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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 49. Berlin, 25. April 1741.

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[Beginn Spaltensatz] wills, welcher sich jetzo nebst verschiedenen auslän-
dischen Ministers, allhier befindet, wircklich ange-
kündiget worden.

Constantinopel, vom 6. Merz.

Der Bassa von Babylon hat durch seine Ge-
schicklichkeit und sorgfältige Bemühung die Haupt-
Forderungen, welche der Persianische Ambassadeur
im Namen des Schach Nadyrs an die Ottomannische
Pforte thun soll, endlich erforscht, und dem Groß-
Sultan bereits davon Nachricht ertheilet. Sie be-
stehen in folgenden 3. Puncten; 1 ) daß man zu
Mecca einen gebohrnen Persianer zum Emir vor
jetzt besagte Nation bestelle, gleichwie die Pforte
einen Türcken von Geburt zu ihrem Emir daselbst
habe, 2 ) daß man dem Persianischen Reiche alle
dazn gehörige Provintzen, in deren Besitz die Pforte
sich jetzo befinde, wieder zurück gebe, und 3 ) daß
man dem Schach=Nadyr noch verschiedene besondere
Districte abtrete, um ihn wegen der auf den letzte-
ren Krieg gewendeten schweren Kosten schadlos zu
halten. Weil nun die Pforte gemeldete 3. Puncte
weder eingehen will, noch kann; so werden in hiesi-
ger Residentz=Stadt, und in dem gantzen Ottoman-
nischen Reiche, die nöthigen Vorbereitungen zu ei-
nem Kriege mit größtem Eyfer veranstaltet. Seit
kurtzem sind die Umstände des Türckischen Hofes gar
sehr verändert worden. Es hatte sich nehmlich eine
starcke Parthey hervor gethan, welche mit Gewalt da-
rauf drunge, den Krieg wieder die Christlichen Mäch-
ten von neuem anzufangen. Der Reis Effendi,
oder Groß=Cantzler, als das Haupt dieser Parthey,
suchte sich den Vorschlägen, wodurch man den bey
Belgrad geschlossenen Frieden recht gründlich zu be-
festigen und vollkommen dauerhafft zu machen hofte,
aus allen Kräften entgegen zu setzen. Jnsonderheit
schien er ein abgesagter Feind von Rußland zu seyn.
Die Rußischen Ministers hatten sich durch Vermit-
telung des Französischen Ambassadeurs mit der
Pforte dahin verglichen, daß die Bassen, auch ||[unleserliches Material] an-
dere gefangene Türcken, in Freyheit solten gestellet,
und gegen die in der Türckey befindlichen Rußischen
Sclaven ausgewechselt werden. Der Reis=Effen-
di spahrte weder Fleiß, noch Kosten, um die getrof-
fene Convention zu unterbrechen; aber sein Vorsatz
gelung ihm nicht. Die Ministers von Rußland
blieben standhaft, und liessen sich durch nichts ab-
[Spaltenumbruch] schrecken. Der Graf von Uhlefeld wuste zu gleicher
Zeit dem Groß=Sultan die falschen Berichte und das
gefährliche Absehen des Reis Effendi so natürlich
und lebhaft abzuschildern, daß Se. Hoheit sich er-
klärten, Sie wollten in dem Friedens=Geschäfte kei-
ne Neuerung vornehmen, sondern ihr Versprechen
genau erfüllen. Die verdrießlichen Zeitungen aus
Persien trugen zu diesem Entschluß des Sultans sehr
viel mit bey; denn die Pforte besorgte, sie dürffte
schon wieder in einen Krieg verwickelt werden, ehe noch
einmahl die im Jahr 1739. ohnweit Belgrad errich-
teten beyden Friedens=Tractate ihre völlige Wirck-
lichkeit erlanget hätten. Der Groß=Vezier, welcher
jederzeit ein geschworner Feind des Reis Effendi
gewesen ist, bediente sich der vorgefallenen Umstände
mit ungemeiner Klugheit. Er wolte den Reis
Effendi gern vom Hofe weg schaffen, und seine Be-
mühung schlug ihm auch nicht fehl; weil dieser am
verwichenen 5ten Februarii in die Grube fiel, die er
sich selbst gegraben hatte, da nehmlich der Groß-
Sultan ihn seiner bisherigen Charge beraubte, und
ins Elend verwies. Rabib Effendi, ehemahliger
Mectuphi, oder Staats=Secretarius, der sich durch
seine Geschicklichkeit und gute Aufführung viele
Freunde und eine besondere Hochachtung erworben
hat, ist wieder Reis Effendi geworden. Der Dro-
gemann, oder Dolmetscher der Pforte ließ sich in
die Jntriguen des verunglückten Reis Effendi auch
mit einflechten, und er ward deswegen enthaup-
tet, sein Cörper aber blieb 3 Tage auf öffentlicher
Strasse liegen, bis man selbigen endlich hernach ins
Wasser warf. Man hatte zwar die sämtlichen Ef-
fecten des Reis Effendi [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]versiegelt; allein dessen
Schwieger=Sohn wuste dieser Unbequemlichkeit durch
Erlegung einer Strafe von 40. Beuteln Löwen-
Thaler abzuhelffen. Den 6ten des künftigen Mo-
naths wird der Graf von Uhlefeld wieder nach Wien
zurück reisen.

