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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 139. Köln, 10. November 1848. Zweite Beilage.

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Klein: Bloß empfohlen?

Sonore: Oder soll es fest beschlossen werden?

Fröhlich: Es muß beschlossen werden.

Es wurde darauf beschlossen wie folgt: Aus der hiesigen städtischen Speise-Anstalt sollen Arbeiter zum Escher Busche zum Roden geschickt werden, und der Armenverwaltung solle davon Kenntniß gegeben werden.

Sonore stellt dann die Frage: ob das Minoriten Lokal dazu hergegeben werden solle, um darin Traß klopfen zu lassen; oder soll dieß in dem hölzernen Lagerhause dahier geschehen?

Dann müssen wir dazu Traßsteine kommen lassen.

Genehmigen Sie, daß Traßsteine dazu beschafft werden?

Wollen Sie, dazu 600 Thlr. bewilligen?

Dr. Nückel: Ist diese Arbeit nützlich? Ist Sie nicht mit Opfern für die Stadt verbunden? Wir müssen für Arbeit sorgen, welche der Stadt nützlich ist.

Schieffer: Ich halte dies zwar für ein Mittel, viele Arbeiter zu beschäftigen. Es kann dies aber in die Privatindustrie eingreifen. Ich bin überzeugt, daß dann darüber Klagen einlaufen werden.

Sonore antwortet: Es wird dieser Traß nicht zum Wiederverkauf geklopft; er wird blos für städtische Bauten verwandt, indem wir sonst ihn gemahlen beziehen müssen.

Es wurde die begehrte Summe dazu bewilligt.

Sonore: Meine Herren! Aus dem verlesenen Berichte haben Sie die Bemerkung des Regierungsraths Herrn Zwirner wegen der Straßenreinigung vernommen, wobei Arbeiter untergebracht werden könnten. Es muß daher hier die Frage zur Entscheidung kommen, ob man nicht Leute als Zukehrer verwenden wolle.

Die Verwaltung wünscht, daß eine Kommission ernannt werde, welche diesen Punkt mit dem Straßenreinigungs-Unternehmen bespreche, um über die desfallsigen Kosten instruirt zu sein. Es wurde dies der Verwaltung überlassen.

Sonore: Meine Herren. Sie werden nun darüber in Berathung gehen müssen, ob der Arbeitslohn herabgesetzt werden solle? Die Kommission ist dagegen, sie will, daß der Lohn auf 11 Sgr. stehen bleiben solle.

Stadtbaumeister: Bei den Meistern ist gegenwärtig zur Winterszeit, wo die Arbeitszeit so kurz ist, der Tagelohn 10 Sgr., während die Stadt noch 11 Sgr. zahlt, deshalb können jene schwerer Arbeiter finden und haben sich schon darüber beklagt. Eine Heruntersetzung von 11 Sgr. auf 10 Sgr. werden die Arbeiter als eine natürliche Folge der Arbeitszeit ansehen.

Klein: Meine Herren. Ich kann diese Ansicht nicht theilen, daß die Leute von den Meistern wegen des Lohnes weggehen, denn es wird ihnen stets gesagt, daß schon 1500 Mann eingeschrieben sind. Es gereicht auch eine Heruntersetzung des Lohnes der Stadt zu keinem Vortheile, indem die Arbeiter sich dann an die Armenverwaltung wenden, und von derselben mehr an Unterstützung erhalten, als den 1 Sgr. den wir mehr geben.

Dr. Nückel: Ich wünsche, daß der Grundsatz durch förmlichen Beschluß festgestellt werde: daß die Stadt weniger Lohn gebe als die Meister, damit es nicht aussieht, als lockten wir die Leute an.

Heuser: Bei weniger Lohn können die Leute doch gehörig leben, wenn sie sich einrichten; denn die Soldaten bekommen auch sehr wenig, und doch sehen sie sehr wohl aus.

Dr. Nückel: Ich würde festsetzen, daß der Tagelohn immer weniger sein soll bei der Stadt als der gewöhnliche Tagelohn-Satz.

Klein: In 14 Tagen sind keine Arbeiter mehr durch Herrn Schneider angestellt worden, wie soll es demnach den Leuten einfallen, sich um Arbeit zu melden und von ihren Meistern fortzugehen, um bei der Stadt höhern Tagelohn zu erhalten, wenn wir keine Leute mehr annehmen können.

Stadtbaumeister: Die Unternehmer am Rheine haben sich beklagt, daß die Stadt 11 Sgr. gebe.

Schieffer: Ich muß dem Herrn Dr. Nückel beistimmen. Wir müssen sorgen, daß wir die Zahl der städtischen Arbeiter eher vermindern als vermehren. Wir müssen auf Mittel sinnen, wie dies geschehen kann, und dadurch erreichen wir es. Es ist ja auf die Dauer nicht möglich, alle Leute zu beschäftigen.

