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Märkische Blätter. Nr. 36. Hattingen, 3. Mai 1851.

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[Beginn Spaltensatz] die Decembristen einen Handstreich vorhaben, zu denen ihnen
der 4. Mai, oder auch der 5. Mai, dreißigter Jahrestag des
Todes Napoleon's, eine Gelegenheit darbieten könnte. Zu die-
sem Tage sollen alle Trümmer der Armeen des Kaiserreichs
und andere eifrige Anhänger der Napolpoleonischen Familie
nach Paris beschieden und in den Tuilerieen ein großes Fest-
mahl angeordnet sein, wozu indessen nicht nur bedeutende
[unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]Quanitäten Champagnerflaschen, sondern auch Waffenvorräthe
heimlich dorthin gebracht worden wären. Mit diesem Gerüchte
bringt man ein auffallende Aeußerung eines bekannten, hoch-
gestellten Bonapartisten in Verbindung, der gesagt haben soll:
"Vor dem 1. Juli muß die Präsidentschafts=Verlängerungen
fertig sein. Wenn nicht, so reichen 10 Mann in Front auf
dem Port de la Concorde hin, um der National=Versammlung
den Weg zu versperren oder sie aus einander zu jagen." Dem
"Messager de l'Assemblee" zufolge wird jetzt auch der General
Perrot, Oberbefehlshaber der Nationalgarde des Seine=Depar-
tements, regelmäßige Musterungen über die einzelnen Legionen
halten, wobei Kundgebungen zu Gunsten der Verfassungs=Revi-
sion hervorgerufen werden sollen, und der Präsident der Repu-
blik dann zuletzt persönlich eine Gesammt=Musterung halten,
womit die Widerspenstigkeit der National=Versammlung vollends
gebeugt werden würde. Daß bei dergleichen Nachrichten Han-
del und Gewerbe nicht sonderlich gedeihen, und daß es daher
Zeit ist, entweder in die Nepublik recht hinein oder aus dersel-
ben hinauszukommen leuchtet Jedermann ein, und das Verlan-
gen nicht nach dieser oder jener Lösung, sondern nach irgend
einer Lösung wird daher tagtäglich allgemeiner.

England.

London, 28. April. Der Prinz von Preußen wird
morgen Nachmittags in Buckingham Palace erwartet.

-- Gestern Mittags ist auf dem holländischen Dampfer
"Cyclus" der Prinz Heinrich der Niederlande eingetroffen.

-- Die am Sonnabend in Sudhampton eingelaufene und
mit 3000 Ausstellungs=Gegenständen beladene türkische Fregatte
"Teizi Baari" hat uns mehrere vornehme Gäste gebracht,
nämlich den Vice=Admiral Mustapha Pascha, Herrn Konstan-
tin Mussurus, den neuen Gesandten der Pforte und den Lega-
tions=Secretär Zia Effendi.

Amerika.

Der am 28. April in Liverpool eingelaufene Dampfer
"Baltic" hat Nachrichten aus New=York bis zum 16. April
gebracht.

-- Die Nachrichten aus der Havannah reichen bis zum
8. v. Mts. Man konnte sich dort noch immer nicht der Be-
fürchtungen hinsichtlich einer neuen Jnvasion entschlagen. Jn
New=York hielt man diese Befürchtungen nicht für ganz grundlos.



Der Gutsherr und das Bäuerlein.

Ein Bäuerlein war bei seinen Gutsherrn dermaßen in
Schulden gerathen, daß er seines Leides und Kummers kein
Ende wußte. Am wehesten aber that ihm noch der Jammer
seines Weibes und seiner kleinen Kinder, welche täglich um
Brod schrien, ohne daß der arme Vater allemal im Stande
war, ihnen welches zu verschaffen. Endlich war sein Glück
so weit gekommen, daß der Gutsherr auf Ausplünderung sämmt-
licher Habe drang, falls er nicht in etlichen Wochen zufrieden
gestellt wäre. Tausend Mittel und Wege wurden von dem
armen Schlucker versucht und eingeschlagen, -- Alles umsonst.
Da wagte das arme Schelmlein den letzten Schritt. Er ging
zu seinem Gläubiger und sprach:

Gnädiger Herr! ich habe allem klar gesehen, daß Jhr mir
die Bezahlung der Schuld keineswegs erlassen wollt. Jch
weiß aber, daß Jhr ein Freund lustiger Einfälle und Schwänke
seid, und so möchte ich euch gerne etwas vorschlagen. Jch
erzähle Euch eine Geschichte. So lange Jhr mit derselben
einverstanden seid, bleibe ich Euer Schuldner und werde Euch,
falls Jhr keine Lüge daran findet, zu gehöriger Zeit baar und
pünktlich ausbezahlen. Findet Jhr aber etwas daran erlogen,
so ist mir die Schuld erlassen."

[Spaltenumbruch]

Der Gutsherr, der es für ein Leichtes hielt, zu Allem Ja
zu sagen, war mit diesem Vorschlage um so mehr einverstan-
den, als er die gewisse Meinung hatte, auf diesem Wege desto
sicherer zu seinem Geld zu gelangen. Und so erzählte das
Bäuerlein folgende Geschichte.

Wie ich, gnädiger Herr! mit meinem seligen Vater noch
das Hauswesen versah, da haben wir einstmals ein Kalb ge-
schlachtet und welches! es war noch nicht acht Tage, so muß-
ten wir es schon immer im Freien haben; denn im Hause
war kein so großer Stall, um es unterbringen zu können.

Alles möglich, meinte der Gutsherr.

Nach ein paar Wochen übersah es unsern größten Mast-
ochsen, und als ein Jahr um war, hatten wir nicht genug
Futter mehr dafür, und trieben es deshalb auf dem Markt
zum Verkaufe

Gut, summte der Andere.

Wie wir nun so auf der Straße treiben, kommt ein acht-
spänniger Fuhrwagen daher, der uns nicht ausweichen will.
Lange und lange stritt der Fuhrmann mit uns, doch mußten
wir nachgeben und unser Stück von der Straße auf den wei-
chen Grasboden hinuntertreiben. Aber, o Jammer! beim er-
sten Schritte schon trat es bis über die Hüsten hinein, beim
zweiten bis an den Bauch, und beim dritten sahen wir nur
die Hörner und ein Stück Schweif.

Versteht sich wegen seiner Schwere, brummte der Gutsherr.

Ein Jährlein d'rauf haben wir Hanf gesäet. Als wir
mit dem zweiten Pisang fertig waren, war der erste schon
aufgegangen. Als wir in die Mitte des Feldes kamen, hatte
der erste schon Thurmhöhe, und beim letzten konnten wir den
ersten vor Höhe nicht mehr erreichen.

War halt ein guter Boden meinte der Gntsherr.

Holla! dachte ich mir, da hast du ja die schönste Gelegen-
heit, in den Himmel hinaufzusteigen, um zu sehen, wie's da
oben zugeht. Gesagt, gethan! Jch steige immer höher, endlich
seh ich ein paar Engel, noch einige, und -- Petrus thut mir
die Himmelsthüre auf. Ach Gott! wie könnte ich alles erzäh-
len, was ich da sah und fühlte. Alle Pracht und Herrlichkeit
der Welt ist nur kühler Thau dagegen. Ein Engel führte
mich von Zimmer zu Zimmer, zeigte mir Alles und Je-
des und unterdessen auch [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]elnen ungeheuren Saal, der von Gold
und Silber nur strotzte, und in dem lauter Edelleute waren,
die sich hier mit Kegeln die Zeit vertrieben. Der Kegel war
von einem glänzenden Edelstein, so glänzend, daß mir schon
vom bloßen Hinblinzeln die Augen übergingen, die Bahn ge-
diegenes Gold und die Kegel gar mit tausend und abertausend
Rubinen, Diamanten Smaragden und wie die Dinger alle
heißen mögen, verziert und besetzt. Viele Herren darunter habe
ich genau gekannt, und könnte sie nennen, aber es kostet mir
allzuviel Zeit.