Londen, vom 11. April.

Man siehet allhier folgendes Verzeichniß von der
gantzen Groß=Brittannischen See=Macht: Jn En-
gelland sind jetzo wircklich 7. Krieges=Schiffe vom
ersten Rang, 13. vom zweyten, 22. vom dritten, 26.
vom vierten, 15. vom fünften, und 11. vom sech-
sten, hiezu gehören auch 2. Branders, 6. Bombar-
dier=Galioten, 1. Munitions=Schiff, 13. Chaloup-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] wills, welcher sich jetzo nebst verschiedenen auslän-
dischen Ministers, allhier befindet, wircklich ange-
kündiget worden.

Constantinopel, vom 6. Merz.

Der Bassa von Babylon hat durch seine Ge-
schicklichkeit und sorgfältige Bemühung die Haupt-
Forderungen, welche der Persianische Ambassadeur
im Namen des Schach Nadyrs an die Ottomannische
Pforte thun soll, endlich erforscht, und dem Groß-
Sultan bereits davon Nachricht ertheilet. Sie be-
stehen in folgenden 3. Puncten; 1 ) daß man zu
Mecca einen gebohrnen Persianer zum Emir vor
jetzt besagte Nation bestelle, gleichwie die Pforte
einen Türcken von Geburt zu ihrem Emir daselbst
habe, 2 ) daß man dem Persianischen Reiche alle
dazn gehörige Provintzen, in deren Besitz die Pforte
sich jetzo befinde, wieder zurück gebe, und 3 ) daß
man dem Schach=Nadyr noch verschiedene besondere
Districte abtrete, um ihn wegen der auf den letzte-
ren Krieg gewendeten schweren Kosten schadlos zu
halten. Weil nun die Pforte gemeldete 3. Puncte
weder eingehen will, noch kann; so werden in hiesi-
ger Residentz=Stadt, und in dem gantzen Ottoman-
nischen Reiche, die nöthigen Vorbereitungen zu ei-
nem Kriege mit größtem Eyfer veranstaltet. Seit
kurtzem sind die Umstände des Türckischen Hofes gar
sehr verändert worden. Es hatte sich nehmlich eine
starcke Parthey hervor gethan, welche mit Gewalt da-
rauf drunge, den Krieg wieder die Christlichen Mäch-
ten von neuem anzufangen. Der Reis Effendi,
oder Groß=Cantzler, als das Haupt dieser Parthey,
suchte sich den Vorschlägen, wodurch man den bey
Belgrad geschlossenen Frieden recht gründlich zu be-
festigen und vollkommen dauerhafft zu machen hofte,
aus allen Kräften entgegen zu setzen. Jnsonderheit
schien er ein abgesagter Feind von Rußland zu seyn.
Die Rußischen Ministers hatten sich durch Vermit-
telung des Französischen Ambassadeurs mit der
Pforte dahin verglichen, daß die Bassen, auch ||[unleserliches Material] an-
dere gefangene Türcken, in Freyheit solten gestellet,
und gegen die in der Türckey befindlichen Rußischen
Sclaven ausgewechselt werden. Der Reis=Effen-
di spahrte weder Fleiß, noch Kosten, um die getrof-
fene Convention zu unterbrechen; aber sein Vorsatz
