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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 37. Rudolstadt, 14. Juni 1847.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.

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Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
Trimester.

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Mit
statistischen Uebersichten, Karten
und Plänen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
( Ostern bis Ende 1847. )

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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl. == 2 fl 6 Xr.

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Nro 37.
Montag, 14. Juni 1847.
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Fr. Müller's Monographie.
( Fortsetzung. )
Die ersten Auswanderungen.

Alle Völker früherer Zeiten, welche Auswanderungen vor-
nahmen, vollendeten diese nur mit Feuer und Schwerdt, stürzten
die morschen Ruinen alter Reiche um, damit sie auf deren Trümmern
andere kräftigere Staaten in verschönerter Gestalt hervorsteigen
ließen; Schlachten und Siege, das Blut von Hunderttausenden
und die Verwüstung fruchtbarer Länderstriche gingen gewöhnlich
vorher, nur erst aus den rauchenden Schutthaufen niedergesengter
Städte, aus den blutgedrängten Siegesfeldern stieg ein neues,
ein heilsameres Völkerleben empor. Den größten Fortschritt er-
höhter Cultur trägt die spätere Geschichte dadurch als Diadem
auf ihrer reinen Stirn, daß bei den neueren Wanderungen die
neue Heimath friedlich erworben wird, nicht blutig erkämpft.
Voran geht der Spaten, die Art und der Pflug; es folgt das
Christenthum mit seiner Alles umfassenden Liebe, der neue Besitz
wird gegründet und wo sonst wilde Urwälder in gigantischer Pracht
ungeheurer Verästung ihr undurchdringliches Laubdunkel über die
Thäler breiteten, blühen die Fruchtfelder, grünen die Wiesen;
der Rinder und Schaafe weidende Heerden füllen dieselben Matten,
wo einstens der Bär, Wolf und Panther ihr blutiges Werk unter
dem Schutze der Nacht getrieben.

Attila überschwemmte mit seinen Horden aus den Steppen
Kurdistans Asien und das blühende Europa; an seine Ferse war
der Sieg, aber auch das Verderben, der Tod von Millionen
geknüpft. Die Welser von Augsburg sandten nach Vene-
zuela
eine Menge von Kolonisten, begannen aber ihr Werk der
Cultur mit dem Ausrotten der Ureinwohner, bis die Eingewan-
derten alle selbst durch die Waffen umkamen. An der Spitze der
neueren Völkerwanderung stand kein Attila, Alarich, Theodo-
rich
noch Genserich, welche vorher die Welt erschütterten; ein
einfacher Mann, der Sohn eines englischen Admirals, von edler
Geburt, Lord und Herr eines großen Vermögens, William
Penn,
gründete am Delaware und der Susquehannah,
gestützt auf Christenthum, Milde und vernünftige, menschliche Be-
handlung der Eingeborenen die ersten Niederlassungen und veranlaßte
die ersten Wanderungen aus Deutschland. Er führte die Deutschen
[Spaltenumbruch] in Nordamerika ein, er hatte ihre Ausdauer, ihren Fleiß im Be-
auen des Ackers, ihren festen, braven Sinn richtig zu würdigen ge-
wußt, und ward ihr Wohlthäter für mehr Jahrhunderte, als er
wohl selbst geahnt hatte. Seit jener fernen Zeit, wo Se-
bastian Cabot
und Verazani Nordamerika den Blicken der
Europäer aufgeschlossen, haben Millionen des überfruchteten Mut-
terlandes Europa in der jenseitigen Hemisphäre Heimath und Glück
gefunden, -- und was wird die Folgezeit noch Alles entwickeln!

