Es pfleget sich aber nicht selten zu bege- ben, daß manche Freywerber für ihre Herren Principalen, in ihrem Anbringen und Gesuch, mit einer langen Nasen abziehen müssen, und könte mancher eine ganze Kammer mit denen Körben erfül- len, welche er vom erbarn Frauenzimmer erhalten, die manchmal zum voraus wis- sen, was für eine schöne Lebens-Art diese Gern-Hochzeiter geführet, und wie viel heimliche Zeugen ihrer verbottenen Liebe sie unter denen Findlingen in den Way- sen-Häusern herum lauffen haben. Sind sie aber Wittwer, sind die Repulse in grösserer Quantität zu besorgen: Denn da scheuet man gemeiniglich die vielen Kinder, deren Hauffen sich um ein merck- liches vergrössern könte, wenn man nur 5. biß 6. Jahr hausete. Man scheuet die verhaltene viele Schulden, welche nicht eher ausbrechen, als biß einige Tage nach der Hochzeit, da denn die Liebe den Betrug entschuldigen und die bemittelte Schwieger in einen sauren Apfel beissen muß. Oder man erfähret noch bey Zeiten, wie schlecht und fast
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Es pfleget ſich aber nicht ſelten zu bege- ben, daß manche Freywerber fuͤr ihre Herren Principalen, in ihrem Anbringen und Geſuch, mit einer langen Naſen abziehen muͤſſen, und koͤnte mancher eine ganze Kammer mit denen Koͤrben erfuͤl- len, welche er vom erbarn Frauenzimmer erhalten, die manchmal zum voraus wiſ- ſen, was fuͤr eine ſchoͤne Lebens-Art dieſe Gern-Hochzeiter gefuͤhret, und wie viel heimliche Zeugen ihrer verbottenen Liebe ſie unter denen Findlingen in den Way- ſen-Haͤuſern herum lauffen haben. Sind ſie aber Wittwer, ſind die Repulſe in groͤſſerer Quantitaͤt zu beſorgen: Denn da ſcheuet man gemeiniglich die vielen Kinder, deren Hauffen ſich um ein merck- liches vergroͤſſern koͤnte, wenn man nur 5. biß 6. Jahr hauſete. Man ſcheuet die verhaltene viele Schulden, welche nicht eher ausbrechen, als biß einige Tage nach der Hochzeit, da denn die Liebe den Betrug entſchuldigen und die bemittelte Schwieger in einen ſauren Apfel beiſſen muß. Oder man erfaͤhret noch bey Zeiten, wie ſchlecht und faſt
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[79/0085]
Es pfleget ſich aber nicht ſelten zu bege-
ben, daß manche Freywerber fuͤr ihre
Herren Principalen, in ihrem Anbringen
und Geſuch, mit einer langen Naſen
abziehen muͤſſen, und koͤnte mancher eine
ganze Kammer mit denen Koͤrben erfuͤl-
len, welche er vom erbarn Frauenzimmer
erhalten, die manchmal zum voraus wiſ-
ſen, was fuͤr eine ſchoͤne Lebens-Art dieſe
Gern-Hochzeiter gefuͤhret, und wie viel
heimliche Zeugen ihrer verbottenen Liebe
ſie unter denen Findlingen in den Way-
ſen-Haͤuſern herum lauffen haben. Sind
ſie aber Wittwer, ſind die Repulſe in
groͤſſerer Quantitaͤt zu beſorgen: Denn
da ſcheuet man gemeiniglich die vielen
Kinder, deren Hauffen ſich um ein merck-
liches vergroͤſſern koͤnte, wenn man nur
5. biß 6. Jahr hauſete. Man ſcheuet
die verhaltene viele Schulden, welche
nicht eher ausbrechen, als biß einige
Tage nach der Hochzeit, da denn die
Liebe den Betrug entſchuldigen und die
bemittelte Schwieger in einen ſauren
Apfel beiſſen muß. Oder man erfaͤhret
noch bey Zeiten, wie ſchlecht und faſt
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/85>, abgerufen am 14.06.2024.
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