Mun, fragte hastig der Edelmann, meinen seligen Vater
wirst Du doch gleich erkannt haben?

O ja, erwiderte das schalkhafte Bäuerlein, der setzte für die
andern die Kegel auf.

Verfl..... Spitzbub, fuhr der Gutsherr heraus, unver-
schämter Lügenbeutel! wie, mein Vater sollte schlechter sein, als
die andern?

Schmunzelnd ergriff das Bäuerlein Hut und Stock und
schlich sich zur Thür hinaus, denn -- der Gutsherr war
bezahlt.



Vermischte Nachrichten.

-- Als am 25. April Nachmittags der Bahnzug, welcher
um 3 Uhr 20 Minuten Hannover verlassen hatte, eben auf
dem Bahnhofe zu Lehrte ankam, bemerkte ein Bahnwärter, daß
ein fast am Ende des Zuges sich befindender braunschweigischer
neuer sechsrädriger Personenwagen 3. Klasse aus den Schienen
gekommen, und rief dem Locomotivführer das nöthige "Halt!"
zu; alsbald war auch, ohne daß Jemanden Unglück betroffen,
gebremset; der Wagen war indeß wieder ins Geleise gekommen
und anscheinend nnversehrt, und die Passagiere des Wagens
hatten nur wenige Stöße und die Angst davon gehabt.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] die Decembristen einen Handstreich vorhaben, zu denen ihnen
der 4. Mai, oder auch der 5. Mai, dreißigter Jahrestag des
Todes Napoleon's, eine Gelegenheit darbieten könnte. Zu die-
sem Tage sollen alle Trümmer der Armeen des Kaiserreichs
und andere eifrige Anhänger der Napolpoleonischen Familie
nach Paris beschieden und in den Tuilerieen ein großes Fest-
mahl angeordnet sein, wozu indessen nicht nur bedeutende
[unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]Quanitäten Champagnerflaschen, sondern auch Waffenvorräthe
heimlich dorthin gebracht worden wären. Mit diesem Gerüchte
bringt man ein auffallende Aeußerung eines bekannten, hoch-
gestellten Bonapartisten in Verbindung, der gesagt haben soll:
„Vor dem 1. Juli muß die Präsidentschafts=Verlängerungen
fertig sein. Wenn nicht, so reichen 10 Mann in Front auf
dem Port de la Concorde hin, um der National=Versammlung
den Weg zu versperren oder sie aus einander zu jagen.“ Dem
„Messager de l'Assemblee“ zufolge wird jetzt auch der General
Perrot, Oberbefehlshaber der Nationalgarde des Seine=Depar-
tements, regelmäßige Musterungen über die einzelnen Legionen
halten, wobei Kundgebungen zu Gunsten der Verfassungs=Revi-
sion hervorgerufen werden sollen, und der Präsident der Repu-
blik dann zuletzt persönlich eine Gesammt=Musterung halten,
womit die Widerspenstigkeit der National=Versammlung vollends
gebeugt werden würde. Daß bei dergleichen Nachrichten Han-
del und Gewerbe nicht sonderlich gedeihen, und daß es daher
Zeit ist, entweder in die Nepublik recht hinein oder aus dersel-
ben hinauszukommen leuchtet Jedermann ein, und das Verlan-
gen nicht nach dieser oder jener Lösung, sondern nach irgend
einer Lösung wird daher tagtäglich allgemeiner.

England.

London, 28. April. Der Prinz von Preußen wird
morgen Nachmittags in Buckingham Palace erwartet.

— Gestern Mittags ist auf dem holländischen Dampfer
„Cyclus“ der Prinz Heinrich der Niederlande eingetroffen.