Sonore. Wir sind immer unter dem gewöhnlichen Lohnsatze geblieben.

Klein: Ich bin der Ueberzeugung, daß im Winter die Bedürfnisse der Leute größer sind als im Sommer.

Heuser: Wir müssen dies als eine Unterstützung, nicht als ein Recht auf Arbeit ansehen.

Sonore: Ich wünsche, daß der Stadtrath festsetzt, wie hoch der Lohn sein solle.

Frage: Soll der Tagelohn stets niedriger bei der Stadt stehen, als bei den Meistern?

Compes: Ich frage, ob von Herrn Dr. Nückel ein Prinzip aufgestellt werde?

Heuser: Ja, aber nur für die Unterstützungs-Arbeiter.

Compes: Alle Arbeiter der Stadt sind jetzt Unterstützungs-Arbeiter.

Boecker: Meine Herren, wenn Sie eine Norm, ein Prinzip festsetzen wollen, so muß dasselbe auch überall und durchgehends Geltung haben. Ein solches Gesetz darf nicht jeden Augenblick Ausnahmen, Abänderungen erleiden. Nun hat Ihnen aber Herr Sonore eben gezeigt, daß jeden Augenblick ein solcher Grundsatz zerfällt, daß Sie namentlich im Sommer keine Arbeiter finden würden. Deshalb glaube ich, müssen Sie von der Feststellung eines solchen Grundsatzes ganz absehen. Es steht Ihnen deshalb nur zu, zu bestimmen, wie hoch jedesmal der Tagelohn, und wie hoch er jetzt sein solle.

Heuser: Was Herr Dr. Nuckel gesagt hat, bezieht sich auf Unterstützungsbedürftige.

Compes: Ich muß erklären, daß ich wünsche, daß man von der Prinzipienfrage abgehe. Man muß kein Gesetz aufstellen, wo es nicht nothwendig ist. Ich wünsche, daß wenigstens vorher die Frage an die Kommission verwiesen würde.

Stupp. Was soll der Zweck eines solchen Beschlusses sein? Heute haben wir die Frage zu beantworten, welchen Lohn wir geben wollen. Man gehe indeß auf das Prinzip ein. Was thuts, wenn wir auch in der nächsten Zeit wieder davon abgehen müssen. Niemand wird dies wissen, denn Niemand wird ins Protokoll-Buch sehen.

Böcker: Ich muß beantragen, daß der Antrag des Herrn Dr. Nückel vorläufig zurückgewiesen werde, und heute nicht zur Berathung und zum Beschlusse komme, weil er gemäß der Geschäftsordnung den Mitgliedern des Gemeinderaths nicht vorher 3 Tage lang ratgetheilt worden war. Es ist dieß auch ein selbstständiger Antrag auf Festsetzung eines Prinzips, welcher als solcher mit den vorligenden praktischen Fragen nicht im Zusammenhange steht.

Compes: Ich möchte wohl für den Antrag stimmen; aber es gibt einen Kampf. Es kann dieß doch nicht der Oeffentlichkeit entzogen werden! Aber ich muß gestehen, heute bin ich auf diese Sache nicht vorbereitet, habe nicht darüber nachgedacht, und bin nicht im Stande, darüber abzuurtheilen.

Nückel: Wenn es richtig ist, daß die Geschäftsordnung das vorschreibt, was Hr. Böcker anführt, dann willige ich, in Gemäßheit der Geschäftsordnung vorläufig in eine Aussetzung; bestehe aber auf meinem Antrage und verlange ausdrücklich, daß mein Antrag, wie ich ihn gestellt habe, förmlich zu Protokoll genommen werde.

Es wird dann die Frage gestellt: Soll der Tagelohn von jetzt ab bis zum 15 März nächsten Jahres auf 9 oder 10 Sgr. gesetzt werden?

Klein: Lassen wir ihn auf Widerruf festsetzen; wie können wir heute wissen, ob es nicht nothwendig ist, schon früher als am 15. März den Tagelohn zu erhöhen oder zu erniedrigen?

Es wird dann beschlosten, daß der Tagelohn auf 10 Sgr. festgestellt werden solle.

Sonore: Es wird jetzt an der Zeit sein, die Frage zu beantworten, ob die jetzt beschäftigten Arbeiter mit den nichtbeschäften alterniren sollen?

Der Stadtbaumeister sagt: Wo im Tagelohn gearbeitet wird, hat dieß wenig Schwierigkeit; wo indeß im Akkord gearbeitet wird, hat es mehr Schwierigkeit.

Heuser: Ich will ein Amendement stellen, daß so viel wie möglich, mehr Arbeiter angestellt werden, und daß deshalb, um dies möglich zu machen, an gewissen Tagen der Woche gar nicht gearbeitet werde.

