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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 59. Berlin, 12. November 1740.

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Paris, vom 28 October.

Der Herr Blondel, welcher bishero als unser Mi-
nister bey dem Chur=Fürsten von der Pfalz gestanden,
und der vor einigen Tagen von Manheim wieder zu-
rück gekommen, hat sich nach Fontainebleau begeben, dem
Könige von seiner Unterhandlung Bericht abzustatten.
Der König hat einer Compagnie, mit Ausschliessung
aller andern, auf 12 Jahre die Erlaubniß ertheilet, al-
lein Reiß zu säen. Man sagt, daß der König seine
Zurückkunft von Fontainebleau bis auf den 10 künfti-
gen Monaths, wegen wichtiger Ursachen, aufgeschoben
hat. Der englische Minister ist zwar nach Fontaine-
bleau gefahren, allein auch gleich nach gehaltener Un-
terredung, mit dem Herrn Amelot hieher zurück ge-
kehret. Es hat sich ein abermaliges Gerücht ausgebrei-
tet, daß man einen Stillestand der Waffen
zwischen Engelland und Spanien zu Stande brin-
gen würde. Jnzwischen soll gleichwohl der engli-
sche Minister alle Anstalten machen, ehestens von hier
nach Londen zurück zu kehren. Er hat vor einiger
Zeit die Antwort auf sein Memorial wegen Dünkir-
chen erhalten, welche fast einerley mit derjenigen ist,
die Herr [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]Bussy zu Londen, und der Marquis de Fe-
nelon im Haag gegeben. Wir erneuren die Festungs-
Werke von Dünkirchen nicht, heißt sie, wir setzen nur
den Hafen und die Stadt in den Stand, daß sie nicht
überfallen werden können, und dieses kan man als kei-
ne Verletzung des Utrechtischen Tractats ansehen. Die
Nachricht welche man vor einiger Zeit haben wollen,
daß die Spanier eine Menge englische Kauffahrer ge-
nommen, ist nicht bekräftiget worden, und man darf
an der Wahrheit einer andern eben so sehr zweifeln,
welche ausgebreitet, daß der spanische Admiral Torres
den Admiral Vernon geschlagen, und Jamaica erobert
hätte. Dieses soll indessen gewiß seyn, daß der Cardi-
nal Fleury, dem englischen Minister bekant gemacht, daß
der allerchristlichste König, nimmermehr zugeben würde,
daß die fürchterliche Macht der Engelländer, die Spa-
nier erdrückte, zumahl, da man von dem Entwurfe, den
sich die Krone Engelland gemacht einige Nachricht hätte.

Wien, vom 28 October

Die Königin von Hungarn, welche ihren Untertha-
nen ihre gnädigste Vorsorge zu erkennen giebt, hat al-
len geistlichen und weltlichen Herren befohlen, ihre
Kornböden zu eröffnen, und ihren Vorrath um einen
billigen Preiß zu verkaufen. Die Becker, welche das
Gewicht des Brodtes vermindert hatten, haben Ordre
[Spaltenumbruch] erhalten, es wieder um ein Pfund schwerer zu backen,
und zweene von ihnen, welche man überführet, daß sie
die Erhöhung des Kornes befördert, sind zu einer Geld-
strafe verdammet worden. Die Auflage, nach welcher
man sonsten für einen jeden Eimer Wein, der in die Stadt
gebracht wurde, 8 Groschen Accise bezahlen muste, ist
auf die Hälfte gesetzet worden, und die ausserordentli-
chen Abgaben für ein paar Ochsen, erstrecken sich gegen-
wärtig nur auf 10 Gulden, so daß man das Pfund
Fleisch, welches sonst 6 Creuzer galt, itzo um 5 haben
kann. So haben auch ihre Majestät den Landleuten
Gnade wiederfahren lassen, welche sich zu sammen ge-
rottet hatten, das Wildwerk in ihren Gegenden zu ver-
tilgen, indem sie ihnen erlaubt, eine gewisse Anzahl da-
von zu schiessen. Diese Entschliessungen sind in zwee-
nen Raths=Versammlungen genommen worden, wel-
che die Oesterreichische Regierung, auf dem Käyserli-
chen Schlosse gehalten hat. Der türkische Großboth-
schafter, scheint von dem unvermutheten Hintritte Sr.
Käyserlichen Majestät sehr gerühret zu seyn. Der Com-
missarius, welchen der Großsultan abgeschickt, das Be-
tragen seines Gesandten, und die Klage des Käyserli-
chen Hofes darüber zu untersuchen, ist nunmehro hier
angekommen, und es scheint, als wann Tschaniby Aly
seit der Zeit vieles von seinem Hochmuthe fallen las-
sen.

