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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148. Köln, 21. November 1848.

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Diese Gelder werden in Rücksicht auf das brodlose Proletariat ebenfalls ohne Weiteres bewilligt.

Ein dritter Entwurf enthält eine ähnliche Verlegenheit der Aktiengesellschaft zwischen Bordeaux und Teste. Um auch dieser Noth abzuhelfen, votirt die Versammlung die Kredite, welche nothig sind, um diese Bahnstrecke bis zum 1 Juni 1849 fahrbar zu machen.

Nach Erledigung dieser 3 Kredite erhält Bineau das Wort um im Namen des Finanzausschusses sein Gutachten über die Anträge abzugeben, welche gestern noch nachträglich in Bezug auf Doppelämter bei Professoren und Künstlern von Deslongrais, Flocon und Anderen gestellt wurden

Flocon trägt darauf an, daß Niemand zwei Aemter zugleich verwalten und dafür das Gehalt beziehen durfe.

Bineau und der Ausschuß findet diese Meinung zu absolut und räth der Versammlung den gestrigen Mitelweg (nach Deslongrais und Anderen) beizubehalten.

Dies geschieht. Die Absolutheit fällt durch und die Versammlung nimmt den Ausschußantrag im Sinne Deslongrais an, d. h. in Zukunft sollen mehrere Aemter eines Professors zusammen nicht mehr als 12,000 Franken jährlich eintragen dürfen.

Hierauf kehrt die Versammlung zum Büdget des Ministeriums des Innern zurück

Kapitel 2 Etablissements- und Unterhaltskosten für die Akademie der schönen Kunste

Antony Thouret schlägt einige Ersparnisse vor, fällt jedoch durch.

Ebenso Sauvaire Barthelemy.

Kapitel 11 wird angenommen.

Kapitel 12 (Kunstwerke) desgleichen.

Kapitel 13 (Monumente) dito.

Hier sollen 200,000 Franken erspart werden. Dagegen eifert Maleville bedeutend. Dufoure desgleichen.

Die 200,000 Franken bleiben stehen.

Kapitel 14 (Kunstprämien) angenommen.

Kapitel 15 (Kunstunterstützung) desgleichen

Kapitel 16 (That[unleserliches Material]runterstützungen)

Kapitel 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23 geben zu keiner Debatte Veranlassung.

Kapitel 24 bestimmt 1 Million zur Unterstützung politischer Flüchtlinge.

Angenommen

Kapitel 25 und 26 für heimische politische Märtyrer und ihre Familien.

Angenommen.

Kapitel 22 (Präfektengehalte) ruft einen schrecklichen Skandal hervor.

Der Ausschuß schlägt eine Ersparniß von 13600 Franken vor.

Luneau benutzt diese Gelegenheit, um seine Galle gegen das Bankett in Toulouse auszuschütten Er will wissen, warum jener Prafekt versetzt werde. Wie kommt es, daß man ihn in ein anderes Departement schickt? . .

Astaix aus der Linken: Wie kommt es, daß Sie Mouchard sind? (Tumult)

Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung!

Astaix auf der Tribüne, erzählt unter unzähligen Unterbrechungen, daß Cazavan Präfekt von Toulouse ein tüchtiger Republikaner sei, und daß er sich jenem Bankett deshalb nicht entgegengesetzt habe, weil man in jenem Departement legitimistische Verschwörungen angezettelt und sogar gewagt habe, die weiße Lilienfahne der alten Bourbonnen öffentlich aufzustecken. Leider sehe er, daß Männer, die sich nicht Radikale nannten, jetzt als Vertheidiger dieser legitimistischen Umtriebe aufwerfen und die Republik mit Füßen treten. Diesen Feinden werde er energisch gegenübertreten, sie stigmatisire stigmatiser (Für diesen Ausdruck wird er von Neuem zur Ordnung gerufen)

Luneau und Dufoure eilen zur Bühne

Dufoure, Minister, erzählt nun seinerseits die Hergänge in Toulouse und billigt das Benehmen des Präfekten beim Bankett vollständig. Cazavan sei ein braver Mann und von ihm in die Vendee geschickt worden, wo sich vielleicht ähnliche legitimistische Gelüste zeigen konnten

Luneau unterbricht und behauptet, der Minister sei gezwungen gewesen, Cazavan in die Vendee zu schicken, weil man ihn überall zurückgestoßen. Taschereau habe ihm dies gesagt. ......

Taschereau, mit seinen Luchsaugen, stiert den Minister an und will sprechen. Dufoure scheint verlegen und erklärt, wie er nicht begreife, daß Taschereau so etwas gesagt haben konne. Marrast sitzt wie auf Nadeln. Man ruft: zur Tagesordnung! und Marrast läßt zum Budget zurückkehren, worauf nach kurzer Debatte die Sitzung um 6 Uhr geschlossen wird.

Paris, 18. Nov.

Die Präsidentenwahl und die Revolution in Deutschland halten alle Welt in Spannung.

-- Die Bonapartisten haben ihren Hauptsitz vom Boulevard Montmartre (Passage Jouffroy) in die Flittesche Reitbahn, Chaussee d'Antin, verlegt. Dorthin strömten gestern viele Tausende. Ein ehemaliges Glied des Blanqui-Klubs sprach fast 2 Stunden zu Gunsten des Bürgers Louis Bonaparte, der doch wenigstens das Volk noch nicht verrathen habe und übrigens ja auch ein halber Sozialist sei, wie aus seinem Buche "De l'Extinction du Pauperisme" hervorgehe. Sobald er geendet, brach ein förmlicher Sturm gegen die Bühne los. Alle Welt wollte sprechen. Endlich gelang es einem jungen Arbeiter, Namens Lehmann (ein Deutscher?) sich Gehör zu verschaffen und auf der Bühne zu behaupten. Er griff mit außerordentlicher Energie die Kandidatur Louis Bonapartes an und ergoß sich ganz ohne Scheu gegen denselben. Auch dieser Arbeiter war Glied des Blanquiklubs. Er suchte der Versammlung zu beweisen, daß Hr. Louis gar nichts gethan habe, was ihn der allgemeinen Stimme empfehle, noch viel weniger könne ein Sozialist für ihn stimmen, da man seine Vorschläge in jener Broschüre durchaus nicht originell und praktisch fände. Der junge Redner sprach ungemein heftig und während er einer Seits Beifall erntete überschrieen die Andern, die Forcenirten, die Bravo's. Der Lärmen ward fürchterlich. Hundert Kehlen riefen nach der Erlaubniß zu sprechen. Die Bühne drohte zusammenzubrechen, die Schelle des Präsidenten vermochte diesem Wogen keinen Halt zu gebieten. Alles drängte nach dem Bureau. Man hörte die gräßlichsten Flüche und Verwünschungen gegen Louis Bonaparte, gegen Cavaignac, gegen Ledru-Rollin, gegen alle Kandidaten sammt und sonders, ausstoßen und sie zum Teufel jagen. Der Tumult nahm so zu, daß der Präsident des Klubs erklärte, er musse die Sitzung aufheben und die Schließung des Klubs könne unmöglich fehlen.

Zwischen 10 und 11 Uhr Nachts zerstreute sich die zahllose Menge, die namentlich durch den inneren Skandal herbeigelockt worden und mächtig angeschwollen war.

-- In einer andern Gegend der Stadt fand zu derselben Zeit ein ähnliches Gedränge statt. Hunderte von Männern begehrten Einlaß in den Montesquieusaal, wo Herve den alten Barbesschen Revolutionsklub zusammengerufen hatte. Da indessen schon um 7 Uhr der Saal (der etwa mit seinen großen Galerien 5000 Menschen faßt) zum Ersticken voll war, so konnte Niemand mehr eingelassen werden und da gab es eine Verstockung der Straße. Exzesse sind indessen nicht vorgefallen.

-- Die heutigen Journale beuten mit wahrer Inbrunst das Skandälchen in der gestrigen Nationalversammlung aus. Jedes natürlich nach seiner Farbe. Hier in aller Kürze die trockene Thatsache:

Luneau, has alte Kammerglied und jetzt von der Vendee in die Nationalversammlung geschickt, benutzte die gestrige Budgetdebatte (Präfektengehalte), um das Ministerium zu tadeln, daß es den rothen Republikaner Cazavan als Präfekten von Toulouse in die fromme Vendee geschickt habe, nachdem ihn kein anderes Departement hätte annehmen mögen. Astaix, diese Anfeindung der rothen Republik anhörend, konnte sich nicht enthalten dem Ankläger zuzurufen: "Aber wie kommt es doch, daß sie ein solcher Spürhund sind?" Man stelle sich das Geheul vor, das die gesammte Rue de Poitiers gegen diesen Ausdruck erhob, ungeachtet ihn Luneau mit stiller Verachtung hinnahm und ihn gar keiner Berücksichtigung wurdigen wollte.

Diese Katzbalgerei wird nun heute in allen Blättern, namentlich in der retrograden Partei, bis zum Eckel breitgetreten und es sollte nur wundern, wenn man nicht abermals auf Pistolen losgänge.

-- Neapel in Belagerungszustand erklärt! Darüber meldet ein Morgenblatt (Revolution democratique et sociale vom 18. Nov.) Folgendes:

"Die Epoca, Journal in Rom, kommt soeben in unsere Hände. Sie zeigt an, daß Depeschen aus Neapel in Rom eingetroffen seien, welche melden, daß Neapel in Belagerungszustand erklärt worden sei, und zwar in Folge eines allgemeinen Aufstandes der Provinzen Calabrien und Pullien, die gegen die Hauptstadt marschiren und die Republik proklamiren wollten."

-- Der Uhrmacher Naundorf (Ludwig XVII. auch Herzog der Normandie genannt) wendet sich an die Nationalversammlung, um die Erlaubniß zu erhalten, nach Paris kommen und dort seine Vaterschaftspapiere auftreiben zu dürfen. Dieser Prätendent wohnte früher bei Berlin und später in Crossen an der Oder.

-- Der gestrige Hofball bei Marrast war zahlreich und glänzend, besonders viel Bürgerwehr aus der Fremde. Das Konzert wurde stark applaudirt. Es sangen die Damen vom Operntheater Ugaldi, Sabatir und Hr. Oktave. Der Tanz begann um 9 und dauerte bis 1 Uhr. Dufaure, Minister des Innern, und ein großer Theil von Deputirten seiner Farbe wohnte dem Feste bei. Die Legitimisten sind außer sich, weil sich das Gerücht verbreitet, daß Marrast seine Kinder in der Wiege des Grafen von Paris, die ihm die Stadt Paris schenkte, schlafen lasse.

-- An den Präsidenten der Nationalversammlung.

"Mein Herr! Ich bin seit zwei Tagen nicht in der Nationalversammlung erschienen, weil mich ein Unwohlsein bei mir zurückhält. Empfangen Sie den Ausdruck meiner Hochachtung.

Paris, 17. Novbr. 1848.

(gez.) Louis Napoleon Bonaparte."

-- Morgen soll das eigentliche Verfassungsfest für das Volk durch die ganze Republik stattfinden. Der Stadtrath läßt große Vorbereitungen hier treffen.

-- Mehrere Deputirte der französischen Nationalversammlung haben laut die Absicht kund gethan, das Ministerium über die Ermordung Robert Blum's zu interpelliren.

Nationalversammlung. Sitzung vom 18. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.

Ein Glied des Kriegsausschusses legt den Bericht über den Antrag Lamoricieres zur Aushebung der ordentlichen 80,000 Mann nieder.

De Ranc[unleserliches Material] übergibt eine Protestation vieler Einwohner von Algier gegen die Art und Weise, wie dort die Stadtraths- und Bürgerwehrwahlen laut des Gesetzes vom 16 August d J vollzogen worden seien.

Marrast: 16 Glieder verlangen Urlaub [Oh! Oh!].

Stimmen: Dann sind wir ja nicht mehr beschlußfähig! (Doch, doch, nein!)

Man zählt oberflächlich und findet keine 500 Glieder.

Die Sitzung muß suspendirt werden.

Zwanzig Minuten später wird sie vollzählig (500) und kann wieder aufgenommen werden.

Marrast: 9 neue Glieder bitten um Urlaub. (Oh! Oh!) Widersetzt man sich (Lärm).

Ercheverry verlangt, daß man seinen Antrag rücksichtlich der Urlaube sogleich diskutire (neuer Lärm).

Bezin unterstützt die Dringlichkeit, sonst könne man nicht fortberathen.

Clement Thomas: Der Ercheverry'sche Antrag besteht darin, die erforderliche Majorität auf 451 herabzusetzen; ich halte diese Radikalreform für gefährlich und unnutz. Es treffen täglich neue Glieder aus den Provinzen ein und dadurch bleiben wir immer vollzählig. (Ja, ja, nein, nein!)

Marrast: Will man die 9 Urlaube bewilligen?

Die Versammlung bewilligt sie und geht zur Tagesordnung über, ohne für den Ercheverry'schen Antrag die Dringlichkeit auszusprechen.

