Allgemeine Zeitung, Nr. 99, 9. April 1849.[Spaltenumbruch]
haupts, nicht anders als nach Verkündigung der ganzen von ihr beschlosse- Vom Staatsministerium erfolgte eine kurze Antwort, lautend: Das Schleswig-Holstein. * Hamburg, 4 April. Die Feind selig- Schleswig, 4 April. Die Feindseligkeiten sind dänischer- Oesterreich. Man kannte in Wien am 5 bereits die Antwort des Wien, 6 April. Der "Lloyd" welcher einen entscheidenden Sieg ^ Wien, 6 April. Die Operationen der Insurgenten um Pesth [Spaltenumbruch]
haupts, nicht anders als nach Verkündigung der ganzen von ihr beſchloſſe- Vom Staatsminiſterium erfolgte eine kurze Antwort, lautend: Das Schleswig-Holſtein. * Hamburg, 4 April. Die Feind ſelig- ✺ Schleswig, 4 April. Die Feindſeligkeiten ſind däniſcher- Oeſterreich. Man kannte in Wien am 5 bereits die Antwort des Wien, 6 April. Der „Lloyd“ welcher einen entſcheidenden Sieg ◬ Wien, 6 April. Die Operationen der Inſurgenten um Peſth <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="1516"/><cb/> haupts, nicht anders als nach Verkündigung der ganzen von ihr beſchloſſe-<lb/> nen Reichsverfaſſung ſchreiten können; die Uebertragung der erſt in der<lb/> Verfaſſung begründeten erblichen Kaiſerwürde auf einen der regierenden<lb/> deutſchen Fürſten ſetzte das zu Recht Beſtehen der Verfaſſung an ſich vor-<lb/> aus. Die Erklärung Sr. Maj. des Königs ſteht dagegen die gedachte Ver-<lb/> faſſung in keiner Weiſe als ein bereits geſchloſſenes, auch nur für einen<lb/> größern oder kleinern Theil von Deutſchland bereits verbindliches Ganze<lb/> an. Sie bezeichnet nicht einmal, gleich der am 2 April von dem Hrn. Mi-<lb/> niſterpräſidenten den hieſigen Kammern gemachten Eröffnung, die Verfaſ-<lb/> ſung als für die deutſchen Staaten gültig und verbindlich, deren Regierun-<lb/> gen derſelben von freien Stücken zuſtimmen möchten. Sie erkennt den<lb/> einzelnen Regierungen nicht bloß, wie jene Eröffnung, das Recht zu die Ver-<lb/> faſſung als ein <hi rendition="#g">Ganzes</hi> anzunehmen und dadurch dem neuen Bundesſtaat<lb/> beizutreten, oder abzulehnen und ſich dadurch von dem Bundesſtaat auszu-<lb/> ſchließen. Indem die Erklärung Sr. Maj. ſich über dieſen Punkt vielmehr<lb/> folgendergeſtalt ausſpricht: „an den Regierungen der einzelnen deutſchen<lb/> Staaten wird es daher jetzt ſeyn in gemeinſamer Berathung zu prüfen ob<lb/> die Mir zugedachten Rechte Mich in den Stand ſetzen würden, mit ſtarker<lb/> Hand, wie ein ſolcher Beruf es von Mir fordert, die Geſchicke des großen<lb/> deutſchen Vaterlandes zu leiten und die Hoffnungen ſeiner Völker zu er-<lb/> füllen“ — macht ſie aus der von der deutſchen Reichsverſammlung verkün-<lb/> digten Verfaſſung einen der gemeinſamen Berathung der deutſchen Regie-<lb/> rungen, alſo auch deren Beſchlußfaſſung (durch Majoritäten oder Unani-<lb/> mität) zu unterſtellenden Entwurf. Es iſt nicht die Aufgabe der Deputa-<lb/> tion die Richtigkeit der von dieſer Auffaſſung ſo durchaus verſchiedenen<lb/> der Reichsverſammlung, in allen ihren Fractionen, aus ſtaatsrechtlichen<lb/> oder andern Gründen zu vertreten. Aber dem Mißverſtändniß welches der<lb/> Deputation in Betreff der königl. Erklärung in überraſchender Weiſe mehr-<lb/> fach entgegengetreten iſt, als ob mit der in derſelben enthaltenen Anſchau-<lb/> ung des in Frankfurt beſchloſſenen Verfaſſungswerkes eine Annahme oder<lb/> auch nur eine Nichtablehnung der ſeitens der Reichsverſammlung an Se. Maj.