Neapolis, vom 24 October.

Verwichenen Donnerstag, hat unsere Königin, nebst
Jhrer Königl. Prinzessin Tochter, ihren Kirchgang ge-
halten, und ist durch den Königl Ober=Capelan Gallia-
ni, die gewöhnliche Einsegnung vollzogen worden. Die
Königliche Bagage ist schon nach Portici abgegangen,
wohin unser Hof mit ehesten folgen wird, die Herbst-
luft allda zu geniessen.

Maynz, vom 2 November.

Wie man sagt, so werden der Chur=Fürst von Bayern,
u. der Churfürst von der Pfalz das Vicariat der 1729 errich-
teten Convention zu folge, mit vereinten Kräften verwal-
ten, so daß es also zwischen diesen beyden Churfürstli-
chen Häusern ohne Streitigkeiten abgehen dürfte.

Haag, vom 4 November.

Die Unterredung des Lords Harington, mit den Ge-
neral=Staaten, soll folgende Puncte betroffen haben.
Daß die General Staaten, Sr. Großbrittannischen Ma-
jestät eine ansehnliche Hülfe nicht versagen möchten, wo-
fern es noch zwischen Engelland und Frankreich, zu ei-
nem ordentlichen Kriege kommen sollte. Wolten sie
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Paris, vom 28 October.

Der Herr Blondel, welcher bishero als unser Mi-
nister bey dem Chur=Fürsten von der Pfalz gestanden,
und der vor einigen Tagen von Manheim wieder zu-
rück gekommen, hat sich nach Fontainebleau begeben, dem
Könige von seiner Unterhandlung Bericht abzustatten.
Der König hat einer Compagnie, mit Ausschliessung
aller andern, auf 12 Jahre die Erlaubniß ertheilet, al-
lein Reiß zu säen. Man sagt, daß der König seine
Zurückkunft von Fontainebleau bis auf den 10 künfti-
gen Monaths, wegen wichtiger Ursachen, aufgeschoben
hat. Der englische Minister ist zwar nach Fontaine-
bleau gefahren, allein auch gleich nach gehaltener Un-
terredung, mit dem Herrn Amelot hieher zurück ge-
kehret. Es hat sich ein abermaliges Gerücht ausgebrei-
tet, daß man einen Stillestand der Waffen
zwischen Engelland und Spanien zu Stande brin-
gen würde. Jnzwischen soll gleichwohl der engli-
sche Minister alle Anstalten machen, ehestens von hier
nach Londen zurück zu kehren. Er hat vor einiger
Zeit die Antwort auf sein Memorial wegen Dünkir-
chen erhalten, welche fast einerley mit derjenigen ist,
die Herr [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]Bussy zu Londen, und der Marquis de Fe-
nelon im Haag gegeben. Wir erneuren die Festungs-
Werke von Dünkirchen nicht, heißt sie, wir setzen nur
den Hafen und die Stadt in den Stand, daß sie nicht
überfallen werden können, und dieses kan man als kei-
ne Verletzung des Utrechtischen Tractats ansehen. Die
Nachricht welche man vor einiger Zeit haben wollen,
daß die Spanier eine Menge englische Kauffahrer ge-
nommen, ist nicht bekräftiget worden, und man darf
an der Wahrheit einer andern eben so sehr zweifeln,
welche ausgebreitet, daß der spanische Admiral Torres
den Admiral Vernon geschlagen, und Jamaica erobert
hätte. Dieses soll indessen gewiß seyn, daß der Cardi-
nal Fleury, dem englischen Minister bekant gemacht, daß
der allerchristlichste König, nimmermehr zugeben würde,
daß die fürchterliche Macht der Engelländer, die Spa-
nier erdrückte, zumahl, da man von dem Entwurfe, den
sich die Krone Engelland gemacht einige Nachricht hätte.