Sonore: Ich wünsche, daß dieses Amendement vorläufig erst an die Kommission verwiesen werde.

Klein: Jedenfalls fällt in der Folge ein Tag in der Woche aus, es bleiben demnach in der Folge nur fünf Arbeitstage, da an jedem Mittwoch abgerechnet wird. Bedenken Sie, der Mann, der seinen Tagelohn erhält, verzehrt denselben dann in den übrigen Tagen, ohne ihn seiner Familie zu bringen. Was die Unverheiratheten anbetrifft, so ist das doch Schein, daß diese allein für sich zu sorgen hätten; diese haben Brüder und Schwestern, wofür sie gleichsam wie für ihre Familie zu sorgen haben. Mit dem Alterniren helfen Sie keinem, da ein halber Tagelohn per Woche zur Subsistenz einer Familie nicht hinreicht. Im Gegentheile, Sie werden dann immer mit den jedesmal Unbeschäftigten zu kämpfen haben.

Sonore: Ich wünsche namentlich über das Alterniren abgestimmt.

Beschluß: Die Majorität stimmt gegen das Alterniren. Dafür stimmten die Herren: Michels, Franck, Riffart und Guilleaume.

Der Oberbürgermeister trägt vor: "es sei dringend, daß der Gemeinderath wegen der Eingabe des Herrn Beigeordneten Sonore eine nahe Sitzung anberaume." Und es wurde dazu die Sitzung vom nächsten Montage Abends 6 Uhr festgesetzt.

Was die Angelegenheit des Hrn. Sonore betrifft, so ging dessen Eingabe dahin, daß er sagt, bei seinem Eintritte als Beigeordneter sei ihm blos das Baufach übertragen worden; er habe sich dem auch mit aller Liebe gewidmet. Heute aber sei Arbeit genug vorhanden für den, welcher die städtischen Arbeiten und Arbeiter leite. Er wolle gerne zu Gunsten dessen, der die Leitung der Arbeiter übernehme, auf seine Gratifikation verzichten und gerne unentgeldlich als Beigeordneter seine Funktionen vollführen.

Dann verliest der Herr Oberbürgermeister ein Schreiben des bisherigen Gemeindeverordneten Herrn Leiden, worin derselbe unter großem Bedauern anzeigt, daß überhäufte Berufsgeschäfte es nicht ferner zuließen, an den Lasten und Mühen des Gemeinderaths Theil zu nehmen, und daß er somit nach reiflicher Ueberlegung seinen Austritt anzeigen müsse. Er habe seit 23 Jahren als Gemeindeverordneter mitgewirkt, aber seine Geschäfte erlaubten es nicht ferner, noch weiterhin dem Gemeinderathe anzugehören.

Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

Klein: Bloß empfohlen?

Sonoré: Oder soll es fest beschlossen werden?

Fröhlich: Es muß beschlossen werden.

Es wurde darauf beschlossen wie folgt: Aus der hiesigen städtischen Speise-Anstalt sollen Arbeiter zum Escher Busche zum Roden geschickt werden, und der Armenverwaltung solle davon Kenntniß gegeben werden.

Sonoré stellt dann die Frage: ob das Minoriten Lokal dazu hergegeben werden solle, um darin Traß klopfen zu lassen; oder soll dieß in dem hölzernen Lagerhause dahier geschehen?

Dann müssen wir dazu Traßsteine kommen lassen.

Genehmigen Sie, daß Traßsteine dazu beschafft werden?

Wollen Sie, dazu 600 Thlr. bewilligen?

Dr. Nückel: Ist diese Arbeit nützlich? Ist Sie nicht mit Opfern für die Stadt verbunden? Wir müssen für Arbeit sorgen, welche der Stadt nützlich ist.

Schieffer: Ich halte dies zwar für ein Mittel, viele Arbeiter zu beschäftigen. Es kann dies aber in die Privatindustrie eingreifen. Ich bin überzeugt, daß dann darüber Klagen einlaufen werden.

Sonoré antwortet: Es wird dieser Traß nicht zum Wiederverkauf geklopft; er wird blos für städtische Bauten verwandt, indem wir sonst ihn gemahlen beziehen müssen.

Es wurde die begehrte Summe dazu bewilligt.

Sonoré: Meine Herren! Aus dem verlesenen Berichte haben Sie die Bemerkung des Regierungsraths Herrn Zwirner wegen der Straßenreinigung vernommen, wobei Arbeiter untergebracht werden könnten. Es muß daher hier die Frage zur Entscheidung kommen, ob man nicht Leute als Zukehrer verwenden wolle.

Die Verwaltung wünscht, daß eine Kommission ernannt werde, welche diesen Punkt mit dem Straßenreinigungs-Unternehmen bespreche, um über die desfallsigen Kosten instruirt zu sein. Es wurde dies der Verwaltung überlassen.