<lb/> gerichteten Einladung irgendwie zu vereinigen wäre — dieſem Mißverſtänd-<lb/> niß hat ſie ſich zur Vermeidung fernerer Irrungen ohne Aufſchub und vor<lb/> ihrer Rückkehr nach Frankfurt entgegenzutreten für verpflichtet gehalten.<lb/> Die Einladung <hi rendition="#g">auf Grundlage der Reichsverfaſſung,</hi> die auf ihn<lb/> gefallene Wahl anzunehmen mußte in dem Augenblick als von dem König<lb/> abgelehnt angeſehen werden in welchem Se. Maj. Ihre Willensmeinung<lb/> dahin zu erkennen gaben daß die von der verfaſſunggebenden Reichsver-<lb/> fammlung in zweimaliger Leſung beſchloſſene Verfaſſung überall noch keine<lb/> rechtliche Exiſtenz und Verbindlichkeit habe, einer ſolchen vielmehr erſt<lb/> durch gemeinſame Beſchlußnahme der deutſchen Regierungen theilhaftig<lb/> werden könne. Unter dieſer Vorausſetzung wäre die Verfaſſung zwar wohl<lb/> die Grundlage fernerer Berathungen der Regierungen, aber unmöglich die<lb/> der geſetzlichen Gewalt eines Reichsoberhaupts abzugeben im Stande.<lb/> Berlin, 4 April 1849. Die Deputation ꝛc.“</p><lb/> <p>Vom Staatsminiſterium erfolgte eine kurze Antwort, lautend: Das<lb/> von der Deputation der Nationalverſammlung an uns gerichtete ſehr ge-<lb/> ehrte Schreiben vom geſtrigen Tage haben wir erhalten. Die Deputa-<lb/> tion wird, wie wir nicht zweifeln, mit uns die Anſicht theilen daß wir<lb/> uns nicht in der Lage befinden über den Inhalt dieſes Schreibens mit<lb/> Wohlderſelben in nähere Verhandlung zu treten, vielmehr diejenigen Be-<lb/> ſchlüſſe abzuwarten haben zu denen ſich die deutſche, Nationalverſamm-<lb/> lung in Folge der der Deputation derſelben von Sr. Majeſtät dem König<lb/> ertheilten Antwort etwa bewogen finden möchte. Schließlich benützen wir<lb/> gerne die Gelegenheit, der Deputation hierbei Abſchrift des an die dieſ-<lb/> ſeitigen diplomatiſchen Agenten bei den deutſchen Regierungen in Verfolg<lb/> jener Antwort Sr. Majeſtät gerichteten Erlaſſes ganz ergebenſt mitzu-<lb/> theilen. Berlin, 5 April 1849. (Folgen die Unterſchriften der Miniſter.)</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Schleswig-Holſtein</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Hamburg,</hi> 4 April.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Die Feind ſelig-<lb/> keiten ſind nunmehr zu Waſſer und zu Land aus gebrochen</hi>.<lb/> Ein vorgeſtern aus Flensburg datirtes Schreiben meldet daß die Dänen von<lb/> Alſen herübergekommen und die Schleswig-Holſteiner angegriffen haben,<lb/> worauf ſich dieſe in ihre Linien zurückzogen. Die Dänen beſetzten Gravenſtein<lb/> und ſtehen zwei Meilen nördlich von Hadersleben. Die Blokade des Kieler<lb/> und des Haderslebener Hafens iſt von den Officieren der ſie blokirenden<lb/> Schiffe angezeigt. Aus letztgenannter Stadt wird berichtet daß bei Aller<lb/> ein Gefecht vorgefallen. Es ſollen Verwundete von dort in Rendsburg<lb/> eingetroffen ſeyn; das Schreiben erwähnt keine Reſultate. Von hier ging<lb/> geſtern das Kriegsdampfſchiff „Hamburg“ die Elbe hinunter nach