— Die am Sonnabend in Sudhampton eingelaufene und
mit 3000 Ausstellungs=Gegenständen beladene türkische Fregatte
„Teizi Baari“ hat uns mehrere vornehme Gäste gebracht,
nämlich den Vice=Admiral Mustapha Pascha, Herrn Konstan-
tin Mussurus, den neuen Gesandten der Pforte und den Lega-
tions=Secretär Zia Effendi.

Amerika.

Der am 28. April in Liverpool eingelaufene Dampfer
„Baltic“ hat Nachrichten aus New=York bis zum 16. April
gebracht.

— Die Nachrichten aus der Havannah reichen bis zum
8. v. Mts. Man konnte sich dort noch immer nicht der Be-
fürchtungen hinsichtlich einer neuen Jnvasion entschlagen. Jn
New=York hielt man diese Befürchtungen nicht für ganz grundlos.



Der Gutsherr und das Bäuerlein.

Ein Bäuerlein war bei seinen Gutsherrn dermaßen in
Schulden gerathen, daß er seines Leides und Kummers kein
Ende wußte. Am wehesten aber that ihm noch der Jammer
seines Weibes und seiner kleinen Kinder, welche täglich um
Brod schrien, ohne daß der arme Vater allemal im Stande
war, ihnen welches zu verschaffen. Endlich war sein Glück
so weit gekommen, daß der Gutsherr auf Ausplünderung sämmt-
licher Habe drang, falls er nicht in etlichen Wochen zufrieden
gestellt wäre. Tausend Mittel und Wege wurden von dem
armen Schlucker versucht und eingeschlagen, — Alles umsonst.
Da wagte das arme Schelmlein den letzten Schritt. Er ging
zu seinem Gläubiger und sprach:

Gnädiger Herr! ich habe allem klar gesehen, daß Jhr mir
die Bezahlung der Schuld keineswegs erlassen wollt. Jch
weiß aber, daß Jhr ein Freund lustiger Einfälle und Schwänke
seid, und so möchte ich euch gerne etwas vorschlagen. Jch
erzähle Euch eine Geschichte. So lange Jhr mit derselben
einverstanden seid, bleibe ich Euer Schuldner und werde Euch,
falls Jhr keine Lüge daran findet, zu gehöriger Zeit baar und
pünktlich ausbezahlen. Findet Jhr aber etwas daran erlogen,
so ist mir die Schuld erlassen.“

[Spaltenumbruch]

Der Gutsherr, der es für ein Leichtes hielt, zu Allem Ja
zu sagen, war mit diesem Vorschlage um so mehr einverstan-
den, als er die gewisse Meinung hatte, auf diesem Wege desto
sicherer zu seinem Geld zu gelangen. Und so erzählte das
Bäuerlein folgende Geschichte.

Wie ich, gnädiger Herr! mit meinem seligen Vater noch
das Hauswesen versah, da haben wir einstmals ein Kalb ge-
schlachtet und welches! es war noch nicht acht Tage, so muß-
ten wir es schon immer im Freien haben; denn im Hause
war kein so großer Stall, um es unterbringen zu können.

Alles möglich, meinte der Gutsherr.

Nach ein paar Wochen übersah es unsern größten Mast-
ochsen, und als ein Jahr um war, hatten wir nicht genug
Futter mehr dafür, und trieben es deshalb auf dem Markt
zum Verkaufe

Gut, summte der Andere.

Wie wir nun so auf der Straße treiben, kommt ein acht-
spänniger Fuhrwagen daher, der uns nicht ausweichen will.
Lange und lange stritt der Fuhrmann mit uns, doch mußten
wir nachgeben und unser Stück von der Straße auf den wei-
chen Grasboden hinuntertreiben. Aber, o Jammer! beim er-
sten Schritte schon trat es bis über die Hüsten hinein, beim
zweiten bis an den Bauch, und beim dritten sahen wir nur
die Hörner und ein Stück Schweif.

Versteht sich wegen seiner Schwere, brummte der Gutsherr.

