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[N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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man den Typus entdeckt hat, um eine Sprache, man
weiß eigentlich nicht warum für die ältere zu halten;
es kann dieß aber nur Vertrauen bei denen finden,
die auf mühsamen Wege zu einer solchen Erkenntniß
gekommen sind.

Schon frühzeitig war man aufmerksam geworden
auf Stämme weißer und gelber Farbe, in Aegypten
bis man endlich auch schwarze Menschen kennen lernte;
es wurden diese Stämme vermehrt durch Vermischungen
der Weißen mit den Schwarzen, woraus Mestigen her-
vor gingen: die Lybophönizen. - Den Alten bat sich eine
Ansicht über das Ganze dar, sie sahen nur immer ein-
zelne Völker. Wenn sie aber auch nur Autochtonen
und Eingewanderte unterschieden, so beschäftigten
sie sich doch auch mit den Eindrücken die das Klima
auf das Menschengeschlecht macht; man unterschied
auch was man Beständigkeit eines Typus nennen
könnte, durans originiscis bemerkt Tacitus in Agricola
indem er die klimatische Erscheinungen davon un-
terscheidet. - Einem Studus wie es jetzt betrieben
wird, stand bei den Alten auch hauptsächlich die Ver-
achtung der Barbaren entgegen; dieß zeigt sich
besonders bei der Unkenntniß der fremden Sprachen,
deren Kenntniß sie auf die Unterschiede hätte führen

können

man den Typus entdeckt hat, um eine Sprache, man
weiß eigentlich nicht warum für die ältere zu halten;
es kann dieß aber nur Vertrauen bei denen finden,
die auf mühſamen Wege zu einer ſolchen Erkenntniß
gekommen ſind.

Schon frühzeitig war man aufmerksam geworden
auf Stämme weißer und gelber Farbe, in Aegypten
bis man endlich auch ſchwarze Menſchen kennen lernte;
es wurden dieſe Stämme vermehrt durch Vermiſchungen
der Weißen mit den Schwarzen, woraus Meſtigen her-
vor gingen: die Lybophönizen. – Den Alten bat ſich eine
Ansicht über das Ganze dar, ſie ſahen nur immer ein-
zelne Völker. Wenn ſie aber auch nur Autochtonen
und Eingewanderte unterſchieden, ſo beſchäftigten
ſie ſich doch auch mit den Eindrücken die das Klima
auf das Menſchengeſchlecht macht; man unterſchied
auch was man Beſtändigkeit eines Typus nennen
könnte, durans originiscis bemerkt Tacitus in Agricola
indem er die klimatiſche Erſcheinungen davon un-
terſcheidet. – Einem Studus wie es jetzt betrieben
wird, ſtand bei den Alten auch hauptſächlich die Ver-
achtung der Barbaren entgegen; dieß zeigt ſich
besonders bei der Unkenntniß der fremden Sprachen,
deren Kenntniß ſie auf die Unterſchiede hätte führen

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[627/0633] man den Typus entdeckt hat, um eine Sprache, man weiß eigentlich nicht warum für die ältere zu halten; es kann dieß aber nur Vertrauen bei denen finden, die auf mühſamen Wege zu einer ſolchen Erkenntniß gekommen ſind. Schon frühzeitig war man aufmerksam geworden auf Stämme weißer und gelber Farbe, in Aegypten bis man endlich auch ſchwarze Menſchen kennen lernte; es wurden dieſe Stämme vermehrt durch Vermiſchungen der Weißen mit den Schwarzen, woraus Meſtigen her- vor gingen: die Lybophönizen. – Den Alten bat ſich eine Ansicht über das Ganze dar, ſie ſahen nur immer ein- zelne Völker. Wenn ſie aber auch nur Autochtonen und Eingewanderte unterſchieden, ſo beſchäftigten ſie ſich doch auch mit den Eindrücken die das Klima auf das Menſchengeſchlecht macht; man unterſchied auch was man Beſtändigkeit eines Typus nennen könnte, durans originiscis bemerkt Tacitus in Agricola indem er die klimatiſche Erſcheinungen davon un- terſcheidet. – Einem Studus wie es jetzt betrieben wird, ſtand bei den Alten auch hauptſächlich die Ver- achtung der Barbaren entgegen; dieß zeigt ſich besonders bei der Unkenntniß der fremden Sprachen, deren Kenntniß ſie auf die Unterſchiede hätte führen können

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Zitationshilfe: [N. N.]: Physikalische Geographie von Heinr. Alex. Freiherr v. Humboldt. [V]orgetragen im Wintersemester 1827/8. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_n0171w1_1828/633>, abgerufen am 29.04.2024.