Bremer-<lb/> hafen, um wie es heißt, Munition dem „Barbaroſſa“ zuzuführen. Das<lb/> dort befindliche Schiff Acadia, welches bei Jersdelling auf den Strand ge-<lb/> rieth, brach dadurch den Rücken und iſt mithin untauglich zum Dienſt ge-<lb/> worden. Der Verluſt trifft indeß die deutſche Marine nicht, da, wie es<lb/> heißt, die Verkäufer ſich verpflichteten das Schiff nach Bremerhafen zu<lb/> liefern, ſie haben alſo den Schaden zu tragen, ſollen indeß in England ver-<lb/><cb/> ſichert ſeyn. Seit geſtern ſind zwei Regimenter preußiſcher Infanterie an-<lb/> gekommen und noch hier; auch trafen heute Quartiermacher der kurheſſi-<lb/> ſchen Huſaren ein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>✺ <hi rendition="#b">Schleswig,</hi> 4 April.</dateline><lb/> <p>Die Feindſeligkeiten ſind däniſcher-<lb/> ſeits geſtern begonnen, indem von zwei Seiten her vorgedrungen<lb/> iſt. 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Das Hauptquartier des Generals Bonin iſt in Folge dieſer Ope-<lb/> ration von Apenrade einige Meilen ſüdwärts verlegt und der Oberſt-<lb/> lieutenant v. Zaſtrow iſt mit der Avantgarde aus Apenrade gezogen. Im<lb/> Hafen hatten geſtern eine Kriegsbrig und ſieben Kanonenboote gelegen,<lb/> wahrſcheinlich um etwa anrückende Truppen auf der Chauſſee am Uſer zu<lb/> beſchießen. Apenrade wird aber, ebenſo wie Hadersleben, unſererſeits ab-<lb/> ſichtlich geräumt ſeyn. So hart dieſes für die braven deutſchgeſinnten Bewoh-<lb/> ner iſt, ſo haben doch ſtrategiſche höhere Gründe dieſes augenblickliche Preis-<lb/> geben geboten. Sehr viele Flüchtlinge, beſonders Beamtete, ſind von<lb/> Hadersleben und Apenrade hier angelangt. In wenigen Tagen, vielleicht<lb/> ſchon morgen wird unſrerſeits die Offenſive ergriffen werden, nachdem die<lb/> Reichstruppen angerückt ſind. Zwiſchen Flensburg und Schleswig ſind heute<lb/> 60 Stück Geſchütze auf der Straße nach Norden geſehen worden. Die<lb/> bayeriſchen und hannoveriſchen Truppen ſtehen ſchon jenſeits Flensburg.<lb/> Heute gingen von hier 6000 Mann Sachſen ebenfalls dorthin, und ſo eben<lb/> ſind 3 Bataillone Preußen von Rendsburg gekommen, welchen morgen<lb/> noch mehrere nachfolgen. Heute Abend wird in Berlin die von unſrer<lb/> Landesverſammlung dem König von Preußen geſandte Deputation ein-<lb/> treffen, beſtehend aus dem Präſidenten und vier Mitgliedern, um dem Erb-<lb/> kaiſer die Gefühle unſers Landes und die Hoffnung auszudrücken daß er<lb/> die Wahl annehmen werde. Es war dieſes von der Landesverſammlung<lb/> einſtimmig beſchloſſen worden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Oeſterreich</hi>.</head><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>Man kannte in <hi rendition="#b">Wien</hi> am 5 bereits die Antwort des<lb/> Königs von Preußen und die miniſteriellen Erklärungen, und deutette ſie<lb/> als Ablehnung der Kaiſerkrone. An der Börſe und in den miniſteriellen<lb/> Blättern erzeugte dieß die beſte Stimmung. Der Lloyd meint, ſo gut als<lb/> in Preußen die conſtituirende Verſammlung ſich habe entſchließen müſſen,<lb/> die Verfaſſung mit der Regierung zu vereinbaren (d. h. eine octxoyirte<lb/> Verfaſſung zu revidiren!), ſo werde auch in dem monarchiſchen Deutſch-<lb/> land die executive Gewalt, durch die conſtitutionellen Regierungen ſämmt-<lb/> licher Einzelſtaaten repräſentirt, die Mitwirkung bei dem Verfaſſungs-<lb/> werke zu übernehmen haben. „Dieſer Entſcheidung wollen wir uns gern<lb/> unterwerfen.