Der große Christoph Columbus hatte die neue Welt
1492 entdeckt, als er San Salvador auf der Jnsel Hispa-
niola
in Westindien mit seinen Wipfeln und Segeln zuerst be-
grüßt; der Venetianer Johann Cabot, und sein zweiter Sohn
Sebastian Cabot, fanden für König Heinrich VII. von
England die Jnseln Neufundland und St. John und dann
die Küsten von den Gränzen Labradors bis Virginien, im
Jahre 1497. Von dem wärmsten Enthusiasmus, von kühner
Tapferkeit und richtigem Forscherblicke geleitet, suchte der edele
Sir Walter Raleighs im Jahre 1584 ein neues Reich
jenseits des Oceans zu gründen, das freilich späterhin nicht das
erwartete Gedeihen fand, jedoch Europa mit vielen Producten
jener seltenen Länder bereichert hatte und die Blicke Englands
auf Nordamerika richtete, wohin nachher 1606 die ersten Aus-
wanderer, 105 an der Zahl gingen. Neuengland ward kolo-
nisirt von tüchtigen Presbyterianern; Virginien von Bischöflich-
Gesinnten, die vor der Republik und vor den Puritanern flohen;
Maryland gründeten Katholiken, welche die Jntoleranz der
Protestanten vertrieben, und Carolina's erste Ansiedler waren
Hugonotten, und im Jahre 1683 folgten dem großen William
Penn
die ersten deutschen Auswanderer in zwanzig Schiffen nach
dem von ihm genannten Lande Pennsylvanien.

Am 20. August des Jahres 1683 langten die ersten Deut-
schen in Philadelphia an; sie Alle waren Separatisten vom
Rhein und Neckar, geführt von Franz Daniel Pastorius,
Doctor der Rechte, geboren 1650 zu Gommershausen, wo
sein Vater Fürstlich Brandenburgischer Rath und Historiker war.
Besonders aber trieb das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts
jährlich viele Tausende von Pfälzern fort, die vor den Ver-
wüstungen flohen, welche durch die Franzosen dort angerichtet
wurden. Meistens waren es zu Grunde gerichtete Protestanten,

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für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
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zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
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Trimester.

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Mit
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Behörden u. Privaten.
( Ostern bis Ende 1847. )

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Montag, 14. Juni 1847.
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[Beginn Spaltensatz]
Fr. Müller's Monographie.
( Fortsetzung. )
Die ersten Auswanderungen.

Alle Völker früherer Zeiten, welche Auswanderungen vor-
nahmen, vollendeten diese nur mit Feuer und Schwerdt, stürzten
die morschen Ruinen alter Reiche um, damit sie auf deren Trümmern
andere kräftigere Staaten in verschönerter Gestalt hervorsteigen
ließen; Schlachten und Siege, das Blut von Hunderttausenden
und die Verwüstung fruchtbarer Länderstriche gingen gewöhnlich
vorher, nur erst aus den rauchenden Schutthaufen niedergesengter
Städte, aus den blutgedrängten Siegesfeldern stieg ein neues,
ein heilsameres Völkerleben empor. Den größten Fortschritt er-
höhter Cultur trägt die spätere Geschichte dadurch als Diadem
auf ihrer reinen Stirn, daß bei den neueren Wanderungen die
neue Heimath friedlich erworben wird, nicht blutig erkämpft.
Voran geht der Spaten, die Art und der Pflug; es folgt das
Christenthum mit seiner Alles umfassenden Liebe, der neue Besitz
wird gegründet und wo sonst wilde Urwälder in gigantischer Pracht
ungeheurer Verästung ihr undurchdringliches Laubdunkel über die
Thäler breiteten, blühen die Fruchtfelder, grünen die Wiesen;
der Rinder und Schaafe weidende Heerden füllen dieselben Matten,
wo einstens der Bär, Wolf und Panther ihr blutiges Werk unter
dem Schutze der Nacht getrieben.