Wien, vom 28 October

Die Königin von Hungarn, welche ihren Untertha-
nen ihre gnädigste Vorsorge zu erkennen giebt, hat al-
len geistlichen und weltlichen Herren befohlen, ihre
Kornböden zu eröffnen, und ihren Vorrath um einen
billigen Preiß zu verkaufen. Die Becker, welche das
Gewicht des Brodtes vermindert hatten, haben Ordre
[Spaltenumbruch] erhalten, es wieder um ein Pfund schwerer zu backen,
und zweene von ihnen, welche man überführet, daß sie
die Erhöhung des Kornes befördert, sind zu einer Geld-
strafe verdammet worden. Die Auflage, nach welcher
man sonsten für einen jeden Eimer Wein, der in die Stadt
gebracht wurde, 8 Groschen Accise bezahlen muste, ist
auf die Hälfte gesetzet worden, und die ausserordentli-
chen Abgaben für ein paar Ochsen, erstrecken sich gegen-
wärtig nur auf 10 Gulden, so daß man das Pfund
Fleisch, welches sonst 6 Creuzer galt, itzo um 5 haben
kann. So haben auch ihre Majestät den Landleuten
Gnade wiederfahren lassen, welche sich zu sammen ge-
rottet hatten, das Wildwerk in ihren Gegenden zu ver-
tilgen, indem sie ihnen erlaubt, eine gewisse Anzahl da-
von zu schiessen. Diese Entschliessungen sind in zwee-
nen Raths=Versammlungen genommen worden, wel-
che die Oesterreichische Regierung, auf dem Käyserli-
chen Schlosse gehalten hat. Der türkische Großboth-
schafter, scheint von dem unvermutheten Hintritte Sr.
Käyserlichen Majestät sehr gerühret zu seyn. Der Com-
missarius, welchen der Großsultan abgeschickt, das Be-
tragen seines Gesandten, und die Klage des Käyserli-
chen Hofes darüber zu untersuchen, ist nunmehro hier
angekommen, und es scheint, als wann Tschaniby Aly
seit der Zeit vieles von seinem Hochmuthe fallen las-
sen.

Neapolis, vom 24 October.

Verwichenen Donnerstag, hat unsere Königin, nebst
Jhrer Königl. Prinzessin Tochter, ihren Kirchgang ge-
halten, und ist durch den Königl Ober=Capelan Gallia-
ni, die gewöhnliche Einsegnung vollzogen worden. Die
Königliche Bagage ist schon nach Portici abgegangen,
wohin unser Hof mit ehesten folgen wird, die Herbst-
luft allda zu geniessen.

Maynz, vom 2 November.

Wie man sagt, so werden der Chur=Fürst von Bayern,
u. der Churfürst von der Pfalz das Vicariat der 1729 errich-
teten Convention zu folge, mit vereinten Kräften verwal-
ten, so daß es also zwischen diesen beyden Churfürstli-
chen Häusern ohne Streitigkeiten abgehen dürfte.

Haag, vom 4 November.