“ Dieſelben Blätter erzählen mit Genugthuung, wie der Kö-<lb/> nig Ernſt Auguſt, am Tage der Ankunft der Frankfurter Deputation, in<lb/> öſterreichiſcher Huſarenuniform durch die Straßen von Hannover geritten<lb/> ſeyn ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 6 April.</dateline><lb/> <p>Der „<hi rendition="#g">Lloyd</hi>“ welcher einen entſcheidenden Sieg<lb/> der Serben bei Szenta einräumt, ſchildert zugleich die Grauſamkeiten wo-<lb/> mit dieſer Sieg geſchändet ward. Nach demſelben Blatt wären, einem<lb/> Berichte aus Peſth zufolge, die Ruſſen denn doch in Galizien eingerückt,<lb/> um dieſes Land ſolang beſetzt zu halten als das Corps des Generals<lb/> Hammerſterſtein, das noch Succurs erwartet, gegen Debreczin und<lb/> Großwardein operiren wird. Von allen Seiten werden Verſtärkungen<lb/> der Armee in Ungarn nachgeſchickt. Von Wien aus gingen geſtern drei<lb/> Bataillone, ſowie ſeit mehreren Tagen große Geſchützabtheilungen dahin<lb/> ab; ebenſo von Olmütz Cüraſſiere. Endlich werden zu gleichem Zweck<lb/> in Galizien und Mähren Truppenmaſſen zuſammengezogen. (<hi rendition="#g">St</hi>. C.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>◬ <hi rendition="#b">Wien,</hi> 6 April.</dateline><lb/> <p>Die Operationen der Inſurgenten um Peſth<lb/> herum ſcheinen ſich zu entfalten. Görgey verließ Loſchontz, welchen Ort<lb/> eine Brigade des Rambergiſchen Corps unter Fürſt Jablanowsky beſetzte,<lb/> und zog ſich auf das Hauptcorps der Inſurgenten bei Gyöngyös zurück um<lb/> hier vereinigt gegen Peſth vorzudringen. Graf Schlick hat ſeine Truppen<lb/> bei Hatvan und Gödöllö vereinigt und ſteht in Verbindung mit dem Ba-<lb/> nus, der ſich bei Czegled verſchanzt hatte; Fürſt Windiſch-Grätz iſt am<lb/> 4 April zur Armee nach Hatvan abgereist, wo man daher, vielleicht auf<lb/> dem kaum verlaſſenen Kapolnaer Schlachtfelde, wieder einem bedeutenden<lb/> Kampf entgegenſieht. Von Wien und Olmütz ſind neue Verſtärkungen ab-<lb/> gegangen, welche die in Ihrem Blatte ſchon erwähnten 50,000 Mann in-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1516/0004]
haupts, nicht anders als nach Verkündigung der ganzen von ihr beſchloſſe-
nen Reichsverfaſſung ſchreiten können; die Uebertragung der erſt in der
Verfaſſung begründeten erblichen Kaiſerwürde auf einen der regierenden
deutſchen Fürſten ſetzte das zu Recht Beſtehen der Verfaſſung an ſich vor-
aus. Die Erklärung Sr. Maj. des Königs ſteht dagegen die gedachte Ver-
faſſung in keiner Weiſe als ein bereits geſchloſſenes, auch nur für einen
größern oder kleinern Theil von Deutſchland bereits verbindliches Ganze
an. Sie bezeichnet nicht einmal, gleich der am 2 April von dem Hrn. Mi-
niſterpräſidenten den hieſigen Kammern gemachten Eröffnung, die Verfaſ-
ſung als für die deutſchen Staaten gültig und verbindlich, deren Regierun-
gen derſelben von freien Stücken zuſtimmen möchten. Sie erkennt den
einzelnen Regierungen nicht bloß, wie jene Eröffnung, das Recht zu die Ver-