Ein Jährlein d'rauf haben wir Hanf gesäet. Als wir
mit dem zweiten Pisang fertig waren, war der erste schon
aufgegangen. Als wir in die Mitte des Feldes kamen, hatte
der erste schon Thurmhöhe, und beim letzten konnten wir den
ersten vor Höhe nicht mehr erreichen.

War halt ein guter Boden meinte der Gntsherr.

Holla! dachte ich mir, da hast du ja die schönste Gelegen-
heit, in den Himmel hinaufzusteigen, um zu sehen, wie's da
oben zugeht. Gesagt, gethan! Jch steige immer höher, endlich
seh ich ein paar Engel, noch einige, und — Petrus thut mir
die Himmelsthüre auf. Ach Gott! wie könnte ich alles erzäh-
len, was ich da sah und fühlte. Alle Pracht und Herrlichkeit
der Welt ist nur kühler Thau dagegen. Ein Engel führte
mich von Zimmer zu Zimmer, zeigte mir Alles und Je-
des und unterdessen auch [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]elnen ungeheuren Saal, der von Gold
und Silber nur strotzte, und in dem lauter Edelleute waren,
die sich hier mit Kegeln die Zeit vertrieben. Der Kegel war
von einem glänzenden Edelstein, so glänzend, daß mir schon
vom bloßen Hinblinzeln die Augen übergingen, die Bahn ge-
diegenes Gold und die Kegel gar mit tausend und abertausend
Rubinen, Diamanten Smaragden und wie die Dinger alle
heißen mögen, verziert und besetzt. Viele Herren darunter habe
ich genau gekannt, und könnte sie nennen, aber es kostet mir
allzuviel Zeit.

Mun, fragte hastig der Edelmann, meinen seligen Vater
wirst Du doch gleich erkannt haben?

O ja, erwiderte das schalkhafte Bäuerlein, der setzte für die
andern die Kegel auf.

Verfl..... Spitzbub, fuhr der Gutsherr heraus, unver-
schämter Lügenbeutel! wie, mein Vater sollte schlechter sein, als
die andern?

Schmunzelnd ergriff das Bäuerlein Hut und Stock und
schlich sich zur Thür hinaus, denn — der Gutsherr war
bezahlt.



Vermischte Nachrichten.

— Als am 25. April Nachmittags der Bahnzug, welcher
um 3 Uhr 20 Minuten Hannover verlassen hatte, eben auf
dem Bahnhofe zu Lehrte ankam, bemerkte ein Bahnwärter, daß
ein fast am Ende des Zuges sich befindender braunschweigischer
neuer sechsrädriger Personenwagen 3. Klasse aus den Schienen
gekommen, und rief dem Locomotivführer das nöthige „Halt!“
zu; alsbald war auch, ohne daß Jemanden Unglück betroffen,
gebremset; der Wagen war indeß wieder ins Geleise gekommen
und anscheinend nnversehrt, und die Passagiere des Wagens
hatten nur wenige Stöße und die Angst davon gehabt.

