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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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man disputirt hat / Ob eine Meß für viel gehalten / als viel verdiene / als so man für ein jeglichen eine sonderliche hielte. Daher ist die grosse vnzeliche menge der Messe komen / daß man mit diesem Werck hat wöllen bey Gott alles erlangen / das man bedurfft hat / vnd ist daneben deß Glaubens an Christum / vnd rechten Gottesdienst vergessen worden.

Darumb ist dauon vnterricht geschehen / wie ohn zweiffel die noth gefoddert / daß man wüst / wie das Sacrament recht zugebrauchen were. Vnd erstlich / daß kein Opffer für Erbsünd vnd andere Sünde sey / denn der einige Tod Christi / zeiget die Schrifft an viel örten an / Denn also stehet geschrieben zun Ebreern am 9. Daß sich Christus einmal geopffert hat / vnd dadurch für alle Sünde gnug gethan.

Zum andern so lehret S. Paulus / daß wir für Gott gerecht geschetzt werden / durch Glauben / vnd nicht durch werck. Dawider ist öffentlich dieser mißbrauch der Messe / so man vermeint / durch dieses Werck gerecht zuwerden / wie man denn weis / daß man die Meß dazu gebraucht / dadurch vergebung der Sünden / vnd alle Güter bey Gott zu erlangen / nicht allein der Priester für sich / sondern auch für die gantze Welt / vnd für andere Lebendige vnd Todte / vnd solchs durchs Werck / ex opere operato, ohn Glauben.

Zum dritten / So ist das heilige Sacrament eingesetzt / nicht damit für die Sünde ein Opffer anzurichten / (denn das Opffer ist zuuor geschehen) Sondern daß vnser Glaube dadurch erweckt / vnd die Gewissen getröstet werden / welche durchs Sacrament vernehmen / daß jhnen Gnad vnd Vergebung der Sünden von Christo zugesaget ist. Derhalben foddert diß Sacrament Glauben / vnd wird ohn Glauben vergeblich gebraucht.

Dieweil nu die Meß nicht ein Opffer ist / für andere Lebendige oder Todte / jhre Sünde wegzunehmen / Sondern sol eine Communio seyn / da der Priester vnd andere das Sacrament empfahen für sich / so wird diese weise bey vns gehalten / daß man an Feyertagen / auch sonst / so Communicanten da sind / Meß helt / vnd etliche / so das begehren / communiciert. Also bleibet bey vns die Meß in jhrem rechten Brauch / wie vor zeiten in der Kirchen gehalten / wie man beweisen mag aus Sanct Paulo / 1. Corinth. 11. Dazu aus vieler Väter Schrifften. Denn Chrysostomus spricht: Wie der Priester täglich stehe / vnd foddere etliche zur Communion / etlichen verbiete er hinzu zu treten. Auch zeigen die alten Canones an / daß einer das Ampt gehalten hat / vnd die andern Priester vnd Diacon communicieret.

man disputirt hat / Ob eine Meß für viel gehalten / als viel verdiene / als so man für ein jeglichen eine sonderliche hielte. Daher ist die grosse vnzeliche menge der Messe komen / daß man mit diesem Werck hat wöllen bey Gott alles erlangen / das man bedurfft hat / vnd ist daneben deß Glaubens an Christum / vnd rechten Gottesdienst vergessen worden.

Darumb ist dauon vnterricht geschehen / wie ohn zweiffel die noth gefoddert / daß man wüst / wie das Sacrament recht zugebrauchen were. Vnd erstlich / daß kein Opffer für Erbsünd vnd andere Sünde sey / denn der einige Tod Christi / zeiget die Schrifft an viel örten an / Denn also stehet geschrieben zun Ebreern am 9. Daß sich Christus einmal geopffert hat / vnd dadurch für alle Sünde gnug gethan.

Zum andern so lehret S. Paulus / daß wir für Gott gerecht geschetzt werden / durch Glauben / vnd nicht durch werck. Dawider ist öffentlich dieser mißbrauch der Messe / so man vermeint / durch dieses Werck gerecht zuwerden / wie man denn weis / daß man die Meß dazu gebraucht / dadurch vergebung der Sünden / vnd alle Güter bey Gott zu erlangen / nicht allein der Priester für sich / sondern auch für die gantze Welt / vnd für andere Lebendige vnd Todte / vnd solchs durchs Werck / ex opere operato, ohn Glauben.