Attila überschwemmte mit seinen Horden aus den Steppen
Kurdistans Asien und das blühende Europa; an seine Ferse war
der Sieg, aber auch das Verderben, der Tod von Millionen
geknüpft. Die Welser von Augsburg sandten nach Vene-
zuela
eine Menge von Kolonisten, begannen aber ihr Werk der
Cultur mit dem Ausrotten der Ureinwohner, bis die Eingewan-
derten alle selbst durch die Waffen umkamen. An der Spitze der
neueren Völkerwanderung stand kein Attila, Alarich, Theodo-
rich
noch Genserich, welche vorher die Welt erschütterten; ein
einfacher Mann, der Sohn eines englischen Admirals, von edler
Geburt, Lord und Herr eines großen Vermögens, William
Penn,
gründete am Delaware und der Susquehannah,
gestützt auf Christenthum, Milde und vernünftige, menschliche Be-
handlung der Eingeborenen die ersten Niederlassungen und veranlaßte
die ersten Wanderungen aus Deutschland. Er führte die Deutschen
[Spaltenumbruch] in Nordamerika ein, er hatte ihre Ausdauer, ihren Fleiß im Be-
auen des Ackers, ihren festen, braven Sinn richtig zu würdigen ge-
wußt, und ward ihr Wohlthäter für mehr Jahrhunderte, als er
wohl selbst geahnt hatte. Seit jener fernen Zeit, wo Se-
bastian Cabot
und Verazani Nordamerika den Blicken der
Europäer aufgeschlossen, haben Millionen des überfruchteten Mut-
terlandes Europa in der jenseitigen Hemisphäre Heimath und Glück
gefunden, -- und was wird die Folgezeit noch Alles entwickeln!

Der große Christoph Columbus hatte die neue Welt
1492 entdeckt, als er San Salvador auf der Jnsel Hispa-
niola
in Westindien mit seinen Wipfeln und Segeln zuerst be-
grüßt; der Venetianer Johann Cabot, und sein zweiter Sohn
Sebastian Cabot, fanden für König Heinrich VII. von
England die Jnseln Neufundland und St. John und dann
die Küsten von den Gränzen Labradors bis Virginien, im
Jahre 1497. Von dem wärmsten Enthusiasmus, von kühner
Tapferkeit und richtigem Forscherblicke geleitet, suchte der edele
Sir Walter Raleighs im Jahre 1584 ein neues Reich
jenseits des Oceans zu gründen, das freilich späterhin nicht das
erwartete Gedeihen fand, jedoch Europa mit vielen Producten
jener seltenen Länder bereichert hatte und die Blicke Englands
auf Nordamerika richtete, wohin nachher 1606 die ersten Aus-
wanderer, 105 an der Zahl gingen. Neuengland ward kolo-
nisirt von tüchtigen Presbyterianern; Virginien von Bischöflich-
Gesinnten, die vor der Republik und vor den Puritanern flohen;
Maryland gründeten Katholiken, welche die Jntoleranz der
Protestanten vertrieben, und Carolina's erste Ansiedler waren
Hugonotten, und im Jahre 1683 folgten dem großen William
Penn
die ersten deutschen Auswanderer in zwanzig Schiffen nach
dem von ihm genannten Lande Pennsylvanien.

Am 20. August des Jahres 1683 langten die ersten Deut-
schen in Philadelphia an; sie Alle waren Separatisten vom
Rhein und Neckar, geführt von Franz Daniel Pastorius,
Doctor der Rechte, geboren 1650 zu Gommershausen, wo
sein Vater Fürstlich Brandenburgischer Rath und Historiker war.
Besonders aber trieb das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts
jährlich viele Tausende von Pfälzern fort, die vor den Ver-
wüstungen flohen, welche durch die Franzosen dort angerichtet
wurden. Meistens waren es zu Grunde gerichtete Protestanten,