faſſung als ein Ganzes anzunehmen und dadurch dem neuen Bundesſtaat
beizutreten, oder abzulehnen und ſich dadurch von dem Bundesſtaat auszu-
ſchließen. Indem die Erklärung Sr. Maj. ſich über dieſen Punkt vielmehr
folgendergeſtalt ausſpricht: „an den Regierungen der einzelnen deutſchen
Staaten wird es daher jetzt ſeyn in gemeinſamer Berathung zu prüfen ob
die Mir zugedachten Rechte Mich in den Stand ſetzen würden, mit ſtarker
Hand, wie ein ſolcher Beruf es von Mir fordert, die Geſchicke des großen
deutſchen Vaterlandes zu leiten und die Hoffnungen ſeiner Völker zu er-
füllen“ — macht ſie aus der von der deutſchen Reichsverſammlung verkün-
digten Verfaſſung einen der gemeinſamen Berathung der deutſchen Regie-
rungen, alſo auch deren Beſchlußfaſſung (durch Majoritäten oder Unani-
mität) zu unterſtellenden Entwurf. Es iſt nicht die Aufgabe der Deputa-
tion die Richtigkeit der von dieſer Auffaſſung ſo durchaus verſchiedenen
der Reichsverſammlung, in allen ihren Fractionen, aus ſtaatsrechtlichen
oder andern Gründen zu vertreten. Aber dem Mißverſtändniß welches der
Deputation in Betreff der königl. Erklärung in überraſchender Weiſe mehr-
fach entgegengetreten iſt, als ob mit der in derſelben enthaltenen Anſchau-
ung des in Frankfurt beſchloſſenen Verfaſſungswerkes eine Annahme oder
auch nur eine Nichtablehnung der ſeitens der Reichsverſammlung an Se. Maj.
gerichteten Einladung irgendwie zu vereinigen wäre — dieſem Mißverſtänd-
niß hat ſie ſich zur Vermeidung fernerer Irrungen ohne Aufſchub und vor
ihrer Rückkehr nach Frankfurt entgegenzutreten für verpflichtet gehalten.
Die Einladung auf Grundlage der Reichsverfaſſung, die auf ihn
gefallene Wahl anzunehmen mußte in dem Augenblick als von dem König
abgelehnt angeſehen werden in welchem Se. Maj. Ihre Willensmeinung
dahin zu erkennen gaben daß die von der verfaſſunggebenden Reichsver-
fammlung in zweimaliger Leſung beſchloſſene Verfaſſung überall noch keine
rechtliche Exiſtenz und Verbindlichkeit habe, einer ſolchen vielmehr erſt
durch gemeinſame Beſchlußnahme der deutſchen Regierungen theilhaftig
werden könne. Unter dieſer Vorausſetzung wäre die Verfaſſung zwar wohl
die Grundlage fernerer Berathungen der Regierungen, aber unmöglich die
der geſetzlichen Gewalt eines Reichsoberhaupts abzugeben im Stande.
Berlin, 4 April 1849. Die Deputation ꝛc.“
Vom Staatsminiſterium erfolgte eine kurze Antwort, lautend: Das
von der Deputation der Nationalverſammlung an uns gerichtete ſehr ge-
ehrte Schreiben vom geſtrigen Tage haben wir erhalten. Die Deputa-
tion wird, wie wir nicht zweifeln, mit uns die Anſicht theilen daß wir
uns nicht in der Lage befinden über den Inhalt dieſes Schreibens mit
Wohlderſelben in nähere Verhandlung zu treten, vielmehr diejenigen Be-
ſchlüſſe abzuwarten haben zu denen ſich die deutſche, Nationalverſamm-
lung in Folge der der Deputation derſelben von Sr. Majeſtät dem König
ertheilten Antwort etwa bewogen finden möchte. Schließlich benützen wir
gerne die Gelegenheit, der Deputation hierbei Abſchrift des an die dieſ-
ſeitigen diplomatiſchen Agenten bei den deutſchen Regierungen in Verfolg
jener Antwort Sr. Majeſtät gerichteten Erlaſſes ganz ergebenſt mitzu-
theilen. Berlin, 5 April 1849. (Folgen die Unterſchriften der Miniſter.)