gelung ihm nicht. Die Ministers von Rußland
blieben standhaft, und liessen sich durch nichts ab-
[Spaltenumbruch] schrecken. Der Graf von Uhlefeld wuste zu gleicher
Zeit dem Groß=Sultan die falschen Berichte und das
gefährliche Absehen des Reis Effendi so natürlich
und lebhaft abzuschildern, daß Se. Hoheit sich er-
klärten, Sie wollten in dem Friedens=Geschäfte kei-
ne Neuerung vornehmen, sondern ihr Versprechen
genau erfüllen. Die verdrießlichen Zeitungen aus
Persien trugen zu diesem Entschluß des Sultans sehr
viel mit bey; denn die Pforte besorgte, sie dürffte
schon wieder in einen Krieg verwickelt werden, ehe noch
einmahl die im Jahr 1739. ohnweit Belgrad errich-
teten beyden Friedens=Tractate ihre völlige Wirck-
lichkeit erlanget hätten. Der Groß=Vezier, welcher
jederzeit ein geschworner Feind des Reis Effendi
gewesen ist, bediente sich der vorgefallenen Umstände
mit ungemeiner Klugheit. Er wolte den Reis
Effendi gern vom Hofe weg schaffen, und seine Be-
mühung schlug ihm auch nicht fehl; weil dieser am
verwichenen 5ten Februarii in die Grube fiel, die er
sich selbst gegraben hatte, da nehmlich der Groß-
Sultan ihn seiner bisherigen Charge beraubte, und
ins Elend verwies. Rabib Effendi, ehemahliger
Mectuphi, oder Staats=Secretarius, der sich durch
seine Geschicklichkeit und gute Aufführung viele
Freunde und eine besondere Hochachtung erworben
hat, ist wieder Reis Effendi geworden. Der Dro-
gemann, oder Dolmetscher der Pforte ließ sich in
die Jntriguen des verunglückten Reis Effendi auch
mit einflechten, und er ward deswegen enthaup-
tet, sein Cörper aber blieb 3 Tage auf öffentlicher
Strasse liegen, bis man selbigen endlich hernach ins
Wasser warf. Man hatte zwar die sämtlichen Ef-
fecten des Reis Effendi [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]versiegelt; allein dessen
Schwieger=Sohn wuste dieser Unbequemlichkeit durch
Erlegung einer Strafe von 40. Beuteln Löwen-
Thaler abzuhelffen. Den 6ten des künftigen Mo-
naths wird der Graf von Uhlefeld wieder nach Wien
zurück reisen.

Londen, vom 11. April.

Man siehet allhier folgendes Verzeichniß von der
gantzen Groß=Brittannischen See=Macht: Jn En-
gelland sind jetzo wircklich 7. Krieges=Schiffe vom
ersten Rang, 13. vom zweyten, 22. vom dritten, 26.
vom vierten, 15. vom fünften, und 11. vom sech-
sten, hiezu gehören auch 2. Branders, 6. Bombar-
dier=Galioten, 1. Munitions=Schiff, 13. Chaloup-
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 49. Berlin, 25. April 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin049_1741/2>, abgerufen am 17.06.2024.