Sonoré: Meine Herren. Sie werden nun darüber in Berathung gehen müssen, ob der Arbeitslohn herabgesetzt werden solle? Die Kommission ist dagegen, sie will, daß der Lohn auf 11 Sgr. stehen bleiben solle.

Stadtbaumeister: Bei den Meistern ist gegenwärtig zur Winterszeit, wo die Arbeitszeit so kurz ist, der Tagelohn 10 Sgr., während die Stadt noch 11 Sgr. zahlt, deshalb können jene schwerer Arbeiter finden und haben sich schon darüber beklagt. Eine Heruntersetzung von 11 Sgr. auf 10 Sgr. werden die Arbeiter als eine natürliche Folge der Arbeitszeit ansehen.

Klein: Meine Herren. Ich kann diese Ansicht nicht theilen, daß die Leute von den Meistern wegen des Lohnes weggehen, denn es wird ihnen stets gesagt, daß schon 1500 Mann eingeschrieben sind. Es gereicht auch eine Heruntersetzung des Lohnes der Stadt zu keinem Vortheile, indem die Arbeiter sich dann an die Armenverwaltung wenden, und von derselben mehr an Unterstützung erhalten, als den 1 Sgr. den wir mehr geben.

Dr. Nückel: Ich wünsche, daß der Grundsatz durch förmlichen Beschluß festgestellt werde: daß die Stadt weniger Lohn gebe als die Meister, damit es nicht aussieht, als lockten wir die Leute an.

Heuser: Bei weniger Lohn können die Leute doch gehörig leben, wenn sie sich einrichten; denn die Soldaten bekommen auch sehr wenig, und doch sehen sie sehr wohl aus.

Dr. Nückel: Ich würde festsetzen, daß der Tagelohn immer weniger sein soll bei der Stadt als der gewöhnliche Tagelohn-Satz.

Klein: In 14 Tagen sind keine Arbeiter mehr durch Herrn Schneider angestellt worden, wie soll es demnach den Leuten einfallen, sich um Arbeit zu melden und von ihren Meistern fortzugehen, um bei der Stadt höhern Tagelohn zu erhalten, wenn wir keine Leute mehr annehmen können.

Stadtbaumeister: Die Unternehmer am Rheine haben sich beklagt, daß die Stadt 11 Sgr. gebe.

Schieffer: Ich muß dem Herrn Dr. Nückel beistimmen. Wir müssen sorgen, daß wir die Zahl der städtischen Arbeiter eher vermindern als vermehren. Wir müssen auf Mittel sinnen, wie dies geschehen kann, und dadurch erreichen wir es. Es ist ja auf die Dauer nicht möglich, alle Leute zu beschäftigen.

Sonoré. Wir sind immer unter dem gewöhnlichen Lohnsatze geblieben.

Klein: Ich bin der Ueberzeugung, daß im Winter die Bedürfnisse der Leute größer sind als im Sommer.

Heuser: Wir müssen dies als eine Unterstützung, nicht als ein Recht auf Arbeit ansehen.

Sonoré: Ich wünsche, daß der Stadtrath festsetzt, wie hoch der Lohn sein solle.

Frage: Soll der Tagelohn stets niedriger bei der Stadt stehen, als bei den Meistern?

Compes: Ich frage, ob von Herrn Dr. Nückel ein Prinzip aufgestellt werde?

Heuser: Ja, aber nur für die Unterstützungs-Arbeiter.

Compes: Alle Arbeiter der Stadt sind jetzt Unterstützungs-Arbeiter.

Boecker: Meine Herren, wenn Sie eine Norm, ein Prinzip festsetzen wollen, so muß dasselbe auch überall und durchgehends Geltung haben. Ein solches Gesetz darf nicht jeden Augenblick Ausnahmen, Abänderungen erleiden. Nun hat Ihnen aber Herr Sonoré eben gezeigt, daß jeden Augenblick ein solcher Grundsatz zerfällt, daß Sie namentlich im Sommer keine Arbeiter finden würden. Deshalb glaube ich, müssen Sie von der Feststellung eines solchen Grundsatzes ganz absehen. Es steht Ihnen deshalb nur zu, zu bestimmen, wie hoch jedesmal der Tagelohn, und wie hoch er jetzt sein solle.

Heuser: Was Herr Dr. Nuckel gesagt hat, bezieht sich auf Unterstützungsbedürftige.

Compes: Ich muß erklären, daß ich wünsche, daß man von der Prinzipienfrage abgehe. Man muß kein Gesetz aufstellen, wo es nicht nothwendig ist. Ich wünsche, daß wenigstens vorher die Frage an die Kommission verwiesen würde.