Zum dritten / So ist das heilige Sacrament eingesetzt / nicht damit für die Sünde ein Opffer anzurichten / (denn das Opffer ist zuuor geschehen) Sondern daß vnser Glaube dadurch erweckt / vnd die Gewissen getröstet werden / welche durchs Sacrament vernehmen / daß jhnen Gnad vnd Vergebung der Sünden von Christo zugesaget ist. Derhalben foddert diß Sacrament Glauben / vnd wird ohn Glauben vergeblich gebraucht.

Dieweil nu die Meß nicht ein Opffer ist / für andere Lebendige oder Todte / jhre Sünde wegzunehmen / Sondern sol eine Communio seyn / da der Priester vnd andere das Sacrament empfahen für sich / so wird diese weise bey vns gehalten / daß man an Feyertagen / auch sonst / so Communicanten da sind / Meß helt / vnd etliche / so das begehren / communiciert. Also bleibet bey vns die Meß in jhrem rechten Brauch / wie vor zeiten in der Kirchen gehalten / wie man beweisen mag aus Sanct Paulo / 1. Corinth. 11. Dazu aus vieler Väter Schrifften. Denn Chrysostomus spricht: Wie der Priester täglich stehe / vnd foddere etliche zur Communion / etlichen verbiete er hinzu zu treten. Auch zeigen die alten Canones an / daß einer das Ampt gehalten hat / vnd die andern Priester vnd Diacon communicieret.

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[0338] man disputirt hat / Ob eine Meß für viel gehalten / als viel verdiene / als so man für ein jeglichen eine sonderliche hielte. Daher ist die grosse vnzeliche menge der Messe komen / daß man mit diesem Werck hat wöllen bey Gott alles erlangen / das man bedurfft hat / vnd ist daneben deß Glaubens an Christum / vnd rechten Gottesdienst vergessen worden. Darumb ist dauon vnterricht geschehen / wie ohn zweiffel die noth gefoddert / daß man wüst / wie das Sacrament recht zugebrauchen were. Vnd erstlich / daß kein Opffer für Erbsünd vnd andere Sünde sey / denn der einige Tod Christi / zeiget die Schrifft an viel örten an / Denn also stehet geschrieben zun Ebreern am 9. Daß sich Christus einmal geopffert hat / vnd dadurch für alle Sünde gnug gethan. Zum andern so lehret S. Paulus / daß wir für Gott gerecht geschetzt werden / durch Glauben / vnd nicht durch werck. Dawider ist öffentlich dieser mißbrauch der Messe / so man vermeint / durch dieses Werck gerecht zuwerden / wie man denn weis / daß man die Meß dazu gebraucht / dadurch vergebung der Sünden / vnd alle Güter bey Gott zu erlangen / nicht allein der Priester für sich / sondern auch für die gantze Welt / vnd für andere Lebendige vnd Todte / vnd solchs durchs Werck / ex opere operato, ohn Glauben. Zum dritten / So ist das heilige Sacrament eingesetzt / nicht damit für die Sünde ein Opffer anzurichten / (denn das Opffer ist zuuor geschehen) Sondern daß vnser Glaube dadurch erweckt / vnd die Gewissen getröstet werden / welche durchs Sacrament vernehmen / daß jhnen Gnad vnd Vergebung der Sünden von Christo zugesaget ist. Derhalben foddert diß Sacrament Glauben / vnd wird ohn Glauben vergeblich gebraucht. Dieweil nu die Meß nicht ein Opffer ist / für andere Lebendige oder Todte / jhre Sünde wegzunehmen / Sondern sol eine Communio seyn / da der Priester vnd andere das Sacrament empfahen für sich / so wird diese weise bey vns gehalten / daß man an Feyertagen / auch sonst / so Communicanten da sind / Meß helt / vnd etliche / so das begehren / communiciert. Also bleibet bey vns die Meß in jhrem rechten Brauch / wie vor zeiten in der Kirchen gehalten / wie man beweisen mag aus Sanct Paulo / 1. Corinth. 11. Dazu aus vieler Väter Schrifften. Denn Chrysostomus spricht: Wie der Priester täglich stehe / vnd foddere etliche zur Communion / etlichen verbiete er hinzu zu treten. Auch zeigen die alten Canones an / daß einer das Ampt gehalten hat / vnd die andern Priester vnd Diacon communicieret.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/338>, abgerufen am 29.04.2024.