Den Departements Finiste[unleserliches Material]re, Isere, Taru, Loire und Cher, Sarthe und Garonne wird die Erlaubniß ertheilt, sich übersteuern zu dürfen, um Kapitalien zur Beschäftigung ihres Proletariats aufzutreiben und resp. zu tilgen.

Hiernach wird das 1848er Budjet wieder aufgenommen und zwar bei dem Prafektenkapitel (Ministerium des Innern), das gestern so großen Skandal hervorrief. Es handelt sich um Feststellung der Gehalte, der Prafekte und Unterprafekte.

Santeyra, Barthelemy, Senard, Besnard und Dufaure diskutiren lebhaft. Ihr Streit gibt manch' belehrenden Aufschluß. So erfährt man daraus, daß das Beamtenheer des Ministerialressorts des Innern allein jährlich 27,000,000 Fr. kostet. "Sie wollen, wandte sich Dufaure ironisch an den Finanzausschuß, am Ministerium des Innern allein 37 Millionen sparen, wie wollen Sie das anstellen, da dessen ganze Börse nur 27 Millionen zahlt?

Barthelemy: Nicht der Finanzausschuß, sondern Hr. Goudchaux habe obige Ziffern berechnet und Ersparnisse für nothig erklärt, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle.

Goudchaux: Das Wort Bankerott führt mich auf die Bühne. Allerdings habe ich obige Ersparnisse vorgeschlagen, aber nicht im Jahre 1848 sondern 1849 sollen und müssen 33 Millionen im Gesammtressort (nicht blos in den zu 27 Millionen veranschlagten Personalressorts erspart werden, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle.

Endlich stellt man die Gehalte der Unterpräfekten auf 6000 Fr. für große und auf 4- bis 3000 für kleinere Städte fest.

Ein Posten von 180 000 Fr. für Ledru-Rollin'sche Präsidenten-Commissarien wird verschoben. Dann tritt die Versammlung in das Budget der Präfekturrathe.

Die Diskussion des Budgets der Präfekturräthe hat kein Interesse für Deutschland.

Lamoriciere, Kriegsminister, unterbricht die Diskussion für einige Minuten. Bürger, sagt er, Sie bestimmten die Zahl der Auswanderer nach Algerien pro 1848 auf 12,000 Köpfe. Es haben sich aber 13,500 einschreiben lassen. Ich trage darauf an, Ihren Beschluß zu ändern und die ursprüngliche Zahl auf 13,500 zu erhöhen.

Der Antrag wird genehmigt.

Die Versammlung kehrt zu dem Budget zurück, immer noch Ressort des Ministeriums des Innern.

Bedeau ersetzt Marrast auf dem Präsidentenstuhle.

Kapitel 28 (Polizei-Kommissariengehalte) wird genehmigt.

Kapitel 29 (Präfektur-Administration) wird nach kurzem Widerspruch angenommen.

Kapitel 30. (Verwaltungs-Inspektoren in die Departements). Der Ausschuß schlägt die Aufhebung von fünf Inspectoren für die sogenannten Wohlthätigkeitsanstalten vor.

Boder protestirt dagegen.

Barthelemy unterstützt die Ersparniß. Es gäbe zu viele Sinekuren.

Senard leugnet das nicht, will aber die Inspektoren beibehalten wissen, namentlich die Aerzte, die unter seinem Ministerium jenen Anstalten beigefügt worden.

Dufaure, Minister, verspricht einen Gesetzentwurf vorzulegen, der den Klagen abhelfe und den Almosendienst regele. Wir werden also nächstens eine organisirte Bettelei haben. Auch die Findelkinder sollen in dieses neue Departement geschlagen werden. Eben so die Gefängnisse.

Dr. Gerdy (vom National) verliert noch einige Worte.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Spanien.
* Madrid, 11. Nov.

Wir erhielten heute die wichtige Nachricht, daß General Lersundi, auf seiner Verfolgung, Cabrera bei Cubells erreichte und ihm eine Schlacht lieferte, welche mit der Niederlage Cabrera's endete. Außer vielen Todten und Verwundeten verlor Cabrera 200 bis 300 Mann, die Lersundi zu Gefangenen machte. Da der Kourrier von Cervera heute und gestern nicht anlangte, so wurde obige Nachricht noch nicht bestätigt; in der Richtung, welche Lersundi nahm, hörte man aber bei Abgang der Post vom vorhergehenden Tage, fortwährenden Kanonendonner. Wahrscheinlich wurden die letzten beiden Kourriere von den Insurgenten aufgefangen.

Belgien.
43 Brüssel, 17. Nov.

Vom Minister Rogier besoldete deutsche Journalisten benutzen die gegenwärtig in Deutschland herrschende Aufregung, um die "gute" deutsche Presse von neuem mit Lagen über die blühenden Finanzzustände und die große vom Ministerium eingeführte Oekonomie auzufüllen. Wenn Sie in diesem Momente der revolutionären Krise nicht alle ihre so energisch kundgegebenen Sympathien für den "konstitutionellen Musterstaat" verloren haben, so ersuche ich sie, die nachiolgenden Notizen aufzunehmen.

Die so prunkvoll ausposaunten Oekonomien sind entweder ganz unbedeutend oder illusorisch. Man hat Abzüge auf die Pensionen über 1000 Fr. vorgeschlagen, aber -- bewundern Sie die Delikatesse des liberalen Ministeriums -- man hat die 6000 Fr. Pension für ausscheidende Minister, trotz des Unwillens des ganzen Landes vorsichtigst zu koserviren gewußt.

Die Auseinandersetzung des Hrn. Finanzministers Frere Olan, worin er der Repräsentantenkammer die rhetorischen Bouquets seines Optimismus an den Kopf war, reducirt sich in dürren Worten auf Folgendes:

Trotz der zweimaligen Zwangsanleihe -- einer außerordentlichen Steuer von 37,788,000 Fr., lastet auf dem Büdget von 184[unleserliches Material] noch ein Defizit von 30,219,579 Fr., nicht einbegriffen die nöthigen Summen für die Rückzahlung der 37,768,000 Fr. Alle Staatsressourcen sind erschöpft und die neue Ausgabe von Schatzbons kann zu keinen Resultaten führen.

Die ganze Finanzkunst des Herrn Frere Orlan besteht darin, die mühevolle Verwaltung des liberalen Ministeriums als eine nothwendige Konsequenz der schlechten Verwaltung des katholischen Ministeriums darzustellen.

Großbritannien.
* Dublin, 17. November.

Die Staatsgefangenen O'Brien, Mc. Manus, Meagher und O'Donohoe langten gestern Nachmittag unter Eskorte von 50 Konstablern von Clonmel hier an. Eine Abtheilung Lanciers und ein starker Trupp der Stadtpolizei warteten ihrer an der Station und begleiteten sie in das Gefängniß von Kilmainham. O'Brien sah etwas leidend aus; die übrigen Gefangenen schienen sich aber wohl zu befinden.

Die von den Gefangenen, in Betreff der Formfehler beantragte Revision ihrer Prozesse wird dieser Tage vor sich gehen.

In den Provinzen herrscht fortwährend die größeste Aufregung, da die Noth in entsetzlichem Maße zunimmt und die Schwierigkeit der Armensteuer-Aushebung mit jedem Tage steigt.

* Dublin, 16. Nov.

Je mehr wir uns dem Winter nähern, desto sichtbarer zeigt sich abermals die Noth des Landes. Die Armentaxen steigen in erschreckendem Maße, so daß wieder eine Menge kleiner Besitzer schon dadurch ruinirt und unter die Zahl der Paupers geworfen werden wird. In den Armenhäusern, die wahrhaft überfüllt sind, fallen jeden Tag die entsetzlichsten Schlägereien und Revolten vor. Auch der Meuchelmord nimmt wieder überhand und es geschieht nicht selten, daß irgend ein Pächter, ein Kaufmann, oder sonst Jemand aus der besitzenden Klasse unterwegs im Wagen erschossen, beraubt und von seinem Pferde als Leiche in die nächste Stadt zurückgefahren wird. -- Das Gouvernement konnte wohl der Insurrektion ein Ende machen, und die politische Agitation unterdrücken -- der soziale Jammer bleibt aber nach wie vor derselbe. -- Aus Paris hört man, daß O'Gormann, einer der Chefs der letzten Insurrektion, dort angekommen ist. Er wußte sich seiner Zeit als Matrose auf einem Schiffe nach Smyrna und Konstantinopel zu retten, und reiste von dort nach Frankreich. Auch John Martin ist glücklich nach Amerika entkommen.

Asien.
*

Durch außerordentlichen Expreß über Marseille treffen in England Briefe aus Indien und China ein. Sie reichen bis zum 17. Oktober von Bombay; 7. Oktober Calcutta; 28. September China.

Die damit eingetroffenen politischen Neuigkeiten sind nicht von großer Bedeutung. Zwischen General Whish und den Mooltanesern war kein weiterer Kampf vorgefallen, einige kleine Scharmutzel ausgenommen, die ohne wichteres Resultat blieben. Der Nachtheil, den General Whish durch den Abfall Shere Singh's erfuhr, hatte ihn gezwungen sich nur 6 bis 7 Meilen, und nicht wie früher bemerkt, 18 Meilen, von den Wällen Mooltan's zurückzuziehen.

Aus guter Quelle wurde versichert, daß die Einverleibung des Punjab in die britischen Besitzungen von dem Indischen Gouvernement beschlossen sei und daß man bereits Maßregeln zu diesem Zweck getroffen habe. Lord Gongh soll mit 30,000 Mann im Felde sein, währeng 10,000 Mann von Bombay her die Linie des Indus besetzen werden. In der ersten Hälfte Dezember's will man die Operationen beginnen.

Nach diesen Maßregeln glaubt man schließen zu können, daß das Gouvernement fast alle indischen Anführer, mit denen Lord Hardinge seiner Zeit Verträge schloß, bei den jüngsten Vorfällen vor Mooltan interessirt glaubt. Eine allgemeine Kriegserklärung dürfte daher nahe bevorstehen.

Der Handel in Bombay ging noch nicht besonders. In der Einfuhr und der Ausfuhr war es gleich flau. In Calcutta war dagegen das Geschäft bedeutend besser.

Aus China verlautete nichts von Bedeutung.

An die Freunde der "Neuen Rheinischen Zeitung".

Es wurde uns bei Anfang des laufenden Quartals mehrfach die Mittheilung gemacht, daß die Postexpedition zu Düren, sich weigere Abonnenten auf unser Blatt anzunehmen, oder wenigstens von der Bestellung abrathe, weil die Zeitung eingehen würde. Jetzt erhalten wir neuerdings Klage-Briefe, daß dortige Postbeamte, obschon durch die Gefälligkeit des hiesigen Ober-Postamts, uns gestattet worden ist, ausnahmsweise Abonnement für die letzte Hälfte des laufenden Abonnements zu 1 Thlr. anzunehmen, wieder keine Abonnenten annehmen wollen, die fraglichen Postbeamten sollen sich ebenfalls geäußert haben, unser Blatt werde eingehen oder suspendirt werden etc. Heute erhielten wir direkt eine Bestellung mit Geldsendung von dort.

Wenn wir damals unterstellen konnten, daß das Benehmen der dortigen Postbeamten nicht böswillig sei, so liegt die Böswilligkeit nun offen und haben wir heute deshalb Klage erhoben, und zweifeln nicht, daß die Post dort nunmehr Bestellungen annehmen wird.

Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.

Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:

Aus Bielefeld eingegangen 20 Thlr -- Neukirchen bei Hülchrath 4 Thlr. -- Düren 2 Thlr 3 Sgr. -- Frankfurt am Main 2 Thlr. -- Gevelsberg 3 Thlr -- Königswinter 1 Thlr -- Dortmund 4 Thlr. -- Bourscheid 1 Thlr. -- Cochem 2 Thlr. J P B. 10 Sgr X X. X aus Hilchenbach 9 Thlr. -- Von K der Weg zur Freiheit führt durch Blut 2 Thlr

Also zusammen: 386 Thlr 18 Sgr. 48 Kreuzer

Der Raum der Zeitung gestattet es nicht mehr die vielen Motto's mit aufzunehmen.

Die Exp. d. N. Rhn. Ztg.

Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:

A. Steintraßer, Perlenpfuhl;
Halin, Bör[unleserliches Material]e;
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;
Ciser, beim Eingange während der Volksversammlungen;
J. Obladen, Streitzeuggasse;
Resource, Gesellschaft Sandkaul.
Stollwerk, Schildergasse.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

Diese Gelder werden in Rücksicht auf das brodlose Proletariat ebenfalls ohne Weiteres bewilligt.

Ein dritter Entwurf enthält eine ähnliche Verlegenheit der Aktiengesellschaft zwischen Bordeaux und Teste. Um auch dieser Noth abzuhelfen, votirt die Versammlung die Kredite, welche nothig sind, um diese Bahnstrecke bis zum 1 Juni 1849 fahrbar zu machen.

Nach Erledigung dieser 3 Kredite erhält Bineau das Wort um im Namen des Finanzausschusses sein Gutachten über die Anträge abzugeben, welche gestern noch nachträglich in Bezug auf Doppelämter bei Professoren und Künstlern von Deslongrais, Flocon und Anderen gestellt wurden

Flocon trägt darauf an, daß Niemand zwei Aemter zugleich verwalten und dafür das Gehalt beziehen durfe.