Stupp. Was soll der Zweck eines solchen Beschlusses sein? Heute haben wir die Frage zu beantworten, welchen Lohn wir geben wollen. Man gehe indeß auf das Prinzip ein. Was thuts, wenn wir auch in der nächsten Zeit wieder davon abgehen müssen. Niemand wird dies wissen, denn Niemand wird ins Protokoll-Buch sehen.

Böcker: Ich muß beantragen, daß der Antrag des Herrn Dr. Nückel vorläufig zurückgewiesen werde, und heute nicht zur Berathung und zum Beschlusse komme, weil er gemäß der Geschäftsordnung den Mitgliedern des Gemeinderaths nicht vorher 3 Tage lang ratgetheilt worden war. Es ist dieß auch ein selbstständiger Antrag auf Festsetzung eines Prinzips, welcher als solcher mit den vorligenden praktischen Fragen nicht im Zusammenhange steht.

Compes: Ich möchte wohl für den Antrag stimmen; aber es gibt einen Kampf. Es kann dieß doch nicht der Oeffentlichkeit entzogen werden! Aber ich muß gestehen, heute bin ich auf diese Sache nicht vorbereitet, habe nicht darüber nachgedacht, und bin nicht im Stande, darüber abzuurtheilen.

Nückel: Wenn es richtig ist, daß die Geschäftsordnung das vorschreibt, was Hr. Böcker anführt, dann willige ich, in Gemäßheit der Geschäftsordnung vorläufig in eine Aussetzung; bestehe aber auf meinem Antrage und verlange ausdrücklich, daß mein Antrag, wie ich ihn gestellt habe, förmlich zu Protokoll genommen werde.

Es wird dann die Frage gestellt: Soll der Tagelohn von jetzt ab bis zum 15 März nächsten Jahres auf 9 oder 10 Sgr. gesetzt werden?

Klein: Lassen wir ihn auf Widerruf festsetzen; wie können wir heute wissen, ob es nicht nothwendig ist, schon früher als am 15. März den Tagelohn zu erhöhen oder zu erniedrigen?

Es wird dann beschlosten, daß der Tagelohn auf 10 Sgr. festgestellt werden solle.

Sonoré: Es wird jetzt an der Zeit sein, die Frage zu beantworten, ob die jetzt beschäftigten Arbeiter mit den nichtbeschäften alterniren sollen?

Der Stadtbaumeister sagt: Wo im Tagelohn gearbeitet wird, hat dieß wenig Schwierigkeit; wo indeß im Akkord gearbeitet wird, hat es mehr Schwierigkeit.

Heuser: Ich will ein Amendement stellen, daß so viel wie möglich, mehr Arbeiter angestellt werden, und daß deshalb, um dies möglich zu machen, an gewissen Tagen der Woche gar nicht gearbeitet werde.

Sonoré: Ich wünsche, daß dieses Amendement vorläufig erst an die Kommission verwiesen werde.

Klein: Jedenfalls fällt in der Folge ein Tag in der Woche aus, es bleiben demnach in der Folge nur fünf Arbeitstage, da an jedem Mittwoch abgerechnet wird. Bedenken Sie, der Mann, der seinen Tagelohn erhält, verzehrt denselben dann in den übrigen Tagen, ohne ihn seiner Familie zu bringen. Was die Unverheiratheten anbetrifft, so ist das doch Schein, daß diese allein für sich zu sorgen hätten; diese haben Brüder und Schwestern, wofür sie gleichsam wie für ihre Familie zu sorgen haben. Mit dem Alterniren helfen Sie keinem, da ein halber Tagelohn per Woche zur Subsistenz einer Familie nicht hinreicht. Im Gegentheile, Sie werden dann immer mit den jedesmal Unbeschäftigten zu kämpfen haben.

Sonoré: Ich wünsche namentlich über das Alterniren abgestimmt.

Beschluß: Die Majorität stimmt gegen das Alterniren. Dafür stimmten die Herren: Michels, Franck, Riffart und Guilleaume.

Der Oberbürgermeister trägt vor: „es sei dringend, daß der Gemeinderath wegen der Eingabe des Herrn Beigeordneten Sonoré eine nahe Sitzung anberaume.“ Und es wurde dazu die Sitzung vom nächsten Montage Abends 6 Uhr festgesetzt.

Was die Angelegenheit des Hrn. Sonoré betrifft, so ging dessen Eingabe dahin, daß er sagt, bei seinem Eintritte als Beigeordneter sei ihm blos das Baufach übertragen worden; er habe sich dem auch mit aller Liebe gewidmet. Heute aber sei Arbeit genug vorhanden für den, welcher die städtischen Arbeiten und Arbeiter leite. Er wolle gerne zu Gunsten dessen, der die Leitung der Arbeiter übernehme, auf seine Gratifikation verzichten und gerne unentgeldlich als Beigeordneter seine Funktionen vollführen.

