ereigniſſes gefeuert.“ Hiernach dürfte
Sir Charles Napier bei ſeiner Ankunft in Indien die Hauptſache ſchon ge-
than finden.
* Handels- und Börſennachrichten.
Augsburg, 4 April.
Bayer. 3½ proc. Oblig. 79 P. 4proc. 88 G.
Bankactien I. Sem. 612 G. Promeſſen 43 P. Oeſterr. Met. 5proc. 74 P.
Bankactien I. Sem. 1000 P. Württemb 3½proc. 78½ G. 4½proc. 94 G.
Frankfurt a. M., 3 April.
Oeſterr. 5proc. Met. 75⅞; Bankactien
1190; preuß. 3½proc. Staatsſchuldſch. 80¼; bayer. Oblig. 3½proc. 78⅞;
Ludwigsh.-Berbach 73⅛; württ. 4½proc. 94¼; 3½proc. 78⅝; bad. 5proc.
95⅞; 3½proc. 77; darmſt. 3½proc. 78½; 4proc. 86¼; naſſ. 5proc. 99¾;
3½proc. 80¾; Frankf. 3proc. 77; 3½proc. 91⅞; 88⅜; Disc. 1.
Wien, 2 April.
5proc. Met. 86⅛; Bankactien 1124; Nordbahn 96½;
Mailänder 70; Gloggnitzer 94.
Verantwortliche Redaction:
Dr. Guſtav Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. C. A. Mebold.
Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart.
Das Regiſter der Allgemeinen Zeitung 1848
iſt durch alle Poſtämter und den Buchhandel à 45 kr. oder 15 Ngr. zu beziehen.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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