Bineau und der Ausschuß findet diese Meinung zu absolut und räth der Versammlung den gestrigen Mitelweg (nach Deslongrais und Anderen) beizubehalten.

Dies geschieht. Die Absolutheit fällt durch und die Versammlung nimmt den Ausschußantrag im Sinne Deslongrais an, d. h. in Zukunft sollen mehrere Aemter eines Professors zusammen nicht mehr als 12,000 Franken jährlich eintragen dürfen.

Hierauf kehrt die Versammlung zum Büdget des Ministeriums des Innern zurück

Kapitel 2 Etablissements- und Unterhaltskosten für die Akademie der schönen Kunste

Antony Thouret schlägt einige Ersparnisse vor, fällt jedoch durch.

Ebenso Sauvaire Barthelemy.

Kapitel 11 wird angenommen.

Kapitel 12 (Kunstwerke) desgleichen.

Kapitel 13 (Monumente) dito.

Hier sollen 200,000 Franken erspart werden. Dagegen eifert Maleville bedeutend. Dufoure desgleichen.

Die 200,000 Franken bleiben stehen.

Kapitel 14 (Kunstprämien) angenommen.

Kapitel 15 (Kunstunterstützung) desgleichen

Kapitel 16 (That[unleserliches Material]runterstützungen)

Kapitel 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23 geben zu keiner Debatte Veranlassung.

Kapitel 24 bestimmt 1 Million zur Unterstützung politischer Flüchtlinge.

Angenommen

Kapitel 25 und 26 für heimische politische Märtyrer und ihre Familien.

Angenommen.

Kapitel 22 (Präfektengehalte) ruft einen schrecklichen Skandal hervor.

Der Ausschuß schlägt eine Ersparniß von 13600 Franken vor.

Luneau benutzt diese Gelegenheit, um seine Galle gegen das Bankett in Toulouse auszuschütten Er will wissen, warum jener Prafekt versetzt werde. Wie kommt es, daß man ihn in ein anderes Departement schickt? . .

Astaix aus der Linken: Wie kommt es, daß Sie Mouchard sind? (Tumult)

Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung!

Astaix auf der Tribüne, erzählt unter unzähligen Unterbrechungen, daß Cazavan Präfekt von Toulouse ein tüchtiger Republikaner sei, und daß er sich jenem Bankett deshalb nicht entgegengesetzt habe, weil man in jenem Departement legitimistische Verschwörungen angezettelt und sogar gewagt habe, die weiße Lilienfahne der alten Bourbonnen öffentlich aufzustecken. Leider sehe er, daß Männer, die sich nicht Radikale nannten, jetzt als Vertheidiger dieser legitimistischen Umtriebe aufwerfen und die Republik mit Füßen treten. Diesen Feinden werde er energisch gegenübertreten, sie stigmatisire stigmatiser (Für diesen Ausdruck wird er von Neuem zur Ordnung gerufen)

Luneau und Dufoure eilen zur Bühne

Dufoure, Minister, erzählt nun seinerseits die Hergänge in Toulouse und billigt das Benehmen des Präfekten beim Bankett vollständig. Cazavan sei ein braver Mann und von ihm in die Vendee geschickt worden, wo sich vielleicht ähnliche legitimistische Gelüste zeigen konnten

Luneau unterbricht und behauptet, der Minister sei gezwungen gewesen, Cazavan in die Vendee zu schicken, weil man ihn überall zurückgestoßen. Taschereau habe ihm dies gesagt. ……

Taschereau, mit seinen Luchsaugen, stiert den Minister an und will sprechen. Dufoure scheint verlegen und erklärt, wie er nicht begreife, daß Taschereau so etwas gesagt haben konne. Marrast sitzt wie auf Nadeln. Man ruft: zur Tagesordnung! und Marrast läßt zum Budget zurückkehren, worauf nach kurzer Debatte die Sitzung um 6 Uhr geschlossen wird.

Paris, 18. Nov.

Die Präsidentenwahl und die Revolution in Deutschland halten alle Welt in Spannung.

— Die Bonapartisten haben ihren Hauptsitz vom Boulevard Montmartre (Passage Jouffroy) in die Flittesche Reitbahn, Chaussee d'Antin, verlegt. Dorthin strömten gestern viele Tausende. Ein ehemaliges Glied des Blanqui-Klubs sprach fast 2 Stunden zu Gunsten des Bürgers Louis Bonaparte, der doch wenigstens das Volk noch nicht verrathen habe und übrigens ja auch ein halber Sozialist sei, wie aus seinem Buche „De l'Extinction du Pauperisme“ hervorgehe. Sobald er geendet, brach ein förmlicher Sturm gegen die Bühne los. Alle Welt wollte sprechen. Endlich gelang es einem jungen Arbeiter, Namens Lehmann (ein Deutscher?) sich Gehör zu verschaffen und auf der Bühne zu behaupten. Er griff mit außerordentlicher Energie die Kandidatur Louis Bonapartes an und ergoß sich ganz ohne Scheu gegen denselben. Auch dieser Arbeiter war Glied des Blanquiklubs. Er suchte der Versammlung zu beweisen, daß Hr. Louis gar nichts gethan habe, was ihn der allgemeinen Stimme empfehle, noch viel weniger könne ein Sozialist für ihn stimmen, da man seine Vorschläge in jener Broschüre durchaus nicht originell und praktisch fände. Der junge Redner sprach ungemein heftig und während er einer Seits Beifall erntete überschrieen die Andern, die Forcenirten, die Bravo's. Der Lärmen ward fürchterlich. Hundert Kehlen riefen nach der Erlaubniß zu sprechen. Die Bühne drohte zusammenzubrechen, die Schelle des Präsidenten vermochte diesem Wogen keinen Halt zu gebieten. Alles drängte nach dem Bureau. Man hörte die gräßlichsten Flüche und Verwünschungen gegen Louis Bonaparte, gegen Cavaignac, gegen Ledru-Rollin, gegen alle Kandidaten sammt und sonders, ausstoßen und sie zum Teufel jagen. Der Tumult nahm so zu, daß der Präsident des Klubs erklärte, er musse die Sitzung aufheben und die Schließung des Klubs könne unmöglich fehlen.

Zwischen 10 und 11 Uhr Nachts zerstreute sich die zahllose Menge, die namentlich durch den inneren Skandal herbeigelockt worden und mächtig angeschwollen war.

— In einer andern Gegend der Stadt fand zu derselben Zeit ein ähnliches Gedränge statt. Hunderte von Männern begehrten Einlaß in den Montesquieusaal, wo Hervé den alten Barbesschen Revolutionsklub zusammengerufen hatte. Da indessen schon um 7 Uhr der Saal (der etwa mit seinen großen Galerien 5000 Menschen faßt) zum Ersticken voll war, so konnte Niemand mehr eingelassen werden und da gab es eine Verstockung der Straße. Exzesse sind indessen nicht vorgefallen.

— Die heutigen Journale beuten mit wahrer Inbrunst das Skandälchen in der gestrigen Nationalversammlung aus. Jedes natürlich nach seiner Farbe. Hier in aller Kürze die trockene Thatsache:

Luneau, has alte Kammerglied und jetzt von der Vendee in die Nationalversammlung geschickt, benutzte die gestrige Budgetdebatte (Präfektengehalte), um das Ministerium zu tadeln, daß es den rothen Republikaner Cazavan als Präfekten von Toulouse in die fromme Vendee geschickt habe, nachdem ihn kein anderes Departement hätte annehmen mögen. Astaix, diese Anfeindung der rothen Republik anhörend, konnte sich nicht enthalten dem Ankläger zuzurufen: „Aber wie kommt es doch, daß sie ein solcher Spürhund sind?“ Man stelle sich das Geheul vor, das die gesammte Rue de Poitiers gegen diesen Ausdruck erhob, ungeachtet ihn Luneau mit stiller Verachtung hinnahm und ihn gar keiner Berücksichtigung wurdigen wollte.

Diese Katzbalgerei wird nun heute in allen Blättern, namentlich in der retrograden Partei, bis zum Eckel breitgetreten und es sollte nur wundern, wenn man nicht abermals auf Pistolen losgänge.

— Neapel in Belagerungszustand erklärt! Darüber meldet ein Morgenblatt (Révolution démocratique et sociale vom 18. Nov.) Folgendes:

„Die Epoca, Journal in Rom, kommt soeben in unsere Hände. Sie zeigt an, daß Depeschen aus Neapel in Rom eingetroffen seien, welche melden, daß Neapel in Belagerungszustand erklärt worden sei, und zwar in Folge eines allgemeinen Aufstandes der Provinzen Calabrien und Pullien, die gegen die Hauptstadt marschiren und die Republik proklamiren wollten.“

— Der Uhrmacher Naundorf (Ludwig XVII. auch Herzog der Normandie genannt) wendet sich an die Nationalversammlung, um die Erlaubniß zu erhalten, nach Paris kommen und dort seine Vaterschaftspapiere auftreiben zu dürfen. Dieser Prätendent wohnte früher bei Berlin und später in Crossen an der Oder.

— Der gestrige Hofball bei Marrast war zahlreich und glänzend, besonders viel Bürgerwehr aus der Fremde. Das Konzert wurde stark applaudirt. Es sangen die Damen vom Operntheater Ugaldi, Sabatir und Hr. Oktave. Der Tanz begann um 9 und dauerte bis 1 Uhr. Dufaure, Minister des Innern, und ein großer Theil von Deputirten seiner Farbe wohnte dem Feste bei. Die Legitimisten sind außer sich, weil sich das Gerücht verbreitet, daß Marrast seine Kinder in der Wiege des Grafen von Paris, die ihm die Stadt Paris schenkte, schlafen lasse.

— An den Präsidenten der Nationalversammlung.

„Mein Herr! Ich bin seit zwei Tagen nicht in der Nationalversammlung erschienen, weil mich ein Unwohlsein bei mir zurückhält. Empfangen Sie den Ausdruck meiner Hochachtung.

Paris, 17. Novbr. 1848.

(gez.) Louis Napoleon Bonaparte.“

— Morgen soll das eigentliche Verfassungsfest für das Volk durch die ganze Republik stattfinden. Der Stadtrath läßt große Vorbereitungen hier treffen.

— Mehrere Deputirte der französischen Nationalversammlung haben laut die Absicht kund gethan, das Ministerium über die Ermordung Robert Blum's zu interpelliren.

Nationalversammlung. Sitzung vom 18. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.

Ein Glied des Kriegsausschusses legt den Bericht über den Antrag Lamoricieres zur Aushebung der ordentlichen 80,000 Mann nieder.

De Ranc[unleserliches Material] übergibt eine Protestation vieler Einwohner von Algier gegen die Art und Weise, wie dort die Stadtraths- und Bürgerwehrwahlen laut des Gesetzes vom 16 August d J vollzogen worden seien.

Marrast: 16 Glieder verlangen Urlaub [Oh! Oh!].

Stimmen: Dann sind wir ja nicht mehr beschlußfähig! (Doch, doch, nein!)

Man zählt oberflächlich und findet keine 500 Glieder.

Die Sitzung muß suspendirt werden.

Zwanzig Minuten später wird sie vollzählig (500) und kann wieder aufgenommen werden.

Marrast: 9 neue Glieder bitten um Urlaub. (Oh! Oh!) Widersetzt man sich (Lärm).

Ercheverry verlangt, daß man seinen Antrag rücksichtlich der Urlaube sogleich diskutire (neuer Lärm).

Bezin unterstützt die Dringlichkeit, sonst könne man nicht fortberathen.

Clement Thomas: Der Ercheverry'sche Antrag besteht darin, die erforderliche Majorität auf 451 herabzusetzen; ich halte diese Radikalreform für gefährlich und unnutz. Es treffen täglich neue Glieder aus den Provinzen ein und dadurch bleiben wir immer vollzählig. (Ja, ja, nein, nein!)

Marrast: Will man die 9 Urlaube bewilligen?

Die Versammlung bewilligt sie und geht zur Tagesordnung über, ohne für den Ercheverry'schen Antrag die Dringlichkeit auszusprechen.

Den Departements Finiste[unleserliches Material]re, Isère, Taru, Loire und Cher, Sarthe und Garonne wird die Erlaubniß ertheilt, sich übersteuern zu dürfen, um Kapitalien zur Beschäftigung ihres Proletariats aufzutreiben und resp. zu tilgen.

Hiernach wird das 1848er Budjet wieder aufgenommen und zwar bei dem Prafektenkapitel (Ministerium des Innern), das gestern so großen Skandal hervorrief. Es handelt sich um Feststellung der Gehalte, der Prafekte und Unterprafekte.

Santeyra, Barthelemy, Senard, Besnard und Dufaure diskutiren lebhaft. Ihr Streit gibt manch' belehrenden Aufschluß. So erfährt man daraus, daß das Beamtenheer des Ministerialressorts des Innern allein jährlich 27,000,000 Fr. kostet. „Sie wollen, wandte sich Dufaure ironisch an den Finanzausschuß, am Ministerium des Innern allein 37 Millionen sparen, wie wollen Sie das anstellen, da dessen ganze Börse nur 27 Millionen zahlt?