[Ende Spaltensatz]
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[0002] die Decembristen einen Handstreich vorhaben, zu denen ihnen der 4. Mai, oder auch der 5. Mai, dreißigter Jahrestag des Todes Napoleon's, eine Gelegenheit darbieten könnte. Zu die- sem Tage sollen alle Trümmer der Armeen des Kaiserreichs und andere eifrige Anhänger der Napolpoleonischen Familie nach Paris beschieden und in den Tuilerieen ein großes Fest- mahl angeordnet sein, wozu indessen nicht nur bedeutende __________Quanitäten Champagnerflaschen, sondern auch Waffenvorräthe heimlich dorthin gebracht worden wären. Mit diesem Gerüchte bringt man ein auffallende Aeußerung eines bekannten, hoch- gestellten Bonapartisten in Verbindung, der gesagt haben soll: „Vor dem 1. Juli muß die Präsidentschafts=Verlängerungen fertig sein. Wenn nicht, so reichen 10 Mann in Front auf dem Port de la Concorde hin, um der National=Versammlung den Weg zu versperren oder sie aus einander zu jagen.“ Dem „Messager de l'Assemblee“ zufolge wird jetzt auch der General Perrot, Oberbefehlshaber der Nationalgarde des Seine=Depar- tements, regelmäßige Musterungen über die einzelnen Legionen halten, wobei Kundgebungen zu Gunsten der Verfassungs=Revi- sion hervorgerufen werden sollen, und der Präsident der Repu- blik dann zuletzt persönlich eine Gesammt=Musterung halten, womit die Widerspenstigkeit der National=Versammlung vollends gebeugt werden würde. Daß bei dergleichen Nachrichten Han- del und Gewerbe nicht sonderlich gedeihen, und daß es daher Zeit ist, entweder in die Nepublik recht hinein oder aus dersel- ben hinauszukommen leuchtet Jedermann ein, und das Verlan- gen nicht nach dieser oder jener Lösung, sondern nach irgend einer Lösung wird daher tagtäglich allgemeiner. England. London, 28. April. Der Prinz von Preußen wird morgen Nachmittags in Buckingham Palace erwartet. — Gestern Mittags ist auf dem holländischen Dampfer „Cyclus“ der Prinz Heinrich der Niederlande eingetroffen. — Die am Sonnabend in Sudhampton eingelaufene und mit 3000 Ausstellungs=Gegenständen beladene türkische Fregatte „Teizi Baari“ hat uns mehrere vornehme Gäste gebracht, nämlich den Vice=Admiral Mustapha Pascha, Herrn Konstan- tin Mussurus, den neuen Gesandten der Pforte und den Lega- tions=Secretär Zia Effendi. Amerika. Der am 28. April in Liverpool eingelaufene Dampfer „Baltic“ hat Nachrichten aus New=York bis zum 16. April gebracht. — Die Nachrichten aus der Havannah reichen bis zum 8. v. Mts. Man konnte sich dort noch immer nicht der Be- fürchtungen hinsichtlich einer neuen Jnvasion entschlagen. Jn New=York hielt man diese Befürchtungen nicht für ganz grundlos. Der Gutsherr und das Bäuerlein. Ein Bäuerlein war bei seinen Gutsherrn dermaßen in Schulden gerathen, daß er seines Leides und Kummers kein Ende wußte. Am wehesten aber that ihm noch der Jammer seines Weibes und seiner kleinen Kinder, welche täglich um Brod schrien, ohne daß der arme Vater allemal im Stande war, ihnen welches zu verschaffen. Endlich war sein Glück so weit gekommen, daß der Gutsherr auf Ausplünderung sämmt- licher Habe drang, falls er nicht in etlichen Wochen zufrieden gestellt wäre. Tausend Mittel und Wege wurden von dem armen Schlucker versucht und eingeschlagen, — Alles umsonst. Da wagte das arme Schelmlein den letzten Schritt. Er ging zu seinem Gläubiger und sprach: Gnädiger Herr! ich habe allem klar gesehen, daß Jhr mir die Bezahlung der Schuld keineswegs erlassen wollt. Jch weiß aber, daß Jhr ein Freund lustiger Einfälle und Schwänke seid, und so möchte ich euch gerne etwas vorschlagen. Jch erzähle Euch eine Geschichte. So lange Jhr mit derselben einverstanden seid, bleibe ich Euer Schuldner und werde Euch, falls Jhr keine Lüge daran findet, zu gehöriger Zeit baar und pünktlich ausbezahlen. Findet Jhr aber etwas daran erlogen, so ist mir die Schuld erlassen.