Dann verliest der Herr Oberbürgermeister ein Schreiben des bisherigen Gemeindeverordneten Herrn Leiden, worin derselbe unter großem Bedauern anzeigt, daß überhäufte Berufsgeschäfte es nicht ferner zuließen, an den Lasten und Mühen des Gemeinderaths Theil zu nehmen, und daß er somit nach reiflicher Ueberlegung seinen Austritt anzeigen müsse. Er habe seit 23 Jahren als Gemeindeverordneter mitgewirkt, aber seine Geschäfte erlaubten es nicht ferner, noch weiterhin dem Gemeinderathe anzugehören.

Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

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          <p>Die Verwaltung wünscht, daß eine Kommission ernannt werde, welche diesen Punkt mit dem Straßenreinigungs-Unternehmen bespreche, um über die desfallsigen Kosten instruirt zu sein. Es wurde dies der Verwaltung überlassen.</p>
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          <p><hi rendition="#g">Nückel:</hi> Wenn es richtig ist, daß die Geschäftsordnung das vorschreibt, was Hr. Böcker anführt, dann willige ich, in Gemäßheit der Geschäftsordnung vorläufig in eine Aussetzung; bestehe aber auf meinem Antrage und verlange ausdrücklich, daß mein Antrag, wie ich ihn gestellt habe, förmlich zu Protokoll genommen werde.</p>
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          <p>Dann verliest der Herr Oberbürgermeister ein Schreiben des bisherigen Gemeindeverordneten Herrn Leiden, worin derselbe unter großem Bedauern anzeigt, daß überhäufte Berufsgeschäfte es nicht ferner zuließen, an den Lasten und Mühen des Gemeinderaths Theil zu nehmen, und daß er somit nach reiflicher Ueberlegung seinen Austritt anzeigen müsse. Er habe seit 23 Jahren als Gemeindeverordneter mitgewirkt, aber seine Geschäfte erlaubten es nicht ferner, noch weiterhin dem Gemeinderathe anzugehören.</p>
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        <p>Druck von J. W. <hi rendition="#g">Dietz,</hi> unter Hutmacher Nr. 17.</p>
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[0714/0002] Klein: Bloß empfohlen? Sonoré: Oder soll es fest beschlossen werden? Fröhlich: Es muß beschlossen werden. Es wurde darauf beschlossen wie folgt: Aus der hiesigen städtischen Speise-Anstalt sollen Arbeiter zum Escher Busche zum Roden geschickt werden, und der Armenverwaltung solle davon Kenntniß gegeben werden. Sonoré stellt dann die Frage: ob das Minoriten Lokal dazu hergegeben werden solle, um darin Traß klopfen zu lassen; oder soll dieß in dem hölzernen Lagerhause dahier geschehen? Dann müssen wir dazu Traßsteine kommen lassen. Genehmigen Sie, daß Traßsteine dazu beschafft werden? Wollen Sie, dazu 600 Thlr. bewilligen? Dr. Nückel: Ist diese Arbeit nützlich? Ist Sie nicht mit Opfern für die Stadt verbunden? Wir müssen für Arbeit sorgen, welche der Stadt nützlich ist. Schieffer: Ich halte dies zwar für ein Mittel, viele Arbeiter zu beschäftigen. Es kann dies aber in die Privatindustrie eingreifen. Ich bin überzeugt, daß dann darüber Klagen einlaufen werden. Sonoré antwortet: Es wird dieser Traß nicht zum Wiederverkauf geklopft; er wird blos für städtische Bauten verwandt, indem wir sonst ihn gemahlen beziehen müssen. Es wurde die begehrte Summe dazu bewilligt. Sonoré: Meine Herren! Aus dem verlesenen Berichte haben Sie die Bemerkung des Regierungsraths Herrn Zwirner wegen der Straßenreinigung vernommen, wobei Arbeiter untergebracht werden könnten. Es muß daher hier die Frage zur Entscheidung kommen, ob man nicht Leute als Zukehrer verwenden wolle. Die Verwaltung wünscht, daß eine Kommission ernannt werde, welche diesen Punkt mit dem Straßenreinigungs-Unternehmen bespreche, um über die desfallsigen Kosten instruirt zu sein. Es wurde dies der Verwaltung überlassen. Sonoré: Meine Herren. Sie werden nun darüber in Berathung gehen müssen, ob der Arbeitslohn herabgesetzt werden solle? Die Kommission ist dagegen, sie will, daß der Lohn auf 11 Sgr. stehen bleiben solle. Stadtbaumeister: Bei den Meistern ist gegenwärtig zur Winterszeit, wo