Barthelemy: Nicht der Finanzausschuß, sondern Hr. Goudchaux habe obige Ziffern berechnet und Ersparnisse für nothig erklärt, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle.

Goudchaux: Das Wort Bankerott führt mich auf die Bühne. Allerdings habe ich obige Ersparnisse vorgeschlagen, aber nicht im Jahre 1848 sondern 1849 sollen und müssen 33 Millionen im Gesammtressort (nicht blos in den zu 27 Millionen veranschlagten Personalressorts erspart werden, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle.

Endlich stellt man die Gehalte der Unterpräfekten auf 6000 Fr. für große und auf 4- bis 3000 für kleinere Städte fest.

Ein Posten von 180 000 Fr. für Ledru-Rollin'sche Präsidenten-Commissarien wird verschoben. Dann tritt die Versammlung in das Budget der Präfekturrathe.

Die Diskussion des Budgets der Präfekturräthe hat kein Interesse für Deutschland.

Lamoriciere, Kriegsminister, unterbricht die Diskussion für einige Minuten. Bürger, sagt er, Sie bestimmten die Zahl der Auswanderer nach Algerien pro 1848 auf 12,000 Köpfe. Es haben sich aber 13,500 einschreiben lassen. Ich trage darauf an, Ihren Beschluß zu ändern und die ursprüngliche Zahl auf 13,500 zu erhöhen.

Der Antrag wird genehmigt.

Die Versammlung kehrt zu dem Budget zurück, immer noch Ressort des Ministeriums des Innern.

Bedeau ersetzt Marrast auf dem Präsidentenstuhle.

Kapitel 28 (Polizei-Kommissariengehalte) wird genehmigt.

Kapitel 29 (Präfektur-Administration) wird nach kurzem Widerspruch angenommen.

Kapitel 30. (Verwaltungs-Inspektoren in die Departements). Der Ausschuß schlägt die Aufhebung von fünf Inspectoren für die sogenannten Wohlthätigkeitsanstalten vor.

Boder protestirt dagegen.

Barthelemy unterstützt die Ersparniß. Es gäbe zu viele Sinekuren.

Senard leugnet das nicht, will aber die Inspektoren beibehalten wissen, namentlich die Aerzte, die unter seinem Ministerium jenen Anstalten beigefügt worden.

Dufaure, Minister, verspricht einen Gesetzentwurf vorzulegen, der den Klagen abhelfe und den Almosendienst regele. Wir werden also nächstens eine organisirte Bettelei haben. Auch die Findelkinder sollen in dieses neue Departement geschlagen werden. Eben so die Gefängnisse.

Dr. Gerdy (vom National) verliert noch einige Worte.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Spanien.
* Madrid, 11. Nov.

Wir erhielten heute die wichtige Nachricht, daß General Lersundi, auf seiner Verfolgung, Cabrera bei Cubells erreichte und ihm eine Schlacht lieferte, welche mit der Niederlage Cabrera's endete. Außer vielen Todten und Verwundeten verlor Cabrera 200 bis 300 Mann, die Lersundi zu Gefangenen machte. Da der Kourrier von Cervera heute und gestern nicht anlangte, so wurde obige Nachricht noch nicht bestätigt; in der Richtung, welche Lersundi nahm, hörte man aber bei Abgang der Post vom vorhergehenden Tage, fortwährenden Kanonendonner. Wahrscheinlich wurden die letzten beiden Kourriere von den Insurgenten aufgefangen.

Belgien.
43 Brüssel, 17. Nov.

Vom Minister Rogier besoldete deutsche Journalisten benutzen die gegenwärtig in Deutschland herrschende Aufregung, um die „gute“ deutsche Presse von neuem mit Lagen über die blühenden Finanzzustände und die große vom Ministerium eingeführte Oekonomie auzufüllen. Wenn Sie in diesem Momente der revolutionären Krise nicht alle ihre so energisch kundgegebenen Sympathien für den „konstitutionellen Musterstaat“ verloren haben, so ersuche ich sie, die nachiolgenden Notizen aufzunehmen.

Die so prunkvoll ausposaunten Oekonomien sind entweder ganz unbedeutend oder illusorisch. Man hat Abzüge auf die Pensionen über 1000 Fr. vorgeschlagen, aber — bewundern Sie die Delikatesse des liberalen Ministeriums — man hat die 6000 Fr. Pension für ausscheidende Minister, trotz des Unwillens des ganzen Landes vorsichtigst zu koserviren gewußt.

Die Auseinandersetzung des Hrn. Finanzministers Frère Olan, worin er der Repräsentantenkammer die rhetorischen Bouquets seines Optimismus an den Kopf war, reducirt sich in dürren Worten auf Folgendes:

Trotz der zweimaligen Zwangsanleihe — einer außerordentlichen Steuer von 37,788,000 Fr., lastet auf dem Büdget von 184[unleserliches Material] noch ein Defizit von 30,219,579 Fr., nicht einbegriffen die nöthigen Summen für die Rückzahlung der 37,768,000 Fr. Alle Staatsressourcen sind erschöpft und die neue Ausgabe von Schatzbons kann zu keinen Resultaten führen.

Die ganze Finanzkunst des Herrn Frère Orlan besteht darin, die mühevolle Verwaltung des liberalen Ministeriums als eine nothwendige Konsequenz der schlechten Verwaltung des katholischen Ministeriums darzustellen.

Großbritannien.
* Dublin, 17. November.

Die Staatsgefangenen O'Brien, Mc. Manus, Meagher und O'Donohoe langten gestern Nachmittag unter Eskorte von 50 Konstablern von Clonmel hier an. Eine Abtheilung Lanciers und ein starker Trupp der Stadtpolizei warteten ihrer an der Station und begleiteten sie in das Gefängniß von Kilmainham. O'Brien sah etwas leidend aus; die übrigen Gefangenen schienen sich aber wohl zu befinden.

Die von den Gefangenen, in Betreff der Formfehler beantragte Revision ihrer Prozesse wird dieser Tage vor sich gehen.

In den Provinzen herrscht fortwährend die größeste Aufregung, da die Noth in entsetzlichem Maße zunimmt und die Schwierigkeit der Armensteuer-Aushebung mit jedem Tage steigt.

* Dublin, 16. Nov.

Je mehr wir uns dem Winter nähern, desto sichtbarer zeigt sich abermals die Noth des Landes. Die Armentaxen steigen in erschreckendem Maße, so daß wieder eine Menge kleiner Besitzer schon dadurch ruinirt und unter die Zahl der Paupers geworfen werden wird. In den Armenhäusern, die wahrhaft überfüllt sind, fallen jeden Tag die entsetzlichsten Schlägereien und Revolten vor. Auch der Meuchelmord nimmt wieder überhand und es geschieht nicht selten, daß irgend ein Pächter, ein Kaufmann, oder sonst Jemand aus der besitzenden Klasse unterwegs im Wagen erschossen, beraubt und von seinem Pferde als Leiche in die nächste Stadt zurückgefahren wird. — Das Gouvernement konnte wohl der Insurrektion ein Ende machen, und die politische Agitation unterdrücken — der soziale Jammer bleibt aber nach wie vor derselbe. — Aus Paris hört man, daß O'Gormann, einer der Chefs der letzten Insurrektion, dort angekommen ist. Er wußte sich seiner Zeit als Matrose auf einem Schiffe nach Smyrna und Konstantinopel zu retten, und reiste von dort nach Frankreich. Auch John Martin ist glücklich nach Amerika entkommen.

Asien.
*

Durch außerordentlichen Expreß über Marseille treffen in England Briefe aus Indien und China ein. Sie reichen bis zum 17. Oktober von Bombay; 7. Oktober Calcutta; 28. September China.

Die damit eingetroffenen politischen Neuigkeiten sind nicht von großer Bedeutung. Zwischen General Whish und den Mooltanesern war kein weiterer Kampf vorgefallen, einige kleine Scharmutzel ausgenommen, die ohne wichteres Resultat blieben. Der Nachtheil, den General Whish durch den Abfall Shere Singh's erfuhr, hatte ihn gezwungen sich nur 6 bis 7 Meilen, und nicht wie früher bemerkt, 18 Meilen, von den Wällen Mooltan's zurückzuziehen.

Aus guter Quelle wurde versichert, daß die Einverleibung des Punjab in die britischen Besitzungen von dem Indischen Gouvernement beschlossen sei und daß man bereits Maßregeln zu diesem Zweck getroffen habe. Lord Gongh soll mit 30,000 Mann im Felde sein, währeng 10,000 Mann von Bombay her die Linie des Indus besetzen werden. In der ersten Hälfte Dezember's will man die Operationen beginnen.

Nach diesen Maßregeln glaubt man schließen zu können, daß das Gouvernement fast alle indischen Anführer, mit denen Lord Hardinge seiner Zeit Verträge schloß, bei den jüngsten Vorfällen vor Mooltan interessirt glaubt. Eine allgemeine Kriegserklärung dürfte daher nahe bevorstehen.

Der Handel in Bombay ging noch nicht besonders. In der Einfuhr und der Ausfuhr war es gleich flau. In Calcutta war dagegen das Geschäft bedeutend besser.

Aus China verlautete nichts von Bedeutung.

An die Freunde der „Neuen Rheinischen Zeitung“.

Es wurde uns bei Anfang des laufenden Quartals mehrfach die Mittheilung gemacht, daß die Postexpedition zu Düren, sich weigere Abonnenten auf unser Blatt anzunehmen, oder wenigstens von der Bestellung abrathe, weil die Zeitung eingehen würde. Jetzt erhalten wir neuerdings Klage-Briefe, daß dortige Postbeamte, obschon durch die Gefälligkeit des hiesigen Ober-Postamts, uns gestattet worden ist, ausnahmsweise Abonnement für die letzte Hälfte des laufenden Abonnements zu 1 Thlr. anzunehmen, wieder keine Abonnenten annehmen wollen, die fraglichen Postbeamten sollen sich ebenfalls geäußert haben, unser Blatt werde eingehen oder suspendirt werden etc. Heute erhielten wir direkt eine Bestellung mit Geldsendung von dort.

Wenn wir damals unterstellen konnten, daß das Benehmen der dortigen Postbeamten nicht böswillig sei, so liegt die Böswilligkeit nun offen und haben wir heute deshalb Klage erhoben, und zweifeln nicht, daß die Post dort nunmehr Bestellungen annehmen wird.

Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.

Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:

Aus Bielefeld eingegangen 20 Thlr — Neukirchen bei Hülchrath 4 Thlr. — Düren 2 Thlr 3 Sgr. — Frankfurt am Main 2 Thlr. — Gevelsberg 3 Thlr — Königswinter 1 Thlr — Dortmund 4 Thlr. — Bourscheid 1 Thlr. — Cochem 2 Thlr. J P B. 10 Sgr X X. X aus Hilchenbach 9 Thlr. — Von K der Weg zur Freiheit führt durch Blut 2 Thlr

Also zusammen: 386 Thlr 18 Sgr. 48 Kreuzer

Der Raum der Zeitung gestattet es nicht mehr die vielen Motto's mit aufzunehmen.

Die Exp. d. N. Rhn. Ztg.

Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:

A. Steintraßer, Perlenpfuhl;
Halin, Bör[unleserliches Material]e;
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;
Ciser, beim Eingange während der Volksversammlungen;
J. Obladen, Streitzeuggasse;
Resource, Gesellschaft Sandkaul.
Stollwerk, Schildergasse.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

<TEI>
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Diese Gelder werden in Rücksicht auf das brodlose Proletariat ebenfalls ohne Weiteres bewilligt.</p>
          <p>Ein dritter Entwurf enthält eine ähnliche Verlegenheit der Aktiengesellschaft zwischen Bordeaux und Teste. Um auch dieser Noth abzuhelfen, votirt die Versammlung die Kredite, welche nothig sind, um diese Bahnstrecke bis zum 1 Juni 1849 fahrbar zu machen.</p>
          <p>Nach Erledigung dieser 3 Kredite erhält Bineau das Wort um im Namen des Finanzausschusses sein Gutachten über die Anträge abzugeben, welche gestern noch nachträglich in Bezug auf Doppelämter bei Professoren und Künstlern von Deslongrais, Flocon und Anderen gestellt wurden</p>
          <p>Flocon trägt darauf an, daß Niemand zwei Aemter zugleich verwalten und dafür das Gehalt beziehen durfe.</p>
          <p>Bineau und der Ausschuß findet diese Meinung zu absolut und räth der Versammlung den gestrigen Mitelweg (nach Deslongrais und Anderen) beizubehalten.</p>
          <p>Dies geschieht. Die Absolutheit fällt durch und die Versammlung nimmt den Ausschußantrag im Sinne Deslongrais an, d. h. in Zukunft sollen mehrere Aemter eines Professors zusammen nicht mehr als 12,000 Franken jährlich eintragen dürfen.</p>
          <p>Hierauf kehrt die Versammlung zum Büdget des Ministeriums des Innern zurück</p>
          <p>Kapitel 2 Etablissements- und Unterhaltskosten für die Akademie der schönen Kunste</p>
          <p>Antony Thouret schlägt einige Ersparnisse vor, fällt jedoch durch.</p>
          <p>Ebenso Sauvaire Barthelemy.</p>
          <p>Kapitel 11 wird angenommen.</p>
          <p>Kapitel 12 (Kunstwerke) desgleichen.</p>
          <p>Kapitel 13 (Monumente) dito.</p>
          <p>Hier sollen 200,000 Franken erspart werden. Dagegen eifert Maleville bedeutend. Dufoure desgleichen.</p>
          <p>Die 200,000 Franken bleiben stehen.</p>
          <p>Kapitel 14 (Kunstprämien) angenommen.</p>
          <p>Kapitel 15 (Kunstunterstützung) desgleichen</p>
          <p>Kapitel 16 (That<gap reason="illegible"/>runterstützungen)</p>
          <p>Kapitel 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23 geben zu keiner Debatte Veranlassung.</p>
          <p>Kapitel 24 bestimmt 1 Million zur Unterstützung politischer Flüchtlinge.</p>
          <p>Angenommen</p>
          <p>Kapitel 25 und 26 für heimische politische Märtyrer und ihre Familien.</p>
          <p>Angenommen.</p>
          <p>Kapitel 22 (Präfektengehalte) ruft einen schrecklichen Skandal hervor.</p>
          <p>Der Ausschuß schlägt eine Ersparniß von 13600 Franken vor.</p>
          <p>Luneau benutzt diese Gelegenheit, um seine Galle gegen das Bankett in Toulouse auszuschütten Er will wissen, warum jener Prafekt versetzt werde. Wie kommt es, daß man ihn in ein anderes Departement schickt? . .</p>
          <p>Astaix aus der Linken: Wie kommt es, daß Sie <hi rendition="#g">Mouchard</hi> sind? (Tumult)</p>
          <p>Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung!</p>
          <p>Astaix auf der Tribüne, erzählt unter unzähligen Unterbrechungen, daß Cazavan Präfekt von Toulouse ein tüchtiger Republikaner sei, und daß er sich jenem Bankett deshalb nicht entgegengesetzt habe, weil man in jenem Departement legitimistische Verschwörungen angezettelt und sogar gewagt habe, die weiße Lilienfahne der alten Bourbonnen öffentlich aufzustecken. Leider sehe er, daß Männer, die sich nicht Radikale nannten, jetzt als Vertheidiger dieser legitimistischen Umtriebe aufwerfen und die Republik mit Füßen treten. Diesen Feinden werde er energisch gegenübertreten, sie stigmatisire stigmatiser (Für diesen Ausdruck wird er von Neuem zur Ordnung gerufen)</p>
          <p>Luneau und Dufoure eilen zur Bühne</p>
          <p>Dufoure, Minister, erzählt nun seinerseits die Hergänge in Toulouse und billigt das Benehmen des Präfekten beim Bankett vollständig. Cazavan sei ein braver Mann und von ihm in die Vendee geschickt worden, wo sich vielleicht ähnliche legitimistische Gelüste zeigen konnten</p>
          <p>Luneau unterbricht und behauptet, der Minister sei gezwungen gewesen, Cazavan in die Vendee zu schicken, weil man ihn überall zurückgestoßen. Taschereau habe ihm dies gesagt. &#x2026;&#x2026;</p>
          <p>Taschereau, mit seinen Luchsaugen, stiert den Minister an und will sprechen. Dufoure scheint verlegen und erklärt, wie er nicht begreife, daß Taschereau so etwas gesagt haben konne. Marrast sitzt wie auf Nadeln. Man ruft: zur Tagesordnung! und Marrast läßt zum Budget zurückkehren, worauf nach kurzer Debatte die Sitzung um 6 Uhr geschlossen wird.</p>
        </div>
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          <head>Paris, 18. Nov.</head>
          <p>Die Präsidentenwahl und die Revolution in Deutschland halten alle Welt in Spannung.</p>
          <p>&#x2014; Die Bonapartisten haben ihren Hauptsitz vom Boulevard Montmartre (Passage Jouffroy) in die Flittesche Reitbahn, Chaussee d'Antin, verlegt. Dorthin strömten gestern viele Tausende. Ein ehemaliges Glied des Blanqui-Klubs sprach fast 2 Stunden zu Gunsten des <hi rendition="#g">Bürgers</hi> Louis Bonaparte, der doch wenigstens das Volk noch nicht verrathen habe und übrigens ja auch ein halber Sozialist sei, wie aus seinem Buche &#x201E;De l'Extinction du Pauperisme&#x201C; hervorgehe. Sobald er geendet, brach ein förmlicher Sturm gegen die Bühne los. Alle Welt wollte sprechen. Endlich gelang es einem jungen Arbeiter, Namens Lehmann (ein Deutscher?) sich Gehör zu verschaffen und auf der Bühne zu behaupten. Er griff mit außerordentlicher Energie die Kandidatur Louis Bonapartes an und ergoß sich ganz ohne Scheu gegen denselben. Auch dieser Arbeiter war Glied des Blanquiklubs. Er suchte der Versammlung zu beweisen, daß Hr. Louis gar nichts gethan habe, was ihn der allgemeinen Stimme empfehle, noch viel weniger könne ein Sozialist für ihn stimmen, da man seine Vorschläge in jener Broschüre durchaus nicht originell und praktisch fände. Der junge Redner sprach ungemein heftig und während er einer Seits Beifall erntete überschrieen die Andern, die Forcenirten, die Bravo's. Der Lärmen ward fürchterlich. Hundert Kehlen riefen nach der Erlaubniß zu sprechen. Die Bühne drohte zusammenzubrechen, die Schelle des Präsidenten vermochte diesem Wogen keinen Halt zu gebieten. Alles drängte nach dem Bureau. Man hörte die gräßlichsten Flüche und Verwünschungen gegen Louis Bonaparte, gegen Cavaignac, gegen Ledru-Rollin, gegen alle Kandidaten sammt und sonders, ausstoßen und sie zum Teufel jagen. Der Tumult nahm so zu, daß der Präsident des Klubs erklärte, er musse die Sitzung aufheben und die Schließung des Klubs könne unmöglich fehlen.</p>
          <p>Zwischen 10 und 11 Uhr Nachts zerstreute sich die zahllose Menge, die namentlich durch den inneren Skandal herbeigelockt worden und mächtig angeschwollen war.</p>
          <p> &#x2014; In einer andern Gegend der Stadt fand zu derselben Zeit ein ähnliches Gedränge statt. Hunderte von Männern begehrten Einlaß in den Montesquieusaal, wo Hervé den alten Barbesschen Revolutionsklub zusammengerufen hatte. Da indessen schon um 7 Uhr der Saal (der etwa mit seinen großen Galerien 5000 Menschen faßt) zum Ersticken voll war, so konnte Niemand mehr eingelassen werden und da gab es eine Verstockung der Straße. Exzesse sind indessen nicht vorgefallen.</p>
          <p>&#x2014; Die heutigen Journale beuten mit wahrer Inbrunst das Skandälchen in der gestrigen Nationalversammlung aus. Jedes natürlich nach seiner Farbe. Hier in aller Kürze die trockene Thatsache:</p>
          <p>Luneau, has alte Kammerglied und jetzt von der Vendee in die Nationalversammlung geschickt, benutzte die gestrige Budgetdebatte (Präfektengehalte), um das Ministerium zu tadeln, daß es den rothen Republikaner Cazavan als Präfekten von Toulouse in die fromme Vendee geschickt habe, nachdem ihn kein anderes Departement hätte annehmen mögen. Astaix, diese Anfeindung der rothen Republik anhörend, konnte sich nicht enthalten dem Ankläger zuzurufen: &#x201E;Aber wie kommt es doch, daß sie ein solcher Spürhund sind?&#x201C; Man stelle sich das Geheul vor, das die gesammte Rue de Poitiers gegen diesen Ausdruck erhob, ungeachtet ihn Luneau mit stiller Verachtung hinnahm und ihn gar keiner Berücksichtigung wurdigen wollte.</p>
          <p>Diese Katzbalgerei wird nun heute in allen Blättern, namentlich in der retrograden Partei, bis zum Eckel breitgetreten und es sollte nur wundern, wenn man nicht abermals auf Pistolen losgänge.</p>
          <p>&#x2014; Neapel in Belagerungszustand erklärt! Darüber meldet ein Morgenblatt (Révolution démocratique et sociale vom 18. Nov.) Folgendes:</p>
          <p>&#x201E;Die Epoca, Journal in Rom, kommt soeben in unsere Hände. Sie zeigt an, daß Depeschen aus Neapel in Rom eingetroffen seien, welche melden, daß Neapel in Belagerungszustand erklärt worden sei, und zwar in Folge eines allgemeinen Aufstandes der Provinzen Calabrien und Pullien, die gegen die Hauptstadt marschiren und die Republik proklamiren wollten.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Der Uhrmacher <hi rendition="#g">Naundorf</hi> (Ludwig XVII. auch Herzog der Normandie genannt) wendet sich an die Nationalversammlung, um die Erlaubniß zu erhalten, nach Paris kommen und dort seine Vaterschaftspapiere auftreiben zu dürfen. Dieser <hi rendition="#g">Prätendent</hi> wohnte früher bei Berlin und später in Crossen an der Oder.</p>
          <p>&#x2014; Der gestrige <hi rendition="#g">Hofball</hi> bei Marrast war zahlreich und glänzend, besonders viel Bürgerwehr aus der Fremde. Das Konzert wurde stark applaudirt. Es sangen die Damen vom Operntheater Ugaldi, Sabatir und Hr. Oktave. Der Tanz begann um 9 und dauerte bis 1 Uhr. Dufaure, Minister des Innern, und ein großer Theil von Deputirten seiner Farbe wohnte dem Feste bei. Die Legitimisten sind außer sich, weil sich das Gerücht verbreitet, daß Marrast seine Kinder in der Wiege des Grafen von Paris, die ihm die Stadt Paris schenkte, schlafen lasse.</p>
          <p>&#x2014; An den Präsidenten der Nationalversammlung.</p>
          <p>&#x201E;Mein Herr! Ich bin seit zwei Tagen nicht in der Nationalversammlung erschienen, weil mich ein Unwohlsein bei mir zurückhält. Empfangen Sie den Ausdruck meiner Hochachtung.</p>
          <p>Paris, 17. Novbr. 1848.</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">Louis Napoleon Bonaparte</hi>.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Morgen soll das eigentliche Verfassungsfest für das Volk durch die ganze Republik stattfinden. Der Stadtrath läßt große Vorbereitungen hier treffen.</p>
          <p>&#x2014; Mehrere Deputirte der <hi rendition="#g">französischen Nationalversammlung</hi> haben laut die Absicht kund gethan, das Ministerium über die Ermordung Robert Blum's zu interpelliren.</p>
          <p>Nationalversammlung. Sitzung vom 18. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>Ein Glied des Kriegsausschusses legt den Bericht über den Antrag Lamoricieres zur Aushebung der ordentlichen 80,000 Mann nieder.</p>
          <p>De Ranc<gap reason="illegible"/> übergibt eine Protestation vieler Einwohner von Algier gegen die Art und Weise, wie dort die Stadtraths- und Bürgerwehrwahlen laut des Gesetzes vom 16 August d J vollzogen worden seien.</p>
          <p>Marrast: 16 Glieder verlangen Urlaub [Oh! Oh!].</p>
          <p>Stimmen: Dann sind wir ja nicht mehr beschlußfähig! (Doch, doch, nein!)</p>
          <p>Man zählt oberflächlich und findet keine 500 Glieder.</p>