“ Der Gutsherr, der es für ein Leichtes hielt, zu Allem Ja zu sagen, war mit diesem Vorschlage um so mehr einverstan- den, als er die gewisse Meinung hatte, auf diesem Wege desto sicherer zu seinem Geld zu gelangen. Und so erzählte das Bäuerlein folgende Geschichte. Wie ich, gnädiger Herr! mit meinem seligen Vater noch das Hauswesen versah, da haben wir einstmals ein Kalb ge- schlachtet und welches! es war noch nicht acht Tage, so muß- ten wir es schon immer im Freien haben; denn im Hause war kein so großer Stall, um es unterbringen zu können. Alles möglich, meinte der Gutsherr. Nach ein paar Wochen übersah es unsern größten Mast- ochsen, und als ein Jahr um war, hatten wir nicht genug Futter mehr dafür, und trieben es deshalb auf dem Markt zum Verkaufe Gut, summte der Andere. Wie wir nun so auf der Straße treiben, kommt ein acht- spänniger Fuhrwagen daher, der uns nicht ausweichen will. Lange und lange stritt der Fuhrmann mit uns, doch mußten wir nachgeben und unser Stück von der Straße auf den wei- chen Grasboden hinuntertreiben. Aber, o Jammer! beim er- sten Schritte schon trat es bis über die Hüsten hinein, beim zweiten bis an den Bauch, und beim dritten sahen wir nur die Hörner und ein Stück Schweif. Versteht sich wegen seiner Schwere, brummte der Gutsherr. Ein Jährlein d'rauf haben wir Hanf gesäet. Als wir mit dem zweiten Pisang fertig waren, war der erste schon aufgegangen. Als wir in die Mitte des Feldes kamen, hatte der erste schon Thurmhöhe, und beim letzten konnten wir den ersten vor Höhe nicht mehr erreichen. War halt ein guter Boden meinte der Gntsherr. Holla! dachte ich mir, da hast du ja die schönste Gelegen- heit, in den Himmel hinaufzusteigen, um zu sehen, wie's da oben zugeht. Gesagt, gethan! Jch steige immer höher, endlich seh ich ein paar Engel, noch einige, und — Petrus thut mir die Himmelsthüre auf. Ach Gott! wie könnte ich alles erzäh- len, was ich da sah und fühlte. Alle Pracht und Herrlichkeit der Welt ist nur kühler Thau dagegen. Ein Engel führte mich von Zimmer zu Zimmer, zeigte mir Alles und Je- des und unterdessen auch _____elnen ungeheuren Saal, der von Gold und Silber nur strotzte, und in dem lauter Edelleute waren, die sich hier mit Kegeln die Zeit vertrieben. Der Kegel war von einem glänzenden Edelstein, so glänzend, daß mir schon vom bloßen Hinblinzeln die Augen übergingen, die Bahn ge- diegenes Gold und die Kegel gar mit tausend und abertausend Rubinen, Diamanten Smaragden und wie die Dinger alle heißen mögen, verziert und besetzt. Viele Herren darunter habe ich genau gekannt, und könnte sie nennen, aber es kostet mir allzuviel Zeit. Mun, fragte hastig der Edelmann, meinen seligen Vater wirst Du doch gleich erkannt haben? O ja, erwiderte das schalkhafte Bäuerlein, der setzte für die andern die Kegel auf. Verfl..... Spitzbub, fuhr der Gutsherr heraus, unver- schämter Lügenbeutel! wie, mein Vater sollte schlechter sein, als die andern? Schmunzelnd ergriff das Bäuerlein Hut und Stock und schlich sich zur Thür hinaus, denn — der Gutsherr war bezahlt. Vermischte Nachrichten. — Als am 25. April Nachmittags der Bahnzug, welcher um 3 Uhr 20 Minuten Hannover verlassen hatte, eben auf dem Bahnhofe zu Lehrte ankam, bemerkte ein Bahnwärter, daß ein fast am Ende des Zuges sich befindender braunschweigischer neuer sechsrädriger Personenwagen 3. Klasse aus den Schienen gekommen, und rief dem Locomotivführer das nöthige „Halt!“ zu; alsbald war auch, ohne daß Jemanden Unglück betroffen, gebremset; der Wagen war indeß wieder ins Geleise gekommen und anscheinend nnversehrt, und die Passagiere des Wagens hatten nur wenige Stöße und die Angst davon gehabt.

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Nr. 36. Hattingen, 3. Mai 1851, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische036_1851/2>, abgerufen am 23.05.2024.