die Arbeitszeit so kurz ist, der Tagelohn 10 Sgr., während die Stadt noch 11 Sgr. zahlt, deshalb können jene schwerer Arbeiter finden und haben sich schon darüber beklagt. Eine Heruntersetzung von 11 Sgr. auf 10 Sgr. werden die Arbeiter als eine natürliche Folge der Arbeitszeit ansehen. Klein: Meine Herren. Ich kann diese Ansicht nicht theilen, daß die Leute von den Meistern wegen des Lohnes weggehen, denn es wird ihnen stets gesagt, daß schon 1500 Mann eingeschrieben sind. Es gereicht auch eine Heruntersetzung des Lohnes der Stadt zu keinem Vortheile, indem die Arbeiter sich dann an die Armenverwaltung wenden, und von derselben mehr an Unterstützung erhalten, als den 1 Sgr. den wir mehr geben. Dr. Nückel: Ich wünsche, daß der Grundsatz durch förmlichen Beschluß festgestellt werde: daß die Stadt weniger Lohn gebe als die Meister, damit es nicht aussieht, als lockten wir die Leute an. Heuser: Bei weniger Lohn können die Leute doch gehörig leben, wenn sie sich einrichten; denn die Soldaten bekommen auch sehr wenig, und doch sehen sie sehr wohl aus. Dr. Nückel: Ich würde festsetzen, daß der Tagelohn immer weniger sein soll bei der Stadt als der gewöhnliche Tagelohn-Satz. Klein: In 14 Tagen sind keine Arbeiter mehr durch Herrn Schneider angestellt worden, wie soll es demnach den Leuten einfallen, sich um Arbeit zu melden und von ihren Meistern fortzugehen, um bei der Stadt höhern Tagelohn zu erhalten, wenn wir keine Leute mehr annehmen können. Stadtbaumeister: Die Unternehmer am Rheine haben sich beklagt, daß die Stadt 11 Sgr. gebe. Schieffer: Ich muß dem Herrn Dr. Nückel beistimmen. Wir müssen sorgen, daß wir die Zahl der städtischen Arbeiter eher vermindern als vermehren. Wir müssen auf Mittel sinnen, wie dies geschehen kann, und dadurch erreichen wir es. Es ist ja auf die Dauer nicht möglich, alle Leute zu beschäftigen. Sonoré. Wir sind immer unter dem gewöhnlichen Lohnsatze geblieben. Klein: Ich bin der Ueberzeugung, daß im Winter die Bedürfnisse der Leute größer sind als im Sommer. Heuser: Wir müssen dies als eine Unterstützung, nicht als ein Recht auf Arbeit ansehen. Sonoré: Ich wünsche, daß der Stadtrath festsetzt, wie hoch der Lohn sein solle. Frage: Soll der Tagelohn stets niedriger bei der Stadt stehen, als bei den Meistern? Compes: Ich frage, ob von Herrn Dr. Nückel ein Prinzip aufgestellt werde? Heuser: Ja, aber nur für die Unterstützungs-Arbeiter. Compes: Alle Arbeiter der Stadt sind jetzt Unterstützungs-Arbeiter. Boecker: Meine Herren, wenn Sie eine Norm, ein Prinzip festsetzen wollen, so muß dasselbe auch überall und durchgehends Geltung haben. Ein solches Gesetz darf nicht jeden Augenblick Ausnahmen, Abänderungen erleiden. Nun hat Ihnen aber Herr Sonoré eben gezeigt, daß jeden Augenblick ein solcher Grundsatz zerfällt, daß Sie namentlich im Sommer keine Arbeiter finden würden. Deshalb glaube ich, müssen Sie von der Feststellung eines solchen Grundsatzes ganz absehen. Es steht Ihnen deshalb nur zu, zu bestimmen, wie hoch jedesmal der Tagelohn, und wie hoch er jetzt sein solle. Heuser: Was Herr Dr. Nuckel gesagt hat, bezieht sich auf Unterstützungsbedürftige. Compes: Ich muß erklären, daß ich wünsche, daß man von der Prinzipienfrage abgehe. Man muß kein Gesetz aufstellen, wo es nicht nothwendig ist. Ich wünsche, daß wenigstens vorher die Frage an die Kommission verwiesen würde. Stupp. Was soll der Zweck eines solchen Beschlusses sein? Heute haben wir die Frage zu beantworten, welchen Lohn wir geben wollen. Man gehe indeß auf das Prinzip ein. Was thuts, wenn wir auch in der nächsten Zeit wieder davon abgehen müssen. Niemand wird dies wissen, denn Niemand wird ins Protokoll-Buch sehen. Böcker: Ich muß beantragen, daß der Antrag des Herrn Dr. Nückel vorläufig zurückgewiesen werde, und heute nicht zur Berathung und zum Beschlusse komme, weil er gemäß der Geschäftsordnung den Mitgliedern des Gemeinderaths nicht vorher 3 Tage lang ratgetheilt worden war. Es ist dieß auch ein selbstständiger Antrag auf Festsetzung