          <p>Die Sitzung muß suspendirt werden.</p>
          <p>Zwanzig Minuten später wird sie vollzählig (500) und kann wieder aufgenommen werden.</p>
          <p>Marrast: 9 neue Glieder bitten um Urlaub. (Oh! Oh!) Widersetzt man sich (Lärm).</p>
          <p>Ercheverry verlangt, daß man seinen Antrag rücksichtlich der Urlaube sogleich diskutire (neuer Lärm).</p>
          <p>Bezin unterstützt die Dringlichkeit, sonst könne man nicht fortberathen.</p>
          <p>Clement Thomas: Der Ercheverry'sche Antrag besteht darin, die erforderliche Majorität auf 451 herabzusetzen; ich halte diese Radikalreform für gefährlich und unnutz. Es treffen täglich neue Glieder aus den Provinzen ein und dadurch bleiben wir immer vollzählig. (Ja, ja, nein, nein!)</p>
          <p>Marrast: Will man die 9 Urlaube bewilligen?</p>
          <p>Die Versammlung bewilligt sie und geht zur Tagesordnung über, ohne für den Ercheverry'schen Antrag die Dringlichkeit auszusprechen.</p>
          <p>Den Departements Finiste<gap reason="illegible"/>re, Isère, Taru, Loire und Cher, Sarthe und Garonne wird die Erlaubniß ertheilt, sich übersteuern zu dürfen, um Kapitalien zur Beschäftigung ihres Proletariats aufzutreiben und resp. zu tilgen.</p>
          <p>Hiernach wird das 1848er Budjet wieder aufgenommen und zwar bei dem Prafektenkapitel (Ministerium des Innern), das gestern so großen Skandal hervorrief. Es handelt sich um Feststellung der Gehalte, der Prafekte und Unterprafekte.</p>
          <p>Santeyra, Barthelemy, Senard, Besnard und Dufaure diskutiren lebhaft. Ihr Streit gibt manch' belehrenden Aufschluß. So erfährt man daraus, daß das Beamtenheer des Ministerialressorts des Innern allein jährlich 27,000,000 Fr. kostet. &#x201E;Sie wollen, wandte sich Dufaure ironisch an den Finanzausschuß, am Ministerium des Innern allein 37 Millionen sparen, wie wollen Sie das anstellen, da dessen ganze Börse nur 27 Millionen zahlt?</p>
          <p>Barthelemy: Nicht der Finanzausschuß, sondern Hr. Goudchaux habe obige Ziffern berechnet und Ersparnisse für nothig erklärt, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle.</p>
          <p>Goudchaux: Das Wort Bankerott führt mich auf die Bühne. Allerdings habe ich obige Ersparnisse vorgeschlagen, aber nicht im Jahre 1848 sondern 1849 sollen und müssen 33 Millionen im Gesammtressort (nicht blos in den zu 27 Millionen veranschlagten Personalressorts erspart werden, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle.</p>
          <p>Endlich stellt man die Gehalte der Unterpräfekten auf 6000 Fr. für große und auf 4- bis 3000 für kleinere Städte fest.</p>
          <p>Ein Posten von 180 000 Fr. für Ledru-Rollin'sche Präsidenten-Commissarien wird verschoben. Dann tritt die Versammlung in das Budget der Präfekturrathe.</p>
          <p>Die Diskussion des Budgets der Präfekturräthe hat kein Interesse für Deutschland.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamoriciere,</hi> Kriegsminister, unterbricht die Diskussion für einige Minuten. Bürger, sagt er, Sie bestimmten die Zahl der Auswanderer nach Algerien pro 1848 auf 12,000 Köpfe. Es haben sich aber 13,500 einschreiben lassen. Ich trage darauf an, Ihren Beschluß zu ändern und die ursprüngliche Zahl auf 13,500 zu erhöhen.</p>
          <p>Der Antrag wird genehmigt.</p>
          <p>Die Versammlung kehrt zu dem Budget zurück, immer noch Ressort des Ministeriums des Innern.</p>
          <p>Bedeau ersetzt Marrast auf dem Präsidentenstuhle.</p>
          <p>Kapitel 28 (Polizei-Kommissariengehalte) wird genehmigt.</p>
          <p>Kapitel 29 (Präfektur-Administration) wird nach kurzem Widerspruch angenommen.</p>
          <p>Kapitel 30. (Verwaltungs-Inspektoren in die Departements). Der Ausschuß schlägt die Aufhebung von fünf Inspectoren für die sogenannten Wohlthätigkeitsanstalten vor.</p>
          <p><hi rendition="#g">Boder</hi> protestirt dagegen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Barthelemy</hi> unterstützt die Ersparniß. Es gäbe zu viele Sinekuren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard</hi> leugnet das nicht, will aber die Inspektoren beibehalten wissen, namentlich die Aerzte, die unter seinem Ministerium jenen Anstalten beigefügt worden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dufaure</hi>, Minister, verspricht einen Gesetzentwurf vorzulegen, der den Klagen abhelfe und den Almosendienst regele. Wir werden also nächstens eine organisirte Bettelei haben. Auch die Findelkinder sollen in dieses neue Departement geschlagen werden. Eben so die Gefängnisse.</p>
          <p>Dr. <hi rendition="#g">Gerdy</hi> (vom National) verliert noch einige Worte.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Spanien.</head>
        <div xml:id="ar148-1_034" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Madrid, 11. Nov.</head>
          <p>Wir erhielten heute die wichtige Nachricht, daß General Lersundi, auf seiner Verfolgung, Cabrera bei Cubells erreichte und ihm eine Schlacht lieferte, welche mit der Niederlage Cabrera's endete. Außer vielen Todten und Verwundeten verlor Cabrera 200 bis 300 Mann, die Lersundi zu Gefangenen machte. Da der Kourrier von Cervera heute und gestern nicht anlangte, so wurde obige Nachricht noch nicht bestätigt; in der Richtung, welche Lersundi nahm, hörte man aber bei Abgang der Post vom vorhergehenden Tage, fortwährenden Kanonendonner. Wahrscheinlich wurden die letzten beiden Kourriere von den Insurgenten aufgefangen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Belgien.</head>
        <div xml:id="ar148-1_035" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Brüssel, 17. Nov.</head>
          <p>Vom Minister <hi rendition="#g">Rogier</hi> besoldete deutsche Journalisten benutzen die gegenwärtig in Deutschland herrschende Aufregung, um die &#x201E;gute&#x201C; deutsche Presse von neuem mit Lagen über die blühenden Finanzzustände und die große vom Ministerium eingeführte Oekonomie auzufüllen. Wenn Sie in diesem Momente der revolutionären Krise nicht alle ihre so energisch kundgegebenen Sympathien für den <hi rendition="#g">&#x201E;konstitutionellen Musterstaat&#x201C;</hi> verloren haben, so ersuche ich sie, die nachiolgenden Notizen aufzunehmen.</p>
          <p>Die so prunkvoll ausposaunten Oekonomien sind entweder ganz unbedeutend oder illusorisch. Man hat Abzüge auf die Pensionen über 1000 Fr. vorgeschlagen, aber &#x2014; bewundern Sie die Delikatesse des liberalen Ministeriums &#x2014; man hat die 6000 Fr. Pension für ausscheidende Minister, trotz des Unwillens des ganzen Landes vorsichtigst zu koserviren gewußt.</p>
          <p>Die Auseinandersetzung des Hrn. Finanzministers Frère Olan, worin er der Repräsentantenkammer die rhetorischen Bouquets seines Optimismus an den Kopf war, reducirt sich in dürren Worten auf Folgendes:</p>
          <p>Trotz der zweimaligen Zwangsanleihe &#x2014; einer außerordentlichen Steuer von 37,788,000 Fr., lastet auf dem Büdget von 184<gap reason="illegible"/> noch ein Defizit von 30,219,579 Fr., nicht einbegriffen die nöthigen Summen für die Rückzahlung der 37,768,000 Fr. Alle Staatsressourcen sind erschöpft und die neue Ausgabe von Schatzbons kann zu keinen Resultaten führen.</p>
          <p>Die ganze Finanzkunst des Herrn Frère Orlan besteht darin, die mühevolle Verwaltung des liberalen Ministeriums als eine nothwendige Konsequenz der schlechten Verwaltung des katholischen Ministeriums darzustellen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar148-1_036" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 17. November.</head>
          <p>Die Staatsgefangenen O'Brien, Mc. Manus, Meagher und O'Donohoe langten gestern Nachmittag unter Eskorte von 50 Konstablern von Clonmel hier an. Eine Abtheilung Lanciers und ein starker Trupp der Stadtpolizei warteten ihrer an der Station und begleiteten sie in das Gefängniß von Kilmainham. O'Brien sah etwas leidend aus; die übrigen Gefangenen schienen sich aber wohl zu befinden.</p>
          <p>Die von den Gefangenen, in Betreff der Formfehler beantragte Revision ihrer Prozesse wird dieser Tage vor sich gehen.</p>
          <p>In den Provinzen herrscht fortwährend die größeste Aufregung, da die Noth in entsetzlichem Maße zunimmt und die Schwierigkeit der Armensteuer-Aushebung mit jedem Tage steigt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_037" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 16. Nov.</head>
          <p>Je mehr wir uns dem Winter nähern, desto sichtbarer zeigt sich abermals die Noth des Landes. Die Armentaxen steigen in erschreckendem Maße, so daß wieder eine Menge kleiner Besitzer schon dadurch ruinirt und unter die Zahl der Paupers geworfen werden wird. In den Armenhäusern, die wahrhaft überfüllt sind, fallen jeden Tag die entsetzlichsten Schlägereien und Revolten vor. Auch der Meuchelmord nimmt wieder überhand und es geschieht nicht selten, daß irgend ein Pächter, ein Kaufmann, oder sonst Jemand aus der besitzenden Klasse unterwegs im Wagen erschossen, beraubt und von seinem Pferde als Leiche in die nächste Stadt zurückgefahren wird. &#x2014; Das Gouvernement konnte wohl der Insurrektion ein Ende machen, und die politische Agitation unterdrücken &#x2014; der soziale Jammer bleibt aber nach wie vor derselbe. &#x2014; Aus Paris hört man, daß O'Gormann, einer der Chefs der letzten Insurrektion, dort angekommen ist. Er wußte sich seiner Zeit als Matrose auf einem Schiffe nach Smyrna und Konstantinopel zu retten, und reiste von dort nach Frankreich. Auch John Martin ist glücklich nach Amerika entkommen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Asien.</head>
        <div xml:id="ar148-1_038" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Durch außerordentlichen Expreß über Marseille treffen in England Briefe aus Indien und China ein. Sie reichen bis zum 17. Oktober von Bombay; 7. Oktober Calcutta; 28. September China.</p>
          <p>Die damit eingetroffenen politischen Neuigkeiten sind nicht von großer Bedeutung. Zwischen General Whish und den Mooltanesern war kein weiterer Kampf vorgefallen, einige kleine Scharmutzel ausgenommen, die ohne wichteres Resultat blieben. Der Nachtheil, den General Whish durch den Abfall Shere Singh's erfuhr, hatte ihn gezwungen sich nur 6 bis 7 Meilen, und nicht wie früher bemerkt, 18 Meilen, von den Wällen Mooltan's zurückzuziehen.</p>
          <p>Aus guter Quelle wurde versichert, daß die Einverleibung des Punjab in die britischen Besitzungen von dem Indischen Gouvernement beschlossen sei und daß man bereits Maßregeln zu diesem Zweck getroffen habe. Lord Gongh soll mit 30,000 Mann im Felde sein, währeng 10,000 Mann von Bombay her die Linie des Indus besetzen werden. In der ersten Hälfte Dezember's will man die Operationen beginnen.</p>
          <p>Nach diesen Maßregeln glaubt man schließen zu können, daß das Gouvernement fast alle indischen Anführer, mit denen Lord Hardinge seiner Zeit Verträge schloß, bei den jüngsten Vorfällen vor Mooltan interessirt glaubt. Eine allgemeine Kriegserklärung dürfte daher nahe bevorstehen.</p>
          <p>Der Handel in Bombay ging noch nicht besonders. In der Einfuhr und der Ausfuhr war es gleich flau. In Calcutta war dagegen das Geschäft bedeutend besser.</p>
          <p>Aus China verlautete nichts von Bedeutung.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar148-1_039" type="jArticle">
          <head>An die Freunde der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C;.</head>
          <p>Es wurde uns bei Anfang des laufenden Quartals mehrfach die Mittheilung gemacht, daß die Postexpedition zu Düren, sich weigere Abonnenten auf unser Blatt anzunehmen, oder wenigstens von der Bestellung abrathe, weil die Zeitung eingehen würde. Jetzt erhalten wir neuerdings Klage-Briefe, daß dortige Postbeamte, obschon durch die Gefälligkeit des hiesigen Ober-Postamts, uns gestattet worden ist, ausnahmsweise Abonnement für die letzte Hälfte des laufenden Abonnements zu 1 Thlr. anzunehmen, wieder keine Abonnenten annehmen wollen, die fraglichen Postbeamten sollen sich ebenfalls geäußert haben, unser Blatt werde eingehen oder suspendirt werden etc. Heute erhielten wir direkt eine Bestellung mit Geldsendung von dort.</p>