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Alle Völker früherer Zeiten, welche Auswanderungen vor- nahmen, vollendeten diese nur mit Feuer und Schwerdt, stürzten die morschen Ruinen alter Reiche um, damit sie auf deren Trümmern andere kräftigere Staaten in verschönerter Gestalt hervorsteigen ließen; Schlachten und Siege, das Blut von Hunderttausenden und die Verwüstung fruchtbarer Länderstriche gingen gewöhnlich vorher, nur erst aus den rauchenden Schutthaufen niedergesengter Städte, aus den blutgedrängten Siegesfeldern stieg ein neues, ein heilsameres Völkerleben empor. Den größten Fortschritt er- höhter Cultur trägt die spätere Geschichte dadurch als Diadem auf ihrer reinen Stirn, daß bei den neueren Wanderungen die neue Heimath friedlich erworben wird, nicht blutig erkämpft. 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An der Spitze der neueren Völkerwanderung stand kein Attila, Alarich, Theodo- rich noch Genserich, welche vorher die Welt erschütterten; ein einfacher Mann, der Sohn eines englischen Admirals, von edler Geburt, Lord und Herr eines großen Vermögens, William Penn, gründete am Delaware und der Susquehannah, gestützt auf Christenthum, Milde und vernünftige, menschliche Be- handlung der Eingeborenen die ersten Niederlassungen und veranlaßte die ersten Wanderungen aus Deutschland. Er führte die Deutschen in Nordamerika ein, er hatte ihre Ausdauer, ihren Fleiß im Be- auen des Ackers, ihren festen, braven Sinn richtig zu würdigen ge- wußt, und ward ihr Wohlthäter für mehr Jahrhunderte, als er wohl selbst geahnt hatte. Seit jener fernen Zeit, wo Se- bastian Cabot und Verazani Nordamerika den Blicken der Europäer aufgeschlossen, haben Millionen des überfruchteten Mut- terlandes Europa in der jenseitigen Hemisphäre Heimath und Glück gefunden, -- und was wird die Folgezeit noch Alles entwickeln! Der große Christoph Columbus hatte die neue Welt 1492 entdeckt, als er San Salvador auf der Jnsel Hispa- niola in Westindien mit seinen Wipfeln und Segeln zuerst be- grüßt; der Venetianer Johann Cabot, und sein zweiter Sohn Sebastian Cabot, fanden für König Heinrich VII. von England die Jnseln Neufundland und St. John und dann die Küsten von den Gränzen Labradors bis Virginien, im Jahre 1497. Von dem wärmsten Enthusiasmus, von kühner Tapferkeit und richtigem Forscherblicke geleitet, suchte der edele Sir Walter Raleighs im Jahre 1584 ein neues Reich jenseits des Oceans zu gründen, das freilich späterhin nicht das erwartete Gedeihen fand, jedoch Europa mit vielen Producten jener seltenen Länder bereichert hatte und die Blicke Englands auf Nordamerika richtete, wohin nachher 1606 die ersten Aus- wanderer, 105 an der Zahl gingen. Neuengland ward kolo- nisirt von tüchtigen Presbyterianern; Virginien von Bischöflich- Gesinnten, die vor der Republik und vor den Puritanern flohen; Maryland gründeten Katholiken, welche die Jntoleranz der Protestanten vertrieben, und Carolina's erste Ansiedler waren Hugonotten, und im Jahre 1683 folgten dem großen William Penn die ersten deutschen Auswanderer in zwanzig Schiffen nach dem von ihm genannten Lande Pennsylvanien. Am 20. August des Jahres 1683 langten die ersten Deut- schen in Philadelphia an; sie Alle waren Separatisten vom Rhein und Neckar, geführt von Franz Daniel Pastorius, Doctor der Rechte, geboren 1650 zu Gommershausen, wo sein Vater Fürstlich Brandenburgischer Rath und Historiker war. Besonders aber trieb das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts jährlich viele Tausende von Pfälzern fort, die vor den Ver- wüstungen flohen, welche durch die Franzosen dort angerichtet wurden. Meistens waren es zu Grunde gerichtete Protestanten,

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 37. Rudolstadt, 14. Juni 1847, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer37_1847/1>, abgerufen am 29.03.2024.