Schleswig-Holſtein.
* Hamburg, 4 April.
Die Feind ſelig-
keiten ſind nunmehr zu Waſſer und zu Land aus gebrochen.
Ein vorgeſtern aus Flensburg datirtes Schreiben meldet daß die Dänen von
Alſen herübergekommen und die Schleswig-Holſteiner angegriffen haben,
worauf ſich dieſe in ihre Linien zurückzogen. Die Dänen beſetzten Gravenſtein
und ſtehen zwei Meilen nördlich von Hadersleben. Die Blokade des Kieler
und des Haderslebener Hafens iſt von den Officieren der ſie blokirenden
Schiffe angezeigt. Aus letztgenannter Stadt wird berichtet daß bei Aller
ein Gefecht vorgefallen. Es ſollen Verwundete von dort in Rendsburg
eingetroffen ſeyn; das Schreiben erwähnt keine Reſultate. Von hier ging
geſtern das Kriegsdampfſchiff „Hamburg“ die Elbe hinunter nach Bremer-
hafen, um wie es heißt, Munition dem „Barbaroſſa“ zuzuführen. Das
dort befindliche Schiff Acadia, welches bei Jersdelling auf den Strand ge-
rieth, brach dadurch den Rücken und iſt mithin untauglich zum Dienſt ge-
worden. Der Verluſt trifft indeß die deutſche Marine nicht, da, wie es
heißt, die Verkäufer ſich verpflichteten das Schiff nach Bremerhafen zu
liefern, ſie haben alſo den Schaden zu tragen, ſollen indeß in England ver-
ſichert ſeyn. Seit geſtern ſind zwei Regimenter preußiſcher Infanterie an-
gekommen und noch hier; auch trafen heute Quartiermacher der kurheſſi-
ſchen Huſaren ein.
✺ Schleswig, 4 April.
Die Feindſeligkeiten ſind däniſcher-
ſeits geſtern begonnen, indem von zwei Seiten her vorgedrungen
iſt. Von Alſen aus über Dübbel nach Gravenſtein. Es ſind fünf
Bataillone über die Schiffbrücke bei Sonderburg vorgegangen. Die
gegenüberſtehenden zwei ſchleswig - holſteiniſchen Bataillone haben ſich
befohlenermaßen fechtend zurückziehen müſſen, und haben ſich über vier
Stunden mit dem mehr als doppelt überlegenen Feind geſchlagen. Unſere
jungen Truppen haben ſich ſchwer aus dem Gefecht zurückziehen laſſen,
2 Todte und 10 Verwundete ſollen unſererſeits verloren ſeyn. Aehnlicher-
weiſe ſind die Dänen von der jütländiſchen Gränze her geſtern einge-
drungen, und haben Nachmittag 4 Uhr Hadersleben nach einem mehr-
ſtündigen Gefecht, welches zum Theil in der Stadt geführt wurde, und
wobei die Schleswig-Holſteiner große Tapferkeit bewieſen haben, beſetzt,
da auch von dieſer Seite der Rückzug bis zu einem gewiſſen Ziel befohlen
war. Das Hauptquartier des Generals Bonin iſt in Folge dieſer Ope-
ration von Apenrade einige Meilen ſüdwärts verlegt und der Oberſt-
lieutenant v. Zaſtrow iſt mit der Avantgarde aus Apenrade gezogen. Im
Hafen hatten geſtern eine Kriegsbrig und ſieben Kanonenboote gelegen,
wahrſcheinlich um etwa anrückende Truppen auf der Chauſſee am Uſer zu
beſchießen. Apenrade wird aber, ebenſo wie Hadersleben, unſererſeits ab-
ſichtlich geräumt ſeyn. So hart dieſes für die braven deutſchgeſinnten Bewoh-
ner iſt, ſo haben doch ſtrategiſche höhere Gründe dieſes augenblickliche Preis-
geben geboten. Sehr viele Flüchtlinge, beſonders Beamtete, ſind von
Hadersleben und Apenrade hier angelangt. In wenigen Tagen, vielleicht
ſchon morgen wird unſrerſeits die Offenſive ergriffen werden, nachdem die
Reichstruppen angerückt ſind. Zwiſchen Flensburg und Schleswig ſind heute
60 Stück Geſchütze auf der Straße nach Norden geſehen worden. Die
bayeriſchen und hannoveriſchen Truppen ſtehen ſchon jenſeits Flensburg.