          <p>Wenn wir damals unterstellen konnten, daß das Benehmen der dortigen Postbeamten nicht böswillig sei, so liegt die Böswilligkeit nun offen und haben wir heute deshalb Klage erhoben, und zweifeln nicht, daß die Post dort nunmehr Bestellungen annehmen wird.</p>
          <p> <hi rendition="#b">Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_040" type="jArticle">
          <p> <hi rendition="#b">Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:</hi> </p>
          <p>Aus Bielefeld eingegangen 20 Thlr &#x2014; Neukirchen bei Hülchrath 4 Thlr. &#x2014; Düren 2 Thlr 3 Sgr. &#x2014; Frankfurt am Main 2 Thlr. &#x2014; Gevelsberg 3 Thlr &#x2014; Königswinter 1 Thlr &#x2014; Dortmund 4 Thlr. &#x2014; Bourscheid 1 Thlr. &#x2014; Cochem 2 Thlr. J P B. 10 Sgr X X. X aus Hilchenbach 9 Thlr. &#x2014; Von K der Weg zur Freiheit führt durch Blut 2 Thlr</p>
          <p>Also zusammen: 386 Thlr 18 Sgr. 48 Kreuzer</p>
          <p>Der Raum der Zeitung gestattet es nicht mehr die vielen Motto's mit aufzunehmen.</p>
          <p>Die Exp. d. N. Rhn. Ztg.</p>
          <p>Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei:</p>
          <p rendition="#et">A. Steintraßer, Perlenpfuhl;<lb/>
Halin, Bör<gap reason="illegible"/>e;<lb/>
Hamspohn, Freischütz, Hochstraße;<lb/>
Ciser, beim Eingange während der Volksversammlungen;<lb/>
J. Obladen, Streitzeuggasse;<lb/>
Resource, Gesellschaft Sandkaul.<lb/>
Stollwerk, Schildergasse.</p>
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      <div n="1">
        <head>Handelsnachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
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        <p>Der Gerant: <hi rendition="#g">Korff</hi>.<lb/>
Druck von J. W. <hi rendition="#g">Dietz,</hi> unter Hutmacher Nr. 17.</p>
      </div>
    </body>
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</TEI>
[0776/0004] Diese Gelder werden in Rücksicht auf das brodlose Proletariat ebenfalls ohne Weiteres bewilligt. Ein dritter Entwurf enthält eine ähnliche Verlegenheit der Aktiengesellschaft zwischen Bordeaux und Teste. Um auch dieser Noth abzuhelfen, votirt die Versammlung die Kredite, welche nothig sind, um diese Bahnstrecke bis zum 1 Juni 1849 fahrbar zu machen. Nach Erledigung dieser 3 Kredite erhält Bineau das Wort um im Namen des Finanzausschusses sein Gutachten über die Anträge abzugeben, welche gestern noch nachträglich in Bezug auf Doppelämter bei Professoren und Künstlern von Deslongrais, Flocon und Anderen gestellt wurden Flocon trägt darauf an, daß Niemand zwei Aemter zugleich verwalten und dafür das Gehalt beziehen durfe. Bineau und der Ausschuß findet diese Meinung zu absolut und räth der Versammlung den gestrigen Mitelweg (nach Deslongrais und Anderen) beizubehalten. Dies geschieht. Die Absolutheit fällt durch und die Versammlung nimmt den Ausschußantrag im Sinne Deslongrais an, d. h. in Zukunft sollen mehrere Aemter eines Professors zusammen nicht mehr als 12,000 Franken jährlich eintragen dürfen. Hierauf kehrt die Versammlung zum Büdget des Ministeriums des Innern zurück Kapitel 2 Etablissements- und Unterhaltskosten für die Akademie der schönen Kunste Antony Thouret schlägt einige Ersparnisse vor, fällt jedoch durch. Ebenso Sauvaire Barthelemy. Kapitel 11 wird angenommen. Kapitel 12 (Kunstwerke) desgleichen. Kapitel 13 (Monumente) dito. Hier sollen 200,000 Franken erspart werden. Dagegen eifert Maleville bedeutend. Dufoure desgleichen. Die 200,000 Franken bleiben stehen. Kapitel 14 (Kunstprämien) angenommen. Kapitel 15 (Kunstunterstützung) desgleichen Kapitel 16 (That_ runterstützungen) Kapitel 17, 18, 19, 20, 21, 22 und 23 geben zu keiner Debatte Veranlassung. Kapitel 24 bestimmt 1 Million zur Unterstützung politischer Flüchtlinge. Angenommen Kapitel 25 und 26 für heimische politische Märtyrer und ihre Familien. Angenommen. Kapitel 22 (Präfektengehalte) ruft einen schrecklichen Skandal hervor. Der Ausschuß schlägt eine Ersparniß von 13600 Franken vor. Luneau benutzt diese Gelegenheit, um seine Galle gegen das Bankett in Toulouse auszuschütten Er will wissen, warum jener Prafekt versetzt werde. Wie kommt es, daß man ihn in ein anderes Departement schickt? . . Astaix aus der Linken: Wie kommt es, daß Sie Mouchard sind? (Tumult) Marrast: Ich rufe Sie zur Ordnung! Astaix auf der Tribüne, erzählt unter unzähligen Unterbrechungen, daß Cazavan Präfekt von Toulouse ein tüchtiger Republikaner sei, und daß er sich jenem Bankett deshalb nicht entgegengesetzt habe, weil man in jenem Departement legitimistische Verschwörungen angezettelt und sogar gewagt habe, die weiße Lilienfahne der alten Bourbonnen öffentlich aufzustecken. Leider sehe er, daß Männer, die sich nicht Radikale nannten, jetzt als Vertheidiger dieser legitimistischen Umtriebe aufwerfen und die Republik mit Füßen treten. Diesen Feinden werde er energisch gegenübertreten, sie stigmatisire stigmatiser (Für diesen Ausdruck wird er von Neuem zur Ordnung gerufen) Luneau und Dufoure eilen zur Bühne Dufoure, Minister, erzählt nun seinerseits die Hergänge in Toulouse und billigt das Benehmen des Präfekten beim Bankett vollständig. Cazavan sei ein braver Mann und von ihm in die Vendee geschickt worden, wo sich vielleicht ähnliche legitimistische Gelüste zeigen konnten Luneau unterbricht und behauptet, der Minister sei gezwungen gewesen, Cazavan in die Vendee zu schicken, weil man ihn überall zurückgestoßen. Taschereau habe ihm dies gesagt. …… Taschereau, mit seinen Luchsaugen, stiert den Minister an und will sprechen. Dufoure scheint verlegen und erklärt, wie er nicht begreife, daß Taschereau so etwas gesagt haben konne. Marrast sitzt wie auf Nadeln. Man ruft: zur Tagesordnung! und Marrast läßt zum Budget zurückkehren, worauf nach kurzer Debatte die Sitzung um 6 Uhr geschlossen wird. Paris, 18. Nov. Die Präsidentenwahl und die Revolution in Deutschland halten alle Welt in Spannung. — Die Bonapartisten haben ihren Hauptsitz vom Boulevard Montmartre (Passage Jouffroy) in die Flittesche Reitbahn, Chaussee d'Antin, verlegt. Dorthin strömten gestern viele Tausende. Ein ehemaliges Glied des Blanqui-Klubs sprach fast 2 Stunden zu Gunsten des Bürgers Louis Bonaparte, der doch wenigstens das Volk noch nicht verrathen habe und übrigens ja auch ein halber Sozialist sei, wie aus seinem Buche „De l'Extinction du Pauperisme“ hervorgehe. Sobald er geendet, brach ein förmlicher Sturm gegen die Bühne los. Alle Welt wollte sprechen. Endlich gelang es einem jungen Arbeiter, Namens Lehmann (ein Deutscher?) sich Gehör zu verschaffen und auf der Bühne zu behaupten. Er griff mit außerordentlicher Energie die Kandidatur Louis Bonapartes an und ergoß sich ganz ohne Scheu gegen denselben. Auch dieser Arbeiter war Glied des Blanquiklubs. Er suchte der Versammlung zu beweisen, daß Hr. Louis gar nichts gethan habe, was ihn der allgemeinen Stimme empfehle, noch viel weniger könne ein Sozialist für ihn stimmen, da man seine Vorschläge in jener Broschüre durchaus nicht originell und praktisch fände. Der junge Redner sprach ungemein heftig und während er einer Seits Beifall erntete überschrieen die Andern, die Forcenirten, die Bravo's. Der Lärmen ward fürchterlich. Hundert Kehlen riefen nach der Erlaubniß zu sprechen. Die Bühne drohte zusammenzubrechen, die Schelle des Präsidenten vermochte diesem Wogen keinen Halt zu gebieten. Alles drängte nach dem Bureau. Man hörte die gräßlichsten Flüche und Verwünschungen gegen Louis Bonaparte, gegen Cavaignac, gegen Ledru-Rollin, gegen alle Kandidaten sammt und sonders, ausstoßen und sie zum Teufel jagen. Der Tumult nahm so zu, daß der Präsident des Klubs erklärte, er musse die Sitzung aufheben und die Schließung des Klubs könne unmöglich fehlen. Zwischen 10 und 11 Uhr Nachts zerstreute sich die zahllose Menge, die namentlich durch den inneren Skandal herbeigelockt worden und mächtig angeschwollen war. — In einer andern Gegend der Stadt fand zu derselben Zeit ein ähnliches Gedränge statt. Hunderte von Männern begehrten Einlaß in den Montesquieusaal, wo Hervé den alten Barbesschen Revolutionsklub zusammengerufen hatte. Da indessen schon um 7 Uhr der Saal (der etwa mit seinen großen Galerien 5000 Menschen faßt) zum Ersticken voll war, so konnte Niemand mehr eingelassen werden und da gab es eine Verstockung der Straße. Exzesse sind indessen nicht vorgefallen. — Die heutigen Journale beuten mit wahrer Inbrunst das Skandälchen in der gestrigen Nationalversammlung aus. Jedes natürlich nach seiner Farbe. Hier in aller Kürze die trockene Thatsache: Luneau, has alte Kammerglied und jetzt von der Vendee in die Nationalversammlung geschickt, benutzte die gestrige Budgetdebatte (Präfektengehalte), um das Ministerium zu tadeln, daß es den rothen Republikaner Cazavan als Präfekten von Toulouse in die fromme Vendee geschickt habe, nachdem ihn kein anderes Departement hätte annehmen mögen. Astaix, diese Anfeindung der rothen Republik anhörend, konnte sich nicht enthalten dem Ankläger zuzurufen: „Aber wie kommt es doch, daß sie ein solcher Spürhund sind?“ Man stelle sich das Geheul vor, das die gesammte Rue de Poitiers gegen diesen Ausdruck erhob, ungeachtet ihn Luneau mit stiller Verachtung hinnahm und ihn gar keiner Berücksichtigung wurdigen wollte. Diese Katzbalgerei wird nun heute in allen Blättern, namentlich in der retrograden Partei, bis zum Eckel breitgetreten und es sollte nur wundern, wenn man nicht abermals auf Pistolen losgänge. — Neapel in Belagerungszustand erklärt! Darüber meldet ein Morgenblatt (Révolution démocratique et sociale vom 18. Nov.) Folgendes: „Die Epoca, Journal in Rom, kommt soeben in unsere Hände. Sie zeigt an, daß Depeschen aus Neapel in Rom eingetroffen seien, welche melden, daß Neapel in Belagerungszustand erklärt worden sei, und zwar in Folge eines allgemeinen Aufstandes der Provinzen Calabrien und Pullien, die gegen die Hauptstadt marschiren und die Republik proklamiren wollten.“ — Der Uhrmacher Naundorf (Ludwig XVII. auch Herzog der Normandie genannt) wendet sich an die Nationalversammlung, um die Erlaubniß zu erhalten, nach Paris kommen und dort seine Vaterschaftspapiere auftreiben zu dürfen. Dieser Prätendent wohnte früher bei Berlin und später in Crossen an der Oder. — Der gestrige Hofball bei Marrast war zahlreich und glänzend, besonders viel Bürgerwehr aus der Fremde. Das Konzert wurde stark applaudirt. Es sangen die Damen vom Operntheater Ugaldi, Sabatir und Hr. Oktave. Der Tanz begann um 9 und dauerte bis 1 Uhr. Dufaure, Minister des Innern, und ein großer Theil von Deputirten seiner Farbe wohnte dem Feste bei. Die Legitimisten sind außer sich, weil sich das Gerücht verbreitet, daß Marrast seine Kinder in der Wiege des Grafen von Paris, die ihm die Stadt Paris schenkte, schlafen lasse. — An den Präsidenten der Nationalversammlung. „Mein Herr! Ich bin seit zwei Tagen nicht in der Nationalversammlung erschienen, weil mich ein Unwohlsein bei mir zurückhält. Empfangen Sie den Ausdruck meiner Hochachtung. Paris, 17. Novbr. 1848. (gez.) Louis Napoleon Bonaparte.“ — Morgen soll das eigentliche Verfassungsfest für das Volk durch die ganze Republik stattfinden. Der Stadtrath läßt große Vorbereitungen hier treffen. — Mehrere Deputirte der französischen Nationalversammlung haben laut die Absicht kund gethan, das Ministerium über die Ermordung Robert Blum's zu interpelliren. Nationalversammlung. Sitzung vom 18. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Ein Glied des Kriegsausschusses legt den Bericht über den Antrag Lamoricieres zur Aushebung der ordentlichen 80,000 Mann nieder. De Ranc_ übergibt eine Protestation vieler Einwohner von Algier gegen die Art und Weise, wie dort die Stadtraths- und Bürgerwehrwahlen laut des Gesetzes vom 16 August d J vollzogen worden seien. Marrast: 16 Glieder verlangen Urlaub [Oh! Oh!]