eines Prinzips, welcher als solcher mit den vorligenden praktischen Fragen nicht im Zusammenhange steht. Compes: Ich möchte wohl für den Antrag stimmen; aber es gibt einen Kampf. Es kann dieß doch nicht der Oeffentlichkeit entzogen werden! Aber ich muß gestehen, heute bin ich auf diese Sache nicht vorbereitet, habe nicht darüber nachgedacht, und bin nicht im Stande, darüber abzuurtheilen. Nückel: Wenn es richtig ist, daß die Geschäftsordnung das vorschreibt, was Hr. Böcker anführt, dann willige ich, in Gemäßheit der Geschäftsordnung vorläufig in eine Aussetzung; bestehe aber auf meinem Antrage und verlange ausdrücklich, daß mein Antrag, wie ich ihn gestellt habe, förmlich zu Protokoll genommen werde. Es wird dann die Frage gestellt: Soll der Tagelohn von jetzt ab bis zum 15 März nächsten Jahres auf 9 oder 10 Sgr. gesetzt werden? Klein: Lassen wir ihn auf Widerruf festsetzen; wie können wir heute wissen, ob es nicht nothwendig ist, schon früher als am 15. März den Tagelohn zu erhöhen oder zu erniedrigen? Es wird dann beschlosten, daß der Tagelohn auf 10 Sgr. festgestellt werden solle. Sonoré: Es wird jetzt an der Zeit sein, die Frage zu beantworten, ob die jetzt beschäftigten Arbeiter mit den nichtbeschäften alterniren sollen? Der Stadtbaumeister sagt: Wo im Tagelohn gearbeitet wird, hat dieß wenig Schwierigkeit; wo indeß im Akkord gearbeitet wird, hat es mehr Schwierigkeit. Heuser: Ich will ein Amendement stellen, daß so viel wie möglich, mehr Arbeiter angestellt werden, und daß deshalb, um dies möglich zu machen, an gewissen Tagen der Woche gar nicht gearbeitet werde. Sonoré: Ich wünsche, daß dieses Amendement vorläufig erst an die Kommission verwiesen werde. Klein: Jedenfalls fällt in der Folge ein Tag in der Woche aus, es bleiben demnach in der Folge nur fünf Arbeitstage, da an jedem Mittwoch abgerechnet wird. Bedenken Sie, der Mann, der seinen Tagelohn erhält, verzehrt denselben dann in den übrigen Tagen, ohne ihn seiner Familie zu bringen. Was die Unverheiratheten anbetrifft, so ist das doch Schein, daß diese allein für sich zu sorgen hätten; diese haben Brüder und Schwestern, wofür sie gleichsam wie für ihre Familie zu sorgen haben. Mit dem Alterniren helfen Sie keinem, da ein halber Tagelohn per Woche zur Subsistenz einer Familie nicht hinreicht. Im Gegentheile, Sie werden dann immer mit den jedesmal Unbeschäftigten zu kämpfen haben. Sonoré: Ich wünsche namentlich über das Alterniren abgestimmt. Beschluß: Die Majorität stimmt gegen das Alterniren. Dafür stimmten die Herren: Michels, Franck, Riffart und Guilleaume. Der Oberbürgermeister trägt vor: „es sei dringend, daß der Gemeinderath wegen der Eingabe des Herrn Beigeordneten Sonoré eine nahe Sitzung anberaume.“ Und es wurde dazu die Sitzung vom nächsten Montage Abends 6 Uhr festgesetzt. Was die Angelegenheit des Hrn. Sonoré betrifft, so ging dessen Eingabe dahin, daß er sagt, bei seinem Eintritte als Beigeordneter sei ihm blos das Baufach übertragen worden; er habe sich dem auch mit aller Liebe gewidmet. Heute aber sei Arbeit genug vorhanden für den, welcher die städtischen Arbeiten und Arbeiter leite. Er wolle gerne zu Gunsten dessen, der die Leitung der Arbeiter übernehme, auf seine Gratifikation verzichten und gerne unentgeldlich als Beigeordneter seine Funktionen vollführen. Dann verliest der Herr Oberbürgermeister ein Schreiben des bisherigen Gemeindeverordneten Herrn Leiden, worin derselbe unter großem Bedauern anzeigt, daß überhäufte Berufsgeschäfte es nicht ferner zuließen, an den Lasten und Mühen des Gemeinderaths Theil zu nehmen, und daß er somit nach reiflicher Ueberlegung seinen Austritt anzeigen müsse. Er habe seit 23 Jahren als Gemeindeverordneter mitgewirkt, aber seine Geschäfte erlaubten es nicht ferner, noch weiterhin dem Gemeinderathe anzugehören. Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 139. Köln, 10. November 1848. Zweite Beilage, S. 0714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz139b2_1848/2>, abgerufen am 27.04.2024.