Heute gingen von hier 6000 Mann Sachſen ebenfalls dorthin, und ſo eben
ſind 3 Bataillone Preußen von Rendsburg gekommen, welchen morgen
noch mehrere nachfolgen. Heute Abend wird in Berlin die von unſrer
Landesverſammlung dem König von Preußen geſandte Deputation ein-
treffen, beſtehend aus dem Präſidenten und vier Mitgliedern, um dem Erb-
kaiſer die Gefühle unſers Landes und die Hoffnung auszudrücken daß er
die Wahl annehmen werde. Es war dieſes von der Landesverſammlung
einſtimmig beſchloſſen worden.
Oeſterreich.
Man kannte in Wien am 5 bereits die Antwort des
Königs von Preußen und die miniſteriellen Erklärungen, und deutette ſie
als Ablehnung der Kaiſerkrone. An der Börſe und in den miniſteriellen
Blättern erzeugte dieß die beſte Stimmung. Der Lloyd meint, ſo gut als
in Preußen die conſtituirende Verſammlung ſich habe entſchließen müſſen,
die Verfaſſung mit der Regierung zu vereinbaren (d. h. eine octxoyirte
Verfaſſung zu revidiren!), ſo werde auch in dem monarchiſchen Deutſch-
land die executive Gewalt, durch die conſtitutionellen Regierungen ſämmt-
licher Einzelſtaaten repräſentirt, die Mitwirkung bei dem Verfaſſungs-
werke zu übernehmen haben. „Dieſer Entſcheidung wollen wir uns gern
unterwerfen.“ Dieſelben Blätter erzählen mit Genugthuung, wie der Kö-
nig Ernſt Auguſt, am Tage der Ankunft der Frankfurter Deputation, in
öſterreichiſcher Huſarenuniform durch die Straßen von Hannover geritten
ſeyn ſoll.
Wien, 6 April.
Der „Lloyd“ welcher einen entſcheidenden Sieg
der Serben bei Szenta einräumt, ſchildert zugleich die Grauſamkeiten wo-
mit dieſer Sieg geſchändet ward. Nach demſelben Blatt wären, einem
Berichte aus Peſth zufolge, die Ruſſen denn doch in Galizien eingerückt,
um dieſes Land ſolang beſetzt zu halten als das Corps des Generals
Hammerſterſtein, das noch Succurs erwartet, gegen Debreczin und
Großwardein operiren wird. Von allen Seiten werden Verſtärkungen
der Armee in Ungarn nachgeſchickt. Von Wien aus gingen geſtern drei
Bataillone, ſowie ſeit mehreren Tagen große Geſchützabtheilungen dahin
ab; ebenſo von Olmütz Cüraſſiere. Endlich werden zu gleichem Zweck
in Galizien und Mähren Truppenmaſſen zuſammengezogen. (St. C.)
◬ Wien, 6 April.
Die Operationen der Inſurgenten um Peſth
herum ſcheinen ſich zu entfalten. Görgey verließ Loſchontz, welchen Ort
eine Brigade des Rambergiſchen Corps unter Fürſt Jablanowsky beſetzte,
und zog ſich auf das Hauptcorps der Inſurgenten bei Gyöngyös zurück um
hier vereinigt gegen Peſth vorzudringen. Graf Schlick hat ſeine Truppen
bei Hatvan und Gödöllö vereinigt und ſteht in Verbindung mit dem Ba-
nus, der ſich bei Czegled verſchanzt hatte; Fürſt Windiſch-Grätz iſt am
4 April zur Armee nach Hatvan abgereist, wo man daher, vielleicht auf
dem kaum verlaſſenen Kapolnaer Schlachtfelde, wieder einem bedeutenden
Kampf entgegenſieht. Von Wien und Olmütz ſind neue Verſtärkungen ab-
gegangen, welche die in Ihrem Blatte ſchon erwähnten 50,000 Mann in-
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(2022-09-09T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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