. Stimmen: Dann sind wir ja nicht mehr beschlußfähig! (Doch, doch, nein!) Man zählt oberflächlich und findet keine 500 Glieder. Die Sitzung muß suspendirt werden. Zwanzig Minuten später wird sie vollzählig (500) und kann wieder aufgenommen werden. Marrast: 9 neue Glieder bitten um Urlaub. (Oh! Oh!) Widersetzt man sich (Lärm). Ercheverry verlangt, daß man seinen Antrag rücksichtlich der Urlaube sogleich diskutire (neuer Lärm). Bezin unterstützt die Dringlichkeit, sonst könne man nicht fortberathen. Clement Thomas: Der Ercheverry'sche Antrag besteht darin, die erforderliche Majorität auf 451 herabzusetzen; ich halte diese Radikalreform für gefährlich und unnutz. Es treffen täglich neue Glieder aus den Provinzen ein und dadurch bleiben wir immer vollzählig. (Ja, ja, nein, nein!) Marrast: Will man die 9 Urlaube bewilligen? Die Versammlung bewilligt sie und geht zur Tagesordnung über, ohne für den Ercheverry'schen Antrag die Dringlichkeit auszusprechen. Den Departements Finiste_ re, Isère, Taru, Loire und Cher, Sarthe und Garonne wird die Erlaubniß ertheilt, sich übersteuern zu dürfen, um Kapitalien zur Beschäftigung ihres Proletariats aufzutreiben und resp. zu tilgen. Hiernach wird das 1848er Budjet wieder aufgenommen und zwar bei dem Prafektenkapitel (Ministerium des Innern), das gestern so großen Skandal hervorrief. Es handelt sich um Feststellung der Gehalte, der Prafekte und Unterprafekte. Santeyra, Barthelemy, Senard, Besnard und Dufaure diskutiren lebhaft. Ihr Streit gibt manch' belehrenden Aufschluß. So erfährt man daraus, daß das Beamtenheer des Ministerialressorts des Innern allein jährlich 27,000,000 Fr. kostet. „Sie wollen, wandte sich Dufaure ironisch an den Finanzausschuß, am Ministerium des Innern allein 37 Millionen sparen, wie wollen Sie das anstellen, da dessen ganze Börse nur 27 Millionen zahlt? Barthelemy: Nicht der Finanzausschuß, sondern Hr. Goudchaux habe obige Ziffern berechnet und Ersparnisse für nothig erklärt, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle. Goudchaux: Das Wort Bankerott führt mich auf die Bühne. Allerdings habe ich obige Ersparnisse vorgeschlagen, aber nicht im Jahre 1848 sondern 1849 sollen und müssen 33 Millionen im Gesammtressort (nicht blos in den zu 27 Millionen veranschlagten Personalressorts erspart werden, wenn man dem Bankerott vorbeugen wolle. Endlich stellt man die Gehalte der Unterpräfekten auf 6000 Fr. für große und auf 4- bis 3000 für kleinere Städte fest. Ein Posten von 180 000 Fr. für Ledru-Rollin'sche Präsidenten-Commissarien wird verschoben. Dann tritt die Versammlung in das Budget der Präfekturrathe. Die Diskussion des Budgets der Präfekturräthe hat kein Interesse für Deutschland. Lamoriciere, Kriegsminister, unterbricht die Diskussion für einige Minuten. Bürger, sagt er, Sie bestimmten die Zahl der Auswanderer nach Algerien pro 1848 auf 12,000 Köpfe. Es haben sich aber 13,500 einschreiben lassen. Ich trage darauf an, Ihren Beschluß zu ändern und die ursprüngliche Zahl auf 13,500 zu erhöhen. Der Antrag wird genehmigt. Die Versammlung kehrt zu dem Budget zurück, immer noch Ressort des Ministeriums des Innern. Bedeau ersetzt Marrast auf dem Präsidentenstuhle. Kapitel 28 (Polizei-Kommissariengehalte) wird genehmigt. Kapitel 29 (Präfektur-Administration) wird nach kurzem Widerspruch angenommen. Kapitel 30. (Verwaltungs-Inspektoren in die Departements). Der Ausschuß schlägt die Aufhebung von fünf Inspectoren für die sogenannten Wohlthätigkeitsanstalten vor. Boder protestirt dagegen. Barthelemy unterstützt die Ersparniß. Es gäbe zu viele Sinekuren. Senard leugnet das nicht, will aber die Inspektoren beibehalten wissen, namentlich die Aerzte, die unter seinem Ministerium jenen Anstalten beigefügt worden. Dufaure, Minister, verspricht einen Gesetzentwurf vorzulegen, der den Klagen abhelfe und den Almosendienst regele. Wir werden also nächstens eine organisirte Bettelei haben. Auch die Findelkinder sollen in dieses neue Departement geschlagen werden. Eben so die Gefängnisse. Dr. Gerdy (vom National) verliert noch einige Worte. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. Spanien. * Madrid, 11. Nov. Wir erhielten heute die wichtige Nachricht, daß General Lersundi, auf seiner Verfolgung, Cabrera bei Cubells erreichte und ihm eine Schlacht lieferte, welche mit der Niederlage Cabrera's endete. Außer vielen Todten und Verwundeten verlor Cabrera 200 bis 300 Mann, die Lersundi zu Gefangenen machte. Da der Kourrier von Cervera heute und gestern nicht anlangte, so wurde obige Nachricht noch nicht bestätigt; in der Richtung, welche Lersundi nahm, hörte man aber bei Abgang der Post vom vorhergehenden Tage, fortwährenden Kanonendonner. Wahrscheinlich wurden die letzten beiden Kourriere von den Insurgenten aufgefangen. Belgien. 43 Brüssel, 17. Nov. Vom Minister Rogier besoldete deutsche Journalisten benutzen die gegenwärtig in Deutschland herrschende Aufregung, um die „gute“ deutsche Presse von neuem mit Lagen über die blühenden Finanzzustände und die große vom Ministerium eingeführte Oekonomie auzufüllen. Wenn Sie in diesem Momente der revolutionären Krise nicht alle ihre so energisch kundgegebenen Sympathien für den „konstitutionellen Musterstaat“ verloren haben, so ersuche ich sie, die nachiolgenden Notizen aufzunehmen. Die so prunkvoll ausposaunten Oekonomien sind entweder ganz unbedeutend oder illusorisch. Man hat Abzüge auf die Pensionen über 1000 Fr. vorgeschlagen, aber — bewundern Sie die Delikatesse des liberalen Ministeriums — man hat die 6000 Fr. Pension für ausscheidende Minister, trotz des Unwillens des ganzen Landes vorsichtigst zu koserviren gewußt. Die Auseinandersetzung des Hrn. Finanzministers Frère Olan, worin er der Repräsentantenkammer die rhetorischen Bouquets seines Optimismus an den Kopf war, reducirt sich in dürren Worten auf Folgendes: Trotz der zweimaligen Zwangsanleihe — einer außerordentlichen Steuer von 37,788,000 Fr., lastet auf dem Büdget von 184_ noch ein Defizit von 30,219,579 Fr., nicht einbegriffen die nöthigen Summen für die Rückzahlung der 37,768,000 Fr. Alle Staatsressourcen sind erschöpft und die neue Ausgabe von Schatzbons kann zu keinen Resultaten führen. Die ganze Finanzkunst des Herrn Frère Orlan besteht darin, die mühevolle Verwaltung des liberalen Ministeriums als eine nothwendige Konsequenz der schlechten Verwaltung des katholischen Ministeriums darzustellen. Großbritannien. * Dublin, 17. November. Die Staatsgefangenen O'Brien, Mc. Manus, Meagher und O'Donohoe langten gestern Nachmittag unter Eskorte von 50 Konstablern von Clonmel hier an. Eine Abtheilung Lanciers und ein starker Trupp der Stadtpolizei warteten ihrer an der Station und begleiteten sie in das Gefängniß von Kilmainham. O'Brien sah etwas leidend aus; die übrigen Gefangenen schienen sich aber wohl zu befinden. Die von den Gefangenen, in Betreff der Formfehler beantragte Revision ihrer Prozesse wird dieser Tage vor sich gehen. In den Provinzen herrscht fortwährend die größeste Aufregung, da die Noth in entsetzlichem Maße zunimmt und die Schwierigkeit der Armensteuer-Aushebung mit jedem Tage steigt. * Dublin, 16. Nov. Je mehr wir uns dem Winter nähern, desto sichtbarer zeigt sich abermals die Noth des Landes. Die Armentaxen steigen in erschreckendem Maße, so daß wieder eine Menge kleiner Besitzer schon dadurch ruinirt und unter die Zahl der Paupers geworfen werden wird. In den Armenhäusern, die wahrhaft überfüllt sind, fallen jeden Tag die entsetzlichsten Schlägereien und Revolten vor. Auch der Meuchelmord nimmt wieder überhand und es geschieht nicht selten, daß irgend ein Pächter, ein Kaufmann, oder sonst Jemand aus der besitzenden Klasse unterwegs im Wagen erschossen, beraubt und von seinem Pferde als Leiche in die nächste Stadt zurückgefahren wird. — Das Gouvernement konnte wohl der Insurrektion ein Ende machen, und die politische Agitation unterdrücken — der soziale Jammer bleibt aber nach wie vor derselbe. — Aus Paris hört man, daß O'Gormann, einer der Chefs der letzten Insurrektion, dort angekommen ist. Er wußte sich seiner Zeit als Matrose auf einem Schiffe nach Smyrna und Konstantinopel zu retten, und reiste von dort nach Frankreich. Auch John Martin ist glücklich nach Amerika entkommen. Asien. * Durch außerordentlichen Expreß über Marseille treffen in England Briefe aus Indien und China ein. Sie reichen bis zum 17. Oktober von Bombay; 7. Oktober Calcutta; 28. September China. Die damit eingetroffenen politischen Neuigkeiten sind nicht von großer Bedeutung. Zwischen General Whish und den Mooltanesern war kein weiterer Kampf vorgefallen, einige kleine Scharmutzel ausgenommen, die ohne wichteres Resultat blieben. Der Nachtheil, den General Whish durch den Abfall Shere Singh's erfuhr, hatte ihn gezwungen sich nur 6 bis 7 Meilen, und nicht wie früher bemerkt, 18 Meilen, von den Wällen Mooltan's zurückzuziehen. Aus guter Quelle wurde versichert, daß die Einverleibung des Punjab in die britischen Besitzungen von dem Indischen Gouvernement beschlossen sei und daß man bereits Maßregeln zu diesem Zweck getroffen habe. Lord Gongh soll mit 30,000 Mann im Felde sein, währeng 10,000 Mann von Bombay her die Linie des Indus besetzen werden. In der ersten Hälfte Dezember's will man die Operationen beginnen. Nach diesen Maßregeln glaubt man schließen zu können, daß das Gouvernement fast alle indischen Anführer, mit denen Lord Hardinge seiner Zeit Verträge schloß, bei den jüngsten Vorfällen vor Mooltan interessirt glaubt. Eine allgemeine Kriegserklärung dürfte daher nahe bevorstehen. Der Handel in Bombay ging noch nicht besonders. In der Einfuhr und der Ausfuhr war es gleich flau. In Calcutta war dagegen das Geschäft bedeutend besser. Aus China verlautete nichts von Bedeutung. An die Freunde der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Es wurde uns bei Anfang des laufenden Quartals mehrfach die Mittheilung gemacht, daß die Postexpedition zu Düren, sich weigere Abonnenten auf unser Blatt anzunehmen, oder wenigstens von der Bestellung abrathe, weil die Zeitung eingehen würde. Jetzt erhalten wir neuerdings Klage-Briefe, daß dortige Postbeamte, obschon durch die Gefälligkeit des hiesigen Ober-Postamts, uns gestattet worden ist, ausnahmsweise Abonnement für die letzte Hälfte des laufenden Abonnements zu 1 Thlr. anzunehmen, wieder keine Abonnenten annehmen wollen, die fraglichen Postbeamten sollen sich ebenfalls geäußert haben, unser Blatt werde eingehen oder suspendirt werden etc. Heute erhielten wir direkt eine Bestellung mit Geldsendung von dort. Wenn wir damals unterstellen konnten, daß das Benehmen der dortigen Postbeamten nicht böswillig sei, so liegt die Böswilligkeit nun offen und haben wir heute deshalb Klage erhoben, und zweifeln nicht, daß die Post dort nunmehr Bestellungen annehmen wird. Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: Aus Bielefeld eingegangen 20 Thlr — Neukirchen bei Hülchrath 4 Thlr. — Düren 2 Thlr 3 Sgr. — Frankfurt am Main 2 Thlr. — Gevelsberg 3 Thlr — Königswinter 1 Thlr — Dortmund 4 Thlr. — Bourscheid 1 Thlr. — Cochem 2 Thlr. J P B. 10 Sgr X X. X aus Hilchenbach 9 Thlr. — Von K der Weg zur Freiheit führt durch Blut 2 Thlr Also zusammen: 386 Thlr 18 Sgr. 48 Kreuzer Der Raum der Zeitung gestattet es nicht mehr die vielen Motto's mit aufzunehmen. Die Exp. d. N. Rhn. Ztg. Von der Expedition gestempelte Listen liegen zur Unterzeichnung offen bei: A. Steintraßer, Perlenpfuhl; Halin, Bör_ e; Hamspohn, Freischütz, Hochstraße; Ciser, beim Eingange während der Volksversammlungen; J. Obladen, Streitzeuggasse; Resource, Gesellschaft Sandkaul. Stollwerk, Schildergasse. Handelsnachrichten. _ Der Gerant: Korff. Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148. Köln, 21. November 1848, S. 0776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz148i_1848/4>, abgerufen am 29.04.2024.