Die Unterredung des Lords Harington, mit den Ge-
neral=Staaten, soll folgende Puncte betroffen haben.
Daß die General Staaten, Sr. Großbrittannischen Ma-
jestät eine ansehnliche Hülfe nicht versagen möchten, wo-
fern es noch zwischen Engelland und Frankreich, zu ei-
nem ordentlichen Kriege kommen sollte. Wolten sie
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[0002] Paris, vom 28 October. Der Herr Blondel, welcher bishero als unser Mi- nister bey dem Chur=Fürsten von der Pfalz gestanden, und der vor einigen Tagen von Manheim wieder zu- rück gekommen, hat sich nach Fontainebleau begeben, dem Könige von seiner Unterhandlung Bericht abzustatten. Der König hat einer Compagnie, mit Ausschliessung aller andern, auf 12 Jahre die Erlaubniß ertheilet, al- lein Reiß zu säen. Man sagt, daß der König seine Zurückkunft von Fontainebleau bis auf den 10 künfti- gen Monaths, wegen wichtiger Ursachen, aufgeschoben hat. Der englische Minister ist zwar nach Fontaine- bleau gefahren, allein auch gleich nach gehaltener Un- terredung, mit dem Herrn Amelot hieher zurück ge- kehret. Es hat sich ein abermaliges Gerücht ausgebrei- tet, daß man einen Stillestand der Waffen zwischen Engelland und Spanien zu Stande brin- gen würde. Jnzwischen soll gleichwohl der engli- sche Minister alle Anstalten machen, ehestens von hier nach Londen zurück zu kehren. Er hat vor einiger Zeit die Antwort auf sein Memorial wegen Dünkir- chen erhalten, welche fast einerley mit derjenigen ist, die Herr _____Bussy zu Londen, und der Marquis de Fe- nelon im Haag gegeben. Wir erneuren die Festungs- Werke von Dünkirchen nicht, heißt sie, wir setzen nur den Hafen und die Stadt in den Stand, daß sie nicht überfallen werden können, und dieses kan man als kei- ne Verletzung des Utrechtischen Tractats ansehen. Die Nachricht welche man vor einiger Zeit haben wollen, daß die Spanier eine Menge englische Kauffahrer ge- nommen, ist nicht bekräftiget worden, und man darf an der Wahrheit einer andern eben so sehr zweifeln, welche ausgebreitet, daß der spanische Admiral Torres den Admiral Vernon geschlagen, und Jamaica erobert hätte. Dieses soll indessen gewiß seyn, daß der Cardi- nal Fleury, dem englischen Minister bekant gemacht, daß der allerchristlichste König, nimmermehr zugeben würde, daß die fürchterliche Macht der Engelländer, die Spa- nier erdrückte, zumahl, da man von dem Entwurfe, den sich die Krone Engelland gemacht einige Nachricht hätte. Wien, vom 28 October Die Königin von Hungarn, welche ihren Untertha- nen ihre gnädigste Vorsorge zu erkennen giebt, hat al- len geistlichen und weltlichen Herren befohlen, ihre Kornböden zu eröffnen, und ihren Vorrath um einen billigen Preiß zu verkaufen. Die Becker, welche das Gewicht des Brodtes vermindert hatten, haben Ordre erhalten, es wieder um ein Pfund schwerer zu backen, und zweene von ihnen, welche man überführet, daß sie die Erhöhung des Kornes befördert, sind zu einer Geld- strafe verdammet worden. Die Auflage, nach welcher man sonsten für einen jeden Eimer Wein, der in die Stadt gebracht wurde, 8 Groschen Accise bezahlen muste, ist auf die Hälfte gesetzet worden, und die ausserordentli- chen Abgaben für ein paar Ochsen, erstrecken sich gegen- wärtig nur auf 10 Gulden, so daß man das Pfund Fleisch, welches sonst 6 Creuzer galt, itzo um 5 haben kann. So haben auch ihre Majestät den Landleuten Gnade wiederfahren lassen, welche sich zu sammen ge- rottet hatten, das Wildwerk in ihren Gegenden zu ver- tilgen, indem sie ihnen erlaubt, eine gewisse Anzahl da- von zu schiessen. Diese Entschliessungen sind in zwee- nen Raths=Versammlungen genommen worden, wel- che die Oesterreichische Regierung, auf dem Käyserli- chen Schlosse gehalten hat. Der türkische Großboth- schafter, scheint von dem unvermutheten Hintritte Sr. Käyserlichen Majestät sehr gerühret zu seyn. Der Com- missarius, welchen der Großsultan abgeschickt, das Be- tragen seines Gesandten, und die Klage des Käyserli- chen Hofes darüber zu untersuchen, ist nunmehro hier angekommen, und es scheint, als wann Tschaniby Aly seit der Zeit vieles von seinem Hochmuthe fallen las- sen. Neapolis, vom 24 October. Verwichenen Donnerstag, hat unsere Königin, nebst Jhrer Königl. Prinzessin Tochter, ihren Kirchgang ge- halten, und ist durch den Königl Ober=Capelan Gallia- ni, die gewöhnliche Einsegnung vollzogen worden. Die Königliche Bagage ist schon nach Portici abgegangen, wohin unser Hof mit ehesten folgen wird, die Herbst- luft allda zu geniessen. Maynz, vom 2 November. Wie man sagt, so werden der Chur=Fürst von Bayern, u. der Churfürst von der Pfalz das Vicariat der 1729 errich- teten Convention zu folge, mit vereinten Kräften verwal- ten, so daß es also zwischen diesen beyden Churfürstli- chen Häusern ohne Streitigkeiten abgehen dürfte. Haag, vom 4 November. Die Unterredung des Lords Harington, mit den Ge- neral=Staaten, soll folgende Puncte betroffen haben. Daß die General Staaten, Sr. Großbrittannischen Ma- jestät eine ansehnliche Hülfe nicht versagen möchten, wo- fern es noch zwischen Engelland und Frankreich, zu ei- nem ordentlichen Kriege kommen sollte. Wolten sie

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 59. Berlin, 12. November 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin059_1740/2>, abgerufen am 10.11.2024.